Читать книгу Borrowing Blue - Lucy Lennox - Страница 11

Tristan

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Glücklicherweise musste ich nicht warten, um die Rechnung zu bezahlen. Mir gehörte der verdammte Laden, also wusste Frank, dass er alles unter meinem Namen im System speichern konnte. Während ich Blue den Flur hinunter Richtung der Gästezimmer folgte, konnte ich nicht umhin, zu bemerken, wie sein Arsch in seiner Anzughose aussah. Sein Shirt war vom Arbeitstag zerknittert und das Sportsakko, das er zuvor in der Bar getragen hatte, hing über seinem Arm, während er an seinem Zimmerschlüssel herumfummelte.

Ich hatte nicht bemerkt, wie groß er war, bis ich hinter ihm im Flur stand. Er war vermutlich nur ein klein wenig kleiner als meine 1,88, aber er war schmaler als ich. Während ich den eher gedrungenen Körperbau eines Rugbyspielers hatte, hatte Blue die Figur eines Skispringers. Lange, schlanke Muskeln, die von seinen eleganten Bewegungen verborgen wurden. Ich hatte keine Ahnung, warum ich ihn auf diese Weise anschaute. Seit dem College hatte ich keinen Mann mehr auf diese Weise angesehen und es erwischte mich unerwartet.

Er fummelte an seinem Zimmerschlüssel herum und ließ ihn fallen, lehnte sich an die Tür, als hätte er genug.

»Blue!«, rief ich. »Es tut mir leid. Bitte gib mir die Chance, mich entschuldigen.«

Ohne seinen Kopf von der Tür zu heben, drehte er sich zu mir und sah mich an. »Ist schon okay, Tristan. Ich bin nur müde. Hör zu, ich weiß wirklich zu schätzen, was du da für mich getan hast. Wirklich.«

Ich hockte mich auf den Boden, um seine Schlüsselkarte aufzuheben, und trat dann näher an ihn heran, um die Tür zu öffnen.

Als sie aufging, ging Blue hinein und setzte sich an das Ende des großen Himmelbetts, bevor er seine Schuhe auszog. Ich wollte etwas sagen, aber hatte das Gefühl, dass ich ihn an diesem Tag schon genug belästigt hatte. Als ich den Rückzug antrat, hörte ich ihn rufen.

»Willst du für eine Minute reinkommen?«, fragte Blue mit müder Stimme.

Ich wollte.

Ich ging sicher, dass die Tür hinter mir wirklich geschlossen war. Dann setzte ich mich auf den einzigen Stuhl im Raum. Ich hatte in den Räumen nicht viel gemacht, seit ich das Weingut vor drei Jahren gekauft hatte. Vor Kurzem waren sie umgestaltet worden und ich war zufrieden mit dem sauberen, luftigen Look, den der Dekorateur ausgesucht hatte. Dieser Raum hier war in neutralem Beige gestrichen, aber die Bettwäsche bestand aus einem luxuriösen, weiß-flauschigen Federbett und marineblauen, beigen und weißen Kissen. Die Glaslampen auf den Ahornnachttischen waren rund, sodass sie das Licht weicher machten und dem Raum ein Gefühl von Intimität verliehen.

Die einzigen anderen Möbel im Raum waren ein Ahornschrank gegenüber vom Bett und der antike, französische Eckstuhl, den es nur in diesem Zimmer gab. Blue sah zu mir, wartete offensichtlich auf das, was ich zu sagen hatte.

»Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist«, begann ich. »Ich hab Jeremy gesehen, wie er dich angestarrt hat, und dann hab ich den Blick in deinem Gesicht gesehen und ich … ich schätze, ich wollte dir nur helfen, ihm zu zeigen, dass es dir wieder gut geht.«

Blues Lippen wurden fest. »Aber stattdessen hast du ihm gezeigt, dass ich so erbärmlich bin, dass selbst ein Hetero-Kerl mich aus Mitleid küsst, damit ich mich weniger wie ein absoluter Loser fühle?«

Was? Meine Augen zuckten zu ihm, als ich realisierte, warum er so sauer war. »Ist es das, was du denkst? Dass du eine Art erbärmlicher Loser bist? Das bist du nicht, Blue. Du bist … wundervoll«, beendete ich den Satz lahm. Wundervoll? Gott, wieso klang ich wie eine Grußkarte?

Er sah mich an, Verwirrung in seinem Gesicht. »Ich versteh’s nur nicht, Tristan. Hast du mich wegen Jeremy geküsst oder aus einem anderen Grund?«

»Ich … weil …«, stammelte ich. Woher zur Hölle sollte ich das denn wissen? Es war ja nicht so, als hätte ich irgendwas geplant, bevor ich zu ihm gegangen bin. »Ganz ehrlich? Ich bin mir nicht sicher. Ich wollte dich einfach küssen.«

Blue sah umso verwirrter aus. »Aber du bist hetero.« Eine Feststellung, keine Frage.

