Читать книгу 5G Mobilfunknetze: Strahlende Zukunft oder gefährliche Strahlung; Was erwartet uns? - Maik Lindner - Страница 11

Fortlaufende Leistungssteigerungen und Frequenzerhöhungen

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Mit jeder neuen Generation des Mobilfunks kam es – wie wir gesehen haben – auch immer mehr zu einem Ausbau der Netze und dadurch zu einer Zunahme der Mobilfunkmasten/-Dichte, inklusive Leistungssteigerung vom ursprünglichen MegaHertz-Bereich bis zum heute üblichen Gigahertz-Bereich.

Bei www.Informationszentrum-Mobilfunk.de6 heißt es dazu:

Für den Netzausbau nutzen die Mobilfunkbetreiber Frequenzen in den Bereichen 800 MHz (Digitale Dividende), 1,8 GHz und 2,6 GHz. Mit der Frequenzversteigerung im Juni 2015 sind außerdem Frequenzen aus dem Bereich 700 MHz hinzugekommen. Diese eignen sich für den Einsatz in ländlichen Regionen besonders gut und wurden bisher vom Rundfunk verwendet. Bis 2019 sollen sie nun dem Mobilfunk schrittweise zur Verfügung gestellt werden.

An dieser Stelle eine kleine, anscheinend nebensächliche Information:

Handys senden mit bis zu 1 W auf dem 1800 und 2100 MHz-Netz, mit bis zu 2 W auf dem 900 MHz-Netz. Die Sendeleistung wird vom Handy automatisch den Empfangsbedingungen angepasst. Bei schlechten Bedingungen – z.B. Dämpfung durch Gebäude, große Distanz zur Basisstation – sendet das Gerät stärker, um an der Basisstation immer noch eine ausreichende Signalstärke zu erreichen. Wenn nicht gesprochen wird, senden Handys nicht (bzw. nur technische Informationen zur Basisstation).7

Also um zu telefonieren oder den Notarzt zu rufen, reicht schon ein Bruchteil der derzeitigen Leistung und des immer enger werdenden Mobilfunkmastenwaldes.

Diese notwendige Leistung überschreiten wir heute bereits millionenfach und werden rein rechnerisch als Soll – wie es so schön heißt – erfüllt.

Doch damit nicht genug: Die Industrie sitzt in den Startlöchern und möchte ihre selbstfahrenden Autos und technischen Revolutionen auf den Markt bringen und braucht dafür ein neues leistungsfähigeres Netz. Also nicht der Bürger sehnt sich nach einer Sendeanlage alle 250 Meter, sondern die Industrie. Denn um mit Familie oder Freunden mobil zu reden, reicht ein winziger Bruchteil der Leistung, die wir heute zur Verfügung haben.

Dennoch wird überall der Eindruck erzeugt, der Bürger braucht das superschnelle Echtzeit-Netz, will es, sehnt sich danach. Nun, der Bürger braucht aber eigentlich nicht so viel. Natürlich gibt es immer Menschen, für die alles in Echtzeit geschehen muss, immer schneller im virtuellen Raum, und nicht im echten Leben. Für diese wird es auch in 20 Jahren nicht schnell genug gehen, weshalb sie schon jetzt nach Lichtgeschwindigkeit rufen. Sie wollen die Telefonate von heute bereits vorgestern führen, nach dem Motto: Zukunft ist Vergangenheit.

Psychologen warnen bereits jetzt vor dem Daten- und Internetkonsum, auch ohne die voll ausgebauten 5G-Netze. Internetsucht ist ein Problem und das Netz ist voll mit Berichten von Betroffenen: Auch ohne die komplette Einbindung aller Lebensbereiche gibt es bereits Studien, die vor den Folgen warnen.

Die sogenannte PINTA-Studie der Drogenbeauftragten des Bundes im Ministerium für Gesundheit geht davon aus, dass in Deutschland 560.000 Menschen internetabhängig sind. Mehr als zwei Millionen Deutsche gelten als gefährdete Nutzer, unter ihnen vor allem junge Erwachsene zwischen 14 und 24 Jahren. In Asien sind die Zahlen noch erschreckender, vor allem junge Südkoreaner und Chinesen sind laut verschiedenster Studien besonders gefährdet.

