Читать книгу Borrowing Blue - Lucy Lennox - Страница 17
Tristan
ОглавлениеBlue und Piper zusammen auf der Terrasse sitzen zu sehen, verursachte in mir ein merkwürdiges Gefühl. Wie ein Déjà-vu, aber anders herum. Er sah so sehr zu Hause aus hier und ich fragte mich, ob er so sehr genoss wie ich, so viel draußen zu sein. Ich nahm an, dass das nicht der Fall war, aber vielleicht war das nur ein dummes Vorurteil. Ein Städter, der den Tag im Büro verbrachte, wirkte mir eher wie der Typ Mensch, der eine Kunstgalerie oder das Theater besuchte, als durch einen Wald zu wandern. Aber vielleicht lag ich auch falsch.
Als ich näherkam, bemerkte ich, dass er telefonierte, also sagte ich nichts. Legte nur meine Finger in sein Haar, um ihn wissen zu lassen, dass ich da war. Die andere Hand streckte ich aus, um Piper an den Ohren zu kraulen.
Als Blue seinen Anruf beendete, sagte ich: »›Bluebells‹ … Jude and the Saints? Ich liebe den Song.«
Er lächelte mich an. »Es ist mein Lieblingssong.«
»Wegen deinem Namen?«, fragte ich.
»Weil er es für mich geschrieben hat«, sagte er und ich spürte, wie meine Augen sich überrascht weiteten. Aber dann fühlte ich einen Schlag in den Magen, als mir bewusst wurde, dass sie vermutlich ein Liebespaar gewesen waren, wenn er einen Song für Blue geschrieben hatte. Verdammt, warum störte mich das so sehr?
»Oh«, sagte ich. »Du kennst Jude?« Ich klang wie ein Idiot.
»Er ist mein kleiner Bruder«, sagte er. Ich konnte nichts dagegen tun, Erleichterung flutete meinen Körper und ich sackte neben Blue auf die Stufen.
»Was war das denn?« Blue lachte.
»Vergiss es«, sagte ich. »Jude ist dein Bruder? Echt? Heilige Scheiße.«
»Jepp. Er wird morgen hier sein, also kannst du ihn treffen. Aber versuch nicht zu sehr das Fangirl raushängen zu lassen. Vergiss nicht, du bist mein vorgetäuschter Freund. Also wirst du dich etwas zusammenreißen müssen«, scherzte er.
»Ich werd mein Bestes tun, um ihn nicht anzufallen. Wie wär’s damit?«
»Dann sieh auch zu, dass du es nicht tust.« Er schmunzelte und stieß mit seiner Schulter gegen meine.
»Ich hab noch etwas Zeit vor der Weingutführung. Möchtest du etwas machen?«, fragte ich.
»Zum Beispiel?« Er grinste. Zum Beispiel mit mir – im Bett, dachte ich.
»Komm, ich zeig dir, wo ich wohne. Vielleicht kann ich mich da auch umziehen«, meinte ich, stand auf und hielt Blue meine Hand hin.
»Auf keinen Fall. Das Shirt war der Knaller. Du trägst meinen Namen den ganzen Tag wie einen Knutschfleck.«
Ich stöhnte. »Du weißt, dass ich dir das heimzahlen werde, oder? Ich weiß noch nicht wie, aber es wird nicht schön.«
Wir gingen durch das Landhaus und hinaus zu meinem Wagen. Piper trottete vor uns her, wusste, wohin wir gingen.
»Tris, nichts, was du tun könntest, wäre besser als unsere Familien, die sehen, wie du meine Klamotten trägst. Ich hoffe echt, dass du irgendeine Art Überwachungssystem hast, das alles auf Band aufgenommen hat. Ich würde alles dafür geben, das Gesicht deiner Mutter noch mal zu sehen. Von einer Traube zu einer Rosine in wenigen Nanosekunden.«
Ich stöhnte erneut. »Erinner mich nicht daran. Sie wirkte nicht mal ansatzweise so beeindruckt von dir wie deine Familie von mir.«
»Angeber«, nörgelte Blue. »Offenbar bist du heiß genug, um einen meiner Brüder seinen Enthaltsamkeitsschwur brechen zu lassen. Und bevor du fragst: Ich sag dir nicht, welcher es ist.«
»Oooh, also eine Art schwule-Brüder-Dreier«, sagte ich und versuchte, es dreckig klingen zu lassen.
»Alter, halt die Klappe. Wir wechseln jetzt das Thema. Erzähl mir, wie du von Anwalt zu Weingutler kommst, oder was auch immer.«
Wir stiegen in den Wagen und ich sah, dass Piper schon aufgesprungen war.
»Winzer.« Ich lachte. »Und ich bin nicht sicher, ob ich mich überhaupt so nennen kann oder nicht eher Besitzer. Es ist eine lange Geschichte, aber vor allem habe ich Jura gehasst. Mein Großonkel hat dieses Weingut seit Jahren gehabt und ich erinnere mich, dass ich als Kind hier gespielt und es geliebt habe. Hier habe ich mich immer am meisten zu Hause gefühlt. Ich weiß nicht wirklich, wieso.«
»Ich hab eine Idee. Es ist das Paradies. Besonders für einen kleinen Jungen«, erklärte Blue.
