Читать книгу Macht der tiefen Gefühle - Auf der Suche nach dir Gesamtsausgabe Band 1 - 3 - Manuela Dehnert - Страница 12

Kapitel 9

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Die Sonne schien und Sophia war einen Moment alleine mit ihrer Mutter in der Küche. Früher hatten sie öfter ihre Zeit so zusammen verbracht. Sie redeten über dies und das und Sophia fühlte sich zurückversetzt in ihre Jugendzeit.

»Nur noch zwei Tage, dann muss ich schon wieder wegfahren. Dann ist meine Zeit bei euch vorbei«, sagte Sophia zu Alisa, ihrer Mama.

»Ja, die Zeit verging viel zu schnell. Aber Mauro und dein Vater haben sich etwas Schönes überlegt. Wir wollen alle zusammen heute einen Ausflug machen und am Abend feiern wir Annas Geburtstag«, erwiderte sie.

»Das ist großartig. Das habe ich total vergessen, dass ihr Geburtstag ist. Wo soll es denn hingehen? Ist es weit von hier?«, fragte Sophia neugierig.

»Ich weiß es nicht. Mauro und dein Vater haben mir nichts verraten«, sagte Alisa lächelnd.

»Sie kennen dich eben gut, Mama«, erwiderte Sophia lachend.

»Lass uns den Tisch im Garten decken. Die anderen kommen, um mit uns zu frühstücken. Sie werden gleich hier sein. Lange kann es nicht mehr dauern. Ich möchte alles fertig haben, wenn sie kommen«, sagte Alisa.

»Na dann müssen wir uns aber sputen Mama. Wo sind denn die Teller?«, fragte Sophia.

»Warte, ich gebe dir alles. Dann brauchst du es nur noch in den Garten zu tragen. Das geht schneller.«

Sophia und Alisa hatten in wenigen Minuten einen schönen Tisch gedeckt. Eine richtige Tafel mit Blumen, frischem Obst und allerhand Leckereien.

Der Kaffee war auch fertig und die ersten Familienmitglieder trafen ein, Mauro und Anna.

Sie ließen sich nicht lange bitten, hereinzukommen, um dann in den Garten zu gehen. Adriano, Alisa und Sophia gratulierten Anna zum Geburtstag und umarmten sie herzlich.

Inzwischen kamen auch Giulia und Vincenzo. Giulia hatte sich ein luftiges buntes Sommerkleid angezogen. Ihre schulterlangen braunen Haare hatte sie zu einem Zopf locker zusammengebunden. Vincenzo trug eine helle Jeans und ein Hemd. Seine braun gebrannte Haut machte seine Ausstrahlung perfekt.

Sophia betrachtete ihren Bruder und stellte fest, dass er nicht sehr groß war, aber dennoch ein Stück größer als Giulia, die nur knapp 1,65m groß war.

Ihr Blick schweifte zu ihrem anderen Bruder, Mauro. Er sah seinem älteren Bruder Vincenzo sehr ähnlich. Allerdings bekam er noch keine grauen Schläfen, da er etwas jünger war. Sein Haar war ebenfalls braun und wellig und er trug es etwas länger, aber im Nacken kurz.


Nachdem sich die ganze Familie versammelt hatte zum gemeinsamen Frühstück, berichteten Adriano und Mauro von ihren Plänen. Sie wollten einen Ausflug in den Botanischen Garten von Palermo machen.

Da waren sie früher öfter gewesen, als die Kinder noch zu Hause gewohnt hatten und zur Schule gegangen waren.

Nach dem Frühstück ging es los. Mauro hatte einen kleinen Bus organisiert, der alle zum Botanischen Garten fuhr und sie anschließend zurückbringen sollte.

»Der Bus muss jeden Moment hier eintreffen«, sagte Adriano.

»Dann sollten wir uns beeilen und alles in die Küche bringen«, sagte Alisa.

Alle fassten mit an und schnell war alles verstaut. Ein lautes Hupen kündigte an, dass der Bus inzwischen eingetroffen war.

»Jetzt kann es losgehen«, rief Mauro freudig.

»Los, alles einsteigen«, drängte Adriano.


