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Kontinuität und Stringenz in Hitlers Antisemitismus

Erste „politische“ Äußerung, Brief an Adolf Gemlich, 16. September 1919 Der Antisemitismus aus rein gefühlsmäßigen Gründen muß seinen letzten Ausdruck finden in der Form von Pogromen [im Original: „Progromen“, M.B.]. Der Antisemitismus der Vernunft jedoch muß führen zur planmäßigen gesetzlichen Bekämpfung und Beseitigung der Vorrechte des Juden, die er zum Unterschied der anderen zwischen uns lebenden Fremden besitzt (Fremdengesetzgebung). Sein letztes Ziel aber muß unverrückbar die Entfernung der Juden überhaupt sein. (Zit. n.: Jäckel/Kuhn, Hitler. Sämtliche Aufzeichnungen, S. 89–90 [Dok. 61].)

Punkt vier des NSDAP-Parteiprogramms, 24. Februar 1920 Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksichtnahme auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein. (Zit. n.: Feder, Das Programm der NSDAP und seine weltanschaulichen Grundgedanken, S. 8.)

Mein Kampf (1924/25) Siegt der Jude mit Hilfe seines marxistischen Glaubensbekenntnisses über die Völker dieser Welt, dann wird seine Krone der Totenkranz der Menschheit sein, dann wird dieser Planet wieder wie einst vor Jahrmillionen menschenleer durch den Äther ziehen. Die ewige Natur rächt unerbittlich die Übertretung ihrer Gebote. So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn. (Zit. n.: Hitler, Mein Kampf, S. 70.)

Hitlers politisches Testament, 29. April 1945 Vor allem verpflichte ich die Führung der Nation und die Gefolgschaft zur peinlichen Einhaltung der Rassegesetze und zum unbarmherzigen Widerstand gegen den Weltvergifter aller Völker, das internationale Judentum. (Zit. n.: Ursachen und Folgen, Bd. 23, S. 199, [Dok. 3636].)

In Hitlers Antisemitismus amalgamierten persönliche Ängste und gesellschaftlich weit verbreitete Bedrohungsperzeptionen zu einem pseudorationalen Welterklärungsmodell, in dem „das Judentum“ und „der Marxismus“ als die entscheidenden Ursachen allen Übels imaginiert wurden. Dieses Welterklärungsmodell war notwendigerweise hermetisch und rationaler Einsicht nicht zugänglich: Nur wer glaubte statt zu denken, konnte sich diesem religiös anverwandten Irrationalismus ergeben, in dem alle Probleme des Alltags in einer simplen Formel zusammengefasst und gleichsam aufgehoben waren. Alles, was aus seinem Antisemitismus folgte, von seiner Bierkelleragitation der unmittelbaren Nachkriegszeit bis zur genozidalen „Endlösung“ im Zweiten Weltkrieg, war für Hitler ein originär „weltanschauliches“ Ziel, abgeleitetet aus dieser rassistischen Pseudorationalität, keine Reaktion mithin auf konkrete Vernichtungsängste etwa seitens der Revolution in Russland, keine Kopie, sondern genuines, ideologisch rationalisiertes, „idealistisch“ verbrämtes Verlangen aus missionarischem Überzeugungseifer.

Die nationalsozialistische Herrschaft 1933-1939

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