Читать книгу Steintränen - Manja Gautschi - Страница 13

11 - Kein gutes Gefühl - Joret & Sora

Оглавление

„Verfluchtes, hinterlistiges Dreckpack!“ Joret donnerte mit der Faust auf seinen Tisch. Denn eben hatte er die Meldung von Überfällen in der trotarischen Ebene erhalten. Das Arbeitslager wurde übernommen. Alles auf rotsander Boden!

Er aktivierte die Gegensprechanlage „Tatjana!“ „Hauptmann?“ „Ich muss die Stadtherren sprechen. Sofort!“ „Sind nicht alle in der Stadt. Aber ich tu was ich kann.“ „Beeil dich!“

Aufgeregt durchsuchte Joret seine Unterlagen über die Personalbestände. Dachte nach. Ärgerte sich. ‚So dumm!!’ daran hätte er denken müssen. Die ganze Säbelrasslerei in der rupianischen Ebene. Alle fokusierten sich auf Rupes, dabei griffen sie nun auf rotsander Boden an. Damit hatte keiner gerechnet! Schon gar nicht jetzt, denn die Mistkerle waren gerade erst in der Stadt gewesen um sich den möglichen Standort einer Botschaft anzusehen. Alles Ablenkung, Ablenkung.

Wieder aktivierte er die Gegensprechanlage. Diesmal war es der Funk nach Rupes. „Hier ist Barb..“ „Ja ich weiss. Joret. Ich muss Sora sprechen. Sofort.“ „Soll ich noch antworten oder gleich wegrennen und sie holen?!“ gab die Frauenstimme am anderen Ende gekonnt schnippisch auf typisch rupianische Art und Weise zurück „Schon gut. Entschuldige Barbara. Also, bitte geh und hol Sora, ich muss sie sofort sprechen. Es ist dringend. Bitte.“ es kam keine Antwort zurück „Barbara? Bist du noch da?“ nichts, offenbar war Barbara bereits unterwegs um Sora zu holen. Joret lächelte. Er kannte Barbara, mochte sie, sie war freundlich, wusste sich zu wehren und war unkompliziert. Sie hatte ihn wohl absichtlich in dieses Selbstgespräch laufen lassen, quasi zur Strafe seiner Unhöflichkeit von eben. Geschah ihm recht, fand er.

Auf der anderen Gegensprechanlage blinkte das Licht „Tatjana, was ist?“ „Ilrimi wäre jetzt da.“ „Soll reinkommen, danke.“

Joret sah sich in seinem Büro um. Ein paar Akten mehr als sonst lagen herum. Die Sonne schien durchs Fenster herein und gab dem sonst ziemlich kahlen Büro einen Hauch von Wärme. Die Tür öffnete sich, Ilrimi trat ein. „Hauptmann Laertens. Joret.“ Ilrimi salutierte. Joret deutete auf den Besucherstuhl „Setzt dich.“ Ilrimi tat wie ihm befohlen, setzte sich kommentarlos auf den Besucherstuhl gegenüber von Joret. Wartete gespannt. Sah sich um, spürte die Hektik im Raum. Schob sich seine Brille zurecht, fuhr sich verlegen mit der linken Hand durch seine schwarzen krausen Haare.

„Ich hatte dich doch angewiesen“ Joret fuchtelte mit der Hand „dieses verbotene Funkding zu vernichten.“ Ilrimi nickte überrascht, Joret fuhr fort „Ich nehme an, das hast du natürlich nicht. So wie ich euch kenne.“ Joret sah Ilrimi an, der nicht wusste, was er sagen sollte. Es war richtig, er hatte den Haupt-Zentral-Codierer nicht vernichtet, wäre eine Sünde gewesen, so ein technisches Wunderwerk zu zerstören. Aber jetzt zugeben, dass er dem Befehl seines Hauptmannes nicht gefolgt war?

„Dann deute ich das als ‚ja’. Dieses Funkding existiert also noch?“ „Wieso fragst du?“ „Weich mir nicht aus und stell keine Gegenfragen!“ „Also...“ „Ja oder Nein?“ Ilrimi nickte „Ja, das Gerät ist noch vorhanden. Aber nicht, dass ich jetzt wegen Befehlsverweigerung Probleme krieg.“ befürchtete Ilrimi „Nein. Heute nicht.“

Erleichtert atmete Ilrimi aus. „Puh! Ich hatte schon befürchtet, dass es jemand verraten hatte oder es Probleme gibt und du“ „Ja, ja. Schon gut. Also nein. Ich will es benutzen.“ gab Joret sein Vorhaben preis. Ilrimi blickte ihn erstaunt an. „Wie jetzt?“ fragte er und Joret bestätigte. „Ja, verflucht. Aber inoffiziell. Verstanden? Es ist schliesslich immer noch verboten.“ Ilrimi nickte „Oooooohhh.Keeehh.“

Einen Moment lang dachten beide nach. Schwiegen.

