Читать книгу Die Ruinen von Kab - Manfred Rehor - Страница 13
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Serron war klein, schlank und in jeder Hinsicht unauffällig. Wenn er überhaupt eine sichtbare Waffe bei sich hatte, so war es ein gewöhnlicher Dolch am Gürtel. Sollte ihn jemand angreifen, so würde derjenige aber schnell merken, dass Serron mehrere Wurfmesser in seiner Kleidung versteckte. Und mit denen traf er mit tödlicher Genauigkeit.
Gendra und Martie dagegen waren ehemalige Söldner, und das sah man ihnen schon von weitem an. Sie waren groß, muskulös und trugen immer ihre Schwerter bei sich. Man hätte sie für ein Paar halten können, wenn man sie in perfekter Harmonie Seite an Seite kämpfen sah. Gingen beide mit gezogenen Waffen auf Gegner los, so sah das fast aus wie ein einstudierter Tanz. Gendra als Frau wurde von Angreifern meist unterschätzt, und sie wusste das auszunutzen. Machte ein Mann diesen Fehler, war es manchmal der letzte seines Lebens.
Alle drei gehörten zu meinen engsten Freunden und hatten lange Reisen mit mir unternommen. Jeder von uns wusste, dass er sich auf die anderen verlassen konnte, jeder kannte die Stärken und Schwächen der anderen, weshalb wir uns wunderbar ergänzten.
Nun waren wir wieder gemeinsam unterwegs, heraus aus der Hauptstadt nach Südosten. Ich hatte meine Freunde gebeten, mitzukommen, weil ich nicht alleine gegen eine Räuberbande antreten wollte. Mir vor Ort in Prankhorst Hilfe zu suchen, schien mir zu unsicher. Dorfbüttel waren notorisch unzuverlässig und schlecht bezahlt. Sie konnten Betrunkene einsperren oder Viehdiebe fangen, aber man sollte nicht damit rechnen, dass sie einen in einem Kampf unterstützten. Außerdem wusste ich ja inzwischen, dass manche von ihnen Bestechungsgelder von den Kurrethern erhielten.
Die Landschaft, durch die wir ritten, entsprach der Beschreibung des Heilers: Zwischen Wäldern verteilt lagen Bauernhöfe, Felder und Weideflächen. Hier wurde das produziert, was die Hauptstädter Tag für Tag aßen. Die Bevölkerung auf dem Land war nicht wohlhabend, aber jeder hatte sein Auskommen. Den großen Gewinn machten wie überall die Händler, die die Produkte in die Stadt brachten und dort verkauften. Wir begegneten immer wieder Fuhrwerken, die vollbeladen in Richtung Dongarth unterwegs waren.
Der Anblick von vier Reitern, von denen drei sichtbar Waffen trugen, beunruhigte die Lenker der Wagen nicht. Das bewies mir, dass Überfälle in dieser Gegend unbekannt waren. Man zeigte Fremden gegenüber das notwendige Misstrauen, aber man erwartete nicht, von ihnen ausgeraubt zu werden.
In einer Taverne am Rand der Straße machten wir am späten Vormittag Rast. Nicht nur, um uns und unseren Pferden eine Pause zu gönnen, sondern auch um mit den Leuten zu reden. Ich wollte herausfinden, was für ein Menschenschlag hier lebte.
Ich hätte bedenken sollen, dass am helllichten Tag in einer ländlichen Taverne nur ein paar alte Säufer anzutreffen waren, die sich vor der Arbeit drückten.
Immerhin war das ein Personenkreis, den man sofort als Freunde gewann, wenn man eine Lokalrunde ausgab. Also tat ich das und kam mit den Männern - die einzige Frau in der Gaststätte war das Schankmädchen - ins Gespräch.
Nachdem ich mir die üblichen Klagen über die Unfähigkeit der Regierung, die schlechten Zeiten und das Wetter angehört hatte, lenkte ich die Unterhaltung auf ein interessanteres Gebiet. Ich behauptete, es gebe immer mehr Verbrechen im Land.
Sie nickten und schimpften noch einmal auf den Fürsten und den Dorfschulzen, aber ein Beispiel für ein Verbrechen hatte niemand. Zumindest keines, das in letzter Zeit in dieser Gegend verübt worden war. Sie ergingen sich in Geschichten, die viele Jahre her waren.
