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a) Nachfrage und Verbrauch

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Im Vergleich zu heute war im 17. Jahrhundert in Frankreich (wie überall in Europa) der Anteil des Staates (bzw. der allmählich zum Staat werdenden Monarchie) wie auch privatwirtschaftlicher Institutionen (Unternehmen, Handelsgesellschaften etc.) an der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen gering; Nachfrage und Verbrauch beruhten in weit größerem Maße als in heutigen Industriegesellschaften auf privatem, individuellem Konsum. Andererseits fragte eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung nur wenige Produkte bzw. Dienstleistungen nach, da sie einen Großteil des verfügbaren Einkommens für Ernährung aufwenden musste.

Die Verschlechterung des Lebensstandards erheblicher Bevölkerungsteile dürfte damit zusammenhängen, dass wegen des Bevölkerungswachstums des späten 15. und der ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts ein Überangebot an Arbeitskräften vorhanden und in der Folge insbesondere die Reallöhne und -gehälter für gewerbliche Tätigkeit stark gesunken waren. Um 1600 betrugen sie im Schnitt kaum mehr als ein Drittel der 1500 gezahlten Löhne; noch 1711 erreichten sie nur etwa 40% des 1500 gezahlten Niveaus. Für die Einkommen der Bauern liegen keine allgemeinen Angaben vor, doch verlief ihre Entwicklung tendenziell ähnlich.

Nahrungsmittel

Charakteristisch für die Nachfrage nach Nahrungsmitteln war ihre Unelastizität. Da sie überwiegend der Sicherung der Subsistenz diente, war den Verbrauchern Kaufzurückhaltung kaum möglich. Andererseits führten Einbrüche auf der Angebotsseite, etwa infolge von Missernten, zu extremen Preissteigerungen. So stieg der Anteil der Nahrungsmittel am Budget der Verbraucher weiter an, mit der Folge, dass die Nachfrage nach gewerblichen Erzeugnissen einbrach. Dies führte wiederum im Gewerbe zu Stockungskrisen. Die weiteren Folgen waren Hunger, Mangelerscheinungen und Anfälligkeit für Seuchen, Vagabundentum und Kriminalität, Proteste, gewaltsame Übergriffe auf Bäcker und Getreidehändler, aber auch hohe Sterblichkeit.

Textilien

Kleidung wurde von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung nur in beschränktem Umfang nachgefragt. Dies lag nicht nur an den bereits erwähnten Aufwandsgesetzen, sondern auch daran, dass 80 – 90% der Bevölkerung kaum über mehr als zwei Kleidungsgarnituren verfügten und ihre Kleidung kaum Moden unterworfen war. Ihre meist aus Leinen oder Wolle gefertigten Kleidungsstücke entstammten in der Regel – wie auch die meisten anderen Gegenstände des täglichen Gebrauchs – lokaler Produktion. Die städtischen Oberschichten und der höfische Adel fragten hingegen aufwendige Kleidung, Wandteppiche, Wohnungseinrichtungen und ähnliche Artikel nach, die Moden unterworfen waren – die Nachfrage nach solchen Produkten, die von spezialisierten Manufakturen hergestellt und überregional verkauft wurden, stieg im 17. Jahrhundert kontinuierlich an, nicht zuletzt durch das Wachstum des königlichen Hofs und die Steigerung seiner ästhetisch-kulturellen Prägekraft. In dem Maße, wie Frankreich im Laufe des Jahrhunderts auch kulturell zur dominierenden Macht in Europa aufstieg, entwickelte sich im europäischen Ausland eine Nachfrage nach diesen Gütern. Doch mangels einer breiten Massennachfrage stagnierte die Textilproduktion insgesamt, ja sie ging sogar zurück.

Bausektor

Ähnlich wie bei der Kleidung fragte der überwiegende Teil der Bevölkerung auch im Bausektor nur wenig nach. Ein erheblicher Anteil der Nachfrage nach Bauleistungen ging somit von einem kleinen, weniger als 10% der Bevölkerung ausmachenden Personenkreis aus: den städtischen Oberschichten, dem Adel, dem hohen Klerus und dem König. Gegenüber dem 16. Jahrhundert ging freilich die Bautätigkeit des Adels wie auch der städtischen Oberschichten zurück – es ist kein Zufall, dass noch heute die alten Ortskerne französischer Städte oft zu erheblichen Teilen von Gebäuden des 16. Jahrhunderts geprägt sind. Einen Bauboom erlebte hingegen Paris. Wegen der Anziehungskraft des sich definitiv in Versailles installierenden Hofes siedelte sich eine große Zahl wohlhabender Personen in der Stadt neu an und ließ neue hôtels (Stadtpaläste) errichten, bestehende erweitern oder dem Stil der Zeit anpassen. Doch auch abgesehen von Höflingen, Ministern und Diplomaten sorgte die kontinuierliche Zuwanderung in die Stadt für eine intensive Nachfrage nach neuem Wohnraum jeglichen Niveaus.

Das Jahrhundert Ludwigs XIV.

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