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Kapitel 14

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Ganz so anstrengend und auf vollkommen unerotische Tätigkeiten beschränkt hatte Sophie sich diese Erziehungswochen nicht vorgestellt. Ihr Herr hatte seine ganz eigenen Vorstellungen, sie zu erniedrigen und in ihre Schranken zu verweisen. Nachdem sie seine Hemden und Shirts gebügelt hatte, unterzog er das Ergebnis einer Kontrolle und befand, sie solle alles feucht bedampfen und von vorne anfangen.

Sophie wäre ihm am liebsten ins Gesicht gesprungen. Drei Stunden hatte sie sich mit der Wäsche abgemüht, länger als sie jemals für sich selbst ununterbrochen gebügelt hatte. Es schien ihr, als hätte er extra die gesamte Bügelwäsche eines Monats für sie aufgespart und in seinem Schrank könne gar nichts mehr zum Anziehen sein, soviel war es. Und vor allem so aufwändig. Während ihre eigenen Blusen aus pflegeleichter Mikrofaser oder Viscose bestanden und einfach nur feucht aufgehängt werden mussten, um schön glatt zu werden, brauchte sie für jedes von Leos Hemden eine halbe Ewigkeit. Es waren schöne Hemden von guter Qualität, kein einziges mit angenähten Knöpfen am Ärmel, alle für Manschettenknöpfe ausgelegt. Der Mann war rundum ein Ästhet.

»Wütend?«, stellte ihr Herr angesichts ihres mürrischen Gesichts kurz angebunden fest. »Dem kann ich abhelfen. Fang von vorne an.«

Sophie gehorchte mit zusammengebissenen Zähnen. Sein penibles Prüfen jedes einzelnen Hemdes hatte sie nervös gemacht. Seine Miene war undurchschaubar und sie hatte die ganze Zeit über gehofft, sie würde sich aufhellen und Zufriedenheit zeigen. Doch das Gegenteil war der Fall. Ihrer Meinung nach war die Wäsche absolut faltenfrei, es handelte sich also um reine Schikane.

Gelangweilt sprühte sie einige Shirts und Hemden mit einer Sprühflasche ein und begann sie von neuem, zusätzlich mit viel Dampf, zu bügeln. Leo stand wie eine drohende Wand hinter ihr, hatte seinen Gürtel herausgezogen und klatschte ihn mehrfach auf ihren Po. Er verstand es zu züchtigen, von Null auf Hundert, ohne Vorwärmen, ohne Gnade.

Verdammt, wie sollte sie sich denn dabei konzentrieren? Je mürrischer ihr Gesicht war, desto härter ging er vor und ihr Körper reagierte darauf nicht mehr so, wie sie es gewohnt war. Keine Erregung, kein Verlangen. Sie begann allmählich diese Art der Züchtigung zu fürchten. Es kam aber auch vor, dass er sie einfach nur im Genick packte und mit der Nase bis zum Bügelbrett hinunter drückte, und sie verbal auf ihre Aufgaben hinwies. Seine Finger bohrten sich schmerzhaft fast bis in ihre Wirbelsäule und sie erschauerte in dem Bewusstsein, sich selbst in diese Abhängigkeit gebracht zu haben. Warum nur hatte sie beharrlich nach ihm gesucht?

Seufzend widmete Sophie sich wieder ihrer langweiligen Arbeit. Sie war für ihn nicht mehr oder weniger als eine Dienstmagd. Wenn sie damit fertig war, sollte sie kochen, saugen, das Bad schrubben. Was wohl Nadine gerade machte?

Sophie sah auf die Wanduhr, die im Bahnhofsuhrdesign an der Wand über dem Trockner hing. Elf Uhr vormittags. Wie viel lieber wäre sie jetzt in der Arbeit und würde sich über das Ergebnis der Wirtschaftsprüfung irgendeines Betriebes den Kopf zerbrechen, zwischendurch eine SMS an ihre Freundin schicken – was Nadine wohl glaubte, warum sie sich gar nicht meldete? Bestimmt war der Anrufbeantworter schon mit tausenden Fragen und wütenden Beschimpfungen vollgequasselt. Die nächste sich bietende Gelegenheit musste sie wahrnehmen, alles abhören und sich vor allem bei Nadine und melden. Es gab soviel zu erzählen und Leo konnte doch unmöglich vierundzwanzig Stunden lang hellwach sein und überwachen, was sie machte.

Verflixt und zugenäht! Ihre Schuld. Warum zum Teufel hatte sie sich nicht mit einem Stück Normalität begnügt? Dann säße sie jetzt nicht in der Tinte. Andere begnügten sich mit normalen Süchten wie Zigaretten, Kaffee, Süßigkeiten – aber bei ihr hatte es ja die Jagd nach sexueller Besonderheit sein müssen. Und nun? Keine Ahnung wie lange sie darauf warten musste, bis Leo ihr einmal erotische Aufmerksamkeit zuteil werden ließ.

Diese öde Tätigkeit raubte ihr jegliche Energie. Sophie gab sich einen Rück. Es war wohl besser, sich aufs Bügeln zu konzentrieren, bevor Leo wieder etwas auszusetzen fand, auch wenn sie es nicht nach vollziehbar war.

Diesmal war Leo zu ihrer Erleichterung zufrieden, als er nach eineinhalb Stunden nachschaute, wie weit Sophie mit der Bügelwäsche war. Was hatte sie anders gemacht? Sophie sah keinen Unterschied. Also reine Schikane. Oder wie Leo sagen würde: erzieherische Maßnahme. Dafür schmerzten jetzt ihre Hand, ihr Rücken, und Plattfüße hatte sie vom langen Stehen bestimmt auch. Ein schmerzender Po wäre ihr tausendmal lieber gewesen. Sie drehte sich nach links und nach rechts, vor und zurück, um ihr Kreuz wieder in Form zu bringen.

