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Prolog -David

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Ich ging den Gang entlang. Der helle Boden spiegelte das grelle Licht der Deckenbeleuchtung wider.

Es roch nach Desinfektionsmittel und ich kam an zwei Krankenschwestern vorbei.

Sie ignorierten mich.

Ihre Lichter waren schön. Sie erinnerten mich kurz an Sean, sie trugen seine Handschrift.

Als ich in den ersten Raum schlüpfte, ließ ich das Bild kurz auf mich wirken.

Der Raum war hell, es gab drei Betten und dort lagen drei Frauen.

Eine von ihnen sah noch sehr erschöpft aus.

Ihre Kinder, Neugeborene, waren auch im Raum.

Eine hielt ihren Sohn in den Armen. Bei den anderen beiden lagen die Kleinen in Bettchen.

Keine von ihnen hatte mein Kommen bemerkt.

Wenn ich wollte, konnte ich unglaublich unauffällig sein, fast unsichtbar.

Jetzt ging ich zu dem Baby, dass mir am nächsten war.

Die Mutter schlief, also hatte ich keine Sorgen, dass sie mich bemerken könnte.

Das Neugeborene hingegen bemerkte mich sofort, sah mich aus tiefblauen Augen an.

Ich musste lächeln. Es war immer wieder so ein schönes Gefühl.

„Na, meine Kleine. Was hättest du denn gerne? Wer bist du?“, fragte ich.

Lächelnd hob ich meine Hand, strich sanft die Wange der Kleinen und gab mein Licht an sie weiter.

Es färbte sich zu einem wunderschönen tiefen Meeresblau mit dunkelgrünem Schimmern. So schön.

Es war ein Gefühl der Erleichterung diesem Kind sein Licht zu geben.

Es würde sie begleiten, ihr Leben lang. Sie prägen und formen. Ihr Kraft geben.

Die Kleine quietschte freudig, als hätte ich ihr ein bisschen mehr Leben eingehaucht.

Ich grinste, wandte mich den anderen beiden Babys zu.

Jetzt musste ich schnell und leise sein, damit ich nicht bemerkt wurde.

Wir hatten die Fähigkeit uns so schnell zu bewegen, dass die Menschen uns nicht bemerkten. Aus meiner Sicht war es dann wirklich so, als würde sich alles in Zeitlupe bewegen.

So kam ich unbemerkt zu den andere beiden. Der Junge bekam ein frisches Lindgrün, das andere Mädchen ein glasklares, helles Arktisblau.

Als ich an der Tür war, blickte ich noch einmal zurück, sah die Lichter der Kinder, hoffte, dass sie sie nie verlieren würden.

Dann ging ich leise in den nächsten Raum, ich spürte, dass hier nur eine Lichtlose war.

Lichtlose nannten wir diejenigen Neugeborenen und Kinder, die noch keine Aura von uns bekommen hatten.

Und als ich den Raum betrat, sah ich sie zum ersten Mal.

Und in dieser einen Sekunden, als ich sie einfach nur anstarren konnte, spürte ich es.

Zum ersten Mal in meinem Leben spürte ich dieses dunkle Verlangen, dieses Verlangen nach mehr.

Es war der Anfang vom Ende.

„Willst du sie mal halten?“, fragte die Frau im Bett, die Mutter und reichte der Frau, die neben ihr stand, das Kind.

Mich hatte niemand bemerkt, obwohl noch ein Mann und eine weitere Frau im Raum standen. Dem Alter nach zu urteilen die Eltern der Mutter.

„Na, meine Kleine!“, flüsterte die Frau, hielt das Kind ganz sanft in ihren Armen.

Mir gefiel, wie sie vorsichtig das Gewicht verlagerte und den Kopf schief legte, als sie das Kind betrachtete.

Ihre Haare flossen in goldenen Locken über ihre Schultern. Doch das schönste, beeindruckendste, das, was mich fesselte und bewegungsunfähig machte, war ihre Aura.

So etwas hatte ich noch nie gesehen.

Es war wie pures Gold, schimmernd strahlte es an ihrem Körper, pulsierte, bewegte sich mit jeder ihrer Bewegungen.

„Jetzt bin ich schon Tante. Es kommt mir ein bisschen früh vor. Was denkst du, Kleine?“, fragte sie sanft. Ihre Stimme klang wie ihre Aura, wie ein schillerndes, goldenes Glöckchen.

Ich sah ihr Gesicht nur von der Seite, ihre Haut war hell und eben, die Lippen hellrot wie Rosen.

Ich musste unbedingt ihre Augen sehen. Ob sie in demselben Gold schimmerten wie ihr Licht?

Ich konnte es mir nicht anders vorstellen.

Ihre Aura erfüllte alles, den ganzen Raum. Es war so übermächtig, dass es mir den Atem raubte.

Es ließ die Lichter der anderen Menschen im Raum verblassen.

Wieder durchfuhr mich dieses mir unbekannte Verlangen. Doch ich kämpfte es nieder.

Blitzschnell kam ich auf sie zu, blickte zu der Kleinen in ihren Armen.

„Du bist aber eine Schöne, genau wie deine Tante.“, flüsterte ich.

Dann strich ich der Kleinen sanft über die Wange. Sie bekam große Augen, voller Verwunderung blickte sie mich an.

Ich musste grinsen und dann sogar noch breiter, als ich ihr Licht spürte. Das Licht, welches ich dem Mädchen gegeben hatte, war von einem hellen Sonnengelb, ein bisschen Grün darin. Aber Gelb.

Dann blickte ich auf, ich wollte unbedingt ihr Gesicht sehen.

Sie war so schön, alles strahlte an ihr. Und obwohl ihre Aura so mächtig war, dass ich dachte sie würde weit über alles hinausstrahlen, hatte sie unerwarteterweise braune Augen.

Doch sie sah damit wunderschön aus.

Da spürte ich Kiki näherkommen. Sie war mit mir heute hier, um den Kindern Lichter zu geben.

Schnell wich ich zurück und stand wieder an der Tür.

„Oh, seht mal. Sie lächelt…“, meinte das Mädchen mit der goldenen Aura und lächelte ebenfalls.

Mein Herz raste als ich dieses Lächeln sah. Es war so unglaublich schön. Ich wünschte mir so sehr, dass sie sich mir zuwandte, mich sah.

Stattdessen kam Kiki leise in den Raum, blickte kurz verwundert zu mir, dann zu dem Kind.

„Wow, David. Ich wusste nicht, dass du dich jetzt in Gelb versuchst. Das ist eigentlich meine Spezialität.“, meinte Kiki grinsend, als sie das Kind sah.

„Beeindruckend, oder?“, fragte ich grinsend, blickte aber immer noch zu dem Mädchen.

„Und ich brauche nicht raten, woher du deine Inspiration hast.“, flüsterte Kiki grinsend mit Blick auf das Mädchen mit der goldenen Aura.

„Ist sie nicht faszinierend?“, fragte ich Kiki.

Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein und ihr Licht war überhaupt nicht so ungewöhnlich.

Vielleicht gab es so etwas öfter.

„Ja, du hast Recht.“, flüsterte Kiki.

„Wir sollten gehen“, meinte ich.

Kiki nickte und verschwand durch die Tür.

Ich aber blickte noch einmal zurück.

Das war anders als alles, was ich jemals zuvor gesehen hatte.

Licht

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