»Ich schätze, ja. Onkel Henry hielt es mit seinem besten Freund Art am Laufen. Die beiden lebten hier und haben sich den Arsch abgerackert. Aber als die großen Weinlabels sich in den 80ern zusammentaten, waren Art und Henry zu alt, um zu kämpfen. Sie haben es gerade so durch die 90er und die frühen 2000er geschafft. Dann haben die beiden mir erzählt, dass sie das Gut verkaufen müssen. Ich hatte damals schon genug Geld gemacht und entschied, es zu nehmen.«
Ich bog auf den langen Feldweg ein, der zu meiner Hütte führte. »Ich habe es vor etwa drei Jahren gekauft. Im ersten Jahr habe ich weiterhin nebenbei als Anwalt gearbeitet, sodass ich etwas Geld in das Gut stecken konnte, um ein paar Veränderungen zu bewirken, die ich gern haben wollte. Ein Teil von mir hat erwartet, dass ich das noch jahrelang so weitermachen müsste, bis das Weingut mich ernähren könnte, aber schon im zweiten Jahr hab ich positive Zahlen geschrieben. Vor allem lag das an einem glücklichen Umschwung in der Industrie. In den letzten beiden Jahren hab ich schon Vollzeit hier gearbeitet. Natürlich hatte ich auch verdammt gute Hilfe. Arts Enkel Keller ist der Betriebsleiter auf dem Gut. Er ist unersetzlich. Art und Henry haben sich in Florida niedergelassen.«
Wir parkten und gingen zur Vordertür meiner Hütte. Ich beobachtete Blues Gesicht, um zu sehen, was er von meinem Zuhause hielt. Er schien alles in sich aufzusaugen. Die kleine Hütte, die umliegenden Bäume, die Aussicht über die Reihen und Reihen von roten Trauben, die in der späten Sommersonne dick und rund wurden.
Endlich drehte er sich zu mir und sah mich an. »Es ist unglaublich, Tristan«, sagte er aufrichtig. »Dieser Ort ist wundervoll und ich bin so froh, dass er dich glücklich macht.«
Ein Wohlgefühl überkam mich, als ich die Hand nach der Tür ausstreckte. Bevor ich sie hinter uns wieder schließen konnte, warf Blue sich auf mich. Unsere Münder kollidierten in einem Kuss und ich griff seine Arme, um nicht nach hinten zu fallen. Er schmeckte nach süßem Kaffee und roch nach … Heckenkirsche?
Nachdem ich wieder Boden unter den Füßen hatte, bewegte ich meine Hände, um seinen Hintern zu umgreifen. Gott, hatte er einen tollen Hintern. Feste, runde Muskeln, die seine Jeans auf eine bestimmte Weise füllten und meinen Schwanz hatten hart werden lassen, als er vor mir die Hütte betreten hatte.
Seine Hände waren überall. In meinen Haaren, in meinem Gesicht, meinem Nacken, unter meinem Shirt, um über meinen Bauch zu fahren. Ich fühlte, wie meine Haut prickelte und wusste, dass Gänsehaut sie dort überzog, wo er mich berührte.
»Blue«, hauchte ich zwischen den Küssen. Es war das einzige Wort, das ich herausbekam, obwohl ich tatsächlich sagen wollte: Bitte, lass mich kommen, fick mich, nimm mich, ich will dich, wie zur Hölle lässt du mich so fühlen? Hör nicht auf. Hör verdammt noch mal niemals auf.
»Ja«, flüsterte er, presste die Lippen an mein Ohr. Hatte ich diese Dinge laut gesagt? Wir beide atmeten schwer, so wie wir vor meiner offenen Eingangstür standen. Mein Herz hämmerte in meinen Ohren, aber ich fühlte dennoch jede noch so kleine Vibration seines Atems gegen mein Gesicht, als ich versuchte, selbst ruhiger zu atmen.
Ich zog meinen Kopf zurück und sah ihn an. Diese blauen Augen waren dunkle Azure, bohrten ein Loch direkt durch mich hindurch. Wenn es noch möglich war, rauschte immer mehr Blut in meinen Schwanz und ich atmete wieder schneller.
»Tristan«, sagte er mit der Stimme eines Hypnotiseurs. »Sag mir, was du willst. Sag mir, was dir deinen verdammten Verstand rauben wird.«
Meine Augen schlossen sich und meine Hand zuckte zu meiner Mitte, drückte sich dagegen. »Jesus, verdammt. Du bringst mich dazu, wie ein Idiot in meiner Hose zu kommen«, murmelte ich.
Blue schmunzelte, als er einen Schritt zurücktrat und die Tür schloss, nachdem er sich versichert hatte, dass Piper drinnen war. »Du wirst nicht kommen, bevor dein Schwanz nicht so tief in meinem Arsch steckt, dass er mir die Augen herausdrückt. Wo ist das Schlafzimmer?«
Nach einem Schauer, der über meinen ganzen Körper rann, führte ich ihn zu meinem Schlafzimmer, sperrte Piper aber aus. Ich war nervös genug. Auch ohne Zuschauer.