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Tristan

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Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Obwohl wir uns nicht berührten, spürte ich, wie Blues Körper starr wurde. Er sah über meine Schulter, also drehte auch ich mich ohne nachzudenken um, um zu sehen, was da war.

Zwei Männer betraten küssend und flirtend die Bar. Als sie sich am Tisch nebenan niederließen, schienen sie nur Augen füreinander zu haben.

»Kennst du die zwei?«, fragte ich. Beinahe hätte ich »Männer« gesagt. Aber nur beinahe, weil das implizierte, dass sie beide alt genug waren, um als Männer betrachtet zu werden. Der Rothaarige war jung und sah gut aus, während der andere eher mein Alter hatte und als sein Fußballtrainer hätte durchgehen können. Ich hoffte jedoch, dass sie nicht Trainer und Schüler waren, denn ihrer Körpersprache war eindeutig anzusehen, dass sie einander sexuell attraktiv fanden.

»Der, der alt genug ist, um wählen zu gehen, ist mein Ex Jeremy. Der andere …« Er brach ab.

»Der andere ist ein verdammt hinreißender Rotschopf, wie du einer bist. Das sollte machen, dass du dich besser fühlst.« Ich lachte. »Er versucht offenbar, dich zu ersetzen.«

Blue wurde ob meiner Worte rot und ich realisierte, dass ich ihn hinreißend genannt hatte. Na ja, das war er ja auch. Jeder konnte sehen, dass er ein attraktiver Mensch war. Trotzdem sollte ich wohl besser das Thema wechseln, bevor ich davon anfing, wie wunderbar blau seine Augen waren.

»Sind sie verheiratet? Der Kleine trägt einen Ring«, fragte ich verwirrt.

»Ich weiß nicht«, hauchte Blue. »Sieht so aus.«

Er sah aus, als wäre er geschlagen worden. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie ich mich fühlen würde, würde ich Sheila wieder verheiratet sehen, ohne es vorher gewusst zu haben. Das wäre nicht leicht. Egal wie, es würde zumindest ein kleines bisschen wehtun. Ich drückte seine Schulter.

»Tut mir leid, Blue«, sagte ich.

»Danke.« Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Bier. Frank kam mit unserem Abendessen, aber ich wusste schon, dass es schwer werden würde, irgendetwas in Blue hineinzubekommen. Ich legte meine Hand auf die Lehne des Barstuhls und lehnte mich zu ihm.

»Du musst etwas essen. Probier zumindest die Pommes. Das sind die besten, die es gibt. Wenn du was zu essen in deinen Magen bekommst, helf ich dir nachher, dich so richtig zu betrinken.«

Er lachte. »Deal.«

Wir aßen und ich versuchte, Blue zum Lachen zu bringen. Ich erzählte ihm davon, wie ich herausgefunden hatte, dass meine Großmutter nicht hetero war, weil sie bei der Thanksgiving-Feier aufgestanden war und erklärt hatte, sie sei »verdammt nochmal lesbisch« und »vögle Irene wie ein Teenager«. Als ich fertig war, erzählte ich ihm von ihrer anzüglichen Junggesellinnenparty, die in einem Laden für Sextoys begonnen und in einem Club namens »Cockblock« geendet hatte. Er rollte sich vor Lachen. Tränen rannen über meine Wangen, als ich meine detaillierte Beschreibung von Omas und Irenes »dirty dancing« beendete.

»Der beste Teil war, als Irene meiner Großmutter wiederholt zugerufen hat, sie solle mit ihrer schlimmen Hüfte aufpassen.« Ich lachte so sehr, dass meine Stimme ein paar Oktaven nach oben rutschte. Ich konnte nicht anders. Je mehr Blue lachte, desto mehr lachte auch ich.

»Mein Bruder will es noch immer nicht wahrhaben. Er nennt Irene ›Omas Mitbewohnerin‹. Also beschreibe ich ihm jedes Mal, wenn ich die Chance habe, dreckige-Oma-Lesben-Szenen. Du solltest sehen, wie ihm seine homophoben Gesichtszüge entgleiten.« Ich lachte wieder.

Blue sah mir in die Augen, aus seinen eigenen leuchtete Heiterkeit. »Der arme Kerl kann sich nicht darüber freuen, dass Oma wieder mehr Spaß hat?« Er prustete.

Als sein Kichern langsam erstarb, redete er weiter. »Danke, Tristan, dass du mich heute Abend zum Lachen gebracht hast.«

Irgendetwas an dem Mann veranlasste mich dazu, ihm seine schlechten Gefühle wegen seines Ex nehmen zu wollen. Niemand verdiente es, sich unzureichend zu fühlen, und den Ex-Partner mit einem jungen Model verheiratet zu sehen, steckte wohl niemand so leicht weg.

Als wir mit dem Essen fertig waren, drehte Blue sich zu mir. »Hab ich genug gegessen, um mich für dein Angebot zu qualifizieren?« Er grinste.

»Auf jeden Fall.« Ich lachte. »Frank?« Ich bat den Barkeeper, uns einzuschenken. Wir kippten die Shots gemeinsam hinunter und ich setzte meine Parade der bescheuerten Storys fort.

