Читать книгу Starke Bindung von Anfang an - Manuela Apitzsch - Страница 21
ОглавлениеMIT DEM BAUCH WÄCHST AUCH DIE BINDUNG
Auch wenn es vielleicht erst einmal unvorstellbar erscheinen mag: Ihr könnt schon jetzt Kontakt zu eurem Kind aufnehmen und euch kennenlernen.
Das Gefühl der Zusammengehörigkeit beginnt schon während der Schwangerschaft: Euer Baby fühlt sich in Mamas Bauch sicher und geborgen. Es hört den Herzschlag seiner Mama und wenn ihr mit ihm sprecht. Es merkt, wann Mama unter Strom steht, wenn sie müde oder erschöpft ist, aber genauso auch, wenn es ihr gut geht und sie vor lauter Glück die Welt umarmen könnte. Im Gegenzug berührt dich als werdende Mutter jede noch so kleine Kindsbewegung, jeder Purzelbaum, jeder Schluckauf, jeder Herzton – und stärkt das unsichtbare Band, das euch beide bereits verbindet.
Wie ihr mit dem Ungeborenen interagiert, wirkt sich auch auf die Entwicklung seines Gehirns aus. Über die Reize, die seine Sinnesorgane empfangen, ist euer Kind lange vor der Geburt bereit zu lernen. Eine gute Beziehung legt also nicht nur den Grundstein für eine gute Bindung, sondern kann sich auch positiv auf die Persönlichkeit eures Babys auswirken.
Auch wenn die Zeit vom Schwangerschaftstest bis zur Geburt erst einmal unvorstellbar lang scheint: Genießt die unzähligen Blind Dates mit eurem Kind! Versucht in den kommenden Wochen und Monaten jedoch nicht nur die Bindung zu eurem Baby aufzubauen, sondern auch eure Beziehung als Liebespaar und werdende Eltern zu stärken. Offenheit, Vertrauen, Zärtlichkeit und Sex sind genauso wichtig wie innere Zwiegespräche mit eurem Baby.
Die Schwangerschaft ist für beide Partner zudem eine gute Übungsphase, um auf sich und die eigenen Bedürfnisse zu hören – und sich dadurch noch näherzukommen. Sprecht offen über eure Vorstellungen und Wünsche. Es ist ganz normal, dass ihr auch einmal Zweifel habt oder euch fragt, wie ihr zurechtkommen werdet. Ob sich alles verändern wird, wenn das Baby da ist? Macht euch klar, dass ihr es gemeinsam schaffen werdet, und freut euch auf das Abenteuer Familie.
Bonding verbindet euch, schweißt euch zusammen und stärkt euch dadurch als Familie – und das vom ersten Moment an. Es gibt jeden Tag unzählige Möglichkeiten, das zarte Band der Liebe zu verstärken. So profitieren am Ende alle: Mama, Papa und Kind.
»Die Schwangerschaft war nicht immer leicht. Während meiner Schwangerschaft war ich ohne Partner - und genau weil wir zwei alleine waren, wurde unsere Bindung noch so viel stärker. Mit meinem kleinen Wunder im Bauch war ich nicht mehr alleine und nahm direkt diese intensive Verbindung wahr. Ich sprach jeden Tag mit meiner Kleinen, spürte sie und wusste, wir werden ein tolles Team sein.«
KATRIN WEYERS/INSTAGRAM: KATRIN_WEYERS
1. MONAT: EIN ZARTES BAND ENTSTEHT
Sobald Eizelle und Samenzelle miteinander verschmolzen sind, beginnt in unglaublicher Geschwindigkeit das Wunder der Natur. Bereits fünf bis sechs Tage nach der Befruchtung beginnt die Einnistung der Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut. Ab jetzt heiß es wachsen.
EINE UNBEKANNTE VERBINDUNG
Bei der Geburt misst ein Baby durchschnittlich 51 Zentimeter. Momentan ist es davon allerdings noch weit entfernt. Am Ende des ersten Monats hat der Embryo gerade einmal einen halben Millimeter Durchmesser. Viele Paare wissen in den ersten Wochen gar nicht, dass sie Eltern werden, weil sich die Schwangerschaft mit dem Ultraschall oder einem Schwangerschaftstest meist noch nicht nachweisen lässt.