„Wie stellst du dir das vor? Genau? Ich meine, ‚inoffiziell’? Genau? Was ist dein Ziel?“ erkundigte sich Ilrimi nach Einzelheiten. „Kannst du den Haupt-Zentral-Codierer hier im Haus installieren, sodass es niemand bemerkt?“ Ilrimi lächelte „Du weißt ja doch wie dieses ‚Funkding’ heisst.“ „Natürlich weiss ich das, hatte mit den Mistdingern schon genug Ärger in meiner Karriere. Was ist jetzt, kannst du das?“ wieder nickte Ilrimi „Denke schon.“ „Ja oder nein? Wir haben keine Zeit für Spielchen.“ pochte Joret auf eine klare Antwort. Ilrimi nickte „Ja, es geht. Aber dafür muss ich für 2 oder 3 Stunden alleine im Technikzentrum sein. Ohne Zuschauer. Vielleicht in einer Nachtschicht.“ „Gut, dann heute Nacht.“ „Hab ich keinen Dienst und...“ Joret hob die Hand „Jetzt schon. Dann heute Nacht. Es eilt.“

Die Gegensprechanlage meldete sich, Joret behielt die Hand in der Luft um Ilrimi weiter vor dem Sprechen zu stoppen.

„Barbara?“ „Ja, Sora und Macto wären jetzt hier.“ „Danke, eine Sekunde bitte“ Joret sah Ilrimi an „Danke Ilrimi, das war’s, du kannst gehen. Und ich will alles wissen. Jeder verfluchte Buchstabe den die miteinander austauschen kann nützlich sein. Verstanden?“

Jorets Tonfall war abschliessend. Keine Antwort möglich. Also stand Ilrimi schweigend auf und bestätigte „Ja, verstanden.“ salutierte und verliess Jorets Büro.

Vor der Tür blieb er stehen, dachte nach. „Ilrimi, ist noch was?“ fragte ihn Tatjana freundlich. Sie sass hinter ihrem Empfangstisch vor Jorets Bürotür. Headset auf dem Kopf, dampfende Teetasse vor sich und lächelte Ilrimi an. Wartete auf eine Antwort. Immer noch in Gedanken schüttelte er den Kopf, sagte „Nein, nein. Alles in Ordnung.“ und ging.

Es fühlte sich alles so komisch an. Selbstverständlich wusste er von den Angriffen des Terra Sonnensystems, wer nicht. Alle waren schockiert, viele hatten Angst. Jetzt war’s soweit. Der Krieg wurde brutale Realität. Es fühlte sich so unwirklich an. Wäre da nicht Jorets Befehl, den ihn nun ganz konkret zum Handeln zwang, wäre es ‚nur’ eine Geschichte aus der Ferne, irgendwie. Er wünschte, Aron wäre da, oder Simone, oder Mara, ach... Mist! Er war so alleine.

„Wir haben’s schon gehört, Joret. Echte Mistkerle. Scheisse.“ begann Sora das Gespräch „Willst du sie jetzt angreifen? Braucht ihr Unterstützung?" fragte sie weiter "Gleich zurückschlagen, bevor sie zu stark werden, sag ich.“ warf Macto ein. Sora und Macto waren aufgebracht, geladen. Voller Tatendrang, dass war deutlich zu hören. Typisch rupianisch halt.

Joret winkte ab „Nein, Macto. Was sollte das bringen? Ein leeres Gefängnis zurück erobern? Das ist es nicht wert.“ „Aber ihr tut schon etwas? Nicht einfach nichts, oder?“ fragte Sora „Ja. Wir...“ „Du musst deinen faul gewordenen Hintern schon bewegen, Joret.“ ergänzte Macto energisch „Na, hör mal...“ antwortete Joret, wurde gleich von Sora unterbrochen „Macto hat schon Recht. Diplomatie ist gut. Aber“ nun reichte es Joret „Jetzt lasst mich doch erst ausreden!“ donnerte er zurück.

Das Mikrophon verstummte.

Auf der anderen Seite waren Sora und Macto zusammengezuckt. Sahen sich gegenseitig an. Beide wussten, dass sie Joret tatsächlich gleich übers Wort gefahren waren. Upps.

