Читать книгу DAS SOZIALE LEBEN RUND UM UNBEWEGLICHE SACHEN - Manfred Wasner - Страница 23
21. Als Betriebsrat bei der Staatsekretätin (WSG 3)
ОглавлениеBeatrix Eypeltauer aus Oberösterreich ist damals die Staatsekretärin im Bauten- Ministerium. Sie ist als Mitglied der Bundesregierung für die Förderung des Wohnbaues und für den Forschungsbericht des Teams über Ottakring zuständig. Wolfgang Gräsel erzählt ihr anlässlich einer gemeinsamen Bahnfahrt nach Graz über die Ergebnisse der Arbeit des Teams im Stadterneuerungsgebiet Ottakring: über den Stadterneuerungsfonds, den er vorgeschlagen hatte und über das umfassende Wohnungsverbesserungs- Gesetz, das der Verfasser vorgeschlagen hatte.
Der Beatrix Eypeltauer erscheint der Vorschlag des neuen Wohnungsverbesserungs- Gesetzes für ihre politische Tätigkeit sehr brauchbar. Sie glaubt an die dahinter steckenden Ideen und glaubt daran, damit Erfolg haben zu können. Bald darauf stehen die Ergebnisse des Teams im Wohnbauprogramm der Sozialistischen Partei Österreichs (so hieß die Sozialdemokratische Partei damals).
Doch zu einem neuen Gesetz ist es noch ein weiter Weg. Beatrix Eypeltauer will ein neues Wort und sagt "Wohnhaussanierungs- Gesetz" anstatt dem bisher bekannten Wort "Wohnungsverbesserungs- Gesetz". Sie fürchtet sich nicht davor, dass unter „Sanierung“. in der Bundesrepublik Deutschland damals hauptsächlich Abbruch und Neubau verstanden wird. Sie beauftragt einen ihrer Beamten mit dem Verfassen dieses Gesetzes.
Zur gleichen Zeit kommt es zu Differenzen zwischen dem Sozialbau - Direktor Hofmann, der die gemeinnützigen Bauvereinigungen von ganz Wien vertritt, und Beatrix Eypeltauer. Es geht wohl um die Frage, ob das Honorar der Bauvereinigungen für „Bauverwaltung" nicht wieder vier Prozent anstelle von drei Prozent betragen solle. Fritrz Hofmann fühlt sich schlecht behandelt und glaubt, dass die Maßnahmen des Ministeriums auch für das Personal der Sozialbau negative Auswirkungen hätten. Daher regt er bei den Sozialbau- Betriebsräten an, sie sollten die Staatssekretärin Eypeltauer besuchen, - und aus ihrer Sicht das Problem darlegen.
Die Sozialbau - Betriebsräte setzen den Verfasser nach kurzer Firmen- Zugehörigkeit auf die Kandidaten- Liste für die Betriebsrats- Wahl. Er hat Erfahrungen als Studentenvertreter und beim Aufbau des Betriebsrates der Architekten-ARGE im Allgemeinen Krankenhaus.
Zwei Listen, - beide unter dem Namen „Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter", - kandidieren gegeneinander. Es gibt Stimmen- Gleichheit. Das Los entscheidet für die Liste, auf der der Verfasser steht.
Er tritt, - um all die lieben Leute, die ihn vorschlagen, nicht zu enttäuschen, - diskret im der Bezirkssekretariat am Praterstern der SPÖ bei. Bald darauf verlässt der Vorsitzende der Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter in der Sozialbau die Firma. Er schlägt den Verfasser als Nachfolger vor, - zum allgemeinen Erstaunen. Sie wählen ihn als Vorsitzenden. Daher hat er auch die Aufgabe, die Delegation zur Staatssekretärin zu führen.
Beatrix Eypeltauer, ein ausnehmend freundlicher Mensch, begrüßt die Betriebsräte herzlich, bewirtet sie und sagt "Ich möchte besonders die Meinung jener Leute hören, die die Arbeit machen, weil solche Leute manches besser verstehen, wie die Geschäftsführer und Vorstände." Zumindest das Herstellen eines guten Klimas ist ohne Aufwand geglückt. Der Verfasser bringt den Fall vor, um den es dem Fritz Hofmann gegangen war. Was damit weiter geschieht, weiß er konkret nicht. Die „Bauverwaltung“ wird jedenfalls nicht angehoben.
Am Schluss des Gespräches meint Beatrix Eypeltauer, sie habe eine „kleine Kommission" mit der Vorbereitung des Wohnhaussanierungs- Gesetzes beauftragt und sie lädt den Verfasser ein, an den Beratungen dieser Kommission teilzunehmen.
Er ist überzeugt, sie hat keine Ahnung, dass ausgerechnet er es war, der sich die Inhalte des Gesetzes ausgedacht und sie niedergeschrieben hat. Sie sieht in ihm wohl einen Gebäudeverwalter gemeinnütziger Wohnbauten.
So erhält er durch einen Zufall die Möglichkeit, die Erkenntnisse des Teams aus Ottakring und die Schlussfolgerungen daraus jenem Beamten, der das Gesetz zu schreiben hatte, im direkten Gespräch zu erklären. In der kleinen Kommission trifft der Verfasser den Dr. Otto Maisel aus der Gesprächsrunde wieder und auch - welcher Zufall - den Wolfgang Gräsel, seinen Chef.
Als dann Anfang 1985 das Wohnhaussanierungs- Gesetz und die zugehörigen Wiener Verordnungen beschlossen sind, sieht der Verfasser sich seine seinerzeitigen Vorschläge im Ottakring - Bericht an. Er kann hinter jeden einzelnen der zwölf Vorschläge ein Hakerl machen: sie sind alle Wirklichkeit geworden, - einige sogar noch von der legistischen Wirklichkeit übertroffen!