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Meditation 1: „Er stellte meine Füße auf einen Fels.“

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„Ich harrte des Herrn, und er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien. Er zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, damit ich sicher treten kann.“

Psalm 40,2–3

Wer versucht hat, bei Regenwetter durchs Moorland zu wandern, wird der Erleichterung des Psalmisten nachspüren können, der erlebt hat, wie Gott ihn aus dem Sog des Schlamms herausgezogen und seine Füße auf festen Boden gestellt hat. Ich muss bei dieser Beschreibung automatisch an Urlaube mit meinem Mann in Schottland denken, wo wir häufig mit Füßen samt Schuhen im Schlamm stecken geblieben sind.

Wie so oft in den Psalmen enthält die körperlich erfahrbare Realität eine geistige Wahrheit, die sich der Dichter zu eigen macht. Aus der konkret erlebten Situation entsteht als Folge ein Glaubenssatz: „Gott hilft in Situationen, die mir bedrohlich sind, und rettet mich aus der Not.“ Was für die Menschen damals selbstverständlich eine Einheit war – die konkrete Erfahrung des festen Bodens und die geistige Erfahrung der Rettung in der Not –, wird von uns heute häufig getrennt behandelt. Wir überspringen die konkrete Erfahrung, betrachten sie gelegentlich als ein gelungenes Bild und gelangen ohne körperliche Vermittlung zur geistigen Wahrheit.

Die folgende Übung ist eine Einladung, den Vorgang des Psalmisten nachzuvollziehen und die geistliche Erfahrung in der körperlichen Erfahrung, auf festem Boden zu stehen, wieder zu verankern. Dazu ist es notwendig, einige Minuten zu stehen.

Stellen Sie sich so hin, wie Sie es gewohnt sind. Nehmen Sie wahr, wie die Luft in Ihren Körper ein- und ausfließt. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit jetzt auf Ihre Füße. Es geht nicht um Richtig oder Falsch, sondern um Ihre Wahrnehmung, das heißt, Sie nehmen an, was tatsächlich ist. Nehmen Sie zuerst wahr, worauf Sie stehen. Wie ist der Untergrund beschaffen: weich, hart, glatt usw.? Sprechen Sie das Wort aus dem Psalm laut und mehrmals aus: „Er stellt meine Füße auf einen Fels, damit ich sicher treten kann.“

Welche Resonanz spüren Sie beim Sprechen dieses Satzes im Körper? Wie fühlt sich der Fels an? Wie viel Halt bietet er Ihnen? Was ist um den Fels herum? Kennen Sie das Gegenteil vom Felsen, den weichen Schlamm, in den Sie hineinsinken können, das sogenannte Loch, das Sie verschlingen will? Was brauchen Sie, um heute in den Begegnungen und Aufgaben, die auf Sie warten, sicher stehen zu können? Versuchen Sie nicht, auf diese Fragen gleich eine Antwort vom Verstand her zu geben, sondern bleiben Sie mit Ihrer Achtsamkeit weiter bei Ihren Füßen und warten Sie, ob von dort aus eine leise Meldung „hörbar“ wird. Seien Sie geduldig. Die Füße brauchen Zeit und auch Sie müssen noch lernen, die Sprache Ihrer Füße zu verstehen.

Beachten Sie als Nächstes, wie Sie auf dem „Felsen“ stehen. Wie ist die Kontaktstelle zwischen den Füßen und dem Felsen? Wie weit sind Ihre Füße voneinander entfernt? Sind beide gleichermaßen belastet? Neigt Ihr Körpergewicht mehr nach vorne oder nach hinten? Sind Ihre Knie durchgestreckt oder leicht gebeugt? Ziehen Sie gedanklich eine Linie von den Füßen durch die Beine zum Becken hoch und dann weiter vom Kreuzbein an der Wirbelsäule entlang bis zur Kopfkrone. Werden Sie achtsam für Ihre innere Achse, für die Verbindung zwischen Füßen und Becken, Füßen und Schultern, Füßen und Kopf.

Wenn Sie auf diese Weise aufmerksam für Ihren Stand geworden sind, beginnen Sie, das Gewicht bewusst zu verlagern, zuerst auf den vorderen Teil des Fußes zu den Zehen hin, ohne die Fersen vom Boden zu heben. Seien Sie mutig. Gehen Sie bis an Ihre Grenze, kurz bevor Sie nach vorne kippen. Nehmen Sie wahr, was sich dabei in der Haltung der Wirbelsäule und der Kopfkrone ändert. Harren Sie einen Moment in dieser Haltung aus. Lassen Sie dabei den Atem frei fließen.

Verlagern Sie das Gewicht wieder zur Mitte der Sohle hin und verweilen Sie kurz an dieser Ausgangsstelle. Von dort aus verlagern Sie Ihr Gewicht nach hinten zu den Fersen. Auch hier gehen Sie bis zu Ihrer äußersten Grenze, ohne die Zehen vom Boden zu lösen, und harren einen Moment in dieser Lage aus. Bewegen Sie sich wieder in die Ausgangsposition und dann nach vorne, anschließend erneut zur Mitte und wieder nach hinten, sodass Sie Ihre Füße in eine Vorwärts-Rückwärts-Pendel-Bewegung bringen. Um die Standfestigkeit noch weiter auszubauen, können Sie Ihr Gewicht auf die Fußkanten nach außen und nach innen verteilen. Auch hier experimentieren Sie, um Ihre Grenzen auszuloten. Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Baum, eine Eiche oder eine Birke oder was Ihnen am besten entspricht, und lassen Sie sich vom Wind hin und her treiben. Lassen Sie den ganzen Körper mitschwingen. Die Füße heben Sie aber nicht vom Grund! So gewinnen Sie immer mehr Boden unter den Füßen und Ihr Stand wird immer sicherer. Kommen Sie noch stehend zur Ruhe. Bei entspannten Füßen spüren Sie erneut der Verbindung zwischen Füßen und dem Boden, auf dem Sie stehen, nach. Lassen Sie die Energie und Wärme, die von den Füßen ausgehen, in alle Teile des Körpers hineinströmen. Wiederholen Sie den Vers: „Gott stellt meine Füße auf einen Fels.“ Was hat sich geändert in der Beziehung zwischen Füßen und Felsen, Füßen und dem Rest des Körpers? Beenden Sie diese Körpermeditation mit einem Gebet, in dem Sie Gott dafür danken, dass er sich als Fels unter Ihren Füßen bei allem befindet, was Sie heute aus-zu-stehen haben.

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