Warteten. Macto zupfte sein dunkelrotes Hemd zurecht, rutschte etwas auf dem Stuhl herum. Blieb weiterhin still. Starrte auf das Funkgerät vor ihnen auf dem Tisch. Boris Bürotisch, um genau zu sein. Die beiden hatten es sich dahinter so bequem als möglich gemacht, die Tür verschlossen und mit dem Gespräch gestartet.

„Joret? Bist du noch da?“ fragte Sora nach einer Weile. „Ja, ja.“ „Dann schiess los. Wir sind ganz Ohr.“ ein Räuspern war zu hören. „Was ich mit euch absprechen wollte war, dass wir Truppen an den Grenzen postieren werden um die Bevölkerung schützen zu können. Das Terra Sonnensystem auf keinen Fall weiter vordringen zu lassen. Das ist zwar von den Stadtherren noch nicht offiziell abgesegnet, aber in ein paar Stunden wird es das sein. Es wäre sinnvoll, ihr tut dasselbe. Und mit den anderen Grossregionen werden wir ebenfalls Kontakt aufnehmen. Was meint ihr? Und wann kommt eigentlich Boris zurück? Die zwei Wochen sind schon lange vorbei. Bald ist Winter.“

Einstimmiges Nicken „Ja, das klingt sinnvoll. Aber wir haben zu wenig Leute um sie sinnvoll auf der gesamten Grenze zu verteilen. Ist auch nicht nötig, wie du weißt.“ „Ja, ja. Ich weiss schon, Boris würde es merken. Trotzdem, bei einem Angriff bräuchtet ihr Zeit um dorthin zu gelangen. Wertvolle Zeit, die ihr sparen könntet, wärt ihr schon vor Ort.“ „Richtig, aber wie gesagt: Zu wenig Leute. Wir müssen uns auf konzentrierte, punktuelle Einsätze fokussieren und uns auf Patroullien verlassen.“

„Ach!“ seufzte Sora „Was hast du?“ „Ach Joret. Du bist sowas gewohnt. Weißt was zu tun ist. Ich hab einfach nur Angst, irgendwie. Bin wütend, fühle mich hilflos.“ Macto legte seinen Arm um Soras Schulter. „Sora“ antwortete Joret „Glaub mir, an sowas ‚gewöhnt’ man sich nie. Wütend bin ich auch, genauso wie ich Angst habe. Ich bin damals mit Tom hierhergekommen um genau sowas nie wieder erleben zu müssen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie wütend ich bin. Und gegen meine ehemaligen Freunde antreten zu müssen zerreisst mir das Herz, genauso wie der Gedanke an die kommenden Kämpfe mit all den Verletzten und Toten.“

Die Stimmung wurde zunehmend schwerer.

Am schlimmsten ist die Ungewissheit. Nicht zu wissen, was als Nächstes kommt.“ ergänzte Joret. „Dann ist die Idee, selbst die Initiative zu ergreifen, gar nicht so übel. Finde ich.“ schlug Macto vor. Macto war in der Tat ein ‚Mann der Tat’. Und Joret gab ihm Recht „Das ist richtig. Macto.“ „Aber?“ „Aber heikel.“ „Heikel?“ fragte nun Sora „Ja. Heikel. Weil wir nicht die Aufgabe der ‚Eroberung’ haben, sondern das ‚Beschützen und Zusammenhalten’. Wir müssen hierbleiben. Wenn sie es schaffen unsere Verteidigung von hier wegzulocken, also wir irgendwo aktiv einen Angriff initiierten, dann wären unsere Städte wehrlos. Sie könnten hinter unserem Rücken Rotsand oder Rupes einfach einnehmen.“ Joret schüttelte den Kopf „Nein, nein. Es ist schwierig. Möglicherweise versuchen sie genau das zu erreichen.“ „Wie?“ „Na, indem das Terra Sonnensystem weiter entfernte Orte angreift um unsere Soldaten aus den Hauptzentren wegzulocken.“

Nun nickte Macto, auch wenn es Joret nicht sehen konnte. Joret fuhr fort „Uns bleibt nichts, als abzuwarten. Uns vorzubereiten, so gut es geht. Und auch zu hoffen, dass sie auf politischer Ebene keine Verbündeten finden.“ „Da sehe ich kein Problem.“ warf Macto ein „Täusch dich nicht. Schon lange sind nicht mehr alle dem Terra Sonnensystem abgeneigt. Auch auf Steinwelten gibt es Probleme. Neid und Begehrlichkeiten, die den schleimigen Diplomaten wie diesem Bachschaum Tür und Tor öffnen, für irgendwelche Abkommen. Ich kenn die Typen, die gehen lächelnd über Leichen.“

