Читать книгу Macht der tiefen Gefühle - Auf der Suche nach dir Gesamtsausgabe Band 1 - 3 - Manuela Dehnert - Страница 13
Kapitel 10
ОглавлениеSophia hatte einen ruhigen Flug und schlief sogar noch ein wenig, bis die Maschine in Venedig landete. Am Gepäckband musste sie eine ganze Weile auf ihren Koffer warten. Doch dann war es endlich soweit, sie hatte ihr Gepäck und machte sich auf den Heimweg.
Gemischte Gefühle machten sich in ihr breit. Sie war etwas wehmütig und traurig. Einerseits wäre sie gerne noch eine Weile geblieben, aber andererseits war sie voller Vorfreude auf die Reise, die sie morgen erwartete.
Sie schloss die Wohnungstür auf und stellte den Koffer erst einmal ab und hängte ihre Tasche an die Garderobe im Flur. Der Flur war nicht besonders groß, doch das störte sie nicht.
Sie öffnete die Fenster und ließ frische Luft herein. Die Nachbarin war so nett gewesen, und hatte während ihrer Abwesenheit die Post in Empfang genommen. Sie kümmerte sich um ihre Pflanzen und sah nach, ob alles in Ordnung war.
Ihr Weg führte sie in die Küche, wo sie sich einen Espresso kochte. In der Zwischenzeit schleppte sie den Koffer zum Bett und fing an, ihn auszupacken, und steckte die Sachen in die Waschmaschine. Vieles sollte heute noch trocknen.
Während die Maschine wusch, genoss sie ihren Espresso und sah die Post durch, die fein säuberlich auf dem Wohnzimmertisch abgelegt worden war.
»Nichts Besonderes dabei, das ist gut«, murmelte sie.
Für den Moment war sie froh, wieder in ihren vertrauten vier Wänden zu sein, in ihrem gewohnten Umfeld, auch wenn es viel ruhiger war als bei ihrer Familie in Mondello.
Daran würde sie sich schon noch gewöhnen. Doch jetzt blieb ihr nicht viel Zeit zum Nachdenken. Später wollte sie nachsehen, ob nebenan jemand zu Hause war.
Sie hatte für ihre Nachbarin eine Flasche guten sizilianischen Wein mitgebracht.
Sie machte sich auf den Weg, um noch schnell ein paar Dinge einzukaufen, die sie heute noch benötigte.
Nach einer Weile kehrte sie zurück, verstaute ihren kleinen Einkauf und klingelte bei ihrer Nachbarin.
Da niemand öffnete, beschloss sie, den Wein an die Türklinke zu hängen mit einem kleinen Zettel dran.
Ein kleines Dankeschön für dich. Fliege heute Nacht weiter. Sehen uns dann in vier Wochen. Bis bald, Sophia.
Die Maschine war fertig. Sie trocknete die Wäsche auf dem Balkon. Da die Sonne schien, ging es mit dem Trocknen recht schnell.
Sie packte unterdessen ihre Koffer für die große Reise. Dieses Mal brauchte sie mehr Gepäck als letzte Woche.
Da sie jede Menge luftiger Kleider besaß, nahmen diese auch nicht so viel Platz weg und sie konnte die Dinge gut in den beiden Koffern verstauen, die sie für vier Wochen benötigte.
Nach einer guten Stunde war sie fast fertig damit. Da erst früher Abend war, hatte sie beschlossen, zu Luigi in die Osteria zu gehen und zu Abend zu essen. Gut gelaunt machte sie sich auf den Weg.
Dort angekommen wurde sie freudig begrüßt.
Luca brachte sie zu einem schönen Tisch auf der Terrasse, wo sie ungestört ihr Essen genießen konnte.
Da fiel ihr ein, dass sie noch gar nicht auf seine Zeilen reagiert hatte. Er schaute auch etwas peinlich berührt, als er sie begrüßt hatte.
»Luca, ich wollte mit dir noch etwas besprechen. Hast du einen Moment Zeit für mich?«, fragte sie.
»Ja, gerne. Ich kann deine Bestellung entgegennehmen, dann können wir uns ein wenig unterhalten«, entgegnete er.
»Okay, magst du dich einen Moment setzen?«, fragte sie ihn.
Er nahm auf dem Stuhl gegenüber Platz und hörte ihr ganz gespannt zu.
Sophia überlegte kurz, wie sie anfangen sollte, doch dann ging es wie von selbst.
