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Kapitel 10 - Mayrose

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„Hey, Mayrose, was ist denn heute los?“, rief Josefin mir zu, lächelte freundlich, um die Härte ihrer Stimme abzumildern.

Ich hatte den Korb schon wieder nicht getroffen. Das passierte mir sonst selten.

Ich spielte in einer Freizeitgruppe Basketball.

„Geht es dir nicht gut?“, fragte Josefin und kam auf mich zugelaufen.

In der Halle war es kühl, während draußen die Nachmittagssonne durch die Fenster strahlte.

„Mmh, ist wohl heute nicht mein Tag.“, meinte ich nur.

Wir spielten noch zwanzig Minuten und gingen danach in die Umkleide.

Nach dem Duschen piepste mein Smartphone und ich zog es aufgeregt aus meiner Tasche.

Es war eine Nachricht von Sally. Sie wollte wissen, wo ich blieb.

Scheinbar wartete sie bereits draußen am Parkplatz.

Ich beeilte mich beim Umziehen und war in wenigen Minuten an meinem Auto.

Es war ein kleines, blaues Gefährt, schon etwas in die Jahre gekommen. Aber für mich reichte es völlig aus.

Sally stand schon ungeduldig bereit um einzusteigen.

Warten gehörte nicht zu ihren Stärken.

„Na endlich, was habt ihr denn so lange gebraucht. Ich stehe hier schon Stunden.“, meinte Sally, sprang sofort auf den Beifahrersitz.

„Ich freue mich auch dich zu sehen.“, meinte ich grinsend.

Sally lachte und streckte mir dann ihre Zunge heraus.

Sie hatte sich heute passend zu ihrer nervösen Stimmung eine enge Jeans und ein Langarmshirt, welches mehr an eine Patchwork Decke erinnerte, angezogen.

Das Top strahlte so viel Unruhe durch die wilden Farben, Formen und Muster aus, dass Sallys Stimmung damit nur unterstrichen werden konnte.

„Na, alles klar bei dir?“, fragte ich, während ich vom Parkplatz fuhr.

Sally zappte durch die Lieder meiner CD.

Ich wusste, dass ihr kein Lied davon gefallen würde.

Zu tiefsinnig hatte sie meinen Musikgeschmack einmal beschrieben.

Sie nickte als Antwort auf meine Frage und ihre braunen, heute gelockten Haare fielen über ihre Schulter.

Sie hatte einige rötliche Strähnen im Haar, passend zu den kirschroten Lippen.

„War heute etwas stressig. Ich musste noch diese Arbeit abgeben und war spät dran.“, erklärte Sally, strahlte mich an.

„Welche Arbeit?“

„Für meinen Mathematikkurs. Wenn ich jetzt anfange dir den Kontext zu erklären, dann schläfst du mir am Steuer ein.“

Das bezweifelte ich zwar, aber ich beließ es dabei. Sally hatte in dem Sinne Recht, dass ich mich mit ihren Kursen nicht auskannte.

Sie studierte Mathematik.

„Und bei dir?“, fragte Sally, lehnte sich im Sitz zurück.

Anscheinend hatte sie es aufgegeben ein Lied zu finden, das ihr gefiel.

„Alles ok! Wo wollen wir hin?“, fragte ich sie, als wir in Richtung Innenstadt bogen.

„Park einfach hier und wir gehen in die Stadt. Da finden wir schon etwas.“

Ich nickte und parkte bei der nächsten Möglichkeit.

„Aber nicht, dass du jetzt auf die Idee kommst, shoppen zu gehen. Ich brauche erstmal einen Kaffee.“, meinte ich.

Sally grinste nur.

„Ich habe letztens ein tolles Kleid gesehen, in diesem Laden gleich die Straße runter.“, meinte sie, um mich zu ärgern.

Ich verdrehte nur die Augen, nahm ihre Hand und zog sie zielstrebig zu meinen Lieblingscafé.

„Danach kannst du mir das Kleid zeigen.“

Wir passierten die breite Einkaufspassage mit zahlreichen Geschäften und bogen in eine kleinere Straße ab.

Hier gab es nach einigen Metern einen kleinen Innenhof zwischen den hohen Häusern, mit einem Brunnen und mehreren niedlichen Beeten.

An einer Hausecke war ein Café mit dem besten, selbstgemachten Kuchen und traumhaftem, italienischen Kaffee.

Sally verdrehte die Augen, als ich mich draußen an ein kleines Tischchen setzte.

„Du solltest echt mal was Neues ausprobieren. Ich war letztens erst mit ein paar Kommilitonen in einem süßen Café im Park hinten. Dort gibt es ziemlich tolle vegetarische und vegane Speisen. Der Laden ist ziemlich angesagt im Moment.“, meinte Sally.

Ich zuckte nur mit den Achseln.

„Mir gefällt es hier.“

Sally lachte und winkte die Kellnerin zu uns.

„Wir nehmen einen Cappuccino, einen Moccachino und einmal den Erdbeerkuchen.“, meinte sie, grinste mir zu.

Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.

„Ich weiß doch, was meine Süße will.“, neckte sie mich.

„Du profitierst auch davon. Schließlich isst du mir immer den halben Kuchen weg.“

„Da hast du Recht. Aber ernsthaft, Rose. Du solltest es mal probieren. Neu ist nicht immer schlecht.“

„Und was war letztes Wochenende mit diesem neuen Typen.“, ich betonte das neu besonders und grinste breit.

Sally blieb unberührt, auch wenn ich wusste, dass es sie nicht ganz kalt ließ.

Sie hatte zum Essen mit einigen Freunden einen Neuen mitgebracht.

Er hatte seine gespiegelte Sonnenbrille den ganzen Abend nicht abgenommen. Und als er jedes Mädchen am Tisch mit ´Babe` angeredet hatte, konnte ich ihn einfach nicht mehr ernst nehmen.

„Du triffst dich aber doch nicht mehr mit ihm?“, fragte ich, gespielt entsetzt.

Sally lachte.

„Um Gottes Willen nein!“, stieg sie auf meinen Ton ein.

Aber damit hatte ich sie abgelenkt und sie begann von einem neuen Jungen in ihrem Mathekurs zu erzählen.

Nachdem wir uns den Kuchen geteilt hatten, gingen wir noch ein bisschen bummeln und Sally kaufte sich das Kleid, von dem sie geschwärmt hatte.

Ich kam erst spät nach Hause, nachdem ich Sally im Wohnheim vorbeigefahren hatte.

Als die Tür zu meiner Wohnung hinter mir zufiel, sackte ich einfach am Boden zusammen.

Die Wohnung lag kalt und leer vor mir.

Selbst meiner besten Freundin Sally konnte ich nicht erzählen, wie einsam ich mich fühlte.

Mich schon immer gefühlt hatte.

Das Treffen mit David hatte dieses Gefühl nur verstärkt.

Es hatte nichts damit zu tun, dass ich keine Freunde hatte, keine Familie, die ich liebte.

Es hatte nichts mit den anderen zu tun.

Es lag an mir.

Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht dazu passte.

Alles, was andere bewegte, andere antrieb, andere zur Verzweiflung brachte, konnte ich nachvollziehen. Aber es berührte mich nicht.

Vielleicht hatte ich einfach noch nicht das gefunden, was mich antrieb. Ich hoffte es so sehr.

Während ich so an der Tür lehnte, wurde es nun vollständig dunkel vor den Fenstern.

Seufzend stand ich auf, auch wenn ich nicht wusste, was ich machen sollte.

Da klingelte mein Smartphone.

Mein Herz setzte für einen Moment aus.

Licht

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