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BINDUNG IST ÜBERLEBENSNOTWENDIG

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Ein Baby kommt bindungsbereit auf die Welt. Aufgrund seiner biologischen Unreife ist das kleine Menschenkind darauf angewiesen, dass es eine Person gibt, die sich um es kümmert. Fände es niemanden, der sich seiner annimmt, würde es sterben. Deshalb wendet sich das Neugeborene instinktiv den Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung zu. Babys sind also mit einem Bindungsprogramm ausgestattet. Schon in den ersten Tagen bevorzugen Neugeborene Menschengesichter und die menschliche Stimme gegenüber anderen Eindrücken. Sie schlafen vertrauensvoll in Mamas und Papas Armen und brauchen deren Fürsorge.

Für den Säugling ist in aller Regel die Mama die erste Bindungsperson. Bei ihr sucht er Kontakt, Schutz und Geborgenheit. Aber natürlich können auch andere Menschen an ihre Stelle treten wie der Vater, die Adoptivmutter oder die Oma. Zu dieser einen Hauptperson kommen, je älter das Kind wird, weitere Bezugspersonen hinzu, sodass ein vierjähriges Kind beispielsweise ohne Probleme bei den Großeltern übernachten kann, weil es sich bei ihnen ebenfalls sicher aufgehoben und liebevoll beschützt fühlt.

Sich binden zu wollen, ist ein menschliches Grundbedürfnis, das gleichrangig neben anderen existenziellen Bedürfnissen wie Hunger oder Durst steht. Womöglich brauchen wir Nähe sogar dringender als Nahrung. In einem eindrücklichen Experiment mit Rhesusaffen-Babys hat der Psychologe und Verhaltensforscher Harry Harlow (1905–1981) gezeigt, dass die kleinen Affen das Kuscheln mindestens ebenso benötigen wie Essen und Trinken. Er stellte mutterlose Äffchen vor die Wahl: Zog es sie zu einer Mutter-Attrappe aus Metalldraht, an der eine Flasche mit Milch zum Füttern befestigt war? Oder wollten sie lieber Zeit mit einer weichen, mit Decken gepolsterten Attrappe verbringen, bei der es aber keine Milch gab? Harlow wollte herausfinden, wo die Mutter-Kind-Liebe ihren Ursprung hat. Ist es Nahrung oder Berührung?

Die Affenkinder zeigten eine klare Bevorzugung: Bei der Milch spendenden »Drahtmutter« hielten sie sich immer nur kurz auf, um zu trinken. Kaum waren sie satt, schmiegten sie sich wieder an die kuschelige »Ersatzmama«. Nichtsdestotrotz war natürlich auch sie kein Ersatz für eine fürsorgliche echte Mutter. Die kleinen Affen, die ohne Mama aufwachsen mussten, waren daher schwer beeinträchtigt. Sie zeigten Verhaltensauffälligkeiten und wurden beispielsweise anderen Affen gegenüber extrem kontaktscheu oder aggressiv. Ganz anders als ihre Artgenossen mit »echter« Mama.

Was dieses drastische Experiment an unseren nächsten Verwandten im Tierreich zeigt, ist, dass wir ohne Zuwendung und Fürsorge zu Anfang des Lebens nicht gedeihen können. Insbesondere in den ersten sechs Lebensmonaten braucht der Säugling ein Nest: Sicherheit, Wärme und Geborgenheit. Wir Menschen sind als Säugetiere wie die Rhesusäffchen auf liebevollen Kontakt angewiesen. Deshalb strengt sich das Baby an, die Aufmerksamkeit seiner Eltern zu erlangen. Es sucht Blickkontakt, lächelt und weint. Später imitiert es seine Bezugsperson auch, ahmt beispielsweise seine Mama nach und streckt genau wie sie die Zunge heraus. Der Säugling zeigt Bindungsverhalten wie Weinen oder Anklammern besonders dann, wenn er sich ängstigt, allein fühlt, krank oder müde ist.

Starke Bindung von Anfang an

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