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Kapitel 9
ОглавлениеAls Rafael nach Hause kam, saß sein Bruder bereits am Mittagstisch.
„Du bist heute mal wieder später dran, Rafael!“, sagte seine Mama. Rafael fiel auf, dass sie an beiden Händen einen Ring trug: ihren eigenen Ring und den von Papa.
Sie ging zum Herd und schöpfte Gemüsesuppe aus dem Topf. Etwas gereizt sagte sie dabei: „Dein Bruder ist schon seit zehn Minuten hier, wir haben noch etwas auf dich gewartet. Du hast wohl auf dem Heimweg wieder getrödelt!“
Das sagte Mama, weil Rafael nach der Schule oft mit Freunden über Bücher oder Filme sprach und darüber leicht die Zeit vergaß, während sein Bruder immer gleich nach Hause ging. Der brave Til blieb eben der brave Til! Rafael ärgerte das. Er blickte seinen Bruder an, der ihm gegenübersaß. Als Til von seiner Suppe aufblickte, bemerkte Rafael, dass seine Augen gar nicht mehr blaugrün waren wie sonst: Sie waren schwarz wie tiefe Löcher!
Der fremdartige Til flüsterte ihm zu: „Ich bin nicht dein Bruder Til, aber dafür bin ich dein neuer Bruder und es wird Zeit, dass du das einsiehst, wenn du nicht willst, dass ich dich auch verschwinden lasse!“
Was ist denn hier los?, fragte sich Rafael erschrocken. Warum ist Til verschwunden?
„Iss nun endlich deine Suppe, Rafael!“, forderte seine Mutter ihn auf, nachdem sie ihm seinen Teller hingestellt und sich wieder zu den beiden an den Tisch gesetzt hatte. Das Flüstern des Jungen schien sie nicht bemerkt zu haben.
„Mama, schau dir doch mal Tils Augen an“, sagte Rafael, „sie sind ganz schwarz!“
Die Mutter, die ihre Suppe bereits gegessen hatte, blickte Rafael verdutzt über ihren leeren Teller hinweg an und schaute dann zum falschen Til, der sie mit seinen schwarzen Augen anlächelte.
„Dieses Lächeln hast du von deinem Papa“, sagte die Mutter verträumt und im selben Moment fiel Rafael auf, dass Papas Ring an ihrem Finger ganz schwarz geworden war. Dann wandte sie sich wieder an Rafael: „Was redest du für einen Unsinn?“