Egal, ob du als Mama schon etwas spürst oder nicht: Ab jetzt wächst ein Baby in dir heran, mit dem ihr für immer verbunden sein werdet. Das ist natürlich keine alltägliche Nachricht und kann das Leben dementsprechend ganz schön durcheinanderwirbeln und einige Pläne auf den Kopf stellen – und zwar unabhängig davon, ob das Baby geplant war oder nicht. Scheut euch nicht, auch professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wenn ihr merkt, dass die Situation euch überfordert. Seid aber auch zuversichtlich! Es ist absolut normal, wenn erst einmal der Gedanke im Vordergrund steht, ob auch alles gut gehen wird. In den ersten Wochen denken viele Frauen erst einmal noch nicht konkret an ihr Kind. Stattdessen steht die eigene Fruchtbarkeit im Vordergrund und es geht ihnen in erster Linie darum, die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten.
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Werde ich überhaupt eine gute Mutter, ein guter Vater sein? Bin ich bereit dafür? Kann ich meinen eigenen Ansprüchen gerecht werden? Solche Fragen beschäftigen viele werdende Eltern. Habt keine Schuldgefühle, weil ihr meint, dass eure gespaltenen Gefühle dem Kind schaden könnten. So geht es vielen Paaren. Es braucht manchmal einfach ein bisschen Zeit, sich auf die neue Elternrolle einzustellen und die emotionale Energie aufzubringen, die es möglich macht, die tiefe Bindung zu eurem Kind einzugehen. Eure Gedanken, so diffus sie euch vielleicht auch erst einmal erscheinen mögen, legen gewissermaßen den Grundstein dafür, euch auf die Elternrolle einzulassen. Schon bald wird die Freude über und auf euer Kind im Mittelpunkt stehen.
2. MONAT: DIE NABELSCHNUR VERBINDET
Von der ersten Sekunde an ist euer Baby ein Teil von euch beiden – auch wenn es mit seiner Mama momentan natürlich körperlich enger verbunden ist als mit seinem Papa. In den ersten Wochen wurde es noch über ein kleines mit der Gebärmutterwand verbundenes Kreislaufsystem mit Vitaminen, Mineralstoffen, Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Ungefähr Ende des zweiten Monats übernimmt mehr und mehr die Plazenta diese Aufgabe, von der diese Stoffe (und viele andere) über die Nabelschnur zum Baby gelangen. Die Plazenta wirkt zugleich als natürliches Schutzschild, weil sie viele Bakterien und Schadstoffe abhält. Wie eng Mutter und Kind miteinander verbunden sind, sieht man nicht zuletzt auch daran, dass die Plazenta sowohl aus Zellen des embryonalen als auch des mütterlichen Gewebes besteht. Ihr seid eben ein Team – von Anfang an!
Weil sich der Tastsinn schon sehr früh entwickelt, spürt der Embryo schon mit etwa acht Wochen zarte Berührungen – und reagiert darauf. Zwar merkt er noch nicht, wenn eure Hände Mamas Bauch berühren, aber wenn zum Beispiel die Nabelschnur seine Haut streift, nimmt er dies durchaus als angenehm wahr. Genauso kuschelt er sich gern gemütlich in die Plazenta – wie in ein herrlich großes, weiches Kissen.
Der Tastsinn und das Wahrnehmen von Berührungen sind für das Bonding enorm wichtig. Bald schon werdet ihr selbst aktiv Kontakt zu eurem Kind aufnehmen können. Dann kann es durch die Bauchdecke spüren, wenn ihr eure Hand auf den Bauch legt, ihn streichelt oder zärtlich drückt. Freut euch darauf – und seid gespannt, wie euer Schatz darauf reagiert (mehr dazu ab >).
EINDEUTIG SCHWANGER
Um die sechste Woche herum gehen die meisten Frauen zu ihrem Gynäkologen oder ihrer Gynäkologin, um sich die Schwangerschaft bestätigen zu lassen. Ab nun sind alle vier Wochen Kontrolltermine vorgesehen, ab der 32. Woche verkürzen sich die Abstände auf zwei Wochen.
Beim ersten Besuch misst der Arzt oder die Ärztin neben verschiedenen allgemeinen Untersuchungen auch euer Baby. Anhand seiner aktuellen Größe und anhand des Zyklus kann er/sie dann den voraussichtlichen Geburtstermin berechnen. Zwar halten sich die wenigsten Kinder pünktlich an ihn, aber das Ziel steht fest. Warum startet ihr keinen Countdown oder eine Fotostrecke mit Meilensteinkarten für die Schwangerschaft? Mit so einer Bilderreihe könnt ihr genau sehen, wie der Bauch von Monat zu Monat wächst, weil euer Schatz prächtig gedeiht und immer größer wird.
