Читать книгу DAS SOZIALE LEBEN RUND UM UNBEWEGLICHE SACHEN - Manfred Wasner - Страница 13
11. Der Herr im lila Anzug (das Team 4)
ОглавлениеSie hatten von der „Projektbau“ leihweise den Baumeister Josef "Jimmy" Ungersböck für ein Jahr beigestellt bekommen. Der Jimmy kann nun wählen, bleibt er beim Team, oder geht er zurück zur Projektbau. Er sehnt sich zurück zu den großen Baustellen, wo das rasche Wachstum von Bauten zu sehen ist und sieht keine rechte Zukunft in Aufgaben wie: „Einbau eines Bades in die Wohnung des nicht eigenberechtigten Herrn Paracek“, „Vorschlag einer Lichthof-Verbauung“, die dann gar nicht zur Ausführung kommt und „Adaptierung des Lokales“ für die Gebietsbetreuung selbst.
Der Verfasser erinnert sich noch gern der gemeinsamen Mittagessen in Ottakring, bei denen Jimmy, der Alt- Ranger des Bundesheers und Rotarier, - und er selbst, der Wehrersatzdiener und Stammgast bei der Mühl - Kommune, - gut und konfliktfrei zusammen kommen. Jimmy erzählt seine Geschichten, etwa von der Jägerprüfung, und der Verfasser erzählte seine, - wie er für die „Junge Generation der SPÖ –Ottakring“, - mit dem Jung-Politiker Michael Häupl, - selbst gestrickte Parolen ins Mikro des Lautsprecher- Busses bei der Demo gegen die Abbruch- Spekulation schreit, weil sich sonst niemand traut.
Der Jimmy verläßt also das Team und es muss Ersatz her. Wolfgang Gräsel hatte inseriert und es kommen eines Nachmittags halbstündig hintereinander sechs oder sieben Bautechniker in die Gebietsbetreuung Ottakring, sich vorzustellen. Gräsel sitzt im Hinterzimmer und spricht mit ihnen. Der Verfasser sitzt vorn im Informations- Raum. Er empfängt die Leute, - nur Herren, - und weist sie weiter.
Am Abend kommt Wolfgang Gräsel nach vorn und fragt:
"Welcher von den Bautechnikern hat Ihnen am besten gefallen, Sie haben ja alle gesehen?"
"Ich habe sie ja nur begrüßt und verabschiedet."
"Aber Sie haben vielleicht daraus einen Eindruck gewonnen."
"Es war bei den Herren einer dabei, der einen lila Anzug anhatte. Entweder, der Herr ist sich seines Könnens so sicher, dass ihm die Kleidung bei der Vorstellung unwichtig ist, oder aber er hat sie nicht Alle, - aber das müssten Sie im Gespräch mit ihm bemerkt haben."
"Er hat sehr vernünftig gesprochen", sagte Gräsel, „und ich bin zur gleichen Auffassung gekommen, wie Sie."
So kommt der Viktor Prinz zu uns. Der lila Anzug war, wie sich später herausstellte, seine Bekleidung als Amateur- Turniertänzer. Unmittelbar nach dem Vorstellungs- Termin geht er nämlich zum Turniertanz-Training. Der Viktor ist somit nicht trotzdem, sondern gerade weil er sich als bunter Vogel darstellte, ins Team aufgenommen worden. Nach mehr als zwanzigjähriger Tätigkeit geht er in die Alterspension.