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1 - Die „Netten“ - Koron

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Winterkrieg

Buch 2

von Manja Gautschi


Impressum

"Steintränen - Winterkrieg"

Erhältlich als gebundene Ausgabe und als eBook.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie, detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.de abrufbar.

Copyright © 2020 Manja Gautschi

Cover & Illustrationen: Manja Gautschi

Web: www.steintraenen.ch

Mail: gruen@steintraenen.ch

Herstellung und Verlag:

epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Printed in Germany

Neobooks - Der Self-Publishing-Verlag

ISBN: XXX

"Es gibt Menschen,

die kriegen nie genug."

Joret Laertens

Stadtherr und Hauptmann von Rotsand

„He! Kann vielleicht mal einer herkommen?“ brüllte Berok zwischen den Gittern hindurch. „Komm Berok, lass gut sein.“ bat Koron seinen Freund die Bemühungen einzustellen, irgendeinen der Soldaten dazu zu bewegen, nach ihnen zu sehen.

Koron und ein paar seiner Leute sassen seit 2 oder 3 oder mehr Tagen in einer ihrer eigenen Arrestzellen. Sie wussten es nicht genau, sie konnten kein Sonnenlicht sehen. Die Zellen waren wie alle ihre Wohnräume in die Steinberge hineingeschlagen worden und wurden nur mit dem grünen Licht des Feuers einer Fackel gegenüber den Gitterstäben beleuchtet. Dicke Gitterstäbe verschlossen ihre fensterlose Zelle. Wie viele ihrer Leute sich in den anderen Zellen befanden, wussten sie auch nicht. Sie hatten die Zellen selbst so angelegt, dass sie isoliert voneinander waren. In den Zellen war nichts, ausser einem Loch, jeweils ganz hinten, für die Hinterlassenschaften. Und es war kalt und nass.

Nachdem die Soldaten des Terra Sonnensystems Koron und seine Leute brutal und schnell überrannt und niedergemetzelt hatten, sperrten sie die ‚auserwählten’ Gefangenen in diese ungemütlichen, dunklen Zellen. Kamen sporadisch mit etwas zu Trinken und Essen vorbei, aber das war’s auch schon. Und viele von Korons Leuten waren verletzt vom Kampf. Irgend so ein Monsterimpulsor hatte Koron selbst gegen eine Steinwand geschleudert. Er war nicht mehr der Jüngste und musste wirklich ungeschickt aufgeprallt sein, denn sein gesamter Körper schmerzte. Wohl aufgrund mehrerer Knochenbrüche. Müde lehnte er sich also gegen eine Wand und versuchte sich möglichst so zu bewegen, dass es nicht schmerzte.

Berok, ein grosser kräftiger Mann mittleren Alters, Gruppenchef, wenn man so wollte, hatte Korons Lage erkannt und ärgerte sich, fand, dass die Dreckskerle sich darum kümmern sollten. Wenigstens! Also rief er um Hilfe, auf seine Art.

„Haaaaaaalloooo!“ der grosse Mann mit Vollbart und zerzaustem Haar hätte die Gitter rausgerissen, hätte er gekonnt. Alle waren dreckig und ungewaschen seit man sie hier eingesperrt hatte. Berok selbst sah aus wie ein echter Höhlenbewohner, zumal seine Kleidung teilweise zerrissen und verblutet war. Selbst hatte er eine tiefe Schnittwunde am linken Arm und einen heftigen Schlag ins Gesicht abbekommen. Der Arm blutete, war mit einem abgerissenen Teil seiner Hose verbunden und die verletzte Gesichtshälfte war geschwollen und blutunterlaufen. Sah zum Fürchten aus. Telalia hatte gemeint "Zum Glück ist es so dunkel hier."

Berok, verdammt nochmal! Du nervst. Scheisse Mensch. Mir tut schon alles weh, da brauch ich nicht auch noch verfluchte Kopfschmerzen von deinem Gebrüll!“ Berok drehte sich zu Koron um. Sah sich den Haufen in der Zelle an. Sie waren zu 13ent. 9 Männer und 4 Frauen. Sahen alle mitgenommen aus.

„Ihr blöden Vixer! Wenn ihr uns töten wollt, tut es doch gleich, aber lasst uns hier nicht einfach verrecken!“ „BEROK! Muss ich denn beim Teufeln noch eins aufstehen und dir deine riesen Gosche stopfen. Gib doch Ruhe!“ die Schmerzen wirkten alles andere als beruhigend auf Koron. Seine Aggression steigerte sich. "Jetzt hört schon auf!" maulte Telalia von der Wand gegenüber. Sie hatte sich so gut es ging zusammengerollt hingesetzt, versuchte sich warm zu halten.