Nach einer guten halben Stunde kam der Fahrer an der Villa Giulia an, einem Areal, das mit einem Tor mit dem Botanischen Garten von Palermo verbunden war. Hier konnten sie aussteigen. Sie verabredeten eine Zeit zum Abholen mit dem Fahrer und machten sich auf den Weg, um alles zu erkunden. Sie nahmen an einer Führung durch das Gelände teil und erfuhren, dass die Villa Giulia ein quadratisches Areal war, das in einzelne Segmente unterteilt worden war.

In jedem Segment befanden sich andere Pflanzen und elegante nischenartige Bauten. Die Villa Giulia lag in der Altstadt von Palermo und war ein wunderbarer Ort der Entspannung nach einer Stadttour.

Sie staunten nicht schlecht über die üppige Vegetation. Die Artenvielfalt war überwältigend. Ebenso waren sie begeistert von den vielen Blüten der unterschiedlichsten Sorten. Es war immer wieder schön anzusehen.

Das Areal des Botanischen Gartens inklusive der Villa Giulia war mehrere Hektar groß und beherbergte zahlreiche unbekannte Pflanzen aus aller Welt. Der Botanische Garten war im 18. Jahrhundert für den Lehrstuhl der Medizin und Botanik angelegt worden.

Auch heute diente er noch der Universität von Palermo für ihre Forschungsarbeiten. Viele Einheimische und Touristen besuchten den Botanischen Garten und das angrenzende Gelände der Villa Giulia.


Sophia und die anderen kamen auf ihrem Weg vorbei an dem Springbrunnen, der von dem berühmten Bildhauer Ignazio Marabitti erbaut worden war. Ebenso führte sie ihr Weg vorbei am Aquarium, wo es zahlreiche verschiedene Wasserpflanzen zu bestaunen gab.

Unzählige Palmen, Gräser und andere Pflanzen hatten auf dem Gelände ein Zuhause gefunden. Sie bestaunten riesige Gummi-, Flaschen- und massenweise Zitrusbäume. Nach mehreren Stunden hatten sie das Gefühl, sie hätten immer noch nicht alles gesehen.

Sie waren alle durch die Hitze ziemlich geschafft und die Zeit rückte immer näher, dass sie sich wieder am Bus einfinden sollten. Der Fahrer wartete sicherlich schon auf sie.

Am Rande des Parks bestaunten sie noch den Palazzina Cinese mit seinem Pagodendach und dem achteckigen Vorbau. Im Erdgeschoss führten zwei Wendeltreppen zum Eingang. Auch dieses Gebäude sei im 18. Jahrhundert gebaut worden, erklärte der Parkführer. Die Innenräume waren mit wunderschönen Fresken an den Wänden verziert worden.

Mit den vielen Eindrücken machte sich die Familie auf den Weg zurück zum Bus und es gab auf der Fahrt eine Menge zu erzählen.

»Wie viel Mühe es wohl gemacht hat, so einen schönen Park anzulegen?«, fragte Sophia in die Runde.

»Da der Park schon im 18. Jahrhundert angelegt wurde, kann man sich vorstellen, wie aufwendig das gewesen sein muss, wenn man bedenkt, dass die Pflanzen teilweise aus anderen Weltteilen dorthin gebracht worden sind. Damals gab es noch nicht die Transportmöglichkeiten wie heute«, sagte Adriano.

»Es war jedenfalls eine ganz tolle Idee, mit uns dorthin zu fahren. Ich hatte den Garten gar nicht mehr so üppig und so groß in Erinnerung. Als Kind nimmt man viele Dinge ganz anders wahr«, meinte Sophia.

»Schön, wenn es dir gefallen hat«, sagte Alisa.

»Uns hat es auch gefallen«, stimmten Giulia und Anna mit ein.

Mauro strahlte über das ganze Gesicht und Vincenzo machte ein Nickerchen im Bus. Er war eingeschlafen, sichtlich erschöpft von der vielen Lauferei. Er hatte in den letzten Tagen auch viel in der Segelschule um die Ohren, sodass es kein Wunder war, dass er einschlief.

Als die anderen es mitbekamen, lachten sie verständnisvoll.

»Ich habe zu Hause etwas herrichten lassen für unsere Feier nachher«, sagte Alisa zu den anderen.

»Oh, was denn?«, wollte Mauro wissen.

