Читать книгу Borrowing Blue - Lucy Lennox - Страница 15

Tristan

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Nachdem ich zwanzig Minuten darauf verwendet hatte, mit Piper zu kuscheln, gab ich ihr Frühstück und sagte ihr, dass sie mit mir zum Landgut kommen könnte. Sie verbrachte die kompletten zwanzig Minuten damit, ihre Nase wieder mit meinem Duft vertraut zu machen. Es war ein bisschen merkwürdig, aber ich schob es darauf, dass sie mich vermisst hatte und ich ein Shirt trug, an dem der Duft eines fremden Waschmittels haftete.

Sobald ich die Hüttentür aufstieß, stürzte sie nach draußen und sprang auf die Ladefläche des elektrischen Wagens, den ich auf dem Grundstück fuhr.

Auf der Viertelmeile zum Landgut konnte ich sie im Seitenspiegel sehen. Ihre schwarzweiße Schnauze zeigte direkt in den Wind und ihre Ohren schlackerten glücklich. Border Collies waren verdammt clever und sie war keine Ausnahme. Sie wusste, dass etwas auf dem Weingut vor sich ging, und ich fragte mich, ob sie scharfsinnig genug war, um meine Familienmitglieder aus dieser Entfernung zu wittern.

Als ich parkte, sprang sie über die Seite des Wagens und hielt direkt auf die Vordertür des Landguts zu. Sie stand offen, um die kühle Frühlingsluft hereinzulassen, und Piper verschwand blitzartig hinein. Ich war neugierig, welche Familienmitglieder und Freunde sie zuerst aufspüren würde.

Ich stoppte beim Empfang, um sicherzugehen, dass es nichts Wichtiges gab, das meine Aufmerksamkeit verlangt hätte. Dann ging ich in Richtung der Gäste, die im Frühstücksbereich der Lobby mit ihrem Kaffee verweilten.

Bevor ich die Chance bekam, in der Gruppe von frühstückenden Leuten ein vertrautes Gesicht auszumachen, folgte ich Piper nach draußen durch die Glastüren auf die Steinterrasse. Ich sah Blue auf den Stufen zum Rasen sitzen und wollte verdammt sein, wenn es nicht mein Hund war, der da auf seinem Schoß saß und seinen Kopf auf seiner Schulter abgelegt hatte. Seine Arme waren um den Hund geschlungen und seine Hände strichen immer wieder über ihre Seiten und ihren Rücken, während ihre Zunge heraushing und sie erfreute Laute von sich gab. Die Glückliche.

»Jesus, Piper. Hab ein klein wenig Selbstachtung!«, rief ich.

Blue drehte sich um und sah, wie ich auf ihn zukam. Auf seinem Gesicht breitete sich ein wunderschönes Lächeln aus und seine tiefblauen Augen zogen mich an wie Traktorstrahlen.

»Du kennst diese Schlampe?« Blue lachte und schlang seinen Arm in einer Umarmung fester um Piper.

»Sie ist diejenige, die ich letzte Nacht betrogen habe«, gab ich flüsternd zu. »Und sie war nicht besonders glücklich mit mir heute Morgen, das kann ich dir versichern.«

»Oh nein. War sie die ganze Zeit drinnen?«, fragte er besorgt.

»Nein, sie hat eine Hundetür, die in den Garten führt. Sie war nur gelangweilt. Ich hab ihr gesagt, ich gehe nur für eine Stunde und dann … na ja … du weißt ja. Ich wurde etwas abgelenkt.« Ich fühlte, wie ich rot wurde.

»Also wohnst du in der Nähe des Weinguts?«, fragte er.

»Meine Hütte steht etwa eine Viertelmeile von hier«, sagte ich und setzte mich neben ihn auf die Stufen.