Also fragte ich, ob öfter Fremde wie wir hier durchkamen. Auch das wurde verneint. Aber einer der Trinker erinnerte sich dann, von Reitern gehört zu haben, die am Vortag im einige Meilen entfernten Prankhorst aufgefallen waren. Sie hatten es eilig, legten dort aber wegen der Hitze trotzdem eine Rast ein.
„Merkwürdig, dass die nicht hier vorbei gekommen sind“, sagte ein anderer Mann. „Eine ganze Gruppe von Reitern wäre uns nicht entgangen. Wir bemerken jeden Fremden. Gestern ist nur ein einzelner Mann in Richtung Dongarth unterwegs gewesen.“
Seine Saufkumpane lachten. „Ja, der ist aber im Galopp vorbei gedonnert!“, bekräftigte einer. „Der muss es eilig gehabt haben. Vielleicht ein Kurier oder so etwas.“
„Wie hat er denn ausgesehen?“, fragte ich.
Sie zuckten mit den Schultern.
„Wenn jemand die Taverne passiert, schauen wir aus dem Fenster.“ Der Mann deutete auf ein schmutziges Glasfenster, das zur Straße hin lag. „Man will ja wissen, was los ist im Ort. Aber bis wir dort waren, konnten wir ihm nur noch hinterher sehen.“
„Er kam aus dieser Richtung?“, fragte ich und zeigte mit dem Arm.
„Klar, die Straße führt nach Prankhorst.“
Wir unterhielten uns noch eine halbe Stunde über belanglose Dinge, dann ritten wir weiter.
„Der Verletzte, der es bis nach Dongarth geschafft hat, muss also zwischen der Taverne und dem Dorf überfallen worden sein“, sagte ich zu meinen Freunden. „Wären auf der Straße Spuren des Überfalls, hätte man sie schon gefunden. Also müssen wir links und rechts davon den Wald und die Felder durchsuchen. Wir teilen uns: Serron und ich nehmen diese Straßenseite; Gendra und Martie, ihr die andere. Wir führen unsere Pferde an den Zügeln. Untersucht den Boden genau, und achtet auch auf mögliche Verstecke oder Seitenwege, die von der Straße wegführen.“
Es dauerte nicht lange, bis wir das Grab entdeckten. Jemand hatte zwei Dutzend Schritte vom Straßenrand entfernt zwischen einigen Bäumen ein Loch ausgehoben und wieder zugeschüttet. Die Erde war etwas aufgewölbt, aber das hatte man mit darüber geworfenem Laub gut getarnt.
„Ich habe keine Lust, hier mit bloßen Händen zu graben“, sagte Gendra. „Ihr?“
Wir alle nicht. Deshalb ritten wir weiter, bis wir den Ort Prankhorst erreichten. Dort taten wir ganz aufgeregt und behaupteten, wir hätten abseits des Wegs rasten wollen und seien auf ein Grab gestoßen. Der Dorfbüttel rief den Totengräber und ein paar Männer zusammen, die sich mit Schaufeln und Schubkarren ausrüsteten. Dann zogen wir alle los zu der verdächtigen Stelle.
Es waren zwei Leichen, die man aus dem Dreck frei grub. Alle Anwesenden bis auf den Totengräber traten einige Schritte zurück. Nach ein paar Minuten wandte der sich um und rief dem Dorfbüttel zu: „Sie sind durch Schwerthiebe getötet worden. Keine Leute von hier, es müssen Reisende sein, die überfallen wurden.“
„Das hat es seit Jahren nicht mehr gegeben!“, sagte einer der Männer, der beim Graben geholfen hatte. „Wer tut den so etwas?“
„Durchreisende!“, behauptete der Büttel. „Sind nicht neulich nachts ein paar Unbekannte im Galopp durch Prankhorst gekommen? Niemand hat gesehen, wer sie waren.“
Es folgte eine lange Diskussion, wer wann was beobachtet oder gehört hatte, bevor der Dorfbüttel sich wieder Gehör verschaffte.
„Hatten sie etwas bei sich?“, fragte er.
