Читать книгу Borrowing Blue - Lucy Lennox - Страница 8
Blue
ОглавлениеBevor ich ihn noch weiter ärgern konnte, streckte Tristan die Hand aus, griff mir in den Nacken und zog mein Gesicht zu sich. Sein Mund kam meinem näher und er verwickelte mich in einen harten, besitzergreifenden Kuss. Mit Lippen, Zunge und Zähnen. Es war aggressiv, erotisch und sinnlich. Es war verdammt nochmal heiß.
Ich sollte das beenden. Das ist nicht echt, oder? Wir sind beide betrunken. Das ist nicht rational.
Mein Hirn hatte keine Chance, denn mein Mund war komplett dabei. Was zur Hölle auch immer gerade in dieser Bar mit diesem Fremden passierte, spielte keine Rolle. Alles, was wichtig war, war der Geschmack des Alkohols auf seiner Zunge und das Gefühl seiner großen Hand in meinem Nacken. Tristans erdiger Geruch und … waren das Trauben?
Sein Mund war wie ein Schlangenbeschwörer, ließ mich wie gelähmt dort sitzen. Als stünde ich unter einem Bann und würde alles tun, was der Magier verlangte.
Meine Finger griffen nach dem Shirt auf seiner Brust und ballten den Stoff in dem Versuch, mir irgendwie Halt zu geben, bevor ich davongeschwemmt wurde.
Das Stahlrohr in meiner Jeans begann, im Takt meines Herzens zu pochen, und ich war ziemlich sicher, dass ich mich selbst wimmern hören konnte. Als er diesen Laut hörte, stöhnte Tristan in meinen Mund und ich sog es ein.
Gerade als ich entschied, dass ich den unglaublichsten Kuss meines Lebens nicht beenden würde, selbst wenn es meinen Erstickungstod bedeutete, zog Tristan sich zurück. Er setzte sich wieder auf seinen Barhocker, als wäre nichts gewesen, während ich noch immer halb zwischen seinem und meinem Stuhl hing und nach Luft schnappte wie ein Fisch an Land.
Die ganze Bar war still, aber ich wagte es nicht, mich umzusehen. Stattdessen flehte ich meine Fassung an, zurückzukommen, und griff nach meinem Bierglas. Ich hoffte, dass niemand meine zitternden Hände bemerken würde.
Ich sprach halblaut, sodass niemand uns hören würde. »Du bist ein verdammt guter Küsser für einen Hetero.«
Tristan brach in Gelächter aus und wieder kicherten wir. Ich bestellte noch ein Bier und Tristan bekam ein neues Glas Wein.
Ich fühlte mich wie ein grinsender Idiot. Tristan war witzig und selbstbewusst.
Und der Kuss, verdammt, dieser Kuss. Warum musste er hetero sein? Das war wie ein Verbrechen gegen die schwule Menschheit. Aber wie süß war es von ihm, mich auf diese Weise zu küssen, nur um Jeremy eifersüchtig zu machen? So süß.
Fuck, der Mann war mehr als perfekt.
Ich war dankbar, dass ich in dieser Hotelbar nicht allein hatte zu Abend essen müssen, nachdem ich Jeremy hatte hereinkommen sehen. Das war doch schon mal etwas. Und einen netten Kerl wie Tristan zu treffen, selbst wenn er hetero war, war ebenfalls nett.
Verdammt nett.
Meine Wangen fühlten sich warm an und ich versuchte, es auf den Alkohol zu schieben statt auf die Erregung und das Kratzen seines Bartes, das ich noch immer spürte.
Als ich nach meinem Glas griff, drehte Tristan sich zu mir und lächelte. Er zeigte alle Zähne und ein gottverdammtes, niedliches Grübchen. Ich war so gefickt. So verdammt gefickt.
Ich konnte mich nicht an das letzte Mal erinnern, als ich mich in einen Hetero verguckt hatte. Das war wie der erste Tag in der schwulen Klasse. Niemals, verdammt nochmal niemals, verguck dich in einen Freund, der hetero ist, außer du willst, dass dein Herz aus deiner Brust gerissen und in einen Fleischwolf geworfen wird. Aber vielleicht ist es diesmal anders, denkst du wie das Arschloch, das du bist. Nein, Idiot. Diesmal ist nicht anders.
Ein tiefes Seufzen entkam mir und Tristans Lächeln flackerte ein bisschen. »Bist du okay?«, fragte er. Nein, Junge. Nicht okay. Ich will deinen Schwanz in meinem Arsch und ich will dir gleich hier einen blasen. Dummerweise stehst du auf Muschis. Nicht okay.
»Jepp, total okay«, log ich.
»Gut.« Er strahlte. »Und nun erzähl mir, warum zur Hölle du keinen Wein bestellst, wenn du auf einem Weingut bist.«
Ich lachte. »Gute Frage. Ich liebe Wein, aber weiß nicht besonders viel darüber. Ich weiß nie, welchen ich bestellen soll. Oder vielleicht kann man einem alten Hund auch einfach keine neuen Tricks mehr beibringen.«
»Verstehe«, sagte Tristan. »Was Bier betrifft, ist das eine gute Wahl. Die Knee Deep Brewing Company hat ihren Sitz in Aubum, nordöstlich von Sacramento. Kennst du das?«
Ich sah das Glas mit Fassbier an, als ob es mir sagen könnte, was es war. Keine Chance. Ich zuckte mit den Schultern und wurde rot. »Okay, vielleicht weiß ich auch über Fassbier nicht so viel.«
»Ah. Ein Neuling. Erlaube mir, dich zu unterrichten.« Tristan klopfte mir auf die Schulter, bevor er absichtlich langsam wie ein Höhlenmensch auf mein Glas deutete und sagte: »Das. Ist. Bier.« Dann nahm er vorsichtig sein Weinglas zwischen Daumen und Mittelfinger und spreizte seinen kleinen Finger ein wenig ab.
»Dies, mein lieber Freund«, fuhr er mit einem noblen Akzent fort, »ist Ambrosia, der heilige Nektar der Götter und Göttinnen durch all die Jahrtausende. Die Lösung für alles, was die Menschheit plagt. Das süße, süße Elixier der Liebe, des Friedens und des Frohsinns.«
Als er fertig war, nahm er einen Schluck, als tränke er vom Heiligen Gral, und platzierte das Glas wieder auf der Theke. Als er sprach, war es schnurrendes Französisch.
»Le vin … est l’orgasme.«
Meine Augenbrauen mussten bis zu meinem Haaransatz gewandert sein. Groß, dunkel, attraktiv und er konnte französisch? Ein verdammter Jackpot. Ich blinzelte, bevor ich meine Hand hob, um Franks Aufmerksamkeit zu bekommen. Als der ältere Mann sich fragend zu mir umdrehte, deutete ich auf den Heiligen Gral. Mit einem Grinsen sagte ich: »Ich möchte das, was er hat.«
Tristan sah mich amüsiert an. »Ah, ein Mann, der zu einem Experiment bereit ist. Vielleicht haben sie unrecht, was alte Hunde und neue Tricks betrifft.«
Ich antwortete auf die gleiche fließende Weise wie er. »Mieux vaut tard que jamais.« Besser spät als nie.