»Luca, ich fühle mich sehr geschmeichelt von deinen Zeilen. Du bist ein netter Kerl, aber ich habe im Moment die Nase voll von Männern und möchte erst einmal nichts unternehmen oder mit jemandem essen gehen. Kannst du das verstehen?«, versuchte sie ihm so schonend wie möglich klarzumachen.
Lucas Blick verfinsterte sich und er sah traurig aus.
»Ja, so etwas Ähnliches habe ich mir schon gedacht, als ich die ganze Woche nichts von dir gehört habe«, sagte er.
»Es tut mir leid, Luca, ich kann nicht. Es tut noch zu weh. Es ist noch zu frisch«, erwiderte Sophia.
»Schon gut«, sagte er.
»Ich war eine Woche bei meiner Familie in Mondello, Sizilien«, erzählte sie ihm.
»Oh, das ist schön. Die haben sich sicher gefreut«, sagte er.
»Ja, das kann man wohl sagen. Wir haben uns schließlich eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Es war herrlich, wieder zu Hause zu sein, bei Menschen, die einen wirklich lieben«, erzählte Sophia.
»Das glaube ich dir gerne. Na gut, nachdem aus uns beiden Hübschen wohl nichts werden wird, was möchtest du denn essen?«, schweifte Luca ab.
»Ich möchte nur Parmaschinken mit Melone und bring mir irgendein schönes Fischgericht. Trinken möchte ich etwas Alkoholfreies«, sagte Sophia freundlich und war erleichtert, dass das geklärt war.
»Okay, kommt sofort«, sagte er und machte sich auf den Weg in die Küche.
Sophia war erleichtert, dass er es so gut aufgefasst hatte. Aber sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, mit ihm etwas privat zu unternehmen.
Nicht, dass er ein schlechter Kerl war. Nein, sie konnte einfach nichts mit ihm anfangen. Er war nett, aber das war es auch schon.
Ein paar Minuten später konnte Sophia ihr Essen auf der Terrasse genießen. Sie war froh, heute nicht selbst kochen zu müssen.
Der laue Abendwind spielte mit ihren Haaren und sie spürte die angenehme Brise auf ihrer Haut.
Es war still geworden um sie herum und sie machte sich irgendwann auf den Heimweg.
Um drei Uhr nachts sollte der Wecker sie wieder aus den Träumen reißen. Dann musste sie aufbrechen zum Flughafen.
Das Gepäck stand schon bereit und auch sonst hatte sie an alles gedacht. Sie war froh, dass ihr heute niemand über den Weg gelaufen war, den sie kannte, außer Luca.
Es blieb ihr nicht mehr viel Zeit. Sie wollte noch bei ihrer Familie anrufen, dass sie gut angekommen war.
Dann packte sie noch die restlichen Sachen ein. Sie beschloss, zu schlafen.
Die Zeit verging. Jäh wurde sie ein paar Stunden später aus dem Schlaf geholt durch ein lautes, aber vehementes Weckerklingeln.
Sie konnte es selbst kaum glauben, aber sie war schlagartig putzmunter. Aufgeregt lief sie ins Bad und machte sich fertig für den Tag.
Sie kontrollierte, ob sie alle Papiere hatte, die sie benötigte, und hakte die Strichliste ab, die sie sich gestern Abend noch sicherheitshalber gemacht hatte, damit sie auch nichts übersah.
Nach einem Keks und einem Espresso brach sie auf zum Flughafen. Das Wassertaxi stand bereits am Steg, den Sophia nach wenigen Minuten erreichte. Der Fahrer half ihr mit ihrem Gepäck.
»Sie wollen wohl auswandern?«, fragte er lachend, als er die beiden schweren Koffer in den Wagen lud.
Sophia guckte verdutzt und sagte dann etwas verlegen: »Nein, das hatte ich nicht vor. Ich kann mich nur nicht entscheiden, wissen Sie.«
Der Fahrer lachte und hielt Sophia die Tür auf, damit sie einsteigen konnte. Danach warf er sich auf seinen Sitz und los ging es.
Pünktlich kam sie am Flughafen an und checkte bereits nach wenigen Minuten ein. Nach dem Passieren der Sicherheitskontrolle setzte sie sich auf die Wartefläche und hoffte, dass bald zum Boarding aufgerufen wurde.
Jetzt bahnte sich ihre Aufregung den Weg. Sie hatte eiskalte Hände und spürte, wie eine innere Unruhe in ihr aufstieg, die sie nur schwer unter Kontrolle zu halten vermochte.
Warum nur bin ich so aufgeregt? Ich bin doch gestern erst alleine geflogen und vor einer Woche auch. Gut, das war kein langer Flug, wie ich ihn jetzt gleich machen werde, aber das ist doch ganz egal.