Leo gönnte seiner Sklavin keine Pause. »Ab in die Küche. Ich habe Hunger.«

Er sah ihr beim Kochen zu, ging ab und zu hinter ihr vorbei, strich dabei sanft mit der Hand über den Rücken oder Po, was Sophie völlig nervös machte, und gab ihr kleine Anweisungen zum Würzen der Speisen.

»Nicht zuviel Salz, mehr Pfeffer, mehr Oregano …«

So genau hatte sie es damit nie genommen.

»Übrigens, nach dem Essen werde ich ein Verdauungsnickerchen machen. Du darfst dich in dieser Zeit weiter in Geduld und Ergebenheit üben.«

»Ja, Herr.«

Das klang nicht gerade viel versprechend. Sophie fragte sich, wie das gehen sollte. Sie übte sich doch schon den ganzen Tag darin zu warten, Geduld zu zeigen, Fleiß und Ergebenheit, indem sie alles erledigte, was er ihr auftrug. Ihre Fantasien bestanden allerdings darin, vollkommen dominiert zu werden. Aber im erotischen Sinne, nicht mit Hausarbeit. Was Leo wohl für die nächsten Tage geplant hat? Würde sie ihn jemals wirklich aus tiefstem Herzen und absolut devot akzeptieren? Es würde entweder sehr schmerzhaft werden, dies herauszufinden, oder sehr langweilig, so wie an diesem Tag. Sophie gähnte herzhaft. Auf jeden Fall fiel es ihr von Stunde zu Stunde schwerer, seine Aufträge artig auszuführen. Es machte sie unzufrieden und zornig.

»So, das kann jetzt ein wenig vor sich hinköcheln«, stellte Leo nach einem kontrollierenden Blick in den Topf fest. »Deck den Esszimmertisch für sechs Personen.«

Sophie zog die Augenbrauen hoch. »Bekommen wir Besuch? Das Essen reicht aber nicht für …«

Sie verstummte unter Leos finsterem Blick. »Das weiß ich. Hinterfrag nicht alles, Sklavin! Dies ist ein Probelauf, denn wir werden häufiger Gäste haben, wenn auch nicht in deiner Lernphase.«

Ein bisschen Abwechslung und andere Personen um sie herum, wären auf jeden Fall spannend. Wie sein Bekannten- und Freundeskreis wohl aussah? Andererseits bestand die Frage, ob sie sich dazu etwas anziehen durfte. Und was, wenn es gar nicht seine Bekannten waren, die er einlud, sondern eine reine Männerrunde, die … Sophie schnappte nach Luft. Nein, er hatte unterschrieben, für ihr Wohl zu sorgen. Dazu gehörte nicht, sie mit anderen zu teilen. Besser, sie zähmte ihre Neugierde und wartete einfach ab, was er vorhatte. Zuviel Kopfkino würde sie nur verrückt machen. Und es war ja noch Zeit bis zur ersten Einladung, hatte er gesagt.

Leo zeigte ihr, wo alles zu finden war, dann begann sie zu decken. Sechs silberne Dekorteller, darauf jeweils einen flachen Teller, darauf einen kleineren Suppenteller, diverse Gläser für Wein und Wasser, sowie Silberbesteck für ein mehrgängiges Menü. Silberbesteck – Sophie hatte so etwas schon lange nicht mehr in der Hand gehalten. Ihre Oma hatte so etwas noch besessen. Aber irgendwie, fand sie, hatten die Speisen damit anders geschmeckt. Vielleicht war das aber auch nur Einbildung.

»Wie du siehst, ist das Tafelsilber ein wenig angelaufen. Denk dran, sobald du Zeit hast, es gründlich zu polieren«, wies Leo auf die dunklen Stellen hin. »Damit es blitz blank glänzt, wenn unsere Gäste zum Essen kommen.«

»Ja Herr«, seufzte Sophie. »Und wann wird das sein?«

Leo lächelte nachsichtig und gab ihr einen Klaps. »Du wirst es früh genug erfahren.«

»Das muss noch besser werden, die Gläser genau ausrichten, siehst du – so. Ebenso das Besteck.«

Nachdem er dies und das kritisiert und hin und her gerückt hatte, zeigte er Sophie, wie man die Serviette zu einem schönen Anblick formte.

Mittlerweile war das Essen fertig gegart. Leo setzte sich ans Kopfende und ließ sich von Sophie auftischen. Der Rest des Porzellans blieb ungenutzt, denn während er in Ruhe speiste, musste sie zu seiner linken Seite knien und wurde von ihm gefüttert.

»Kopf höher, Mund auf, achte auf deine Haltung, Schultern zurück …«

Obwohl ihr das Essen mit seiner Hilfe gut gelungen war, wollte es ihr nicht so recht schmecken. Ständig hatte er etwas zu bemängeln. Konnte sie ihm überhaupt etwas recht machen? Und fand er den Ausblick auf ihre Brüste überhaupt nicht aufregend?

Sophies Mut sank. Vom Dessert bekam sie nichts ab.

Endlich erteilte er ihr auch ein kleines Lob. »Hm, köstlich. Das hast du gut gemacht. Du gestattest, dass ich das selbst aufesse?«

Aber gewiss doch!, hätte Sophie am liebsten mit einer gehörigen Portion Sarkasmus erwidert, aber sie beschränkte sich darauf, das zu denken. Für ihre Linie war es jedenfalls besser, nicht dieser kaloriereichen Köstlichkeit zu verfallen.

Offensichtlich war Leo ein Freund der Mousse au Chocolat. Er leerte das Dessertschälchen unter vielen genießerischen Hmm’s alleine und würde vermutlich auch die anderen, die im Kühlschrank standen, selbst verputzen.

Bevor Leo sich zu einem Verdauungsschläfchen hinlegte, öffnete er die Tür zum Spielzimmer und Sophies Herz hüpfte in freudiger Erwartung, dass er sich dort drinnen zuerst noch mit ihr beschäftigen würde. Endlich eine Belohnung für all die Schufterei. Es war ihr mittlerweile vollkommen gleichgültig wie die aussah. Das Spielzimmer bot so viele Möglichkeiten. Ihr Vergnügen war auf jeden Fall gesichert.

