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Kapitel 5 - David

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„Was machst du denn hier? Ich dachte du hättest heute frei?“, fragte Chris, als er aus dem Raum kam.

„Habe ich auch…“, stellte ich fest.

„Und du hast nichts Besseres zu tun, als trotzdem hier zu sein? Das nenne ich mal Arbeitsmotivation.“

„Bist du fertig?“, fragte ich ihn mit einem Blick durch das Fenster in den Raum hinein.

Chris nickte etwas bedrückt.

„Du hast nicht für alle etwas?“, fragte ich ihn, nicht kritisch, sondern traurig.

„Du weißt wie das ist. Manchmal geht es nicht anders. Dann ist das Gefühl nicht da und du musst warten. Ich werde in den nächsten Tagen noch einmal wiederkommen. Vielleicht klappt es dann.“

„Außer bei dem Kleinen.“, meinte ich, blickte auf ein kleines Kind, welches sogar ein bisschen größer als die meisten war.

Und doch ging es ihm noch viel schlechter, als den anderen.

„Du spürst es sogar von hier?“, stellte Chris verwundert fest.

Ich nickte bedrückt.

Die Zeit des Kleinen war abgelaufen. Es machte mich traurig.

Schnell schlüpfte ich durch die Tür in den warmen Raum.

Ich ging sofort zu dem Jungen. Er hatte die Augen schon offen, nicht wie manch andere Frühchen.

Die blauen Augen durchbohrten mich, als wüsste der Kleine genau wer ich war.

Er war in einer dieser Kuppeln, die nur eine winzige Öffnung für die Eltern haben, damit sie die Hand ihres Kindes halten können.

So wie alle hier.

Vorsichtig beugte ich mich über ihn, blickte durch das Glas zu ihm und zeigte ihm meine Hand.

An den Fingerspitzen leuchtete ein kleines, winziges, blaues Licht, kaum sichtbar. Doch der Junge war ganz fasziniert davon.

Manchmal glaubte ich, dass die Babys die Lichter sahen, weil sie noch rein und unvoreingenommen waren.

Sie glaubten das, was ihre Sinne ihnen zeigten.

Je älter wir wurden, desto weniger konnten wir die fantastischen Dinge, welche um uns herum passierten, glauben. Weil es nicht in das Weltbild passte.

Ich kniete mich auf den Boden und griff mit der Hand durch die kleine Öffnung um ihn zu berühren.

Der Kleine war ganz verzückt, als ich ihn in das blaue Licht hüllte. Und als es an ihm haften blieb. Eisblau, kalt glitzernd.

Als ich den Raum verließ, blickte Chris mich an. Ich konnte seinen Blick nicht deuten.

„Meinst du es wird ihm helfen?“, fragte er dann.

„Zumindest geht er dann nicht von dieser Welt, ohne ein einziges Mal geleuchtet zu haben.“, erklärte ich sanft.

Chris nickte und lächelte mir zu.

Dann gingen wir.

Der Fahrstuhl hielt im zweiten Stock und plötzlich war sie wieder da. Ich konnte ihre Wärme wieder spüren und es tat so gut.

„Na, schon fertig?“, fragte ich sie und lächelte.

Sie lächelte begeistert, als sie mich im Aufzug stehen sah und stieg dann dazu.

Ihre Aura erfüllte den Raum und ich blickte kurz zu Chris.

Er wirkte weniger beeindruckt als ich. Doch ich wusste, dass er seine Gefühle sehr gut verbergen konnte.

„Die beiden waren so müde, dass ich sie schlafen lassen wollte.“, erklärte Mayrose.

Sie blickte verstohlen zu Chris, als sie sich neben uns in den Fahrstuhl stellte und die Tür sich schloss.

„Tut mir leid. Wie unhöflich von mir. Das ist Chris.“, stellte ich ihn vor.

Chris lächelte charmant und reichte ihr seine Hand.

Bei der Berührung spannten sich seine Nackenmuskeln leicht an.

„Ist das dein Bruder?“, fragte Mayrose und betrachtete Chris eingehend.

Ich wusste nicht, wie sie darauf kam, denn Chris sah mir überhaupt nicht ähnlich.

Nicht nur, weil seine Haare dunkelbraun waren, sondern auch seine Augen war noch von einem aufregenden Blau, fast strahlend.

Ich beneidete ihn ein bisschen darum. Sie waren so schön.

Ich vermutete, dass Chris, weil er so begeistert bunte Auren vergab, seine äußeren Merkmale behielt, im Gegensatz zu uns anderen.

Mayrose blickt immer noch zu Chris und da ich nicht antwortete, nahm Chris das in die Hand.

„Nein, wir sind Freunde.“, stelle er fest.

„Tut mir leid. Ihr seid euch nur sehr ähnlich.“, meinte Mayrose und blickte verlegen zur Seite.

Mit einem kleinen Ruck blieb der Fahrstuhl stehen und wir stiegen aus.

„Kommst du mit mir mit?“, fragte Chris mit einem forschenden Blick zu Mayrose.

Ich zögerte nur eine Sekunde, wandte mich dann an sie.

„Was hast du heute noch vor?“, fragte ich sie.

„Ähm, nicht viel. Ich habe heute frei.“, stellte sie fest, ihre Aura schien für einen Moment zu pulsieren.

„Darf ich dich dann auf einen Kaffee einladen?“, fragte ich sie.

Wenn ich schon einmal die Chance hatte, dachte ich.

Ich spürte Chris Blick auf mir, doch ignorierte es.

Mayrose lächelte verkniffen, ein wunderschönes Lächeln, und nickte.

„Gut, tut mir leid, Chris.“, meinte ich, als wir zum Ausgang gingen.

„Wir sehen uns ja dann…“, meinte er noch, als er in die andere Richtung ging.

Ich glaubte in seiner Stimme zu hören, dass er unbedingt mit mir reden wollte.

Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.

Einen kurzen Moment war ich besorgt, doch dann trat Mayrose neben mich. Ihre Aura, so warm, berührte meine und sofort war alles andere unwichtig.

Licht

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