»Das wirst du schon sehen, wenn wir da sind. Es ist für Annas Feier nachher«, erwiderte sie.

»Da bin ich ja mal gespannt. Sie wird sich sicher freuen«, sagte Mauro.

»Das denke ich auch«, sagte Alisa.

Sophia freute sich schon auf die Feier, auch wenn es der vorletzte Abend sein würde, den sie hier im Kreise ihrer Familie verbrachte. Sophia schaute tief in Gedanken versunken aus dem Fenster des kleinen Busses und sah sich die Häuser in den Straßen an, durch die sie fuhren. Sie konnte gar nicht genug davon kriegen.

Ein Lächeln lag auf ihrem Gesicht. In diesem Moment war sie glücklich, das konnte man sehen. Inzwischen war es voller geworden auf den Straßen.

Sie fuhren wieder vorbei am Monte Pellegrino. Der Berg fügte sich perfekt in die Umgebung ein. Es sah wunderschön aus. Was für eine malerische Kulisse.

Zu gerne hätte sie noch einmal Rast gemacht, aber sie waren schon spät dran und die Geburtstagsparty sollte bald beginnen.

Sie genoss die Zeit mit ihrer Familie. Lange hatte sie sich nicht mehr so geborgen und wohlgefühlt. Schon in zwei Tagen sollte sie für kurze Zeit weit weg in Venedig sein, um dann in die Karibik zu fliegen für vier Wochen. Dann war sie wieder ganz allein auf sich gestellt.


Nach einer Weile hielt der Bus vor ihrem Elternhaus und alle konnten aussteigen. Sie staunten nicht schlecht, als sie von Straßenmusikern empfangen wurden, die ihnen ein musikalisches Ständchen brachten. Sie spielten wunderschön.

»Das hast du also gemeint«, meinte Mauro zu Alisa.

Sie lachte.

Gemeinsam gingen alle nach hinten in den Garten. Die Musiker hatten bereits auf die Familie gewartet, nicht lange, nur eine Viertelstunde.

Alles lief nach Plan. Adriano und Alisa waren sehr zufrieden, dass der heutige Tag bis jetzt so gut geklappt hatte.

Anna war gerührt von so einer netten Geste. Sie fühlte sich in der Familie aufgenommen wie eine eigene Tochter. Am späten Nachmittag erschienen zahlreiche Freunde der Familie und Annas Verwandte.

Es wurde ausgelassen gefeiert, getanzt und gelacht. Sogar Sophia war den ganzen Tag über nicht einmal traurig.

Sie feierten bis tief in die Nacht und erst am späten Vormittag erwachte Sophia. Da war er nun, ihr letzter Tag in Mondello.


Wie schnell ist die eine Woche doch vergangen. Schön, dass ich mich entschieden habe, hierherzukommen. Es war längst Zeit, meine Familie zu besuchen. Ich werde dies in Zukunft öfter tun. Es ist viel zu lange her, dass ich alle das letzte Mal gesehen habe. Viel zu viel Zeit ist seitdem vergangen.

Anna und Mauro wollen heiraten. Ich habe nicht gefragt, ob es schon einen Termin gibt. Das muss ich unbedingt in Erfahrung bringen, bevor ich abreise. Morgen ist es schon so weit, dann fliege ich zurück nach Venedig.

Wie es Maria wohl ergangen ist in der Zwischenzeit mit Paolo im Reisebüro? Eigentlich kann es mir egal sein. Sie hat auch keine Sekunde an mich gedacht, als sie sich auf Alessandro eingelassen hat. Aber irgendwie mache ich mir schon ein paar Gedanken, ob die beiden gut im Büro zurechtkommen oder nicht.

Was hat denn Paolo damit nur gemeint, als er zu mir gesagt hat, er wolle darüber nicht sprechen? Er erzähle es mir, wenn ich aus dem Urlaub zurück sei. Manchmal verstehe ich die Menschen nicht. Vielleicht bin ich zu gutgläubig. In Zukunft muss ich vorsichtiger sein, wem ich vertrauen kann und wem nicht.

Ich verstehe nicht, wie man jemandem, den man doch mag, so wehtun kann. Vor allen Dingen ganz bewusst.

