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KAPITEL 3

KEINE ROSE, ABER AUCH MIT DORNEN

So, ich habe also Colitis ulcerosa. Colitis ulcerosa gehört zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), Morbus Crohn gehört auch zu dieser Familie. Nicht zu verwechseln mit Reizdarm. Was zwar Ähnlichkeiten haben kann, aber eine andere Erkrankung ist.

Obwohl es viele Betroffene gibt, die an Colitis ulcerosa leiden, trauen sich nur die wenigsten, offen darüber zu sprechen. Wieso? Weil es um Scheiße und Durchfall geht, beides Themen die nicht einfach locker-flockig beim gemütlichen Beisammensein auf den Tisch kommen sollen.

Was als Erstes betont werden muss, wenn wir hier über Colitis ulcerosa sprechen, ist, dass diese Krankheit jeden anders beeinträchtigt. Meine Erfahrungen mit der Krankheit sind sehr spezifisch, und wenn ich mit anderen Betroffenen darüber spreche, merke ich oft, dass sich die Symptome und persönlichen Belastungen teilweise total unterscheiden.

Für mich ist Colitis ulcerosa die Hölle. Das weiß ich heute, nach drei Jahren schwerem Verlauf, spätestens seit dem Tag in San Francisco, auf den wir später noch zu sprechen kommen. Bauchkrämpfe, Blut, Scheiße. Ganz viel Scheiße, es ist ekelhaft, es stinkt, es ist peinlich, es ist mit Panikattacken, Unsicherheit, Schweißausbrüchen verbunden. Man wird fremdgesteuert, man hat sich und seinen Körper nicht mehr unter Kontrolle.

Es ist der Moment, in dem man merkt, dass man alles auf einmal verlieren kann. Alles, von dem man gemeint hat, dass es für immer sei.

MEIN KÖRPER GREIFT MICH AN

Medizinisch betrachtet meint Colitis ulcerosa einen entzündeten Dickdarm, ganz einfach. Eine Autoimmunkrankheit. Mein Immunsystem glaubt, dass mein Dickdarm etwas Böses sei. Der Darm ist böse und muss von meinem Immunsystem angegriffen und vernichtet werden. Dies verursacht die Entzündungen. So kinderleicht wurde mir das zunächst erklärt.

Nun müsse man mein Immunsystem ganz einfach etwas runterskalieren, damit meinem Körper die Kraft fehlt, meinen Dickdarm anzugreifen. Dann würde das alles wieder besser werden.

In Wirklichkeit gibt es (noch) keine eindeutig nachgewiesene Ursache, wie die Krankheit entsteht. Eine kleine Liste von Auslösertheorien ist jedoch vorhanden: Genetik, Stress, Ernährung.

Bei einer solchen Ausgangslage ist es schwierig, die passende Therapie zu finden, trotzdem sollte ich auf meinem Weg auf wichtige Helfer aus der Schulmedizin, der Naturheilkunde und der Alternativmedizin treffen. Gleichzeitig ist die Erkrankung ein Lehrer mit Rohrstock, der dich zu einer Auseinandersetzung mit dir und deinem Leben zwingt oder blutig prügelt.

Zu diesem Zeitpunkt stand ich ganz am Anfang meines langen, steinigen Weges. Ehrlich gesagt, war mir das in diesem Moment überhaupt nicht klar, naiv und verdrängend wie ich war.

Ich sollte einen Achttausender besteigen und hatte weder Sauerstoffgerät noch die richtige Ausrüstung dabei. Apropos: Große Höhe kann bei einem Betroffenen einen Krankheitsschub auslösen. Hypoxischer Stress durch geringeren Sauerstoffgehalt in der Luft. Ich war weit weg von hypoxi… wie auch immer Stress. Im Irrglauben, es würde bloß ein kurzer Regenschauer über meine paradiesische Insel der Verleugnung ziehen, behielt ich meine Badehose an, um die ausgiebigen Freuden des Lebens weiterhin zu genießen.

Steine im Bauch

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