Berok schüttelte den Kopf, setzte sich neben Koron. Die anderen beobachteten. Gesprochen wurde nicht, es war keinem wirklich nach Reden zumute. Berok hob sachte Korons Hosenbein. Schüttelte den Kopf, Koron haute ihm mit links auf die Finger, verzerrte dabei allerdings sein Gesicht. Die Schulter.

„Koron, du verblutest. Das Bein ist gebrochen oder so. Und deine linke Schulter...“ Berok schüttelte den Kopf „...Mann, die ist so dick. Und dein rechter Arm, dass der hin ist...“ „Verdammt Berok! Bist du plötzlich ein Scheiss-Doktor?“

Korons Ausdrucksweise beeindruckte niemanden. Waren alle gewohnt. Darum sprach Berok einfach weiter „Nein, aber blind auch nicht.“ „Koron, warum hast du denen nicht einfach gesagt, dass du der gesuchte Anführer bist? Vielleicht hätten sie dich gleich verarztet?“ fragte nun Sandra. „Und was dann, verflucht?“ fing Koron an „Die kranken Dreckschweine hätten euch mit meinem Leben erpresst aufzugeben oder was weiss ich zu verraten. Ihr hättet es getan. Ihr Weicheier.“ „Wenn schon, was könnten die von uns wollen?“ „Ihr kennt die Mistkerle nicht. Sie könnten euch zwingen für sie zu spionieren um mein Leben zu retten. Zum Beispiel.“ erklärte Koron „Schon vielen ist es so ergangen. Haben Feinde aus Brüdern gemacht. Glaubt mir. Denen ist jedes noch so miese Mittel recht.“

„Dabei sind wir so nett.“ höhnte eine gut gelaunte Männerstimme vor den Gitterstäben zur Antwort. Niemand hatte den Wachmann kommen bemerkt. Der Terra Sonnensystem Soldat stand grinsend vor der Zelle, blickte durch die Gitterstäbe und sah abschätzig auf die Gefangenen.

„Ach du Scheisse!“ stöhnte Koron, schloss die Augen und liess seinen Kopf gegen die Rückwand fallen, atmete aus. Einen Moment zu wenig achtsam und schon war’s passiert. Er hatte sich verraten. Doch noch. Die mussten es darauf angelegt haben. Heimlich, geduldig gewartet. Dreckskerle. "Ach Berok" flüsterte Koron und seufzte.

Der Soldat mit dem perfekt frisierten Haarschnitt, dem aalglatt rasierten Gesicht und einer offenbar frischen Uniform liess die Tür öffnen. Musste ein Offizier sein. Das konnte man sehr wohl erkennen, auch wenn alle Terra Sonnensystem Soldaten die gleichen Kleider trugen um die Ränge für Aussenstehende unkenntlich zu halten.

„Und das mit dem ‚nett’ meine ich tatsächlich, denn unser Arzt nimmt sich ab sofort gerne Zeit für euch.“ Berok wurde wütend, das konnte doch nicht wahr sein, dass die sie hier absichtlich hatten dahinsiechen lassen. „Ihr verdammten Schweinehunde!“ Er stand auf, machte sich daran diesem Soldaten eine dicke Faust ins grinsende Gesicht zu schlagen. Wozu es selbstverständlich nicht kam, denn ein weiterer soeben aufgetauchter Soldat mit Gewehr schlug ihm so heftig er konnte den Kolben erst ins Gesicht, danach stiess er ihn dem grossen Mann in den Unterlaib. Ein zweiter Soldat hielt gleichzeitig unter dem Türrahmen stehend sein geladenes Gewehr auf Berok gerichtet. Der grosse Mann blutete erneut heftig im Gesicht und krümmte sich. Hielt seinen Bauch. Stöhnte, wich zurück. Louis stand auf und hielt Berok fest. Sah entsetzt den Soldaten an, der vor ihnen in der Zelle stand. Langsam sein Gewehr umdrehte und bei der ganzen Aktion keine Regung im Gesicht gezeigt hatte. Dem war’s offenbar ganz egal, ob er Berok verletzte oder nicht.

„Macht nicht den Fehler zu denken, wir würden nicht schiessen. Auf einen mehr oder weniger kommt es jetzt nämlich nicht mehr an.“ kommentierte der mit dem grinsenden Gesicht.

