Читать книгу Starke Bindung von Anfang an - Manuela Apitzsch - Страница 22
WER WÄCHST DA EIGENTLICH HERAN?
ОглавлениеViele Frauen führen schon in dieser frühen Phase Zwiegespräche mit ihrem Baby. Das mag auf Außenstehende komisch wirken, ist aber gut für die Entwicklung: Zum einen kannst du als Mama in Gedanken verschiedene Möglichkeiten durchspielen und dich auf deine zukünftige Rolle als Mutter einstellen. Zum anderen beeinflussen die »Gespräche« die Wahrnehmung eures Kindes nach der Geburt und begünstigen somit die Mutter-Kind-Bindung.
Schmiedet auch als Paar Pläne, wie das Baby euer Leben bereichern wird. Ihr müsst dabei nicht immer so vernünftig sein wie später einmal, sondern dürft gern auch ein bisschen herumspinnen, wenn ihr euch vorstellt, was euer Kind einmal kann oder wird: »Unser Sohn wird auf jeden Fall ein Feminist. Meinetwegen, aber wenn er auf der Welt ist, kauf ich ihm ein Trikot und schau sofort mit ihm Bundesliga …« Indem ihr euch dem werdenden Kind zuwendet, weckt ihr die Zärtlichkeit und Fürsorge in euch, die es braucht. Eine selbstlose Liebe kann entstehen, die euch Veränderung akzeptieren und Verantwortung übernehmen lässt.
Fantasiekind vs. echtes Kind
Als Mama wirst du dir sicher von Anfang an ausmalen, wie euer Kind einmal ausschauen könnte oder wie es sein wird. Das idealisierte Fantasiekind, das in den ersten Wochen und Monaten deine Tagträume bestimmen wird, ist dabei noch stark von deinen eigenen Wünschen und Vorstellungen geprägt. Erst wenn etwa im fünften Monat mit den ersten wahrnehmbaren Kindsbewegungen zum ersten Mal das biologische Kind als eigenständiges Wesen erlebbar wird, gilt es, sich langsam vom Fantasiekind zu verabschieden und in einen inneren Dialog mit dem Kind zu treten, das tatsächlich in deinem Bauch heranwächst. Keine Sorge: Die Natur hat mit einer Reihe von bondingfördernden Mechanismen dafür gesorgt, dass das »echte« Kind nach der Geburt locker mit dem Fantasiekind mithalten kann und gerade du als Mama eine innige Bindung zu ihm eingehen kannst – auch wenn es vielleicht ein anderes Geschlecht hat als erträumt oder ganz anders aussieht. Du kannst dir sicher sein: Euer Kind wird für dich immer das schönste und liebenswerteste sein!
Liebe muss wachsen
Nicht jede Frau verspürt gleich eine tiefe Verbindung zu ihrem Kind – nicht einmal dann, wenn es sich um eine Wunschschwangerschaft handelt. Gerade die Frühphase einer Schwangerschaft wird oft von erhöhter Sensibilität und Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen begleitet, die den Blick auf das Großartige, das da in dir heranwächst, versperren. Dass du euer Kind noch nicht bewusst spüren kannst, macht es auch nicht gerade leichter, eine emotionale Beziehung zu ihm aufzubauen.
Wenn du über alles reden kannst, genug Unterstützung durch Partner, Familie und Freunde findest und dir selbst liebevoll begegnest, kann das Selbstvertrauen in deine Fähigkeiten als Mutter von Woche zu Woche wachsen – genauso wie die Bereitschaft, sich auf euer Kind einzulassen und sich ihm zuzuwenden. Wenn du das Gefühl hast, es nicht allein zu schaffen, kann dir eine Hebamme, ein Therapeut oder eine Therapeutin helfen, die Krise zu bewältigen. Scheue dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ambivalente Gefühle in der Schwangerschaft sind in einem gewissen Rahmen völlig normal und schaden dem Kind nicht, sondern sind ein Zeichen für den Aufbau einer emotionalen Beziehung zu ihm.