Mit einer Geste forderte Leo sie auf, sich an das Andreaskreuz stellen und Sophie nahm freudig ihre Position ein. Endlich, sie hätte nichts dagegen, ordentlich ausgepeitscht zu werden. Hauptsache, Leo widmete sich ihrem Körper, irgendwie würde sie zu ihrer Befriedigung kommen.

Leo fesselte seine Sklavin sorgfältig mit Händen und Füßen an das Andreaskreuz. Er ließ sich Zeit und Sophies Nervosität nahm von Sekunde zu Sekunde auf unerträgliche Weise zu. Seine flüchtigen Berührungen fühlten sich wie Stromschläge auf ihrer Haut an, die in ein sinnliches Kribbeln übergingen und ihre Schamlippen benetzten. Als er ihr sogar den Keuschheitsgürtel auszog, entwich ihrem Mund ein sehnsüchtiges Keuchen. Sofort biss sie sich schuldbewusst auf die Lippen. Noch hatte Leo ihr nicht die Erlaubnis erteilt, geil zu sein.

Er tat so, als hätte er nichts gehört, schenkte ihr sogar ein Lächeln und fuhr mit einer überaus sinnlichen, zarten Bewegung ihre Lippen nach, beugte sich über ihr Gesicht und gab ihr einen langen, intensiven Kuss. Wie sollte sie aus diesem Mann schlau werden und sich korrekt verhalten, wenn er selbst ambivalent in seinem Verhalten war?

Er streichelte ihr zärtlich über die Brüste, fuhr ihre Rundungen nach, zupfte sanft an ihren Nippeln. Sophie schmolz unter seiner Nähe und erotischen Ausstrahlung dahin. Dies war die schönste Sache, dem Partner ausgeliefert zu sein. Sie seufzte leise und wäre bereit, all die Schikanen zu verzeihen, wenn …

Unvermittelt hörte er auf und ging aus dem Spielzimmer, ohne es zu schließen. Er kam nicht wieder zurück. Von ihrer Position aus konnte Sophie das Bett sehen und kochte vor Wut, als sie beobachtete, wie er es sich darin gemütlich machte. Wie gerne würde sie sich an ihn kuscheln, ihn riechen, seine Wärme auf ihrer Haut fühlen, ihm einfach nur ganz nah sein.

In der Hölle sollte er schmoren! Das konnte doch nicht wahr sein, dass er sie hier, in dieser Stellung zurückließ, ohne mit ihr zu spielen.

Sophie biss sich auf die Lippen, um nicht zu schreien und ihn mit sämtlichen Schimpfworten einzudecken, die ihr einfielen. Doch das war noch nicht alles. Je länger sie warten musste, bis er aufwachte und sie losband, desto heißer wurde sie. Als hätten seine Finger die sinnliche Berührung zurückgelassen, sehnte sich ihre Haut danach, mehr davon zu spüren. Im übrigen war so angenehm, wie ihre Scham von der Luft des Raumes umspielt wurde, ohne den Druck des Gürtels, ihre Lust geschürt von der gespreizt gehaltenen Position ihrer Schenkel.

Leo, dieser Schuft! Er wusste bestimmt, wie sehr sie sich nach ihm verzehrte. Er hatte Macht über sie, oh ja, und wenn sie es genau bedachte, war dies nicht genau das, was sie gewollt hatte? Sein Wille geschehe. Vielleicht bedurfte es ja dieser Vorbereitung mit der langweiligen Haushaltsarbeit, für die sie ihn verflucht hatte, damit sie jetzt, in dieser Situation, eine bisschen Dankbarkeit für jede liebevolle Geste, für jedes kleine Zugeständnis verspürte. Dankbar? Sie musste vollkommen von Sinnen sein! Oder doch? Ja, irgendwie, auch wenn das absurd war, war sie ihm dankbar, dass er sie schmachten ließ und unnachgiebig war. Es zeigte ja auch nur wieder in aller Deutlichkeit, wer hier der Herr im Hause war.

Sophies Augen fielen zu, ihr Kopf driftete in Träumereien ab und sank nach vorne. Mit geschlossenen Augen gab sie sich ganz der Vorstellung hin, Leo käme zurück, berühre sie überall. Alleine die Vorstellung machte sie heiß und sie stöhnte wohlig unter der sinnlichen Lust, als Finger zart über ihre Klitoris fuhren, darauf verweilten und …

Ein zorniges Knurren und riss sie aus ihren Gedanken.

»Habe ich dich erwischt?«

Sie benötigte einige Sekunden um zu realisieren, was passiert war. Sie hatte geträumt. Schön und lustvoll geträumt. Hatte sie dabei etwa laut gestöhnt?

Tatsache war, Leo hatte sein Bett verlassen, stand nun dicht vor ihr, hellwach und aufmerksam, die Dominanz in Person, und Sophie überlegte, es wäre klüger, vorerst nichts zu erwidern. Sie konnte ihm ohnehin nichts vormachen. Sein Blick auf ihren Schoß genügte, um ihr Begehren zu erkennen und dabei noch zu steigern. Sie wollte ihn. Nein, es musste nicht Er sein, irgendein Mann wäre ihr auch recht gewesen. Hauptsache er vögelte sie und stillte ihre Lust.

»Nun, ich werte dein Schweigen als Schuldbekenntnis. Lustvolle Träume sind verboten, das weißt du. Das Recht auf Lust musst du dir erst noch verdienen. Dann werde ich mal überlegen, womit ich dich am besten bestrafe.«

Seine Worte verkündeten Unheil, seine Miene war streng. Seine Stimme passte jedoch überhaupt nicht dazu. Sie war sanft, schmeichelnd, voller Gefühl. Sophie hätte schreien mögen. Seine Art ging ihr durch und durch, verwirrte sie auf eine Weise, die sie so noch nicht kannte und mit der sie nicht umzugehen verstand.

Herrgott noch mal, zehn Tage würden nicht genügen, sich ganz und gar auf diesen Mann einzulassen, so wie er es von ihr erwartete. Und was erwartete sie von sich?