Klar, ich fliege ans andere Ende der Welt und das ganz alleine. Kriege ich jetzt vielleicht kalte Füße? Nein, ich doch nicht. Ich will unbedingt in die Karibik. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Außerdem habe ich mir das alleine ausgesucht. Da kann ich doch jetzt nicht mehr kneifen. Ich wüsste auch nicht, warum ich das tun sollte.
Schließlich freue ich mich auf alle neuen Sachen, die mich dort erwarten. Vielleicht lerne ich nette Leute kennen und habe vier unvergessliche Wochen. Wer weiß das schon. Ich lasse mir das auf keinen Fall von irgendjemandem vermiesen – schon gar nicht von mir selbst.
Sie nahm auf einem der zahlreichen Stühle Platz und holte den Reiseführer der Dominikanischen Republik aus der Tasche, den sie so oft schon ihren Kunden empfohlen und ans Herz gelegt hatte. Sie blätterte ein wenig darin herum, bis sie ein paar interessante Dinge fand, die sie sich durchlas. Ganz neugierig wurde sie, als sie von den vielen Ausflugmöglichkeiten las, die sich ihr dort boten. Auch die Unterwasserwelt hatte sehr viel zu bieten, sogar für Anfänger.
Jetzt ertönte die Lautsprecherdurchsage. Die Passagiere der hinteren Reihen konnten an Bord gehen. Sophia schaute noch einmal auf ihr Ticket. Sie war noch nicht an der Reihe.
Sie musste eine Weile warten, denn ihr Platz war ziemlich weit vorne und so musste sie sich ein wenig gedulden, bis sie an Bord der Maschine gehen konnte.
In Düsseldorf sollte die Maschine noch zwischenlanden, und dann ging es weiter über den Atlantik in Richtung Puerto Plata. Endlich konnte sie ihren Platz einnehmen in der Boeing 767.
Sie saß in der dritten Reihe und hatte wieder einen Fensterplatz gebucht. Nur dieses Mal war der Platz neben ihr nicht frei. Eine ältere Dame saß mit ihrem Mann direkt neben ihr. Das Flugzeug war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Wenige Minuten später ging es los.
Sie verstaute ihr Handgepäck und dann kamen auch schon die Stewardessen und erläuterten die Maßnahmen für den Ernstfall.
Die Maschine erhielt die Startfreigabe und setzte sich langsam in Bewegung. Zwei, drei Minuten rollte sie über die Rollbahn, bis sie anfing zu beschleunigen. Sophia wurde in ihren Sitz gedrückt und ihr Herz schlug schneller.
Sie schloss die Augen, als entkäme sie dann diesem Gefühl. Sie liebte es, aber trotzdem war es komisch. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
»Ich kann es noch gar nicht glauben. Ich fliege in die Karibik«, sagt sie.
Die Frau neben ihr schaute sie an und sagte: »Natürlich tun Sie das, wohin denn sonst? Sonst säßen Sie im falschen Flieger, junge Frau«, und lachte.
Sophia schmunzelte und sah aus dem Fenster. Die Häuser wurden immer kleiner und Venedig verschwand langsam unter ihr.
Nach einer Weile hatten sie die Reiseflughöhe erreicht und der Wahnsinn im Flugzeug nahm seinen Lauf. Alle fingen an, durch die Gänge zu laufen.
Sie fragte sich immer schon, warum mussten alle dort oben herumwandern? Warum konnten sie nicht einfach mal eine Weile still auf ihrem Sitz bleiben?
Der Service im Flugzeug war super. Sophia war begeistert. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie wurde bestens versorgt und fühlte sich gut aufgehoben. Es war ein ruhiger Flug. Das Kabinenpersonal war sehr zuvorkommend.
Die Zwischenlandung in Düsseldorf verlief reibungslos und relativ schnell. Der Flug wurde fortgesetzt.
Sophia hatte die Gelegenheit während des Fluges genutzt, noch ein paar Stunden zu schlafen. Erst über den Azoren wachte sie wieder auf und sah aus dem kleinen Kabinenfenster.
Wenn sie genau hinschaute, konnte sie die Azoren sehen als ganz kleinen Flecken Erde umgeben von Wasser. Egal, wohin sie schaute, überall war nur Wasser, jede Menge Wasser.
Die Wolken sahen hier oben aus wie Zuckerwatte. Die Sonne schien und von Weitem sah sie das ein oder andere Mal auch ein anderes Flugzeug.
