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Kapitel 8

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Til dachte an ganz viele schöne Dinge und tanzte und tanzte, bis er mit seinem Freund Narr Silberspiegel plötzlich von dichtem Nebel umhüllt war. In diesem Augenblick fühlte er sich mit einem Mal sehr traurig und er konnte sich gar nicht erklären, warum.

„Sind wir jetzt etwa in Verlustig?“, fragte er seinen Freund, den Narren. „Warum ist hier alles so neblig? Ich sehe nichts! Gibt es keinen Ausweg aus diesem Nebel?“

Narr Silberspiegel schüttelte den Kopf. „Einen Ausweg gibt es nicht – das ist das Schwierige am Land Verlustig. Hier im Nebel musst du nach den Menschen suchen, die wegen der Königin verschwunden sind. Die Königin hat Verlustig nach dem Verlust ihres Mannes, des Königs von Weichlieb, gegründet. Hierhin sind alle Menschen verschwunden, die die Königin mit dem Zug nach Verlustig geschickt hat.“

„Und wie lässt sich der Nebel auflösen?“, fragte Til, als er plötzlich spürte, dass er in ein Loch trat. Er stolperte und f* el!

„Was war das?“, fragte er.

„Oh ne*n!“, r*ef N*rr S*lbersp*egel. „Du b*st *n e*n Buchstabenloch getreten!“

„Was he*ßt das?“, wollte T*l w*ssen und stellte plötzl*ch fest, dass *n *hrem Gespräch nun e*n Buchstabe fehlte.

„Du musst besser aufpassen!“, mahnte Narr S*lbersp*egel. „Es g*bt *n Verlust*g Buchstabenlöcher – das wollte *ch d*r gerade sagen! Wenn man da h*ne*ntr*tt, verl*ert man *mmer mehr Buchstaben be*m Sprechen und Erzählen, b*s man gar n*cht mehr sprechen kann. Du w*rst h*er n*emanden f*nden, der noch sprechen kann, we*l v*ele Menschen *hre Sprache verloren haben und man d*e Buchstabenlöcher gar n*cht sehen kann – pass also auf, wo du h*ntr*ttst! We*l d*e Menschen *n Verlust*g n*cht mehr sprechen können, werden s*e noch v*el traur*ger und dann können s*e erst recht ke*nen Plan entw*ckeln, um aus Verlust*g herauszukommen! S*e werden *mmer dümmer und e*nfallsloser!“

„Dann müssen w*r gut aufpassen!“, sagte T*l und bl*ckte auf den Boden, aber er konnte gar n*chts sehen, nur undurchdr*ngl*chen Nebel. Also g*ngen s*e be*de, T*l und N*rr S*lbersp*egel, ganz vors*cht*g durch den Nebel – Schr*tt für Schr*tt tasteten s*e s*ch nach vorn.

Sogar *ch, der Erzähler d* eses Romans, habe nun e*nen Buchstaben wen*ger zum Erzählen!

Der Nebel hörte n*cht auf, d*e S* cht zu trüben, und T*l und N*rr S*lbersp*egel fanden ke*nen e* nz*gen Menschen h* er.

„W*e können w*r d*e Menschen retten, d*e schon sprachlos s*nd?“, wollte T*l w*ssen.

„Zuerst müssen w*r s*e f*nden und dann müssen w*r *hnen das Alphabet w* eder be*br*ngen.“

„Ob w*r *n dem Nebel überhaupt jemanden f*nden?“, fragte s*ch T*l. *m nächsten Augenbl*ck stolperte er aber schon w*eder! „Verd*mmt!“, r*ef er. „Zum Teufel! W*r sollten stehen ble*ben. Schon w*eder b*n *ch *n e*n Buchst*benloch gef*llen!“

Nun fehlte *hnen e*n we*terer w*cht*ger Buchst*be und T*l und N*rr S*lbersp*egel mussten s* ch noch besser zuhören, um s* ch verstehen zu können. Und *ch, der Erzähler d*eses Rom*ns, h*be nun zwe* Buchst*ben wen*ger zum Erzählen!

N*rr S*lbersp*egel tr*t plötzl*ch *uf e*n Brot und *ls er s*ch näher umsch*ute, s*h er, d*ss er neben e*nem Brotberg st*nd. Sofort beg*ben s*ch T*l und N*rr S*lbersp*egel *uf den Brotberg, um n* cht *n noch mehr Buchst*benlöcher h*ne*nzustolpern.

„Ste*gen w*r höher!“, schlug N*rr S*lbersp*egel vor, doch obwohl T*l und N*rr S*lbersp*egel *mmer höher den Berg h*n*ufst*egen, konnten s*e n* cht mehr sehen *ls undurchdr*ngl*chen gr*uen Nebel. S*e konnten *uch n*cht sehen, w*e hoch der Brotberg e*gentlich w*r, denn *mmer noch höher st* eg er *n. D* setzten s* ch N*rr S*lbersp*egel und T*l nebene*n*nder *uf den Berg von Brot und wussten n* cht we* ter.