Als sie hinter sich ein sirrendes Geräusch in der Luft vernahm, spannte sie unbewusst ihre Muskeln an. Mit wie viel Gleichgültigkeit hatte sie in der Vergangenheit die Entscheidungen ihrer Tops hingenommen, welches Spielzeug sie auswählten. Doch nun – Leo verstand es, ihre Nerven zu strapazieren. Bestimmt würde es sehr schmerzhaft werden und genau das brauchte sie jetzt. Eine intensive Ablenkung, etwas, was ihre Sinne bündelte. Trotzdem hätte sie gerne gewusst, mit was er sie züchtigen würde, bevor er loslegte. Würde es stechen oder brennen, würde der Rohrstock Striemen auf ihre Haut zeichnen oder bevorzugte er etwas großflächiges in der Art eines Teppichklopfers?

Der erste Streich auf ihrem Rücken war so zart, dass Sophie ihn fast nicht fühlte. War das überhaupt etwas gewesen, oder hatte sie nur der Luftzug einer Bewegung gestreift? Dann folgte ein weiterer Hieb, und noch einer, doch anstelle des erwarteten Schmerzes war es ein faszinierendes Kitzeln, das sich tiefer und tiefer fortsetzte, mal ihren Po traf, dann ihre Schenkel, mal innen, mal außen, wieder hinaufwanderte über ihre Arme, ihre Lenden penetrierte, dann wieder ihre Beine. Je länger es dauerte, desto kitzliger wurde sie dabei.

Sophie presste die Lippen zusammen. Sie wand sich in den Fesseln, versuchte das Lachen zu unterdrücken, das nach oben stieg, immer drängender wurde, bis sie es schließlich nicht mehr aushielt. Prustend öffnete sich ihr Mund, sie wimmerte, kicherte. Aber es wurde schlimmer. Leo verstand es wahrhaft, sie zu foltern. Schreiend vor Lachen riss sie an den Fesseln, versuchte hilflos auszuweichen, obwohl das sinnlos war.

Leo umrundete sie und sie bemerkte das Zucken seiner Mundwinkel, als könne er es sich kaum verkneifen, gemeinsam mit ihr zu lachen, von ihrer Hemmungslosigkeit angesteckt. Nun sah sie auch, was er für diese süße Folter verwendete. In einer Hand hielt er eine lange Pfauenfeder, in der anderen eine Peitsche aus langen weichen Lederbändern. Beides war überhaupt nicht geeignet, Sophie zu züchtigen, sondern kitzelte auf unterschiedliche, auf jeden Fall aber höllische Weise.

Ihre Brüste wurden das neue Ziel seiner Aufmerksamkeit. Die Pfauenfeder umrundete ihre Formen, neckte ihre Brustwarzen, streichelte von Sophies Kehle herab, zwischen ihren Brüsten bis zum Bauchnabel herunter und an den Seiten hinauf, nur um sich mit der Peitsche abzuwechseln und längere Zeit ihre Achselhöhlen zu ärgern.

»Ahh, haha, Aufhören«, keuchte Sophie atemlos. »Bitte, hören Sie auf, hihi, ich kann nicht mehr. Haha.«

»Besser so?«, fragte er.

Auf einmal tanzte eine richtige Peitsche über Sophies Rücken. Das Leder klatschte laut, aber nicht besonders fest.

»Ja, nein, iiiihh«, quietschte sie.

Es prickelte, zwickte und piekste in kleinen Nadelstichen auf ihrer sensibilisierten Haut. Wobei dies kaum besser war als das Kitzeln. Zwar musste sie nun nicht mehr lachen, aber auch nicht stöhnen – es war weder angenehm noch unangenehm, weder streichelnd noch schmerzhaft, sondern eher wie ein Jucken und Sophie hätte sich zu gerne überall gekratzt.

»Nicht gut?«, fragte Leo mit scheinheiligem breitem Grinsen.

»Doch, Herr, einwandfrei«, keuchte Sophie und verdrehte vor Qual die Augen.

Leo lachte. Er machte noch eine Weile weiter, widmete sich nun aber intensiver ihrem Schoß. Mit einer kleinen Peitsche klatschte er ihre Schamlippen, die davon noch mehr anschwollen. Würde er sie letztendlich nehmen?

Sophie wimmerte vor Enttäuschung auf, als Leo den Keuschheitsgürtel holte und ihn ihr kommentarlos anlegte.

»Oh Gott, bitte Herr, tun Sie mir das nicht an.«

Leo löste die Fesseln und nahm sie in seine Arme, drückte sie an sich. Sophie genoss zumindest diesen Augenblick, auch wenn sie sich nach mehr sehnte. Sein Herz klopfte kräftig und gleichmäßig in seiner Brust, sein Atem streifte ihre Schläfe und seine Umarmung hielt sie sicher. So hätte sie es noch länger ausgehalten. Auch das war neu für sie, diese stille, ruhige Nähe tat ihrem Inneren so gut.

Zum Abschluss gab er ihr einen Klaps auf den Po. »Genug, mach mir einen Kaffee.«

Sophie schaute bedauernd zu ihm auf. War das wirklich alles?

»Mehr musst du dir erst noch verdienen.«

Schon klar. Mit einem tiefen Seufzer gehorchte sie und ging hinüber zur Kaffeemaschine. Sie fühlte sich feucht und der Keuschheitsgürtel nervte. Zwar drückte er nicht, aber er presste sich gegen ihre Scham und sie hätte dort viel lieber Leos Hand gespürt. Hm, konnte es sein, dass sich ihre Bedürfnisse auf kleinere Wünsche reduzierten?