»Als mein Bruder zum Abschlussball ging, hat meine Mom ihn gebeten, unsere Cousine Sarah mitzunehmen. Sie war eher introvertiert und ziemlich unbeliebt. Mein Bruder war genau das Gegenteil, also dachte meine Mutter, wenn sie mit ihm geht, würde das zu unserer eigenen Cinderella-Story werden. Mein Bruder ist ein selbstsüchtiger Arsch, deswegen hat er Nein gesagt. Er hat meiner Mutter erzählt, dass er das nicht machen könne, weil es praktisch ein Muss ist, dass man sein Date nach dem Ball vögelt. Doch meine Mutter bestand trotzdem darauf, nachdem sie sich aufgeregt hatte. Schließlich hat er nachgegeben. Nun, eigentlich hat er meiner Mutter nur gesagt, dass er mit ihr hingehen würde, es aber nicht gemacht. Stattdessen hat er Sarah davon überzeugt, zu lügen und so zu tun, als wäre es so gewesen.«

Ich bedeutete Frank, uns noch eine Runde einzuschenken. »Ich war so sauer auf meinen Bruder, dass ich Sarah überredet habe, sich mit mir an ihm zu rächen. Wir haben sie ins Zimmer meines Bruders geschmuggelt, nachdem er eingeschlafen war. Sie hat sich bis auf einen trägerlosen Bikini ausgezogen und sich ein Tuch umgewickelt, sodass es so aussah, als wäre sie darunter nackt. Dann haben wir ihre Haare durcheinandergebracht und ihren Lippenstift verschmiert. Im richtigen Moment kam sie dann aus dem Zimmer meines Bruders gestolpert, genau vor den Augen meiner Eltern. Oh mein Gott, ich dachte, meine Mutter bekommt einen Herzinfarkt.«

Blue prustete. »Du verarschst mich!«

»Nope. Meine Mutter ist auf meinen Bruder losgegangen wie ein tollwütiger Hund und hat ihn aus seinem gottverdammten Katerschlaf geweckt. Er war so verwirrt, dass wir ihn tatsächlich davon überzeugt haben, dass er mit seiner eigenen Cousine geschlafen hat. Unbezahlbar.« Ich wischte die Tränen von meinen Wangen und stieß noch einmal mit Blue an.

Nach noch ein paar mehr Shots begann unser Lachen eher wie ein beschwipstes Kichern zu klingen.

Wir hörten noch ein anderes Paar lachen und drehten uns um. Es waren etwa zwanzig Leute in der Bar, aber das Lachen kam aus der Richtung von Blues Ex. Sicher waren es diese beiden, die laut wieherten und so die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Zusätzlich zu dem Lärm hingen sie sozusagen aufeinander. Und obwohl er eilig wegsah, wusste ich, dass Blue sich unwohl fühlte.

»Weißt du«, begann ich, »wir sollten uns auch einen Racheplan für dich ausdenken.« Vielleicht war es der Alkohol, der da aus mir sprach, aber es klang sogar noch besser, als ich es laut sagte.

»Ja? Daran dachte ich auch gerade. Irgendwelche Ideen?« Blue lehnte einen Ellbogen auf die Bar und stützte sein Kinn auf die Hand, während er mich ansah. Ein hinterhältiges Grinsen stahl sich auf sein Gesicht.

»Ich könnte so tun, als wäre ich dein Freund«, schlug ich vor und überraschte mich selbst mit der Idee. Woher kam das denn jetzt?

Blue schnaubte. »Ja, genau.«

»Was? Was meinst du? Warum nicht?«, fragte ich. »Bin ich nicht gut genug für dich?« Mit einer Hand, die zu meiner Brust zuckte, täuschte ich gerechtfertigte Empörung vor.

Er lächelte. »Versteh mich nicht falsch, Tristan. Du bist ziemlich heiß. Aber du scheinst vergessen zu haben, dass du hetero bist. Ich bin nicht sicher, ob du jemanden davon überzeugen kannst, schwul zu sein, ganz zu schweigen davon, in mich verschossen zu sein.«

»Junge, ich kann schwul sein. Ich kann SO WAS von schwul sein«, erklärte ich.

»Nein.« Er lachte. »Das kannst du SO WAS von nicht. Und das ist okay, Süßer. Schwänzelutschen ist nicht für jeden was. Fühl dich nicht schlecht deswegen.«

Ich konnte nicht anders, als zu lachen. »Okay. Vielleicht müssen wir mit was anderem als Schwänzelutschen anfangen, aber das bedeutet nicht, dass ich nicht überzeugend deinen Freund spielen kann. Ist ja nicht so, als wäre ich eine Jungfrau.«

Blue sah nicht besonders überzeugt aus, er hob eine Augenbraue, als wollte er sagen: »Bist du nicht?«

Alles, woran ich denken konnte, war, wie ich einen Weg finden könnte, ihm dieses selbstgefällige Grinsen vom Gesicht zu wischen und ihm das Gegenteil zu beweisen.

Borrowing Blue

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