Aber keiner von beiden hat nicht eine Minute gezögert, ob es richtig ist, was sie da tun. Das ist es, was mich so traurig macht. Und dann haben sie nicht mal den Mut gehabt, es mir offen ins Gesicht zu sagen. Dann muss ich es über Dritte erfahren.

Paolo hat mich nachdenklich gemacht mit dem, was er gesagt hat. Was ist da nur vorgefallen zwischen ihm und Maria?

Etwas beunruhigt mich das schon. Aber eigentlich sollte ich mich da raushalten. Es geht mich nichts an. Soll sich Maria doch um ihre Probleme selber kümmern. Mir steht sie auch nicht bei, sondern verschafft mir neue Sorgen.


Inzwischen hatte Anna die Küche betreten und riss Sophia aus ihrer Lethargie.

»Sophia, guten Morgen.«

»Guten Morgen Anna. War das eine schöne Party gestern.«

»Wir sind erst gegen Morgen ins Bett gekommen. Es war toll. Was machst du denn heute so? Hast du schon etwas Bestimmtes geplant oder noch nicht?«

»Ach, nichts Besonderes. Ich wollte zum Strand gehen. Vielleicht sehe ich Giuseppe. Dann können wir zusammen schnorcheln gehen. Er hatte mich gefragt, ob ich Lust dazu habe. Da dachte ich, an meinem letzten Tag kann ich ein wenig Abwechslung ganz gut gebrauchen. Außerdem möchte ich mir die Unterwasserwelt ansehen«, sagte Sophia.

»Das ist ja schön. Ich werde nachher wieder im Restaurant gebraucht. Mauro braucht heute meine Unterstützung. Aber später, am Abend, bin ich hier, dann können wir noch was gemeinsam mit den anderen unternehmen, wenn du willst«, bot Anna an.

»Au ja. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir alle noch mal gemütlich zusammen sitzen, vielleicht draußen irgendwo und den Abend ausklingen lassen, bevor ich morgen früh aufbrechen muss. Das würde mich freuen«, sagte Sophia.

»Das lässt sich bestimmt einrichten. Ich frage nachher die anderen«, erwiderte Anna.

»Hast du schon gefrühstückt?«, wollte Sophia wissen.

»Nein, ich hab auch noch gar keinen Hunger«, sagte Anna.

»Magst du einen Cappuccino mit mir trinken?«, fragte Sophia.

»Ja, das mache ich gerne«, sagte Anna.

»Warte kurz, ich mache uns schnell einen«, sagte Sophia.

»Nach dem Frühstück will ich runter in die Bucht und mich noch ein wenig sonnen. Mir steht heute der Sinn nach Erholung«, lachte Sophia.

»Das glaub ich. War auch sehr spät oder besser früh, heute«, erwiderte Anna.

»Aber schön war es. Schade, dass ihr alle so weit weg wohnt. Man könnte sich sonst viel öfter sehen. Ihr müsst mich unbedingt in Venedig mal besuchen kommen, wenn ich aus dem Urlaub zurück bin.«

»Das können wir einplanen«, erwiderte Anna.

»Sag mal, was ich euch die ganze Zeit fragen wollte. Wann wollt ihr heiraten? Gibt es schon einen konkreten Termin?«, fragte Sophia neugierig.

»Nein, den gibt es noch nicht. Irgendwann im nächsten Sommer. Wir haben uns noch auf kein Datum einigen können, mal sehen. Aber sobald wir es wissen, sagen wir dir Bescheid. Du kommst doch zu unserer Hochzeit?«

»Natürlich. Das lasse ich mir nicht entgehen«, sagte Sophia.

»Schön. Vielleicht bist du dann ja auch nicht mehr allein und bringst jemanden mit«, sagte Anna.

Sophias Miene verdüsterte sich augenblicklich.

»Entschuldigung. Ich wollte nicht …«, sagte Anna.

»Ist schon gut. Es ist nur, es tut immer noch so weh, weißt du. Ich kann mir im Moment gar nicht vorstellen, mich jemals wieder in jemanden verlieben zu können, jemandem zu vertrauen. Immer wenn ich das tue, dann werde ich am Ende so sehr verletzt, dass ich denke, mir zerreißt es das Herz in der Brust vor Schmerz«, erwiderte Sophia.