„W*rum g*bt es h*er e*nen Berg *us Brot?“, wollte T*l w*ssen. „Und w*e hoch *st der Berg e*gentl*ch?“

N*rr S*lbersp*egel erzählte T*l nun d*e Gesch*chte vom Brot, so gut er d*es ohne d*e zwe* fehlenden Buchst*ben konnte: *ls d*e Kön*g*n von Verlorenherz d*e ersten Menschen n*ch Verlust*g sch*ckte, w*r e*n Junge n*mens Spr*chlos d*be*. We*l er se*ne F*m*l*e verloren h*tte, spr*ch er ke*n e*nz*ges Wort mehr, so tr*ur*g w*r er. Und we*l er n*e mehr spr*ch, wollte er *uch n*cht, d*ss d*e Menschen *n se*ner Nähe spr*chen. So zog er durch den Nebel von Verlust*g und st*mpfte g*nz w*ld vor Zorn dre*ß*g Löcher *n den Nebelboden, für jeden Buchst*ben des *lph*bets e*n Loch: B C D E F G H J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z und noch d*e dre* Uml*ute Ä Ö Ü sow*e d*s sch*rfe ß und n*türl*ch noch d*e zwe*Buchst*ben, d*e w*r verloren h*ben. *rgendw*nn s*nd *lle Bewohner von Verlust*g *n d*e Buchst*benlöcher h*ne*ngetreten und wurden, we*l s*e n*cht mehr sprechen konnten, noch v*el tr*ur*ger. D* d*chte d*e Kön*g*n von Verlorenherz: „Jetzt s*nd s*e so dumm w*e Brot!“

T*tsächl*ch h*tten d*e Bewohner von Verlust*g nur noch e*nen Berg von Brot zum Essen und stopften s*ch derm*ßen voll d*m*t, d*ss s*e b*ld g*nz tr*ur*g und dumm wurden. Und b*ld d*r*uf h*t der Kön*g von Brot, der für d*e Kön*g*n über d*s L*nd Verlust*g herrscht, *lle Menschen *n d*e we*ßen K*stenbrote verw*ndelt, d*e h*er heruml*egen. W*r s*tzen h*er *lso *uf den Bewohnern des Re*ches Verlust*g und unsere *ufg*be besteht d*r*n, d*esen Broten w*eder lesen be*zubr*ngen! D*zu müssen w*r *uf den höchsten Punkt des Berges ste*gen, wo uns der Kön*g von Brot erw*rtet sow*e se*n Diener, der Junge Spr*chlos. W*r müssen be*de vom Berg h*n*b *n d*e T*efe stoßen und d*nn zehnm*l d*s *lph*bet sprechen, bevor d*e be*den w*eder den Berg erkl*mmen – so h*t es m*r me*n Sp*egel nun ges*gt.

Und ohne d*e H*lfe des Sp*egels, der *lles vollständ*g *nze*gte, w*s N*rr S*lbersp*egel spr*ch, hätte T*l *uch überh*upt n*chts verst*nden. *ber zum Glück h*elt N*rr S*lbersp*egel *hn vor s* ch und T*l l*s d*r*n: Als die Königin von Verlorenherz die ersten Menschen nach Verlustig schickte, war ein Junge namens Sprachlos dabei. Weil er seine Familie verloren hatte, sprach er kein einziges Wort mehr, so traurig war er. Und weil er nie mehr sprach, wollte er auch nicht, dass die Menschen in seiner Nähe sprachen. So zog er durch den Nebel von Verlustig und stampfte ganz wild vor Zorn dreißig Löcher in den Nebelboden, für jeden Buchstaben des Alphabets ein Loch: B C D E F G H J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z und noch die drei Umlaute Ä Ö Ü sowie das scharfe ß und natürlich noch die zwei Buchstaben, die wir verloren haben: A und I. Irgendwann sind alle Bewohner von Verlustig in die Buchstabenlöcher hineingetreten und wurden, weil sie nicht mehr sprechen konnten, noch viel trauriger. Da dachte die Königin von Verlorenherz: „Jetzt sind sie so dumm wie Brot!“

Tatsächlich hatten die Bewohner von Verlustig nur noch einen Berg von Brot zum Essen und stopften sich dermaßen voll damit, dass sie bald ganz traurig und dumm wurden. Und bald darauf hat der König von Brot, der für die Königin über das Land herrscht, alle Menschen in die weißen Kastenbrote verwandelt, die hier herumliegen. Wir sitzen hier also auf den Bewohnern des Reiches Verlustig und unsere Aufgabe besteht darin, diesen Broten wieder lesen beizubringen! Dazu müssen wir auf den höchsten Punkt des Berges steigen, wo uns der König von Brot erwartet sowie sein Diener, der Junge Sprachlos. Wir müssen beide vom Berg hinab in die Tiefe stoßen und dann zehnmal das Alphabet sprechen, bevor die beiden wieder den Berg erklimmen – so hat es mir mein Spiegel nun gesagt.

Die Königin von Verlorenherz

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