„Siehst du“ meinte Sora „das meine ich. Du hast Ahnung von solchen Dingen, wir nicht.“ „Na, Boris schon. Ihm geht es gleich wie mir, denke ich. Er floh hierher um in Ruhe und Frieden sein Leben zu leben. Wo ist er eigentlich?“ „Ach ja“ sagte Sora „Ich hatte gestern Kontakt mit ihm: Es geht ihm gut. Er geniesst die Reise.“ „Ha! ‚geniesst die Reise!’“ platzte es aus Joret heraus „Nicht so! Joret. Er sagte, er freundet sich mit seinem neuen ‚ich’ immer besser an, dank der Ruhe und der Natur. Er macht keine Ferien!“

„Schon gut. Wann kommt er zurück?“ „Er nimmt sich Zeit für die Gespräche mit den Menschen. Er hatte bemerkt, dass es nötig ist, ihnen das Gefühl zu geben, dazuzugehören. Sonst könnte es, wie du gesagt hast, zu unerwünschten Verbindungen kommen. Er meinte auch, dass wirklich viele dazu bereit sind zu kämpfen. Sich gegen das Terra Sonnensystem zu wehren. Im Gegenzug würden wir helfen, wo auch immer nötig. Ein intensivierter Austausch untereinander. Rupes müsse sich für seine eigenen Leute mehr öffnen. Meinte er. Da weiss ich halt nicht so recht.“ Macto nahm seinen Arm runter „Ausverkauf von Rupes!“ interpretierte er energisch. Sora schüttelte den Kopf „Nein, ich denke nicht, dass es so gemeint ist.“ und Jorets Kommentar „Klingt sehr gut.“ „Ach!“ räusperte sich Macto „Klar findest du das gut. Rotsand wünscht sich schon lange offene Tore von Rupes. Aber“ Sora legte ihre Hand nun auf Mactos Schulter „Beruhig dich, Macto. Darum geht es nicht. Bitte.“

„Also“ fuhr sie in Richtung Mikrofon fort „Boris meinte, 2 bis 3 Wochen bräuchte er noch. Sei kein Problem, würde er etwas an Terra Sonnensystem - Bewegung registrieren, bekämen wir Nachricht. Aber bisher bewegten sich die Truppen in den Bergen kein Stück. Allerdings weiss er nicht, was im Verlorenen Tal passiere. Er fand es merkwürdig ruhig.“ „Ja, jetzt wissen wir warum.“ warf Macto ironisch ein. „Ja, leider. Sie kommen auf rotsander Boden.“ stimmte Joret zu „Wie wollt ihr ausfindig machen, was im Verlorenen Tal vor sich geht?“

Schulterzuckend sagte Sora „Wissen wir noch nicht. Wir haben niemanden, der für sowas in Frage käme. Ein Tränensammler wäre gut, die kennen sich da aus. Für einen gewöhnlichen Wachmann ist die Gegend dort zu gefährlich. Er kann sich nicht verstecken und gleichzeitig Eiswinden ausweichen. Hat keine Erfahrung. Und weitere Tränensammler zu verlieren....och, Jürg würde die Wände hoch gehen. Leider funktionieren Sensoren auch nicht. Sonst“ „ja, sonst könnten wir das für euch übernehmen.“ führte Joret den Satz fort.

Was ist mit Mara?“ „Was soll mit ihr sein? Ist verbotenes Terrain. Boris würde uns ins Loch werfen, würden wir sie da hineinziehen. Das weisst du. Fang nicht immer wieder davon an. Habt ihr niemanden?“ lenkte Sora das Gespräch „Nein, aber immerhin können wir ab heute Nacht ihre Funkgespräche mithören. Vielleicht können wir ihnen auf diese Weise einen Schritt voraus sein. Ein wenig Ungewissheit weniger.“

Erstaunt blickten sich Sora und Macto an. Macto hob die Schultern. Sora fragte ins Mikrophon „Und wie bewerkstelligt ihr das?“ „Frag lieber nicht. Ist besser, ihr wisst es nicht.“

„Joret, Joret.“ tadelte Sora in ironischem Tonfall „Das hätte ich von dir nicht erwartet. Du bist sonst immer so korrekt, kein Abweichen von den Regeln. Und nun sowas. Das gibt mir Hoffnung, dass du dich vielleicht doch noch einlebst.“ „Sora, lass den Blödsinn. Du lenkst ab. Die Situation ist zu ernst, als dass wir uns solche Sprüche leisten könnten. Wir sind im Krieg und ich werde tun, was ich kann, um mein Zuhause und seine Leute zu beschützen.“

„Tut mir leid. Bitte entschuldige. Du hast natürlich recht.“ räumte Sora sofort ein. Macto nickte, lächelte aber auch.