Dieser Mann spielte sie wie ein Musikinstrument, ihr das Vergnügen verwehrend, sie immer am Rande der Klippe haltend. Ein gewisses Maß an Erregung: ja. Ein intensives Spiel oder gar ein Orgasmus: nein. Nichts konnte Sophie zu diesem Zeitpunkt mehr anmachen, als die Verweigerung ihres Vergnügens. Sie kam weder mit ihrem Verstand, noch mit ihren Gefühlen dagegen an. Während sie wartete, bis der Kaffee durchgelaufen war, sah sie hinüber zur Empore, auf der das Bett stand. Eine Wohlfühloase mit vielen Kissen. Wie raffiniert er war. Ihr Herr ließ sie nicht zu sich in sein Bett und schon wollte sie nichts sehnlicher, als dicht an ihn gekuschelt darin zu schlafen.

Irgendwie verging der Rest des Tages. Leo testete seine Sklavin, ob sie noch die Befehle beherrschte, die er ihr beigebracht hatte, hieß sie niederknien und sich in gelangweilter Geduld üben, während er die Zeitung las, und schickte sie bald nach dem spät eingenommenen Abendessen zu Bett.

Sophie schwankte zwischen Frust und Wut. Hätte sie sich gleich zu Anfang devoter gegeben und nicht versucht, ihn zu hintergehen, würden die Tage vielleicht anders verlaufen. Ihr Körper befand sich in einem ständigen Auf und Ab, zwischen Endorphinen, Adrenalin und … Wut. Wut auf ihn, auf sich selbst, überhaupt auf alles. Ganz zur Ruhe kam er jedenfalls nie. Da war ihr vorheriger Zustand, bevor sie Leo kennengelernt hatte, direkt angenehm gewesen.

Wie konnte sie Leo möglichst schnell davon überzeugen, dass sie alles tun würde, wirklich alles, damit er ihr endlich seine erotische Seite zeigte und ausgiebig mit ihr spielte? Nein, nicht nur spielen. Sie wollte von ihm genommen werden, am liebsten in einer demütigenden Stellung, wieder und wieder, bis ihr die Luft ausging, bis ihr Schoß wund war von seinem Schaft, bis … bis ihre Lust ausgebrannt und das Feuer ihres Verlangens gelöscht war. Wenigstens eine Zeit lang.

Sophies Finger knüllten einen Bettzipfel zusammen, zerrten ihn unter ihr Kinn und sie schloss die Augen. Sie war müde, aber auch unglücklich und überreizt. Natürlich hatte sie sich das selbst zuzuschreiben. Ihre Freundin hatten sie gewarnt und versucht, sie von diesem Schritt abzuhalten. Nun war sie eine Gefangene und hatte überhaupt nichts mehr selbst zu entscheiden. Mist! So konnte sie auf gar keinen Fall schlafen.

Mit einem Ruck setzte Sophie sich wieder auf und knipste die Nachttischlampe an. Wie lange hatten sie nicht miteinander gesprochen? Sie musste jetzt unbedingt mit Nadine reden, sonst drehte sie durch.

Sophie schlug hastig die Bettdecke zurück und stand auf. Wie gut, dass ihr Herr keine Ahnung davon hatte, dass es außer einem privaten Handy auch noch ein Geschäftstelefon gegeben hatte. Zum Glück hatte er nicht ihre Jacke durchsucht oder verlangt, dass sie die Taschen von innen nach außen kehrte. Auch ihren Koffer hatte er nicht kontrolliert, aber was nicht war, konnte ja noch jederzeit geschehen. Deshalb hatte sie das Telefon woanders versteckt. Die Sache mit dem Keuschheitsgürtel hatte sie so sehr verschreckt, dass sie sich bislang nicht getraut hatte, ein weiteres Risiko einzugehen und es wieder hervor zu holen. Aber es bestand gar kein Risiko mehr. Leo schlief bestimmt schon tief und fest, in der Sicherheit, dass Sophies Möglichkeiten unartig zu sein, von ihm gen Null gesenkt worden waren.

Sie kniete sich neben dem Schrank auf den Boden und fingerte hinter der Rückwand nach dem Handy. Wer würde schon auf die Idee kommen, hinter den Schrank zu schauen. Er stand dicht an der Wand, nur von der Teppichleiste auf minimalen Abstand gehalten und diese schmale Lücke hatte genügt, um das schlanke Telefon dort zu verstecken.

Ihre Finger zitterten, als sie es einschaltete. Puh, noch genügend Saft auf dem Akku, welch ein Glück. Das war das nächste zu lösende Problem. Wie und wo konnte sie es unauffällig zum Aufladen an eine Steckdose hängen?

Ein blinkendes Symbol informierte Sophie darüber, dass inzwischen eine ganze Reihe Anrufe und SMS eingegangen und aufgezeichnet worden waren. Es juckte sie regelrecht in den Fingern, diese zu prüfen, aber zuerst musste sie mit Nadine reden, das war noch viel wichtiger.

Ein schnelles Scrollen durchs Telefonbuch, dann wartete sie gespannt auf die unverwechselbare Stimme ihrer Freundin. Verdammt! Nichts, Nadines Anrufbeantworter verkündete ihre Abwesenheit und forderte dazu auf, eine Nachricht zu hinterlassen. Sophie legte auf. Es hatte keinen Sinn, etwas auf Band zu sprechen, wenn sie nicht wusste, wann sie wieder Gelegenheit erhielt, einen Anruf entgegen zu nehmen. Sie musste ersatzweise jemand anderen anrufen, nur wen?

Sophie lief nervös im Zimmer auf und ab, schnippte mit den Fingern der anderen Hand in der Luft, horchte an der Tür. Ihr Herz klopfte vor Nervosität bis zum Hals hinauf. Leo durfte sie auf keinen Fall erwischen.

Alles war ruhig. Keine Schritte auf dem Flur.

Plötzlich klingelte ihr Handy und Sophie zuckte erschrocken zusammen. Es war ihr noch nie aufgefallen, dass der Klingelton so laut und penetrant war.

»Hallo?«

»Na endlich! Wo steckst du denn, wie geht’s dir? Hört man auch mal was von dir. Ich hab dich schon ein paar Mal angesimst.« Es tat so gut, Nadines Stimme zu hören.