»Das ist ein unglaublicher Ort. Du hast Glück, dass du so nah wohnst. Es ist wie der Himmel hier draußen. Immer, wenn ich reingehe, gehe ich kurz darauf wieder raus.«

Wärme flutete meine Brust. Niemand in meiner Familie verstand, warum das Weingut mich so anzog. Sie dachten alle, es wäre nur eine Eselei oder eine frühe Midlifecrisis. John und mein Vater spotteten beide über den Idioten, der aus einer lukrativen Ehe gegangen war. Meine Mutter verstand ebenso wenig, wie man einen großen gegen einen kleinen Gehaltsscheck tauschen konnte. Keiner von ihnen sah in diesem Ort mehr als eine Finanztabelle.

»Ich denke genau das Gleiche, Blue.« Ich lächelte ihn an.

Genau in diesem Moment kamen mein Bruder und seine Verlobte nach draußen und riefen nach mir.

»Da sind sie ja«, sagte Simone. »Ich sehe, ihr zwei habt euch schon kennengelernt.«

Ich sah sie verwirrt an. »Ähm, ja«, begann ich.

»Gut, weil wir entschieden haben, dass wir unseren Single-Brüdern im Laufe der Woche ein paar Blinddates besorgen wollen. Das wird lustig«, sagte Simone mit einem Grinsen.

»Was zur Hölle redet ihr da?«, fragte ich, bevor ich meinen Missmut bremsen konnte. »John?«

»Sieh nicht mich an. Es war ihre Idee. Ich glaube, Mom war beunruhigt darüber, dass du noch immer Single bist, und die Marians denken dasselbe über Blue. Er hat grad eine furchtbare Trennung hinter sich«, sagte John.

Das hier passierte nicht wirklich.

Blue sah zwischen Simone und mir hin und her. »Woher kennst du meine Schwester?«

Mein Bruder antwortete an meiner Stelle. »Tristan ist mein Bruder«, sagte er.

Blue und ich starrten uns an, als wir verstanden, was das bedeutete. Oh Scheiße.

Simone und John sahen uns an, warteten darauf, dass jemand etwas sagen würde. Blues Gesicht wurde rot und ich war sicher, er würde explodieren.

»Könnt ihr uns einen Moment allein lassen?«, fragte ich Simone und John, bevor ich Blue an seinem Ellbogen hinunter in den Garten zog.

»Deine Schwester heiratet meinen Bruder«, sagte ich leise, als ich ihn zu mir herumgedreht hatte. Blue starrte mich mit seinen umwerfenden Augen an. »John ist mein Bruder«, verdeutlichte ich.

Er starrte noch immer. Ich legte meine Hände an sein Gesicht und brachte es näher an meines. »Bist du okay? Sag etwas.«

»Aber … wie … Warum hast du nicht früher etwas gesagt?« Seine Stimme begann mit einem perplexen Tonfall, aber wurde zum Ende hin wütender. »Jesus, Tristan, John ist dein Bruder? Wir werden bald verwandt sein?«

»Blue, warte mal«, begann ich, wollte seinen Ausbruch im Keim ersticken.

»Der Name von Johns Bruder ist Alex. Er hat mehr als einen Bruder?«

»Mein Name ist Tristan Alexander. John nennt mich Alex, weil er den Namen Tristan nicht mag. Frag nicht. Ist eine dumme und bescheuerte Geschichte«, erklärte ich.

»Du bist Alex. Alexander-Weingut. Johns Bruder besetzt dieses Weingut«, murmelte er zu sich selbst, bevor er mich erneut alarmiert ansah. »Das Weingut gehört dir?«

»Tut es.«

»Aber … du bist Anwalt. Wieso hab ich das Gefühl, dass du mich angelogen hast?«, fragte er, Schmerz zeichnete deutlich sein Gesicht.

»Was? Nein! Ich hab dich nicht angelogen. Verdammt. Ich war Anwalt. Ich wusste von all dem hier auch nichts. Und warum hätte ich erwähnen sollen, dass das Weingut mir gehört?«, setzte ich entgegen. »›Oh hi, wunderschöner Fremder, sieh nur, was mir gehört. Lass mich dich herumführen, um dich zu beeindrucken‹. Unsinn. Was glaubst du, wie das angekommen wäre, Blue?«

Ich konnte ihm ansehen, dass er verstand, was ich sagte, aber er war noch immer angepisst. Sein Kiefer war verkrampft und ich konnte sehen, wie die Rädchen in seinem Kopf sich drehten und er immer weiter Dampf aufbaute.