»Es braucht halt noch ein bisschen Zeit. Nimm sie dir und denke positiv. Vertrauen musst du erst wieder lernen. Das wird sicherlich eine Weile dauern. Aber gib die Hoffnung nicht auf. Irgendwann wird es schon wieder gehen. Glaub mir«, sagte Anna mitfühlend.

»So, hier ist dein Cappuccino Anna.«

»Mmmh, der tut jetzt gut«, sagte Anna.

Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile, bis Anna aufbrach, um pünktlich im Restaurant zu sein.

»Mauro wird schon auf mich warten und sich fragen, wo ich solange bleibe. Er hat fast gar nicht geschlafen. Sicherlich ist er todmüde. Ich muss los, Sophia.«

»Ja, bis nachher. Grüß ihn schön von mir.«

Sophia räumte den Tisch ab, schnappte sich ihre Sachen und lief zur Bucht. Dort waren noch nicht viele Leute und sie konnte sich ihren Platz zum Sonnen aussuchen. Sie breitete ihr Handtuch aus und machte es sich gemütlich.

Einige Zeit verging, bis die ersten Leute sich am Strand einfanden. Am Bootshaus der Segelschule war es voller geworden. Von Weitem konnte sie Vincenzo bei der Arbeit beobachten. Hin und wieder verlieh er eines der Boote. Nach einer Weile bemerkte sie auch Giuseppe, der am Strand entlangspazierte.

»Hallo Giuseppe«, rief sie ihm zu.

»Hallo Sophia. Schön, dich zu sehen.«

»Hast du nachher etwas Zeit?«, fragte sie ihn.

»Ja, warum?«, entgegnete er.

»Ich wollte dich fragen, ob wir vielleicht schnorcheln gehen wollen.«

»Können wir gerne machen. Dann am besten gleich, denn am Mittag muss ich mit meiner Arbeit beginnen. Da müssen wir wieder zurück sein.«

»Okay, dann gleich. Ich habe alles dabei«, sagte Sophia.

»Meine Flossen sind im Bootshaus. Ich hole sie schnell. Wenn du magst, kannst du mitkommen«, sagte Giuseppe.

»Gerne«, erwiderte Sophia.


Sie machten sich auf den Weg zum Bootshaus, um Giuseppes Sachen zu holen.

»Schön, dass es doch noch geklappt hat, bevor du wieder nach Hause musst«, sagte Giuseppe.

»Ja, finde ich auch. Ich kann doch nicht einfach so nach Hause fahren, ohne mir die Unterwasserwelt anzuschauen«, scherzte Sophia.

»Vielleicht wird aus dir doch noch eine Taucherin.«

»Kann schon sein. Vielleicht überlege ich es mir in den nächsten Wochen. Ich fliege in zwei Tagen in die Karibik, um dort ein paar Wochen Urlaub zu machen. Da habe ich bestimmt die eine oder andere Gelegenheit, mich mit dem Gedanken anzufreunden und es vielleicht sogar zu wagen. Wer weiß.«

»Karibik. Das klingt toll. Da würde ich auch gerne mal hinfliegen. Das klingt so weit weg. Da ist man bestimmt lange unterwegs.«

»Das stimmt. Der Flug dauert viele Stunden und dann muss ich noch eine ganze Strecke mit dem Bus zurücklegen. Das sind auch noch mal ungefähr vier Stunden obendrauf. Da kannst du dir sicherlich vorstellen, dass die Anreise ganz schön anstrengend wird. Ich bin froh, dass ich vier Wochen dort verbringen kann und nicht schon nach einer Woche wieder nach Hause muss. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich darauf freue.«

»Doch das kann ich mir vorstellen. Man merkt es dir deutlich an, dass du schon Feuer und Flamme bist für diese Reise. Ich finde es schön, dass du wieder fröhlich bist. Du warst neulich so traurig.«


Giuseppe nahm seine Sachen aus dem Bootshaus und sie nahmen sich ein kleines Boot und fuhren noch ein letztes Mal hinaus.

Nach einer Weile warfen sie den Anker und sprangen ins Wasser. Hier konnte man herrlich schnorcheln. Die Unterwasserwelt hatte einiges zu bieten.