Eine witzige Idee ist auch ein Daumenkino. Dafür stellst du dich als werdende Mama für ein Bild ungefähr einmal in der Woche in denselben Klamotten (oder nackt) möglichst in der gleichen Perspektive seitlich vor die Kamera. Am Ende druckt ihr dann alle Bilder aus und lasst sie im Copyshop binden.
ACHTERBAHN DER GEFÜHLE
Stimmungsschwankungen sind in den ersten Wochen der Schwangerschaft völlig normal. Das seelische Auf und Ab hängt damit zusammen, dass neben den Eierstöcken auch die wachsende Plazenta vermehrt Östrogen, hCG und Progesteron produziert und dabei die Feinabstimmung anfangs noch nicht richtig funktioniert. Ab dem vierten Monat ist nur noch die Plazenta für die Bildung dieser Hormone zuständig und es pendelt sich langsam alles ein. Dann wird auch deine Stimmung wieder ausgeglichener. Vertraue auf deinen Körper.
Hormone sind nämlich keineswegs eine Laune der Natur, sondern überaus wichtig, weil sie die Schwangerschaft aufrechterhalten und deinen Organismus an die Bedürfnisse eures Kindes anpassen – in der Schwangerschaft genauso wie während der Geburt und auch noch danach. Sie »helfen« dir außerdem, bereits in der Schwangerschaft mit eurem Kind in Kontakt zu treten. Zum einen bekommt das Baby über deine Hormone auch deine Gefühlslage mit. Zum anderen liefert der spezielle Hormoncocktail aus dem Bindungshormon Oxytocin und Glückshormonen nicht erst bei der Geburt (siehe ab >) den Startschuss für eine tiefe Eltern-Kind-Bindung.
Sei, bis sich dein Körper eingependelt hat, nachsichtig gegenüber deinen Lieben und vor allem gegenüber dir selbst. Sprich mit deinem Partner über deine Gefühle und lass dich ruhig ein bisschen verwöhnen. Gönne dir außerdem viel Ruhe! Denn wie dein Körper jetzt wird in ein paar Monaten auch euer Baby anfangs besondere und für euch vielleicht ungewohnte Bedürfnisse haben. Sieh die momentane sensible Phase als Einstimmung darauf – und als Schule für deine sensible Wahrnehmung. Also ab aufs Sofa, Füße hoch und Hände auf den Bauch … Wenn es dir gut geht, geht es auch eurem Baby gut.
KLEINE TRICKS ZUM WOHLFÜHLEN
Vielleicht gehörst du ja zu denjenigen Frauen, die in der Schwangerschaft vermehrt mit der hormonellen Umstellung zu kämpfen haben. Vor allem die (nicht nur) morgendliche Übelkeit macht vielen werdenden Müttern zu schaffen. Dagegen kannst du zum Beispiel
bereits vor dem Aufstehen eine Kleinigkeit im Bett essen. Der erhöhte Blutzuckerspiegel kann Übelkeit mindern.
an einer aufgeschnittenen Zitrone riechen.
Lebensmittel essen, die viel Vitamin B6 enthalten wie Bananen, Avocados, Vollkornreis oder Nüsse.
zwei- bis dreimal täglich je fünf Minuten den Anti-Übelkeit-Akupressurpunkt drücken. Er liegt zwei bis drei Finger breit unter dem Handgelenk auf der Innenseite des Unterarms.
EXPERTEN WERDEN
Schwanger zu sein ist wunderbar, konfrontiert gerade dich als Mama aber auch mit vielen Fragen. Mach dich deswegen nicht verrückt. Vieles kommt einfach so. Die Natur weiß genau, was sie tut – und deshalb bist du als Mutter meist bestens auf euer Baby vorbereitet. Vertraue auf deinen Körper.
Doch die wenigsten Paare wollen ganz unvorbereitet sein – und zum Glück war es noch nie leichter als heute, Informationen zu finden, Wissen anzusammeln und so zu Experten in eigener Sache zu werden. Das verschafft Sicherheit in der Schwangerschaft, bei der Geburt und für die Zeit danach. Wenn ihr ungefähr wisst, was auf euch zukommt, seid ihr deutlich weniger gestresst und traut euch viel mehr zu. Das tut euch genauso gut wie eurem Baby. Wir empfehlen neben vielen guten Büchern (siehe >) und einem Geburtsvorbereitungskurs (siehe ab >) auch einen Erste-Hilfe-Kurs für Babys und Kinder. Denn auch wenn es keiner Familie zu wünschen ist: Es kann leider immer zu einem Notfall kommen. Wenn ihr dann wisst, was zu tun ist, gibt euch das viel Sicherheit. Und die überträgt sich letztendlich auch auf euer Baby.