Читать книгу Starke Bindung von Anfang an - Manuela Apitzsch - Страница 18

LIEBE, DIE EIN LEBEN LANG TRÄGT

Оглавление

Werden Babys feinfühlig begleitet, kann man schon im Alter von einem Jahr feststellen, dass sie sicher gebunden sind. Sicher gebunden sein bedeutet, dass Mama und Papa für sie wie ein sicherer Hafen sind: Zu ihnen kann ihr Kind immer wieder zurückkehren, wenn es irgendetwas überfordert, wenn es unsicher ist oder Angst hat. In Gegenwart der Eltern erkunden sie die Umgebung und sind durchaus neugierig. Knallt aber beispielsweise eine Tür, kehren sie zu ihren Eltern zurück, die sie dann schnell beruhigen können.

Entgegen der bestehenden Angst, Kinder würden nicht selbstständig werden, wenn man sich zu viel um sie kümmert, weiß man heute: Babys, die gut (feinfühlig) versorgt wurden, sind mit einem Jahr zufriedener und protestieren weniger, wenn die Mutter beispielsweise den Raum verlässt. Sie ruhen mehr in sich. Das zeigt sich auch in psychophysiologischen Untersuchungen. Im Blut von sicher gebundenen Kindern zirkulieren weniger Stresshormone. Kinder, die von Anfang an Bonding erleben, gedeihen besser. Besonders eindrucksvoll kann man das in der Entwicklung von Frühchen sehen: Sie entwickeln sich viel besser, wenn die Mutter oder der Vater sie mit der Känguru-Methode betreut. Sie sind zum Beispiel in den Wachphasen aktiver und haben längere ruhige Schlafperioden (mehr zum Känguruhen erfahrt ihr ab >).

Eine bedürfnisorientierte Begleitung in der ersten Zeit stärkt Kinder für ihr ganzes Leben. Hirnforscher und -forscherinnen wissen: Im Gehirn von feinfühlig betreuten Kindern vernetzt sich das limbische System, also diejenige Region des Gehirns, die für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist, besser mit anderen Hirnregionen, was dazu führt, dass sie schon früh ihre Emotionen besser regulieren können. Sie haben zum Beispiel weniger schnell Angst und können mit aggressiven Gefühlen wie Wut oder Ärger besser umgehen. Bereits als Achtjährige zeigen sie ein gesundes Selbstvertrauen.

In der frühen Eltern-Kind-Interaktion erwerben wir unbewusst Wissen darüber, wie man mit Mitmenschen umgeht. Diese Bindungsrepräsentation nehmen wir mit in unser weiteres Leben. Kinder mit einer sicheren Bindung integrieren sich leichter in ein soziales Gefüge. Sie kommen sowohl in der Kindergartengruppe als auch im Klassenverband gut zurecht. Aber nicht nur das. Eine sichere Bindung in der Kindheit unterstützt uns auch dann noch bei der Stressbewältigung, wenn wir längst erwachsen sind. Die gefühlte Sicherheit der ersten Jahre ist tief in uns eingeprägt und hilft uns das ganze Leben lang, besser mit Belastungen zurechtzukommen. Wer als kleines Kind ausreichend Nestwärme getankt hat und gleichzeitig in einem sicheren Rahmen die Welt erobern durfte, ist als Erwachsener zudem beziehungsfähig und kann sich leichter auf eine Partnerschaft einlassen. Kurzum: Eine sichere Bindung zu Anfang unseres Lebens ist wie ein unsichtbarer Schutzmantel, der uns sicher durchs Leben begleitet. Der Schutz, der durch ein gutes Bonding entsteht, erstreckt sich sogar noch auf die nächste Generation. Die Forschung zur transgenerationalen Weitergabe belegt, dass wir unsere Bindungsmuster an unsere Kinder weitergeben. Waren wir selbst sicher gebunden und haben Fürsorge erlebt, lassen wir dies automatisch den eigenen Kindern zukommen. Wurden wir vernachlässigt oder von unseren Eltern ängstlich überversorgt, teilt sich dies oft ebenfalls unseren Sprösslingen mit. Deshalb ist es hilfreich, die eigenen Bindungsmuster im Blick zu haben.

Starke Bindung von Anfang an

Подняться наверх