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Vorwort

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In mir wohnen – mit dem Körper glauben lernen. Soll sich nun der Trend zum Körperkult auch des Glaubens bemächtigen? Und um welchen Körper geht es? Um den schönen, gesunden und jungen Körper? Solchen Idealen allzu sehr verpflichtet zu sein führt potenziell zu einer Vergötzung des Körpers. Folgt er nicht dem Ideal, schämt man sich seiner, mag ihn nicht, lehnt ihn ab oder bekämpft ihn. Die zwiespältige Beziehung zum Körper, die sich durch die christliche Tradition zieht, wird nicht durch seine Vergötzung überwunden, denn sie ist letztlich eine Variante der bekannten Leibfeindlichkeit.

Margaret Lincoln geht einen anderen Weg. Sie nimmt das Wunderwerk des menschlichen Leibes als einmalig kostbare Gabe Gottes ernst. Ihn ernst zu nehmen bedeutet zunächst, ihn entdeckend wahrnehmen, spüren, kennen und verstehen zu lernen. Dazu gibt die Autorin ausgewählte anatomische Informationen, die einfach staunen lassen und dann zu Entdeckungsreisen des jeweiligen Körperteils einladen. So können wir erkunden, was so vertraut scheint und meistens selbstverständlich funktioniert. Anschließend schlägt sie den Bogen zur spirituellen Bedeutung dieses Organs in der Hebräischen Bibel und im Neuen Testament. Altbekannte Texte zeigen ein neues Gesicht. Den Körper als Gabe Gottes und Tempel des Heiligen Geistes ernst zu nehmen erschöpft sich nicht in kognitiven Prozessen. Darum schließen sich regelmäßig Körpermeditationen und Bewusstseinsübungen für den Alltag an. So werden Gedanken leibhaftig und Worte gehen in Fleisch und Blut über. Jedes Kapitel schenkt einen neuen Zugang zum eigenen Körper, damit aus Fremdheit Vertrautsein, aus Ablehnung oder Gleichgültigkeit ihm gegenüber Freundschaft wird.

Freundschaft braucht Aufmerksamkeit und Zeit. Auch die vorgestellten Meditationen und Übungen lassen sich nicht im Vorübergehen abarbeiten. Sie sind im Übrigen nicht am Schreibtisch ausgedacht, sondern – wenn man es so sagen darf – „inkarniert“, sie haben sich verkörpert. Sie hatten Zeit, sich zu entwickeln und zu verändern. Alle sind erprobt und bewährt, zum Beispiel in den Ausbildungskursen „Seelsorge und Beratung“ zweier Freikirchen. 45 Minuten Körpererfahrung und Körperarbeit mit der Autorin standen am Anfang jedes Seminartages. Anfangs fürchteten die beiden männlichen Kursbegleiter, dass ihnen diese Zeit von der „eigentlichen“ inhaltlichen Arbeit an grundlegenden theologischen und psychologischen Themen sowie übenden Einheiten verloren ginge. Das Gegenteil war der Fall. Nicht nur, weil zum Beispiel Atemübungen den Geist durchlüfteten oder Margaret Lincoln speziell zum Thema jedes Tages Übungen zur Körperwahrnehmung entwickelt hatte. Der Geist hatte zuvor den Körper gespürt und seine Botschaft gehört; ein Thema brauchte weniger Worte, denn in der vorausgehenden Erdung wurde Entscheidendes bereits ver-inner-licht. Auch die Selbsterfahrungsgruppen konnten auf die Körperarbeit zurückgreifen, kein Wunder: Sind doch Gefühle im Körper gespeicherte Erfahrungen und Informationen. Es braucht einfach(e) Wege, mit ihnen wieder in Kontakt zu kommen. Die Meditationen und Übungen des vorliegenden Buches zeigen solche Wege auf.

In mir wohnen – mit dem Körper glauben lernen: Glauben ist mehr als ein geistiger Vorgang, denn schließlich heißt es: „Das Wort ward Fleisch“ (Johannes 1,14). Christlicher Glaube kann darum nicht abstrakt, fleischlos und blutleer darauf antworten. Die Sätze des Glaubens möchten „ins Fleisch“, in den Körper kommen und dort leben. Glauben ist ein Beziehungsbegriff: Das bedeutet, mit dem Körper neu Beziehung aufzunehmen, mit ihm Freundschaft zu schließen und darin den Schöpfer zu ehren, der ihn wunderbar geschaffen hat. Dazu möge das Buch helfen.

Olaf Kormannshaus

Pastor, Dipl.-Psychologe und Leiter des Instituts für Seelsorge und Psychologie des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden

In mir wohnen

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