»Blue, hör auf, auszuflippen, und entspann dich«, begann ich, hatte das Gefühl, ihn beruhigen zu wollen und uns irgendwie wieder dahin zu bringen, wo wir nur für uns sein konnten. Ohne das Ding mit unseren Familien.

»Entspann dich? Du sagst mir, dass ich meinem zukünftigen Schwager, meinem Hetero-Schwager einen geblasen habe, und ich soll chillen?«, grollte er mit tiefer Stimme, die an Stärke zunahm.

Er drehte das Volumen ein paar Level auf, bis es eskalierte. »Ich hab verdammt nochmal mit dir geschlafen!«, schrie er im exakt gleichen Moment, in dem ich mich vergaß und rief: »Ganz offensichtlich bin ich nicht hetero!«

Erschrockenes Keuchen erklang hinter uns und wir beide warfen unsere Köpfe herum. Eine gesunde Gruppe Sechzigjähriger stand mit Simone in der Tür und starrte uns an. John musste nach drinnen verschwunden sein.

Ich wollte ob der Absurdität des Moments laut loslachen. Aus irgendeinem Grund erwartete ich, dass Blue ausrasten würde, aber er überraschte mich. Er zuckte die Schultern, lehnte sich zu mir und flüsterte in mein Ohr.

»Willst du immer noch das Ding mit dem gespielten festen Freund durchziehen? Weil gerade jetzt könnte ich verdammt noch mal so etwas gebrauchen. Wenn die glauben, mich die ganze Woche irgendwelchen Fremden vorsetzen zu können, haben sie sich geschnitten.«

»Versuch’s«, antwortete ich mit einem Zwinkern.

»Übrigens trägst du da mein Familien-Wiedervereinigungs-T-Shirt. Willkommen in der Marian-Familie; sei vorsichtig, was du dir wünschst.«

Und dann griff er meine Hand und zog mich zur Tür.

»Mom, Dad«, sagte Blue vergnügt. »Das ist Tristan, Johns Bruder. Und … mein fester Freund.«

Meine Eltern keuchten erneut und meine Mutter stolperte ein paar Schritte zurück, bis mein Vater sie instinktiv am Arm packte und stabilisierte. Allein für diesen Moment würde ich Blue nachher den Blowjob seines Lebens geben.

Ich warf mich ebenfalls ins Gefecht und richtete mich an meine eigenen Eltern. »Und das ist Blue, einer von Simones Brüdern und mein Partner.« Ich fühlte sein Schnauben neben mir eher, als dass ich es hörte. Ich sah zu ihm und bekam mit, wie er die Augen verdrehte. Was, war »Partner« das falsche Wort gewesen? Wie zur Hölle sollte ich das wissen? Es war ja nicht so, als wäre ich schon so lange schwul. Ich hatte noch nicht die Zeit gehabt, den Slang zu üben.

Ich streckte die Hand aus, um die von Blues Vater zu schütteln. Er hatte ein mir vertrautes Grinsen im Gesicht und sah so freundlich aus, wie Blue war. »Thomas Marian, schön, dich kennenzulernen, Tristan.«

»Sie ebenfalls, Sir.«

Dann stellte Blue mir seine Mutter vor. Ich küsste ihre Wange. »Schön, Sie kennenzulernen, Mrs. Marian.«

»Ach bitte, nenn mich Rebecca. Es ist mir eine Freude, Tristan. Schönes Shirt, übrigens«, sagte sie mit einem Zwinkern.

Erst jetzt hatte ich die Chance, mir das T-Shirt, das ich trug, genauer anzusehen. Aus irgendeinem Grund hatte ich angenommen, dass etwas mit Robin Hood darauf stand. Aber als ich nun auf meine Brust hinuntersah, bemerkte ich den Fehler. In marineblauer Blockschrift auf grauem Grund stand dort: MADE MARIAN.

Borrowing Blue

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