Es war ein schöner Anblick, was man so alles entdecken konnte, wenn die Sonne sich im Meer spiegelte und das Wasser schön klar war. Viele Pflanzen und kleinere Tiere waren dann unter Wasser zu sehen.

Vereinzelt sahen sie ein paar größere Fische, aber dies war sicherlich nicht mit der Artenvielfalt in der Karibik zu vergleichen.

Seegurken und Seesterne waren hier zu Hause. Sophia genoss das Schnorcheln. Sie hatten viel Spaß. Die Zeit verging viel zu schnell.

Nach gut zwei Stunden, die sie immer mal wieder mit Unterbrechung ins Meer gesprungen waren, um zu schnorcheln, kletterten sie wieder zurück ins Boot und brachen auf in Richtung Bootshaus.

Giuseppe hatte nicht mehr viel Zeit. Er musste arbeiten. Sophia wollte sich wieder an den Strand begeben und faulenzen.


Erst am frühen Abend kehrte sie nach Hause zurück. Die Sonne hatte Sophias Haut heute sehr stark gebräunt. Sie genoss den angenehmen Schauer auf ihrer Haut, als sich das Wasser der Dusche den Weg über ihren Körper bahnte. Sie schloss die Augen.

Frisch geduscht schlüpfte sie in eine weiße Jeans, warf sich ein Top über und setzte sich in den Garten.

Es dauerte nicht lange und der Rest der Familie kam, wie von Anna versprochen. Sie waren gekommen, um mit ihr den letzten gemeinsamen Abend zu verbringen.

Sie unterhielten sich noch lange. Erst spät am Abend packte Sophia zusammen mit ihrer Mama ihren Koffer und legte sich schlafen. Wie gerne wäre sie geblieben. Sie lag noch eine ganze Weile wach, auch aus Angst, sie könnte am nächsten Morgen verschlafen.


Der nächste Tag kam schneller, als ihr lieb war. Sie stand gegen fünf Uhr auf und staunte nicht schlecht, als Alisa und Adriano auch schon aufgestanden waren, um sich noch einmal von ihr zu verabschieden. Der Rest der Familie hatte gestern Abend schon tränenreich ciao gesagt.

Sophia hasste Abschiede. Es machte ihr jedes Mal das Herz schwer, weil sie nie sagen konnte, wie lange es dieses Mal dauerte, bis man sich wiedersah.

Sie packte den Koffer wieder auf den Rücksitz des Fiat 500 und umarmte Alisa noch einmal.

»Komm gut nach Hause und melde dich, wenn du da bist«, sagte sie. Sophia küsste sie und lächelte.

»Ja, das mach ich. Wir sehen uns bald wieder. Ich lasse nicht wieder so lange auf mich warten, versprochen«, sagte sie, umarmte und küsste Adriano zum Abschied.

Er drückte seine Tochter herzlich und beide winkten ihr noch hinterher, als sie bereits um die Ecke gebogen war und von dem kleinen weißen Cabriolet nichts mehr zu sehen war.

Sie fuhr die Strecke zurück und sah sich noch ein letztes Mal die Umgebung an. Ihr wurde etwas schwer ums Herz und nach ein paar Minuten machte sie noch einmal eine kurze Rast, um die Eindrücke der letzten Woche auf sich wirken zu lassen.

Sie parkte den Wagen am Straßenrand und setzte sich neben das Auto auf einen großen Findling, der am Wegrand lag.

Die Sonne schien erbarmungslos auf sie herab und sie atmete ein paar Mal tief die Luft ein, schloss die Augen und genoss die Ruhe, die in diesem Moment herrschte.

Sie betrachtete ihr Gepäck und verspürte ein wenig Unruhe, wenn sie an die nächsten Tage und die lange Reise dachte, die nun unmittelbar bevorstand. Aber auch so etwas wie Vorfreude machte sich in ihr breit.

Nach ein paar Minuten stieg sie wieder in den Wagen und setzte ihre Fahrt zum Flughafen fort. Ohne weitere Vorkommnisse traf sie an der Autovermietung ein und übergab den Wagen.

Sie erledigte den Papierkram und der Mann von der Autovermietung war so freundlich und half ihr, das Gepäck zur Abfertigungshalle zu bringen.

Da stand sie nun und wusste nicht so recht, wohin mit sich.

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