»Na ja, vielleicht«, sagte ich zögerlich.

»Vielleicht? Was zur Hölle heißt das denn? Entweder bist du hetero oder du bist es nicht. Was davon?«, hakte er nach.

»Wenn du mich früher an diesem Tag gefragt hättest, hätte ich gesagt, dass ich hetero bin. Aber dann kamst du in die Bar und ich … hab mich wirklich zu dir hingezogen gefühlt. Wenn Jeremy nicht dagewesen wäre, hätte ich dich vielleicht nicht geküsst, aber ich bin ziemlich sicher, dass ich es trotzdem gewollt hätte.«

»Einfach so? Du kommst von der Ehe mit einer Frau einfach dazu, einen Mann zu küssen? Du wirkst nicht so, als würdest du gerade durchdrehen, Tristan. Warum drehst du darüber nicht durch?«

»Es ist nicht das erste Mal, dass ich einen Mann geküsst habe. Ich hab mich in der Schule auch zu Jungs hingezogen gefühlt, aber dem seitdem nicht nachgegeben. Ich wollte nicht. Bis jetzt«, gab ich zu.

Blue studierte mich für eine Minute mit schiefgelegtem Kopf. Als wäre ich ein Ausstellungsstück im Zoo, das er zu verstehen versuchte. »Warum nicht?«, fragte er.

»Warum was nicht?«

»Warum hast du dich seit damals nicht zu Männern hingezogen gefühlt? Du deutest an, dass du bi bist, aber du hast dich seit dem College nicht nach Männern umgesehen? Klingt unwahrscheinlich für mich. Ich denke, da steckt was dahinter.« Blue traf den Nagel auf den Kopf, aber ich war nicht sicher, ob ich so weit war, mein Herz wie eine Banane zu schälen und ihm zu präsentieren.

»Die kurze Version ist, dass meine letzte Erfahrung mich ziemlich von Männern weggebracht hat. Ich dachte, es wäre sicherer, mich an Frauen zu halten, also hab ich das gemacht«, sagte ich.

Blue rutschte zurück, um seinen Rücken gegen das Kopfteil zu lehnen, streckte seine langen Beine aus und kreuzte sie auf Höhe der Knöchel. Er war barfuß und zog damit meine Aufmerksamkeit auf seine Füße. Was hatten nackte Füße an sich, dass sie zugleich gemütlich und verwundbar wirkten?

Er sah mich noch immer an, aber diesmal lag etwas in seinem Blick. »Tristan, hat dich jemand verletzt?«, fragte er leise.

Meine Kehle wurde eng, als ich die Sorge in seiner Stimme wahrnahm. »Nein, nicht so. Nicht wirklich.«

Er musste bemerkt haben, dass ich nicht darüber reden wollte, denn er wechselte das Thema.

»Liegt es an mir oder sieht dieser Brad aus, als wäre er zwölf?«, fragte er mit einem boshaften Blitzen in den Augen. »Meiner Mom wird alles aus dem Gesicht fallen, wenn sie Jeremy mit diesem Kind sieht.«

»Definitiv noch kein Teenager.« Ich lachte zustimmend. »Ich frag mich, ob er die Erlaubnis seiner Eltern braucht, um die Stadt zu verlassen.«

»Und wie zur Hölle findet jemand einen Lebenspartner und heiratet ihn innerhalb von wenigen Monaten? Ich mein, Jesus Christus. Ist das nicht etwas überstürzt? Warum vögelt er ihn nicht einfach nur? Warum heiratet er ihn? Warum hat er es so eilig?« Blue schien an Fahrt zu gewinnen.

»Ich weiß nicht. Ich hab gute Freunde, die sich getroffen und so schnell geheiratet haben und schon seit Jahren zusammen sind. Ich hab sie mal gefragt. Sie meinten, wenn man es weiß, weiß man es einfach. Ich seh das anders.«

Blue fragte: »War es mit Sheila nicht so?«

»Nein. Aber nichts war je spontan mit Sheila. Sie zu heiraten, war ein bisschen, wie einen Businessdeal auszuhandeln. Sie wollte warten, bis es finanziell Sinn gemacht hätte, logistisch und so weiter. Als die Zeit passte, haben wir beim Standesamt geheiratet. Keine Fanfaren, keine Familie. Überhaupt keine Romantik. Ich habe es gehasst.«

»Warum hast du es dann gemacht?«, fragte Blue.

Ich zuckte mit den Schultern und lachte. »Wirkte damals wie eine gute Idee.«

»Das klingt schrecklich. Kein Wunder, dass die Ehe nicht gehalten hat.«

»Ach was. Sie war niemals gut. Ich weiß nicht, was ich damals dachte. Vielleicht war es eine dieser Situationen, in denen die biologische Uhr laut tickt und sagt, dass man endlich mit demjenigen sesshaft werden soll, der gerade da ist, und nicht mit dem Richtigen«, erklärte ich.

Borrowing Blue

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