»Es geht mir gut, aber ich kann nicht lange sprechen«, flüsterte Sophie, den Mund dicht an die Sprechmuschel gepresst. »Mein Herr hat mir das Telefonieren verboten.«

»Was? Ich kann dich kaum verstehen, du sprichst so leise.«

Sophie zögerte. Sollte sie ihrer Freundin wirklich alles erzählen? Dass Leo vielleicht gar nicht der Super-Dom war, für den ihn alle hielten. Nein, das würde vorerst ihr Geheimnis bleiben. Neidisch sollten alle auf sie sein und glauben, sie hätte das große Los gezogen. Noch wusste sie zu wenig, um das zu beurteilen.

»Oh Nadine, er ist sehr streng mit mir. Ein wirklicher Herr. Und soooo aufregend«, flunkerte sie.

»Wow, dann hast du ja endlich gefunden, was du gesucht hast.«

»Ja, zum Glück. Er ist die lebende Dominanz.«

»Du, das freut mich für dich. Erzähl, wie sieht er aus?«

»Gut, sehr gut. Groß, durchtrainiert …« War da ein Geräusch auf dem Flur? Sophies Nackenhaare stellten sich auf. »Ich – ich muss wieder Schluss machen.«

»Schon?«, Nadine klang enttäuscht. »Warte, du hast mir doch noch gar nichts erzählt!«

»Ein andermal«, keuchte Sophie nervös. »Ich wollte mich nur mal melden. Sag Laurin einen schönen Gruß und dass es mir gut geht, okay?« Sie legte schnell auf, bevor Nadine etwas antworten konnte.

Dann lehnte sie sich mit dem Rücken an die Innenseite der Zimmertür, horchte, aber da war nichts. Ihr Herz schlug bis zum Hals hinauf und sie bemühte sich, langsamer zu atmen, um sich zu beruhigen, denn vor lauter Nervosität schnaufte sie wie ein Walross. Schnell weg mit dem Telefon, bevor Leo plötzlich auf der Matte stand.

Dieses Verbot war wirklich gemein. Fast bereute sie es, so schnell aufgelegt zu haben. Bestimmt litt sie an Paranoia wegen Leo.

Andererseits, was hätte sie noch erzählen können. Dass Leo sie zu einem Keuschheitsgürtel verdammt hatte? Du lieber Himmel, niemals. Dass sie putzen, kochen, bügeln musste? Nadine würde ihr im besten Fall raten, sofort ihre Sachen zu packen, im schlimmsten Fall hämisch lachen, dass es Sophie recht geschah, einen solchen Reinfall zu erleben.

Sophie legte sich hin, kuschelte sich wieder unter ihre Bettdecke und löschte das Licht. Es musste etwas Wahres an den Gerüchten um Leo sein. Es musste einfach. Sie brauchte so dringend ein erotisches aufregendes Abenteuer. Sonst wäre alles umsonst. Ihre Finger tasteten nach dem goldenen Halsband. Jeden Morgen erinnerte sie es mit einem Blick in den Spiegel daran, wem sie gehörte. Nach wie vor fand sie es wunderschön. Es war etwas Besonderes. Normalerweise bekam man solche kostbaren Geschenke, wenn man sich schon länger kannte. Sophie seufzte.

Sie wollte nicht weinen, aber ihre Enttäuschung über den bisherigen Verlauf ihres Abenteuers war zu groß, um die Tränen aufzuhalten. Sie drehte sich auf den Bauch und schluchzte hemmungslos in ihr Kissen, das dabei nasser und nasser wurde. Was sollte sie nur tun? Sie hielt das nicht aus, sie konnte so nicht leben. Im Augenblick war es unmöglich, die Wohnung zu verlassen. Aber wenn ihr erster Arbeitstag kam, würde sie nicht mehr zurückkehren. Es würde schwer werden, Leo die Vollmachten zu entziehen. Bestimmt könnte sie ein paar Tage bei Nadine wohnen, bis sie eine neue Wohnung gefunden hatte. Ihre Tränen flossen immer heftiger.

Ach Scheiße, ich will, dass er mich lieb hat …

Als auf einmal ihre Decke zurückgezogen wurde und sie eine Hand auf ihrem Rücken spürte, schrie sie erschrocken auf. Vor lauter Schluchzen hatte sie nicht gehört, wie Leo hereingekommen war.

»Hey, schhhh, beruhige dich. Dreh dich um, komm her.«

Er setzte sich zur ihr auf die Matratze und als sie sich umgedreht hatte, nahm er sie in seine Arme. Sophie klammerte sich an ihn. Statt sich zu beruhigen, weinte sie nun noch hemmungsloser, als müsse sie mehr loswerden, als nur den momentanen Frust.

»Schhhhh, ist ja gut«, murmelte Leo und streichelte ihr mit einer Hand sanft über Kopf und Rücken.

»Ihr – ihr Hemd wird ganz nass«, brachte Sophie mühsam hervor und schluchzte Sophie. Ihr Zittern war unkontrollierbar. Ihr ganzer Körper schien sich zu verselbständigen und zu beben.

»Das macht nichts. Aber du musst dich beruhigen, nicht in dein was-auch-immer-Problem hinein steigern.«

Er wiegte sie sanft wie ein Kind und summte leise, und tatsächlich beruhigte sich Sophie allmählich. Ihre Nase war zugeschwollen und sie schniefte.

»Komm, wir gehen ins Wohnzimmer und reden mal miteinander.«

Leo öffnete seine Umarmung, stand auf, streckte ihr die Hand entgegen und Sophie ergriff sie, ließ sich von ihm hochziehen. Er legte einen Arm um ihre Schulter und schob sie vorwärts, den Flur hinunter in den Wohnraum, bis zu einem der Sessel. Er reichte ihr eine Decke, und Sophie kuschelte sich fröstelnd hinein.

Reden? Worüber denn? Angestellt hatte sie nichts, was es zu bereden gäbe und es war fern ihrer Vorstellung, mit ihm über den Grund ihrer Traurigkeit zu reden. Er würde es ihr ja doch nur wieder als einen Teil ihrer egoistischen Wünsche auslegen.

