Читать книгу Die Ruinen von Kab - Manfred Rehor - Страница 9
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Friedla war eine jener gemütlichen, ältlichen Hausfrauen, die sich liebevoll um jede Einzelheit in ihrer Wohnung kümmerten. Immer schien sie entweder beim Putzen oder beim Umräumen zu sein. Außer, sie stand in der Küche und bereitete die nächste Mahlzeit zu.
Und doch täuschte dieser Eindruck. Denn Friedla war die Ehefrau von Merion, dem Anführer der Diebesgilde von Dongarth. Die beiden lebten in einem heruntergekommenen Haus im Armenviertel außerhalb der Stadtmauern. Wohlgemerkt, das Haus wirkte nur von außen so, als würden arme Leute darin leben. Eingerichtet war es mit gutbürgerlichem Geschmack, mit hochwertigen Möbeln und teuren Teppichen. Merion war kein Bedürftiger, er wollte nur wie einer scheinen.
„Er ist nicht hier, Aron“, begrüßte mich Friedla, als ich eintrat. „Soll ich ihm etwas ausrichten?“
Im Wohnzimmer roch es nach Tobacco-Rauch, Merion war also erst vor kurzem weggegangen.
„Wann wird er zurück sein?“, fragte ich.
„Ach, ich weiß es nicht“, seufzte sie. „Er ist ja kaum noch zu Hause. In den letzten Wochen hatte er so viel zu tun, das ist einfach nicht gesund für einen Mann in seinem Alter. Aber er hört ja nicht auf mich.“
Das waren ganz neue Töne. Gewöhnlich taten beide so, als habe sich Merion zur Ruhe gesetzt und verbringe seine Tage Pfeife rauchend und askajdanischen Thee trinkend im Schaukelstuhl.
„Welchen Geschäften geht er denn nach?“, wollte ich wissen.
„Mal diesem, mal jenem, du kennst ihn ja. Wo doch jetzt wegen des Erdbebens die ganze Stadt in Aufruhr ist. Zum Glück hat es uns hier draußen vor den Mauern nicht so hart getroffen. Die Hütten hier sind armselig! Eben deshalb gibt es keine schweren Dächer, die herabstürzen können, und die Wände bestehen meist nur aus Brettern. Das hält! Zu allem Überfluss kommen nun noch die Gefahren aus dem Norden dazu, wo doch sogar deren Königin in Bedrängnis geraten sein soll. Aber ich rede zu viel. Ich bin nur eine einfache Hausfrau, von solchen Dingen verstehe ich nichts.“
Friedla bemerkte, wie ich die Ohren spitzte, und schloss daraus, dass ich nicht eingeweiht war in das, was da vor sich ging. Prompt machte sie wieder auf ältliche Frau. Sie war nicht bereit, mehr zu sagen.
Ich hatte den letzten Winter im Norden verbracht, unterwegs in den Königreichen Thorgard und Skjargard. Dort hatte ich miterlebt, wie Königin Chrissayda einen Feldzug nach Osten begann, um die von Monstern verseuchten Gebiete des alten Kaiserreichs für sich zu erobern. Wenn sie dabei in Bedrängnis geraten war, konnte das auch Auswirkungen auf die Ringlande haben. Also fragte ich nach, ohne jedoch von Friedla weitere Hinweise zu bekommen.
„So neugierig kenne ich dich gar nicht“, sagte sie schließlich. „Hat dich die allgemeine Unrast angesteckt? Warum wendest du dich mit deinen Fragen nicht an den Fürsten? Der weiß sowieso über alles Bescheid, was in den Ringlanden so vor sich geht.“
„Weil ich davon ausgehe, dass Fürst Borran mich über das Wichtigste auf dem Laufenden hält.“
Sie lächelte nachsichtig. „So ein bedeutender Mann hat vieles zu Bedenken. Womöglich hat er vergessen, dir alles zu sagen. Frag ihn einfach.“
Weitere Versuche, etwas von ihr zu erfahren, blieben erfolglos. Also machte ich mich auf den Weg zurück in die Stadt und den Hang hinauf zur Residenz.
