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DICKE HAUT UND EIN WEICHES HERZ Babyl, die Elefantendame, und ihre bedingungslosen Freunde

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Eine Reise nach Kenia und Tansania öffnete mir kürzlich die Augen in Bezug auf die Welt der Elefanten, die zu den erstaunlichsten Geschöpfen zählen, die ich je gesehen habe. Als ich große Gruppen wilder Elefanten aus nächster Nähe beobachtete, konnte ich ihre majestätische Präsenz, ihr Bewusstsein und ihre Emotionen spüren. Diese Erfahrungen aus erster Hand unterschieden sich vollständig von der Beobachtung von Elefanten in Gefangenschaft, die oftmals allein leben, in den eng begrenzten und unnatürlichen Gehegen von Zoos. Mein Besuch bei ihnen war zutiefst spirituell, inspirierend und transformierend.

Während wir eine Gruppe wilder Elefanten im Samburu Reservat in Nord-Kenia beobachteten, bemerkten wir, dass einer von ihnen, Babyl, nur sehr langsam ging. Wir erfuhren, dass sie verkrüppelt war und sich nicht so schnell fortbewegen konnte wie der Rest der Herde. Wir sahen jedoch, dass die Elefanten in Babyls Gruppe sie nicht zurückließen; sie warteten auf sie. Als ich unseren Führer, den Elefanten-Experten Iain Douglas-Hamilton, danach fragte, erklärte er, dass diese Elefanten immer auf Babyl warteten und das bereits seit Jahren. Sie gingen eine Weile, hielten dann an und schauten zurück, um zu sehen, wo Babyl sich befand. Je nachdem, wie sie vorankam, warteten sie entweder oder zogen weiter. Iain erzählte uns, die Leitkuh würde Babyl gelegentlich sogar füttern. Weshalb verhielten sich die anderen Elefanten der Herde auf diese Weise? Babyl konnte nicht viel für sie tun, also schien es keinen Grund oder praktischen Nutzen zu geben, ihr zu helfen. Der einzige offensichtliche Schluss, den wir daraus ziehen konnten, lautete, dass die anderen Elefanten sich um Babyl sorgten und aus dem Grund ihr Verhalten anpassten, damit Babyl bei der Gruppe bleiben konnte.

Freundschaft und Mitgefühl reichen weit. Babyls Freunde bilden da keine Ausnahme. In Ostindien stürmten im Oktober 2006 14 Elefanten auf der Suche nach einem Herdenmitglied, das in eine Grube gefallen und ertrunken war, durch ein kleines Dorf [2]. Anwohner hatten die 17 Jahre alte Elefantenkuh bereits beerdigt, trotzdem mussten Tausende von Menschen fluchtartig ihre Häuser verlassen, weil die anderen Elefanten mehr als drei Tage suchten und randalierten.

Das Gefühlsleben der Tiere

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