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4. Die französische Wirtschaft im 17. Jahrhundert

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Quellenlage

Wenn wir heute über die Wirtschaft eines Landes sprechen, können wir uns auf präzise Daten stützen, die zeitnah beinahe jedes Detail des Wirtschaftslebens erfassen. In der Frühneuzeit hingegen verfügten selbst die wirtschaftlichen und politischen Eliten nur über grobe Informationen. Gewiss erfuhr Ludwig XIV. von Preissteigerungen, Versorgungsengpässen oder Hungersnöten. Doch solche Informationen erfolgten nur bei eklatanten Fehlentwicklungen, sie waren nicht das Ergebnis der systematischen Beobachtung und Erfassung von Wirtschaftsdaten, auch wenn etwa Colbert, der für Wirtschaftsfragen zuständige Minister Ludwigs XIV., versuchte, von den örtlichen Amtsträgern nicht nur über die faktisch erzielten, sondern auch über die erwarteten Ernteerträge informiert zu werden. Dementsprechend fragmentarisch ist die Quellengrundlage für Wirtschaftshistoriker, die Preise, Einkommen und Konjunktur meist anhand der Bücher von Händlern, Pächtern, Gutsbesitzern und Notaren rekonstruieren müssen. Dabei bleibt manches unklar, exakte Aussagen sind nur punktuell möglich, Rückschlüsse auf die gesamte Wirtschaft mit erheblichen Unsicherheiten belastet.

Die Grundzüge der französischen Wirtschaft im 17. Jahrhundert sind gleichwohl recht gut erforscht. Die Landwirtschaft nahm darin – wie bereits erwähnt – eine dominierende Stellung ein. Etwa 85% der Bevölkerung lebten auf dem Lande; zwar gab es in einigen Gegenden, etwa im Norden, ländliches Heimgewerbe und ländliche Protoindustrie, doch umgekehrt lebte v. a. in kleinen und mittleren Städten ein erheblicher Anteil der Bewohner als Ackerbürger von der Landwirtschaft, so dass insgesamt der Anteil der von Landwirtschaft lebenden Bevölkerung sogar etwas höher lag; heute beträgt dieser Anteil in Frankreich unter 5%, in Deutschland unter 3%.

Gesamtwirtschaftliche Stagnation

Zeichnet man ein Gesamtbild der wirtschaftlichen Entwicklung Frankreichs im 17. Jahrhundert, muss man zumal im Kontrast zum 16. Jahrhundert von einer Phase der Stagnation sprechen, auch wenn das Bild je nach Wirtschaftszweig und Region variiert. Die Grenzen der Bevölkerungsentwicklung waren weitgehend erreicht; die Produktion stagnierte oder ging zurück; auch die Produktivität und selbst die Qualität der Produktion ließen nach; die Preisentwicklung war erheblichen Schwankungen unterworfen; schließlich sanken in vielen Bereichen Erträge und Einkommen.

Zur Begründung dieser Entwicklung wird auf den Rückgang des Zustroms an Edelmetallen aus Südamerika verwiesen, auf die schon erwähnte kleine Eiszeit, auf die zahlreichen Kriege, auf die fiskalischen Belastungen, auf soziale Ordnungsvorstellungen, die dafür sorgten, dass Arbeit gering geschätzt wurde und die Aktivsten und Wohlhabendsten nicht produktiv tätig wurden. Sieht man von der inzwischen weitgehend widerlegten Edelmetall-These ab, dürfte jeder der genannten Faktoren einen Teil zu der insgesamt wenig erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung der Zeit beigetragen haben. Um einen etwas differenzierteren Eindruck zu vermitteln, sei im Folgenden anhand von drei Warengruppen die Nachfrage nach Gütern skizziert, ehe verschiedene Bereiche der Produktion sowie Warentausch, Handel und Verkehr vorgestellt werden.

Das Jahrhundert Ludwigs XIV.

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