Neben ihm kamen weitere drei Soldaten in den Gang, der zu den Zellen führte. Er wartete einen Moment, bis es schien, als ob kein weiterer Widerstand bestand. Dann verschwand sein Grinsen und er befahl „Den Alten da bringt ihr gleich zu Sven.“ zwei Soldaten nickten. „Und den Dicken da soll Chris als Ersten verarzten.“ er grinste wieder, sah zu Koron „Sonst verlieren wir ja noch unseren Ruf als die ‚Netten’. Nicht wahr?“

Die beiden Soldaten, der im Türrahmen und der andere, der Berok geschlagen hatte, machten sich auf um Berok zu packen. „He, he!“ unterbrach der Grinsemann, sie hielten inne „Was?“ „Mit Ketten bitte, oder wollt ihr eine Schlägerei riskieren? Idioten!“ Die beiden folgten kommentarlos.

Nachdem sie Berok in Ketten abgeführt hatten, betraten zwei weitere Soldaten die Zelle, die Koron mitnehmen sollten. „Das könnt ihr gleich vergessen. Scheisse nochmal.“ fluchte Koron. Und der nicht mehr Grinsende vor der Zelle schüttelte den Kopf, meinte „Och, komm schon Alter. Jetzt mach keine Schwierigkeiten.“ er winkte einem weiteren Soldaten, der bislang ungesehen im Gang gewartet hatte. Der betrat ebenfalls die Zelle, hielt Ketten in der Hand. Koron schüttelte den Kopf „Mistkerle, verdammte Idioten.“ und als ihn der dritte anfassen wollte, hielt ihn Sandra sachte auf „Halt, wartet. Bitte.“ sagte sie. Einer der beiden anderen verpasste ihr eine heftige Ohrfeige, sie viel rückwärts zu Boden, Koron wollte aufstehen, aber es ging einfach nicht.

Er kann doch nicht aufstehen.“ keuchte Sandra am Boden liegend. Sie richtete sich wieder auf, sah den Offizier vor dem Eingang flehend an, hielt sich die pulsierende Wange. Telalia stellte sich neben sie. Der Offizier überlegte, runzelte die Stirn. ‚Was sollte dieses Theater?’ Sandra deutete auf Koron „Sein Bein ist gebrochen und an der Hüfte stimmt was nicht. Er kann“ „Sandra, lass! Verdammt!“ schimpfte Koron „Bitte, so glaubt mir doch. Er kann nicht alleine aufstehen.“

„Ich denke sie hat recht.“ stellte der Soldat mit den Ketten fest. Er hatte während des Gesprächs Koron mit einer Taschenlampe begutachtet.

„Meinetwegen. Dann holt halt eine Bahre. Ist mir doch egal. Aber bringt ihn zu Sven. Wir brauchen ihn lebend.“ er fuchtelte mit den Armen „Also hopp hopp! Ich habe noch anderes zu tun.“ befahl er.

Der mit den Ketten rannte los. Alle anderen warteten.

Was ist mit den anderen?“ unterbrach Koron das Warten. „Wie? Mit den anderen?“ fragte der Offizier zurück. „Na, verarztet ihr nur Berok und mich? Oder was? Verfluchte Kacke.“ Der Offizier runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf „Selbstverständlich alle. Wir sind keine Barbaren, so wie ihr.“ „Du kleiner Mistkäfer nennst uns Barbaren?!“ „Natürlich.“ er breitete die Arme aus „Oder wie willst du diesen Lebensstil und eure Kleidung, ja eure gesamte Art und Weise sonst nennen? Ihr bringt grundlos Leute um.“ „Was für ein dreckiger Lügner behauptet das?“ Koron musste husten. Seine Kehle war völlig ausgetrocknet, denn er hatte aufgrund der Schmerzen in letzter Zeit nicht viel trinken mögen.

„Wenn ich mal von den jüngsten Ereignissen absehe, das mit der Gruppe um John Dek, zum Beispiel, meine ich.“ fing der Offizier an zu erklären „Dann wissen wir sehr wohl, dass ihr es wart, die in den letzten Jahren unsere Leute immer wieder habt ‚verschwinden’ lassen. Man erzählt, ihr hättet sie an diese Viecher verfüttert. Diese überdimensionalen grauen Pumas oder Katzen oder wie ihr sie nennt. DAS nenn ich barbarisch!“

Das Gespräch wurde vom Hereinfahren der Bahre unterbrochen. Und statt der Ketten hielt der Soldat von eben nun eine Spritze in der Hand die er nach einem kurzen „Was soll der Mist?!“ seitens Korons, ohne viel Feingefühl in Korons Schulter steckte und zügig den gesamten Inhalt injizierte. Koron viel bewusstlos zusammen, wurde unter den sorgenden Blicken seiner Leute auf die Bahre gelegt und weggestossen.

Essen und Trinken wurden in die Zelle gestellt, dann die Gittertür verriegelt.


Steintränen

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