Romeran stand in der Eingangshalle, als habe er seit Stunden auf mich gewartet. „Fürst Borran ist in seinem Arbeitszimmer“, sagte er mit Vorwurf in der Stimme. „Es eilt!“
Also rannte ich die Treppen hoch, um zu beweisen, dass ich wusste, was man von mir erwartete. Oben ließ ich mir dann aber wieder Zeit, um zu überlegen, wie die Dinge zusammenhängen konnten - Chrissaydas Probleme, das Erdbeben, die seltsame Idee mit der Bibliothek. Aber noch ergab das für mich keinen Sinn.
Der Fürst saß hinter seinem Schreibtisch und las einen Brief, als ich eintrat. Er deutete auf einen Stuhl, sagte aber nichts, sondern las weiter. Das Schreiben war mehrere Seiten lang, der Umschlag lag auf dem Tisch. Ich versuchte, einen Absender zu erkennen, aber es gelang mir nicht. Also betrachtete ich erst Borrans Miene - Stirn in Falten, Augen zusammengekniffen, Mund zu einer strengen Linie gepresst - und dann die Gegenstände im Raum. Die Karte der Ringlande, die eine ganze Wand einnahm, war seit meiner letzten Reise um viele Einträge in den nördlichen Regionen ergänzt worden. Borran beschäftigte einen Fachmann, der alle Informationen zusammentrug und die Landkarte laufend aktualisierte.
Hinter dem Fürsten hing das Bild seiner Familie an der Wand. Seine frühverstorbene Frau Isalinde war eine Schönheit mit intelligenten Augen und sanftem Lächeln gewesen. Sein Sohn Micah war ein kleiner Junge, als dieses Bild gemalt wurde. Er war ungefähr mein Jahrgang, also musste er inzwischen ein junger Mann sein. Niemand wusste, wo er sich befand. Es gab nur Gerüchte, er sei Adept in der Magischen Akademie des Zeuth. Andere glaubten zu wissen, er werde in einer abgeschiedenen Gegend zum Priester des Einen Gottes ausgebildet. Borran durfte man nicht danach fragen. Wenn man seine Frau oder seinen Sohn auch nur erwähnte, kündigte er einem die Freundschaft auf und weigerte sich, mit dem Fragesteller jemals wieder zu sprechen.
Der Fürst legte den Brief beiseite. „Kennen Sie den Ort Krenndorf?“, fragte er.
„Ich habe den Namen schon einmal gehört“, sagte ich. „Ein Bauernkaff irgendwo südöstlich von Dongarth.“
„Zwanzig Meilen entfernt“, präzisierte er. „Dieses Dorf - eigentlich ist es eher eine kleine Stadt - ist bekannt für die Kunstfertigkeit der Schmiede, aber auch der anderen Handwerker. Die Vergitterung an den Fenstern im Erdgeschoss meiner Residenz stammt von dort.“
Ich nickte, als wären mir diese Eisengitter bereits aufgefallen. Sie hielten Diebe ab und waren verziert, aber nicht so, dass ich sie für etwas Besonderes gehalten hätte.
„In Krenndorf lebt ein Kunstschmied mit Namen Lars Strutz. Ein vertrauenswürdiger Mann. Der größte Meister seines Handwerks, der mir in den Ringlanden bekannt ist.“
„Sie wollen sein Wissen in die neue Enzyklopädie aufnehmen!“, folgerte ich.
„Das auch, aber das hat Zeit. Strutz hat von mir den Auftrag erhalten, eine Kopie des magischen Artefakts von den Larker Höhen herzustellen.“
Dieses Artefakt hatte der wahnsinnig gewordene Magier Zarkos in Skjargard gestohlen und nach Dongarth gebracht. Er wollte damit die Magie des Berges Zeuth abändern und für seine Zwecke nutzen. Ich konnte ihn davon abhalten und das Artefakt retten. Rat Geshkan hatte Borran gebeten, es zu behalten und in seine Sammlung aufzunehmen. Der Kurrether wollte nicht, dass ein so mächtiger Gegenstand zurück nach Skjargard gelangte.