»Hier, putz dir erstmal die Nase.«

Leos Stimme klang fürsorglich und besorgt. War ihm ihr Kummer vielleicht wirklich nicht gleichgültig? Er reichte Sophie Taschentücher, ging zum Kühlschrank und kehrte mit einem Glas Orangensaft für sie zurück.

»Hier trink und beruhige dich.«

»Danke«, murmelte sie, und wagte nicht, ihm in die Augen zu schauen. Ihr Frösteln hatte nachgelassen. Dennoch behielt sie die Decke dicht um sich geschlagen. Es fühlte sich einfach angenehm an und sie wollte sich ihm nicht nackt präsentieren.

Ihr Herr zog sich den anderen Sessel näher, setzte sich ihr gegenüber, schlug die Beine übereinander.

»Wenn du ein Problem mit der aktuellen Situation hast, mit mir, mit dir selbst, oder was auch immer dich bedrückt, so möchte ich, dass du mir das sagst. Du kannst mit mir über alles reden und ich werde dich niemals dafür strafen. Was ich aber auf gar keinen Fall will, ist eine Sklavin, die sich heimlich die Augen ausheult. Okay?«

Sophie nickte. Sie zerknüllte das feuchte Taschentuch zwischen ihren Fingern.

»Leg bitte das Taschentuch weg und nimm dir ein neues«, bat Leo freundlich. »Wir müssen nicht sparen.«

Sie gehorchte und putzte sich umständlich die Nase.

»Also? Ich höre.«

Es gab ein halbes Dutzend Gründe, die sie ihm aber eigentlich nicht auf die Nase binden wollte. Bisher hatte sie sich selbst stets als stark und unzerbrechlich eingestuft, egal ob es geschäftliche Probleme gab oder private. Sie brauchte keinen seelischen Mülleimer um klar zu kommen. Außer jetzt. Jetzt war alles anders und sie hatte noch nicht ihr mentales Gleichgewicht für diese neue Lebenslage gefunden. Es gab nur einen Grund, den sie ihm getrost nennen konnte. Den augenscheinlichsten.

»Es ist nur wegen des blöden Keuschheitsgürtels «, schniefte Sophie. »Ich – es, ähm, es ist so demütigend. Ich weiß, meine Schuld und ich muss es hinnehmen, aber wenn ich so alleine im Bett liege … Na ja, es fällt mir nicht leicht, das zu akzeptieren.«

Jetzt hatte sie ihm doch fast mehr verraten, als sie wollte.

Leo nickte fast unmerklich. Seine Miene war neutral und verriet nicht, welche Meinung er dazu hatte. »Weiter.«

Sophie schwieg und starrte auf Leos übereinander geschlagene Beine. Seine Haltung drückte eine gewisse Eleganz aus, sogar in der schlichten Freizheithose aus schwarzem glänzendem Stoff. Genügte denn ihre Antwort nicht? Wenn sie noch mehr erzählte, würde es darin ausufern, ihm ihr Herz auszuschütten. Es war schwer, sich seinem geradezu mystischen Druck zu entziehen. Aber dies ging ihn nichts an. Was sie tief in ihrem Inneren bewegte, würde sie allenfalls Nadine erzählen. Wenn überhaupt.

Eine Zeitlang hatte Sophie Bücher zum Thema »Wie werde ich erfolgreich?« oder »Wie manipuliere ich richtig?« gelesen. Zwar war ihr Job nur bedingt geeignet, auf der Karriereleiter nach oben zu steigen, aber wenn – dann brauchte es dazu die richtige Strategie. Sie war überrascht gewesen, mit welchen einfachen Mechanismen sich das Blatt in der einen oder anderen Situation wenden ließ. Nur an Leo würde sie sich die Zähne ausbeißen, das fühlte sie instinktiv, ohne es bisher aktiv ausprobiert zu haben. Sie brauchte ihm nur in die Augen zu sehen und bekam schon weiche Knie. Wie sollte sie ihn dann ihrerseits um den Finger wickeln? Sie wusste ja nicht einmal, ob ihn ihre Tränen berührt hatten oder ob er schlicht nur wissen wollte, was mit ihr los war.

Leo gab ein tiefes Seufzen von sich, das so gar nicht nach dominantem Herrn klang, und Sophie sah verblüfft auf.

»Wieso vertraust du mir nicht, Sophie?«

Sie schluckte. »Aber, aber – ich vertraue Ihnen d-d-doch, Herr«, stotterte sie. Sein Blick wirkte dermaßen gekränkt, als hätte sie ein Kapitalverbrechen begangen. Sofort regten sich Schuldgefühle, weil sie telefoniert hatte. Aber das wusste er doch gar nicht. War er in der Lage solches Fehlverhalten aus ihr herauszukitzeln, weil er eine Ahnung hatte? Oder lenkte ihr Unterbewusstsein ihre Gesten, ihre Haltung auf eine Weise, die Schuldbewusstsein signalisiert, ohne dass ihr dies klar war?

Sophies Lippen bebten. »Was ist Herr?«

»Wenn du mir vertraust, warum erzählst du mir dann nicht offen heraus, was dich bedrückt? Es geht nicht um den Keuschheitsgürtel. Nicht nur.«

Am liebsten hätte Sophie sich vor ihm niedergekniet und gewimmert. Ja, Herr. Ja, Sie haben recht. Ich bin eine notorische Lügnerin, immer zu meinen Gunsten, bitte verzeihen Sie mir. Aber sie war starr vor Anspannung.

»Du bist nicht der Typ Frau, der wegen Nichtigkeiten in Tränen ausbricht.«

Als Nichtigkeit würde sie den Keuschheitsgürtel nicht gerade bezeichnen. Das war gemein von ihm, so darüber zu denken. Die Wut über seine Meinung trieb ihr erneut Tränen in die Augen. Aber sie würde nicht wieder weinen. Es war demütigender als alles andere, sich so weich und verletzlich zu zeigen. Sophie schluckte.