Sie hielt Ausschau nach Booten. Sie erkannte von hier oben aus keine. Vielleicht war das Flugzeug zu weit vom Land entfernt, und hier draußen fuhren im Moment keine Schiffe.
Sophia strahlte über das ganze Gesicht als es dann nach fast zehn Stunden Flug hieß, dass in einer guten Stunde die Landung erfolgen sollte.
Sie lief durch die Gänge und vertrat sich die Beine, nutzte die Gelegenheit und ging auf die Toilette.
Als sie zurückkam, verteilten die Stewardessen gerade heiße Kompressen. Davon hatte sie schon von ihren Kundinnen gehört und war gespannt, ob das wirklich so toll war, wie diese immer erzählten. Und genauso war es – Entspannung und Wellness pur. Es war umwerfend. Nach so einem langen, anstrengenden Flug war das eine echte Erlösung.
Der Flugkapitän machte eine Durchsage und kündigte die Landung an. In mehreren kurvenreichen Anläufen brachte er die Maschine sicher auf den Boden.
Die Landebahn war etwas holprig, und sie wurden durchgeschüttelt, aber man konnte erahnen, wie schön dieses Fleckchen Erde sein musste. Bereits jetzt sah Sophia unzählige Palmen vom Fenster aus.
Kurz bevor die Maschine aufsetzte, hatte sie den Eindruck, ein Flügel hätte fast den Boden berührt, so schräg musste der Flugkapitän die Maschine gehalten haben, um gerade auf der Piste zu landen.
Sophia war beeindruckt und gespannt auf die ersten Eindrücke.
Die Passagiere klatschten Beifall für die Landung und dann dauerte es wieder ein paar Minuten, bis sie die Maschine über eine Treppe verlassen konnten.
An der Tür bemerkte sie bereits das warme tropische Klima. Die Luft war heiß und die Luftfeuchtigkeit hoch. Es roch hier ganz anders als zu Hause.
Sie war überwältigt und von Weitem hörte sie schon Merengue-Klänge.
Wow, so habe ich es mir vorgestellt, toll. Ich kann es nicht glauben, ich bin wirklich hier. Ich habe es tatsächlich gemacht. Das ist total verrückt. Vielleicht ist es leichtsinnig, aber es ist schön.
Sie setzte den Fuß auf die Gangway und lief hinter den anderen Fluggästen her zum Flughafengebäude, wo das Gepäck wenig später zur Abholung bereit stand.
Es dauerte gar nicht lange und sie kam mit den anderen Fluggästen durch einen langen Flur in die große weiträumige Halle.
Von hier war also die Musik gekommen, die sie schon von Weitem gehört hatte. Hier spielten einheimische Musiker Merengue- und Salsaklänge zur Begrüßung. Das war toll. Da bekam sie gleich Urlaubsgefühle und sog die neuen Eindrücke gierig ein.
Ich habe wohl alles richtig gemacht. Genauso muss es sich anfühlen, ja, hier kann ich es aushalten. Die Musik ist mitreißend und man hat Mühe, nicht gleich loszutanzen.
Sophia strahlte.
Den ersten Teil ihrer Reise hatte sie nun schon hinter sich gebracht. Jetzt folgte der nächste Teil mit dem Bus.
Das Gepäck hatte sie inzwischen in Empfang genommen und auf einen Gepäcktrolley gepackt. Jetzt musste sie den richtigen Bus finden, um ins Hotel zu kommen.
Draußen am Ausgang wartete bereits jemand aus dem Hotel und hielt ein Schild hoch auf dem der Hotelname stand. Das machte es Sophia einfach.
»Ah, da ist ja jemand«, sprach sie ihn an.
»Hi, ich bin Raphael. Ich bringe die Touristen ins Hotel. Wer bist du? Ich darf doch du sagen?«
»Ich bin Sophia. Ich glaube, hier bin ich richtig«, sagte sie lachend.
Sie zeigte ihm ihr Ticket und er führte sie zum Bus. Das Gepäck wurde vom Fahrer verstaut und sie konnte sich in Ruhe einen guten Platz im Bus aussuchen.
Nach und nach füllte sich der Kleinbus mit anderen Touristen, die der Bus zu ihren Hotels fuhr, die auf der Strecke lagen.
Das Fahrzeug hatte seine beste Zeit bereits hinter sich, so wie es auf den ersten Blick schien, aber das war Sophia jetzt egal. Bis auf ein paar Beulen schien er noch ganz gut zu sein.