„Was bezwecken Sie damit?“, fragte ich. „Wollen Sie eine Kopie zu den Larker Höhen schicken? Oder das Original, und die Kopie stattdessen hier in Ihrer Sammlung behalten?“
„Letzteres. Das Artefakt hat eine wichtige Funktion bei der Abwehr von Monstern, die aus dem alten Kaiserreich versuchen, nach Westen vorzudringen. Es hat durch die Jahrhunderte nicht nur Skjargard, sondern auch die Ringlande beschützt. Dank Ihrer Hilfe ist jetzt zwar ein Ersatz in den Larker Höhen vergraben, aber der ist nicht so wirkmächtig wie das Original.“
„Ich habe Gerüchte gehört, dass der Plan der Königin Chrissayda, das alte Kaiserreich von Monstern zu befreien, gescheitert sein soll.“
„Redet man schon in der Stadt darüber?“, fragte Borran mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Eher nicht. Die Kaltlande sind so weit weg, dass sich kaum jemand in Dongarth dafür interessiert. Trotzdem ist mir etwas zu Ohren gekommen.“
„Dieses Gerücht darf sich nicht weiterverbreiten. Das könnte für Unruhe sorgen. Aber es ist wahr. Ich habe soeben Nachricht erhalten, dass Chrissayda nicht nur ihren Feldzug abbrechen musste, sondern dass die Monster nachdrängen - Richtung Westen! Skjargard ist in Gefahr. Sollte sich die Bedrohung dort ausbreiten, könnte es auch für uns gefährlich werden. Der Schutz des Berges Zeuth und des Ringgebirges wirkt nicht auf diese Kreaturen, wenn sie in kleinen Gruppen angreifen.“
„Sie glauben, das Artefakt könnte dem Einhalt gebieten, wenn man es an seinen Ursprungsort zurückbringt?“
„Magi Achain ist dieser Ansicht, und sein Wissen auf diesem Fachgebiet ist umfassend. Also reiten Sie nach Krenndorf und holen Sie die Kopie. Aber heimlich. Niemand darf Sie sehen, niemand darf davon erfahren.“
„Wollen Sie nicht einen Anderen schicken, der weniger bekannt ist als ich?“ Ich bildete mir nicht ein, berühmt zu sein. Aber man kannte mich in der Stadt. Insbesondere die Stadtwache und die Kurrether könnten sich fragen, wohin ich unterwegs war.
„Nein. Es muss unter allen Umständen geheim bleiben, dass eine Beziehung zwischen mir und den Handwerkern in Krenndorf existiert. Deshalb kann ich keinen Außenstehenden damit beauftragen. Ich gebe Ihnen eine Nachricht für Meister Strutz mit. Sie reiten noch heute Abend los.“
Das war keine schwierige Aufgabe, die er mir da gab, und ich machte mich an die Vorbereitung der Reise. Ich ging vor das West-Tor auf den Händlerwasen und sprach mit einem der Stallbesitzer. Er würde ein gutes Reitpferd und ein Packpferd mit Proviant für mich bereithalten. Fragen stellte er keine. Wir kannten uns und ich gab ihm als Schweigegeld ein paar Münzen aus dem Reiseetat, den mir der Fürst ausgehändigt hatte.
Am späten Abend, kurz bevor die Stadttore geschlossen wurden, kehrte ich zu dem Stall zurück, holte die Pferde und ritt hinaus in die Dunkelheit. Zunächst folgte ich dem Weg den Strom entlang nach Westen, um mögliche Verfolger in die Irre zu führen. Als ich sicher war, alleine zu sein, wendete ich und ritt über Feldwege Richtung Südosten.
Um Mitternacht machte ich Rast. Ich war seit zwei Stunden niemandem mehr begegnet. Hatte ich bisher immer mal wieder Licht gesehen aus den Fenstern ferner Bauernhöfe oder Dörfer, so war nun alles dunkel, abgesehen vom Schein der Mondsichel zwischen den Wolken. Die Pferde waren ruhig, sie spürten keine Gefahr in der Umgebung. Deshalb lagerte ich nur von einem Gebüsch verdeckt in der Nähe des Weges.
