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Kapitel 9 - David

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Ich war an meinem Lieblingsort. Die Klippen reichten hier tief hinunter, unter mir rauschte das dunkle Meer.

An Tagen wie heute, wo die Sonne auf das dunkle Nass strahlte, offenbarte das Meer all seine Facetten. Von tiefem Mitternachtsblau, strahlendem Türkis, dunklem Seegrün bis hin zu den silbernen Wellenkämmen.

Es war ein farbliches Lichtschauspiel. Ich war begeistert, die Farben, das Meer belebten mich.

Da spürte ich aus dem Wald jemanden näherkommen.

Ich konnte die Auren anderer Wächter des Lichts auf sehr weite Entfernungen spüren.

Tausend Meter waren leicht. Doch da wir auch ziemlich schnell waren, blieb mir nicht viel Zeit.

Es war Chris, der kam, also blieb ich entspannt am Klippenrand sitzen.

Sekunden später war er neben mir und setzte sich.

Ich blickte kurz zu ihm, doch Chris hatte die Augen bereits geschlossen. Lauschte.

Also wandte auch ich mich wieder den Wellen zu, beobachtet die kleinen und die großen Wogen der See, staunte wieder über das Farbenspiel des Meeres.

Von dunklem Marineblau, kurzen, dunkelgrauen Streifen, zu klarem Wasserblau, je nachdem wie die Sonne damit spielte.

Ich war mir sicher, dass ich nie aufhören würde über Farben zu staunen, sie zu bewundern.

Es gehörte zu mir wie Atmen.

Es gehörte zu uns allen, darin ähnelten wir uns. Das war es, was wir gemeinsam hatten.

Irgendwann atmete Chris tief ein und wandte sich mir zu.

„Was war das heute?“, fragte er mich, so nüchtern als würden wir über eine Kostenrechnung sprechen.

„Was meinst du?“, stellte ich die Gegenfrage.

„Ach komm schon, David. Du weißt genau, wovon ich spreche!“, meinte Chris und boxte mir spielerisch in die Seite.

Ich wich zurück und musste lachen.

„Als hättest du dich nicht schon oft genug mit Frauen getroffen.“, stellte ich fest.

„Also erstens treffe ich mich nicht mit Menschen, schließlich nehmen sie uns kaum wahr. Sondern ich treffe mich mit unseresgleichen. Aber das ist nicht der Punkt.“

„Was ist dann der Punkt?“, fragte ich lächelnd.

Das Treffen mit Mayrose hatte mich belebt. Ich war immer noch ganz aufgeregt.

Deshalb machte es mir Spaß Chris zu necken.

„Du machst so etwas nie.“, stellte er fest.

Ich verdrehte die Augen.

„Nein, hör mir zu. Seit ich dich kenne, und das sind jetzt weit über zehn Jahre, bist du noch nie jemandem auf diese Weise begegnet. Das Engste, was es gibt, ist deine Beziehung zu Kiki.

Und auch da hast du dich nie wirklich darauf eingelassen. Auch wenn Kiki es dir schon einmal angeboten hat.“

„Woher weißt du das?“, fragte ich verwundert und etwas verärgert und beschämt.

Das ging Chris nun wirklich nichts an.

„Kiki redet auch manchmal mit mir.“, stellte Chris fest.

Kurz schwiegen wir, ich blickte wieder zum Meer.

„Wer ist sie?“, fragte Chris leise, vielleicht waren die Worte auch mehr an sich selbst gewandt.

Ich konnte es nicht einschätzen.

„Ich weiß es nicht. Aber sie ist unglaublich. Hast du ihre Aura gesehen?“, das war natürlich eine rhetorische Frage, schließlich hatte Chris genau wie ich die Fähigkeit alle Auren zu sehen.

„Ja, beeindruckend. Es wäre interessant zu wissen, wer von uns ihr dieses Licht gegeben hat. Ich tippe auf einen Mächtigen. Vielleicht sogar einer der Ältesten. Was meinst du?“, fragte Chris.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Sie hat mich im Park gesehen.“

Chris schwieg, blickte mich starr an. Im ersten Moment dachte ich, er hätte mich nicht verstanden, doch dann spürte ich sein Erstaunen, sah es in seinem verblüfften Gesichtsausdruck.

„Sie hat dich gesehen?“

Ich nickte lebhaft, war immer noch erstaunt und aufgeregt deswegen.

Wenn man es sein Leben lang gewöhnt war, nicht gesehen zu werden, dann ist man völlig überrascht, wenn jemand einen zwei Sekunden lang anstarrt.

„Und weißt du, was das Erste war, was sie gesagt hat?“

Chris blickte immer noch erstaunt zu mir.

„Sie meinte ich sei hell.“

Jetzt biss sich Chris kurz nervös auf die Lippe. Ich spürte neben seiner Verwunderung noch etwas anderes. Vielleicht Sorge, Angst, Unruhe.

„Mach dir keine Gedanken.“, meinte ich und sprang auf.

Chris nickte nur und meinte er bliebe noch ein bisschen.

Kurz bevor ich zwischen den Bäumen verschwand, rief er mich noch einmal.

„Wirst du sie wiedersehen?“, sein Blick aus tiefblauen Augen fesselte mich.

Plötzlich wusste ich, dass etwas ganz und gar nicht richtig war.

Ich spürte, dass es gefährlich war. Ich atmete tief aus, blickte ernst zu Chris.

„Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch eine Wahl habe.“

Chris nickte wissend.

Ich wandte mich um und verschwand zwischen den schützenden Bäumen, die mich in das sanfte, beruhigende Licht ihrer Auren aufnahmen.

Plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, ob ich Mayrose anrufen sollte.

Licht

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