„Eine hübsche Summe Geld und ein dünnes Lederetui, das gut versteckt war.“ Der Totengräber hielt den Gegenstand hoch. Er war kaum so groß wie meine Handfläche.
„Solche Etuis verwendeten Kuriere, wenn sie Briefe vor Nässe schützen wollen“, erklärte ich. „Man kann es gut in der Kleidung verbergen, zum Beispiel in seine Hose einnähen oder gefaltet unter dem Gürtel tragen.“
Ich streckte die Hand aus, aber der Büttel kam mir zuvor. Er öffnete das Etui und holte einen versiegelten Umschlag heraus. Seine Haltung wurde straffer, als er sagte: „Ein Brief mit dem Siegel des Fürsten von Arbaran, adressiert an den Fürsten Borran in Dongarth. Das waren offizielle Kuriere unseres Fürstenhauses. Dieses Verbrechen müssen wir unverzüglich nach Eronstedt melden.“
„Und die Leichen?“, fragte der Totengräber.
„Packt sie auf die Schubkarren. Wir begraben sie auf dem Dorffriedhof. Ob sie dort bleiben, soll der Fürst entscheiden. Am besten, ich reite gleich persönlich nach Eronstedt.“
„Moment!“, rief ich dazwischen. „Der Brief muss wichtig sein. Er sollte so schnell wie möglich nach Dongarth gebracht werden.“
„Stimmt, daran habe ich nicht gedacht“, sagte der Dorfbüttel. Nun lag Misstrauen in seinem Blick, als er mich ansah. „Aber nicht von Ihnen. Ich kenne Sie nicht. Deshalb beauftrage ich einen zuverlässigen Mann damit. Sergi, du hast ein gutes Pferd. Die Unkosten bezahlt dir der Bürgermeister.“
Einer der Helfer wischte sich die Hände an der Hose ab und grinste. „Ein netter Tag in Dongarth wäre nicht schlecht. Aber ich will vom Bürgermeister persönlich hören, dass er dafür aufkommt.“
„Dann los, zurück ins Dorf!“
Das schnelle Pferd stellte sich als ein müder, alter Gaul heraus. So kam es, dass wir langsam neben dem Knecht Sergi ritten, bis wir wieder in Dongarth waren. Auf dem Weg dorthin schien Sergi vor Stolz und dem Gefühl der eigenen Wichtigkeit fast zu platzen. Aber als er dem Leibdiener des Fürsten gegenüberstand, kam er ins Stottern.
Ich erklärte die Situation und sorgte dafür, dass Sergi ein Trinkgeld bekam. Sicherlich würde er dieses Geld und alles, was er sonst noch besaß, am selben Abend in der Stadt ausgeben. Es existierte ein ganzer Zweig von Tavernen und anderen Dienstleistungen, die sich darauf spezialisiert hatten, das Landvolk auszunehmen, das in die Hauptstadt kam.
Bevor ich den Brief in Borrans Büro brachte, schickte ich meine Freunde los. Sie sollten sich umhören, ob im Südosten in letzter Zeit häufiger Überfälle vorgekommen waren.
Der Fürst öffnete den Umschlag, nachdem ich ihm geschildert hatte, wie ich in seinen Besitz gekommen war. Das Schreiben war nur einige Zeilen lang. Er gab es mir nicht zurück, sondern warf es in eine Schublade. Dann ging zu der Karte an der Wand und sah sie eine Weile an, bevor er sich zu mir umwandte.
„Fürst Arbaran bittet um Unterstützung“, sagte er. „Seine Nachricht klingt dringend, aber er gibt keine Begründung dafür. Reiten Sie nach Eronstedt und finden Sie heraus, was vorgefallen ist.“
„Heute noch?“, fragte ich, denn es war bereits später Nachmittag.
„Morgen. Nehmen Sie Ihre Freunde mit. Bieten Sie Fürst Arbaran alle Hilfe an, die er benötigt.“
„Ahnen Sie, welche Probleme er haben könnte?“, wollte ich wissen.