Kaum hatte ich mich auf meiner Schlafdecke zusammengerollt, hörte ich Huftritte. Pferde kamen den Weg entlang, und zwar im Trab. Vorsichtig lugte ich zwischen den Zweigen hindurch und erkannte zwei Reiter, die in dunkle Umhänge gehüllt waren. Die Art, wie sie in den Sätteln saßen - übertrieben gerade und doch geschmeidig - und das gelegentliche Glitzern vergoldeter Waffen oder Ausrüstungsteile unter den Umhängen ließen keinen Zweifel daran, dass es sich um Kurrether handelte.
Sicherlich rochen ihre Pferde, dass sich zwei ihrer Artgenossen nahe des Wegs im Wald befanden. Falls sie ihre Reiter durch ungewöhnliches Verhalten - drehen des Kopfes, Ohrenspiel - darauf aufmerksam machten und diese nachsehen kamen, könnte ich in eine unangenehme Situation geraten. Es waren viele Gründe dafür denkbar, dass die zwei Kurrether gerade in dieser Nacht auf diesem abgelegenen Feldweg entlang ritten. Aber der Verdacht schien mir naheliegend, dass sie hinter mir her waren.
Ich hatte Glück. Die beiden verschwanden in der Dunkelheit und ich hörte die Hufschläge leiser werden. Wohin mochten sie unterwegs sein? Der Weg führte nicht direkt nach Krenndorf, sondern zu einigen Dörfern in der weiten Landschaft südöstlich der Hauptstadt.
Ich beschloss, meinen Weg auch während der Nacht fortzusetzen. Allerdings würde ich nicht im Trab reiten. Ich ging zu Fuß und führte und die Pferde hinter mir. So rechnete ich mir eine größere Chance aus, verdächtige Geräusche zu hören oder auf andere Art einen Hinterhalt rechtzeitig zu entdecken.
Nach zwei Stunden kam ich an einem Bauernhof vorbei, in dessen Hauptgebäude Licht brannte. Das war ungewöhnlich, es musste jetzt gegen drei Uhr morgens sein. Deshalb band ich meine Pferde abseits des Wegs fest und schlich mich näher heran.
Es gab einen Wachhund auf dem Hof, der aber alt und verschmust war. Er kam eher furchtsam zu mir. Als ich ihm langsam die Hand hinstreckte, schnupperte er erst und leckte dann daran. Ich streichelte ihn und schon waren wir Freunde.
Durch das Fenster konnte ich in eine erleuchtete Stube sehen. Das Licht kam von einer Öllampe auf dem Tisch. Zwei Kurrether standen vor dem Bauern, der sich schnell Hemd und Hose übergezogen hatte, um die Gäste zu begrüßen. Das Hemd war nur halb in den Hosenbund gesteckt und der Mann sah verschlafen aus.
Was sie sprachen, verstand ich nicht, doch die Szene war eindeutig. Der Bauer hatte Angst vor den Besuchern. Immer wieder nickte er und verbeugte er sich vor ihnen. Sie dagegen traten herrisch auf und schienen ihn nicht um etwas zu bitten, sondern ihm Befehle zu erteilen.
Zum Schluss allerdings drückte einer der Kurrether dem Mann einen kleinen Lederbeutel in die Hand - der konnte nur Geld enthalten. Die Dankesgesten und sein leuchtendes Gesicht bestätigten diese Vermutung.
Es wurde Zeit, dass ich mich zurückzog. Von dem treuen Hofhund begleitet verließ ich den Bauernhof und ging bis zum Weg. Dort schickte ich den Hund mit ein paar Gesten zurück, die er sogar verstand. Ich sah ihn wieder, als sich die Tür des Hauses öffnete und die Kurrether herauskamen. Der Hund lief mit dem Schwanz wedelnd auf sie zu, fing sich aber einen Tritt ein, der ihn aufheulend davonrennen ließ.
Die Kurrether verschwanden in der Dunkelheit. Kurz darauf hörte ich den Hufschlag ihrer Pferde, der bald verhallte.