Zunächst hatte Raphael Späße gemacht und zählte alle durch. Nicht, dass einer verloren gegangen war und nie im Hotel ankam. Das wollte keiner.
»Unsere lustige Fahrt kann beginnen«, meinte er in die Runde und der Bus setzte sich langsam in Bewegung. Als es anfing zu schaukeln, wussten alle, was gemeint war.
Dann ging es los. Sie polterten und rasten über die Straßen. Die Reisenden hatten das Gefühl, der Fahrer führe wie ein Henker.
Im Anhänger polterte das Gepäck herum, und Sophia hatte Bedenken, dass dieser überhaupt zusammen mit dem Bus da ankam, wo er sollte, so wie der Fahrer fuhr.
Die Straßen waren auch ziemlich eng, sodass es ein paar gewaltige Ausweichmanöver gab, wenn jemand von vorne mit einem größeren Fahrzeug kam oder plötzlich ein paar Ziegen auf die Straße sprangen.
Die Klimaanlage war auf Eiszeit programmiert und Sophia begann, nach der langen Reise etwas zu frieren.
Sie schaute aus dem Fenster. Der Anblick war atemberaubend.
Der Weg führte vorbei an Sandstränden, durch Dörfer und alles, was sie sah, waren Palmen in jeder Größe, die üppigste Vegetation, die sie je in Natura gesehen hatte.
Sie glaubte, so ähnlich musste es im Dschungel auch aussehen – überall nur grün, wohin man schaute. So viel Grün und wunderschöne Feuerbäume, die gerade ihre Blütezeit hatten, wie Raphael allen verriet. Sie war im Paradies angekommen. Genau hier musste es sein – wo sonst.
»Die Strapazen der Reise haben sich jetzt schon gelohnt«, sagte sie zu ihm, als er durch die Reihen ging.
»Das hoffe ich doch«, lachte er.
Die ersten Touristen stiegen in Sosua und Cabarete aus. Der Bus war leerer geworden. So ging es eine ganze Weile weiter.
Dann stiegen noch einmal sechs Touristen in Las Terrenas aus und die restlichen fünf Leute fuhren weiter bis Las Galeras.
Hier war es noch grüner als auf dem Rest der Insel. Auf der Halbinsel Samana war der Pflanzenbestand noch viel höher.
Samana, ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich wirklich hier bin. Samana ist die Perle der Dominikanischen Republik. Wie oft habe ich das meinen Kunden im Reisebüro erzählt und nun, nun stehe ich selber mittendrin, unglaublich.
Im Land wachsen ungefähr sechs bis sieben Millionen Kokospalmen. Das ist Wahnsinn. Ich kann mir so viele Palmen auf einem Fleckchen Erde gar nicht vorstellen.
Samana zählt zu den schönsten Orten der Dominikanischen Republik und jetzt bin ich hier. Ich muss total verrückt sein.
Raphael half beim Ausladen des Gepäcks, als sie nach vier Stunden endlich das Hotel erreichten. Inzwischen war es dunkel geworden.
Die anderen Touristen stiegen ebenfalls aus und man versammelte sich vor dem Eingang. Es wurden ein paar Details besprochen.
Raphael schickte den Bus wieder weg und begleitete die neuen Gäste bis zur Rezeption.
»Ich arbeite hier im Hotel. Ich bin der Reiseleiter. Wir werden in den nächsten Wochen noch Kontakt haben. Morgen ist der Begrüßungscocktail, da erfahrt ihr alle wichtigen Informationen. Also dann, herzlich willkommen auf dem schönsten Fleckchen Erde, das das menschliche Auge jemals gesehen hat, so sagte einst Kolumbus – und der muss es wissen«, lachte Raphael.
Dann kamen auch schon zwei weibliche Angestellte in ihrer schicken hellen Dienstkleidung und ein paar Hibiskusblüten im Haar, welche besonders hübsch zur Geltung kamen, und überreichten einen Begrüßungsdrink. Es war ein herzlicher Empfang und Sophia fühlte sich vom ersten Augenblick an wohl.
An der Rezeption erhielt sie den Schlüssel zu ihrem Zimmer und ein Hotelangestellter brachte das Gepäck dorthin.
Es war inzwischen später Abend geworden. Sophia bekam ihr All-inclusive-Bändchen und begab sich in ihr Hotelzimmer.
An diesem Abend war sie unfähig, sich noch irgendetwas anzusehen. Einfach nur glücklich, dass sie endlich angekommen war, schob sie die Koffer ins Zimmer, zog sich um, legte sich aufs Bett und schlief sofort ein.