„Der Überfall auf die Kuriere war sicherlich kein Zufall. Es waren keine gewöhnlichen Räuber, wenn die Toten noch ihr Geld bei sich hatten. Vermutlich ging es nur darum, dass der Brief mich nicht erreicht.“
„Warum haben die Mörder ihre beiden Opfer nicht gründlicher durchsucht?“
„Sie waren der Meinung, dass der dritte Mann, der geflohen ist und es bis Dongarth geschafft hat, die Nachricht bei sich hat.“
„So könnte es gewesen sein“, gab ich zu.
Am folgenden Morgen war ich also wieder mit Serron, Gendra und Martie unterwegs. Wir folgten demselben Weg nach Südosten wie beim ersten Mal. In Prankhorst wollten wir uns erkundigen, was weiter vorgefallen war. Vielleicht hatte man dort bereits Nachricht aus Eronstedt.
Wir kamen nicht so weit. Kaum passierten wir die Taverne, in der wir die alten Säufer ausgehorcht hatten, hörten wir Schreie und das Wiehern von Pferden. Da die Straße eine Biegung machte und das Zwischenstück mit Wald bewachsen war, sahen wir die Ursache nicht sofort.
Aber dann kamen uns zwei Reiter in gestrecktem Galopp entgegen, die offenkundig auf der Flucht waren. Wir wichen aus und ließen sie durch. Natürlich konnten wir nicht wissen, um wen es sich bei ihnen handelte. Aber ihre Kleidung verriet Städter. Dann kamen die Verfolger, und das waren eindeutig Söldner. Fünf Mann in Lederrüstungen, einer davon mit einem Bogen bewaffnet.
Ohne uns abzusprechen, verstellten meine Freunde und ich den Weg.
Flüche und Drohungen brüllend rissen sie ihre Pferde herum.
Wir sprangen alle vier aus den Sätteln und stellten uns kampfbereit hin. Da wir unsere Pferde neben uns hatten, würde es den Söldnern nicht gelingen, uns über den Haufen zu reiten. Also mussten sie ebenfalls absteigen, um zu verhindern, dass wir bei einer Auseinandersetzung ihre Tiere verwundeten oder töteten. Allerdings ritt der Mann mit dem Bogen ein Stück zurück. Aber noch nahm er seine Waffe nicht in die Hand.
Im nächsten Moment war klar, dass es nicht zum Äußersten kommen würde. Denn einer der Männer fing an zu grinsen und sagte dann überlaut: „Gendra, du solltest wissen, dass man sich mir besser nicht in den Weg stellt. Bist du lebensmüde?“
Gendra grinste ebenso breit zurück: „Du bist und bleibst ein Großmaul, Balk. Gut, dass du vier Helfer bei dir hast, sonst würdest du es nicht wagen, so mit mir zu reden.“
Die beiden gingen aufeinander zu und umarmten sich wie die besten Freunde.
Serron, Martie und ich blieben aber genauso wachsam wie Balks Begleiter. Söldner schätzten ihre Auftraggeber höher als ihre Freunde. Das mussten sie auch, sonst bekamen sie ihr Geld nicht. Im Zweifelsfall beendete ein Schwertstreich die Freundschaft, wenn die Belohnung dafür hoch genug war.
„Nett, dich mal wieder zu treffen“, sagte Balk. „Aber wir müssen weiter.“
Die zwei Männer, die vor den Söldnern geflohen waren, hatten bald einen so großen Vorsprung, dass man sie nicht mehr einholen konnte. Balks Eile war also verständlich. Aber ich beschloss, den beiden noch mehr Zeit zu verschaffen.
„Es ist schön, wenn sich alte Freunde wiedersehen“, sagte ich mit spöttischem Ton. „Aber ein paar Fragen werden erlaubt sein, bevor sich unsere Wege trennen. Hinter wem seid ihr her?“
Balk musterte mich kurz und fragte dann Gendra: „Wer ist das?“
„Aron von Reichenstein.“
„Der Helfer des Fürsten Borran? Der mit dem Kaiserdegen? Ich habe von ihm gehört. Auch, dass du manchmal mit ihm unterwegs bist. Welchen Auftrag habt ihr?“
Ich antwortete an Gendras Stelle: „Unter anderem wollen wir herausfinden, wer auf dieser Straße harmlose Reisende umbringt, ohne sie auszuplündern. Es können keine gewöhnlichen Räuber sein, denn die sind auf Geld aus. Söldner dagegen werden von jemandem bezahlt. Kann es sein, dass unsere Suche jetzt schon erfolgreich ist?“
Der Reiter, der nicht abgestiegen war, nahm nun seinen Bogen vom Rücken und zupfte spielerisch daran herum. Balk und die anderen drei traten ein wenig auseinander, um sich beim Ziehen der Schwerter nicht gegenseitig zu behindern.