Meine Neugier trieb mich dazu, noch einmal zu dem Bauernhaus zu gehen. Der Hund freute sich, nun wieder gestreichelt zu werden. Durch das Fenster sah ich, wie der Bauer Münzen aus dem Beutel nahm und zum Zählen auf den Tisch legte. Ich öffnete leise die Eingangstür, aber er hörte es und rief: „Was denn nun noch?“ Er dachte, die beiden Besucher kämen zurück.
Schnell trat ich aus dem Flur in den Wohnraum und zog dabei den Degen. Ich bedrohte den Mann nicht damit. Vielmehr hielt ich die Waffe zur Seite, aber bereit zuzuschlagen. Zu meiner Überraschung kam die erste Reaktion nicht von dem Bauern, sondern von seinem Hund. Der zog die Lefzen hoch, sträubte das Fell und knurrte.
„Ich tue ihm nichts, wenn er mir sagt, wofür er das Geld bekommen hat“, sagte ich in beruhigendem Tonfall, wobei meine Worte zwar an den Hund gerichtet schienen, aber ich sah dabei den Mann an.
Das Geld lag noch auf dem Tisch, und die natürliche Reaktion des Mannes war es, mich für einen Dieb zu halten, der es darauf abgesehen hatte. Er schob sich langsam einen halben Schritt nach links, um mir die Sicht auf die Münzen zu nehmen.
„Also, wofür haben die Kurrether dir das bezahlt?“ Mein harscher Tonfall und dass ich ihn duzte, sollten ihm den Eindruck vermitteln, ich sei eine höhergestellte Person.
Es wirkte, denn er begann stotternd: „Sie wollen wissen, ob Fremde hier durchkommen, die auf dem Weg von Dongarth nach Krenndorf sind. Und ob Fuhrwerke oder Kutschen von dort hier vorbeifahren Richtung Hauptstadt. Ich habe ihnen gesagt, dass niemand diesen Umweg durch unsere Gegend machen würde. Aber das war denen egal. Sie haben mir Geld gegeben, als Anzahlung, und mir mehr versprochen, wenn ich jemanden melde.“
„Und wie sollst du ihnen das melden?“
„Ich soll es dem Dorfwachmann in Grebbingen sagen, das ist zwei Meilen von hier. Der gibt es dann weiter.“
„Ein Dorfwachmann, der für die Kurrether arbeitet“, sagte ich abschätzig. „Ist das normal hier?“
Er zuckte mit den Schultern. „Mir egal. Warum wollen Sie das wissen?“
„Weil mich interessiert, was die Kurrether so treiben. Besonders, wenn sie es heimlich tun. Man muss ihnen auf die Finger schauen.“
Ich sah aus den Augenwinkeln, wie der Hund den Kopf wegdrehte und zu der Tür hinter mir sah. Mit einem Ausweichschritt ging ich zur Seite, hob den Degen und drehte mich um. Ein großer Mann mit dümmlichem Gesichtsausdruck stand im Türrahmen. Er hielt einen Holzknüppel in der Hand. Vermutlich war es ein Knecht, der seinem Herrn helfen wollte.
„Knüppel fallen lassen und langsam hereinkommen!“, befahl ich.
Er befolgte die Anweisung und stellte sich neben den Bauern.
Ich deutete auf das Geld auf dem Tisch. „Egal, wie viel man für Verrat an seinen Landsleuten bekommt, man bezahlt irgendwann mit seinem Leben dafür. Verstanden?“
Der Bauer nickte, ebenso der Knecht, obwohl der vermutlich gar nicht wusste, wovon ich redete.
„Vergesst, dass ich hier war!“ Mit diesen Worten ging ich hinaus, verfolgt von dem knurrenden Hund, der sein Verhalten aber gleich wieder änderte, als ich das Haus verlassen hatte. Er wedelte mit dem Schwanz und begleitete mich bis zum Weg.
Ich kehrte zu meinen Pferden zurück und führte sie an den Zügeln so leise wie möglich an dem Bauernhof vorbei. Als der hinter mir lag und am Horizont das erste rötliche Zeichen des Sonnenaufgangs zu sehen war, stieg ich auf und ritt noch einige Meilen. Dabei passierte ich das Dorf Grebbingen in gebührendem Abstand.