»Lass mich raten, Sklavin. Deine Verzweiflung hat etwas damit zu tun, dass du heute sehr erregt warst, ich dir aber wieder keinen Orgasmus gegönnt habe?«

Sophie schaffte es nicht, dem inneren Druck standzuhalten und brach erneut in Tränen aus.

Leo änderte seine Sitzposition, grätschte ein wenig seine Beine und deutete auf den Boden dazwischen. »Komm zu mir, Sophie.«

Seine Stimme klang sanft und Vertrauen erweckend. Sophie gehorchte. Sie schälte sich aus der Decke und kniete sich mit gesenktem Kopf vor ihn.

»Ich bin zufrieden mit dir, Sklavin. Du warst heute sehr artig und du lernst schnell. Ich weiß, es ist alles noch neu für dich und vermutlich nicht ganz so, wie du dir das vorgestellt hast. Aber du wirst dich schnell daran gewöhnen, und wenn du weiter brav bist, gibt es auch Belohnungen. Wir werden oft und intensiv unseren Spaß im Spielzimmer haben«, versprach Leo. Er beugte sich vor und streichelte ihre Wange. Sophie drückte sich leicht dagegen. Es fühlte sich gut an. »Du musst dich fallen lassen, du musst mir vertrauen. Dann wirst du ruhiger und dich besser fühlen. Glaub mir, ich weiß, was gut für dich ist. Es liegt ganz bei dir, wie lange dieser Prozess andauert und wie unangenehm er ist«, mahnte er sie sanft.

»Hmmm«, wimmerte Sophie und kämpfte gegen ihre Tränen an.

Leo gab ein leises Knurren von sich.

»Warst du jemals wirklich verliebt? Mit Schmetterlingen im Bauch, schlaflosen Nächten, dem Gefühl, du hältst es keine Minute ohne den Mann deines Herzens aus?«

Was bezweckte er mit dieser poetischen Frage?

»Nun ja, ähm, weiß nicht, wahrscheinlich nicht wirklich«, wich sie ihm ratlos aus.

»Und warum warst du dann solange mit Alex zusammen?«

Sophie schnappte nach Luft. Leo hatte seine Nachforschungen offenbar gründlich betrieben. Er schien alles über sie zu wissen, während sie über ihn ganz wenig wusste. Er kannte sogar den Namen ihres Ex-Freundes.

»Na ja, am Anfang fand ich ihn ganz süß, er hat sich richtig Mühe gegeben, damit ich seine Freundin werde.«

»Aha. Süß.« Leo äffte sie mit verächtlichem Unterton nach.

Sophie zuckte mit den Schultern. »Ähm, ist vielleicht nicht die richtige Wortwahl. Ich fand ihn tatsächlich ganz nett, es hat mir gefallen, wie er mir hinterher gelaufen ist. Aber …«

»Aber?«

»Er war langweilig. Der Sex mit ihm war zum Einschlafen.«

Leo schaute sie an, dann lachte er lauthals. »Das kann ich mir gut vorstellen. Für dich ist doch alles langweilig, was nicht die Action eines Raketenabschusses hat.«

»So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, murmelte sie verlegen. »Den heutigen Nachmittag fand ich schon recht spannend.«

»So so, spannend.« Sein Blick ruhte wohlwollend auf ihr. »Bevor ich dich wieder ins Bett schicke, darfst du dir etwas wünschen. Aber wäge ab, ob es realistisch ist, es zu bekommen.«

Sophie starrte ihn an. Seiner Meinung nach hatte sie sich also eine Belohnung verdient? Wenn er wüsste, wie unartig sie kurz zuvor gewesen war. Realistisch sollte ihre Wunsch sein. Den Keuschheitsgürtel würde er ihr nicht abnehmen, soviel stand fest, und eine erotische Züchtigung würde sie erregen, war ohne abschließenden Höhepunkt aber nur die Hälfte wert. Eine plötzliche Sehnsucht überfiel sie.

»Einen Kuss«, flüsterte sie. »Bitte küssen Sie mich, Herr.«

Leos erwartungsvolle Miene entspannte sich. Er lächelte zufrieden, beugte sich zu ihr herab und Sophie streckte sich ihm entgegen. Der Kuss auf ihre Lippen war nur gehaucht, ganz zart, ohne Druck, ohne Forderung, und sie befürchtete enttäuscht, dies wäre alles gewesen. Da nahm er auf einmal ihr Gesicht in seine Hände und ergriff Besitz von ihrem Mund, tanzte mit seiner Zungenspitze auf der ihren.

Sophie hing hilflos zwischen den Beinen ihres Herrn, klammerte sich an seinen Knien fest, als sich die Welt um sie zu drehen begann. Leos Kuss war eine wunderschöne Liebkosung, ein Beweis seiner tiefen Zuneigung und zugleich eine angenehme Form der Eroberung. In ihrem Kopf war ein Durcheinander, als wäre ein Wirbelsturm hindurchgefegt. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, doch das war keineswegs erschreckend.

Sophie war außer Atem, als Leo sie langsam losließ.

»Danke, Herr«, japste sie.

Sophie genoss für einen kurzen Augenblick die Wärme seines Lächelns. Auch der Blick in seine blauen Augen war so anders als sonst. Sie verlor sich darin wie in einem tiefen See. Ihr Herz fühlte sich dabei so schwer an und in ihrem Bauch grummelte es eigenartig. Mehr … Aber sie hatte es sich nicht verdient, das wusste sie besser als er und sie schämte sich ein wenig für ihre Unvollkommenheit.

»Gern geschehen.« Leo verwuschelte ihre Haare. »Meinst du, du kannst jetzt schlafen?«

Sophie nickte. »Ja, Herr, ich glaube schon.« Dabei wäre sie lieber noch länger hier bei ihm geblieben. Aber sie würde es nicht länger aushalten, ihn zu hintergehen. In den nächsten Tagen musste sie sich unbedingt mehr anstrengen. Sie würde ihm alles recht machen.

»Dann geh jetzt. Schlaf gut.«

Dein, Sein, Mein

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