Gendra hob beschwichtigend die Hände und sagte zu mir: „Söldner bringen keine harmlosen Reisenden um, außer jemand gibt gutes Geld dafür. Aber wer sollte das sein? Wer sich eine Gruppe von Söldnern leistet, tut das, weil er einen gefährlichen Feind hat, denn das ist teuer. Und der Ruf eines Söldners hängt auch davon ab, dass er keine ehrenrührigen Aufträge annimmt.“
„Ganz recht, Gendra“, sagte Balk. „Außerdem ist wichtig, dass man den Mund halten kann. Kurz gesagt: Wir töten niemanden, der es nicht verdient hat. Warum wir hier sind, geht keinen etwas an. Zufrieden?“
„Nehmen Söldner auch Aufträge von Kurrethern an?“, fragte ich, obwohl ich wusste, dass es so war.
Ich hatte richtig geraten, Balks Gesichtsausdruck verriet ihn für einen Moment, bevor er sich wieder im Griff hatte.
„Das sind Leute wie alle anderen auch“, sagte er ausweichend. „Sie arbeiten an höchsten Stellen. Warum sollten sie nicht ebenfalls unsere Dienste in Anspruch nehmen können?“
„Haben sie?“, drängte ich.
„Wie ich schon sagte, ist es wichtig, den Mund zu halten. Wollt ihr uns weiter den Weg versperren?“
„Keinesfalls. Im Gegenteil, wir werden euch begleiten, damit wir dieses interessante Gespräch fortsetzen können.“
Darauf war er nicht gefasst. Er sah mich prüfend an, kam zu dem Schluss, dass ich es ernst meinte, und stieg auf sein Pferd. „Wir kehren um. Im nächsten Dorf rasten wir.“
„In Prankhorst? Gute Idee, das liegt auf unserem Weg.“
Balk hatte seine ursprüngliche Absicht aufgegeben, welche auch immer das gewesen war. Er wusste, dass er die beiden Fliehenden nicht mehr einholen konnte, schon gar nicht mit uns an seiner Seite. Und wenn wir bei ihm waren, falls er sie doch noch schnappte, was sollte er mit uns als Zeugen tun?
Offenbar brachte ihm sein Auftrag nicht so viel ein, dass es einen Kampf mit uns wert war. Aber noch immer war mir nicht klar, ob er derjenige war, der die Männer aus Eronstedt getötet hatte.
Als große Gruppe ritten wir langsam die Straße entlang. Gendra und Balk unterhielten sich über alten Zeiten und gemeinsame Bekannte, alle anderen schwiegen.
In dem Dorf angekommen, gingen wir in eine Taverne, wo wir aßen und uns weiter nichts zu sagen hatten. Balk ließ sich keinerlei Auskünfte über seinen Auftraggeber entlocken. Als er sagte, er werde in Prankhorst übernachten, beschloss ich, kehrtzumachen.
„Wir reiten zurück nach Dongarth“, verkündete ich. „Wenn wir uns beeilen, sind wir dort, bevor man die Stadttore schließt.“
Der Abschied war kurz und nicht von besonderer Herzlichkeit geprägt.
Auf unserem Rückweg, den wir streckenweise im Galopp hinter uns brachten, achteten wir auf Hinweise auf die beiden geflohenen Männer. Es war möglich, dass sie sich irgendwo versteckten oder sogar auf uns warteten, weil sie mitbekommen hatten, dass wir ihre Verfolger aufhielten. Aber die Wahrscheinlichkeit war groß, dass sie direkt zur Hauptstadt geritten waren. Wir würden sie auch dort suchen.
Die Wachen am Süd-Tor erinnerten sich an zwei Reisende, wie ich sie beschrieb. Natürlich erst, nachdem ich ihnen ein Trinkgeld gegeben hatte. Die beiden hatten nach dem Weg zur Residenz des Fürsten gefragt.