„Also“ fasste Joret zusammen „Rotsand postiert Leute an den Grenzen zum Niemandsland. Wir führen aber keine Angriffe, was ich heute noch mit den Stadtherren offiziell besprechen werde. Rupes bewegt sich vorerst noch nicht, wenn wir Hilfe bräuchten, kämen wir gerne auf euer Angebot zu sprechen. Boris kommt in ca. 3 Wochen zurück. Dann setze ich eine Versammlung der Grossregionen-Vertretern auf dann an, damit er dabei sein kann. Teilt ihm das mit. Es ist wichtig, dass sich Rupes endlich am politischen Leben Steinweltens beteiligt. Ich begrüsse das, wirklich. Wir müssen zusammenhalten, nur so haben wir eine Chance.“

Macto verdrehte etwas die Augen, er hielt Politik und Diplomatie grundsätzlich für Zeitverschwendung und dieses ständige Gelabber darüber von Seiten Rotsands nervte ihn, wie viele in Rupes. Sora boxte ihn dafür in die Seite.

„Ich werde euch sämtliche Informationen zukommen lassen, die wir aus dem Funkverkehr erhalten. Behandelt das unbedingt geheim und inoffiziell, sonst fliegt uns das um die Ohren.“ „Einverstanden“ bestätigte Sora, Macto nickte mit dem Kopf.

„Ihr kümmert euch um das Verlorene Tal. Wir müssen wissen, ob sich die Terra Sonnensystem Armee dort aufbaut oder nicht. Ist mir gleich, wie ihr es anstellt.“ Joret wartete eine Reaktion ab.

„Wir überlegen uns etwas.“ vertröstete Macto. „Joret?“ wollte Sora noch wissen „Wie kriegst du das nur alles unter ‚einen Hut’? Du bist auch bloss ein Mensch. Kannst nicht alles alleine erledigen.“ und Joret fühlte sich zärtlich umarmt. Dass Sora ihn das fragte, sich tatsächlich Gedanken über ihn machte. In der aufgewühlten Situation erwischte ihn diese Frage voll. Er stutzte. Nicht, weil er keine Antwort hatte. Nein, weil es jemanden kümmerte. Er war der Hauptmann, seine Leute verliessen sich auf ihn, er war quasi der Beschützer von allen hier. Barra war vielleicht noch am ehesten diejenige, welche zusammen mit ihm die aktuellen Probleme trug. Aber sich um seine Person selbst... nein, hatte noch keiner gefragt.

„Joret?“ fragte Sora nach „Noch da?“ „Ja, ja. Natürlich. Also“ antwortete Joret endlich „Tom hat die Leitung der Stadtwachen übernommen, damit ich mich hierum kümmern kann. Danke der Nachfrage.“ „Aha, gut.“ bestätigte Sora das Gehörte.

„Dann war’s das. Wir hören voneinander.“ „Ja, wir bleiben in Kontakt.“ „Auf jeden Fall.“ Das Gespräch endete.

Joret sass alleine in seinem Büro. Sah sich um. Durch das Gespräch war er ruhiger geworden. Die Hektik hatte sich etwas legen können. Er fühlte sich nicht mehr ganz so alleine. Denn im Vergleich zum letzten Krieg, den er auf Aquawald miterleben musste, hatte er hier keine ausgebildeten ‚Waffen’ wie einen Zylin Sa an seiner Seite. Menschen, die zu töten gelernt hatten, es taten, es tun konnten. Er hatte keine Vorgesetzten, die die grossen Pläne schmiedeten und ihm Befehle gaben. Nein, diesmal war er alleine. Die Menschen hier waren friedlich. Klar hatte er ausgebildete Wachen, die kämpfen konnten. Aber das war bei Weitem nicht dasselbe. Zum Ersten Mal konnte er Koron und Boris nachfühlen, wie es gewesen sein musste, als das Terra Sonnensystem sich entschlossen hatte, Aquawald zu übernehmen. Es war kein gutes Gefühl, überhaupt nicht.

Steintränen

Подняться наверх