Viele Forscher sehen die Internetsucht weltweit bereits als eigenständige psychische Störung an. „Diese Sucht kann jeden treffen – vom Jugendlichen bis zur Hausfrau“, sagt die Psychologin Beate Dörsing von der Universität Marburg. Sie forscht zum Thema Internetabhängigkeit und hat mit ihrem Kollegen Alexander Winkler vor kurzem eine viel beachtete Studie zu Internetsucht und ihren Behandlungsmöglichkeiten im Fachmagazin Clinical Psychology Review veröffentlicht.8

Spätestens hier müsste bei all dem Datenkonsum und massiven möglichen Datenverkehr über die sogenannten smarten Netze jeder noch etwas klardenkende Mensch begreifen, dass bei der Einführung der Digitalisierung etwas völlig schief gelaufen ist. Denn das Internet gilt als Droge9, die besonders viele junge Menschen im Griff hat, sie verrohen lässt und sogar vermehrt in den Suizid treibt. (Buchtipp: Manfred Spitzer; „Die Smartphone-Epidemie: Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft“, Klett-Cotta-Verlag, 3. Aufl. Januar 2020)

Wohin diese Entwicklung führen wird, wenn erst das komplette Leben mit 5G digital ist, darüber können wir derzeit nur spekulieren. Diese Entwicklungen spielen bei der Euphorie um 5G jedoch überhaupt keine Rolle in der Debatte. Im Gegenteil: Die Bundesregierung hat angekündigt, den Netzausbau massiv voranzutreiben. Für den neuen leistungsstarken 5G-Standard sollen die ländlichen Gebiete voll erschlossen werden, um die Erfassung aller Menschen, Orte, Dinge und Geschehnisse in Echtzeit zu ermöglichen. Dabei ist es ein erklärtes Ziel der politischen und wirtschaftlichen Agenda, alle bestehenden Funklöcher zu eliminieren.

Bei ihrer Digitalklausur auf Schloss Meseberg hat das Bundeskabinett am Montag seine Mobilfunkstrategie beschlossen. Diese hat eine stabile flächendeckende Mobilfunkversorgung aller Haushalte, Gewerbegebiete, Verkehrswege sowie landwirtschaftlich genutzten Flächen zum Ziel. Die ländlichen Räume würden damit endlich die Versorgung erfahren, die in Städten schon lange üblich sei, betonten der Bundesminister für digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer, und Landwirtschaft, Julia Klöckner, in einer gemeinsamen Pressemitteilung.10

Angesichts der anerkannten Droge Digitalisierung, will die Bundesregierung es also dem ganzen Land ermöglichen, von diese „Droge“ Gebrauch zu machen. Selbst dem Landwirt, der bisher friedlich und fern von alldem über seinen Acker fuhr, soll nun jederzeit Zugriff haben.

Doch die Industrie 4.0 wird in Zukunft wohl neben selbstfahrenden Personenkraftwagen auch selbstfahrende Landmaschinen hervorbringen. Die Arbeit, die unsere Rasenroboter heute bereits erledigen, wird dann eben ein programmierter Traktor auf dem Feld verrichten, damit der Landwirt daheimsitzen und Playstation mit seinen Kindern spielen kann. Und nicht auf Bäume mit ihnen klettert, so wie ich es ohne Smartphone noch aus meiner Kindheit kenne.

All diese Dinge sollten wir ernsthaft überdenken. Ist dieser Technologierausch wirklich das Höchste der Gefühle? (Literaturtipp: „Generation Beziehungsunfähig“ von Michael Nast (ISBN 978-3841906182). Ich kann nur sagen: Da kommt etwas auf uns zu.

5G Mobilfunknetze: Strahlende Zukunft oder gefährliche Strahlung; Was erwartet uns?

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