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Nachwirkungen der Schmerzlinderung

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Wenn Sie während der Geburt Schmerzmittel bekommen haben, dann sind Sie in guter Gesellschaft. Die meisten Frauen in den Industrieländern bekommen sie in irgendeiner Form.

Wie sehr das die erste Zeit nach der Geburt beeinträchtigt, hängt davon ab, welche Art von Schmerzmittel Sie erhalten haben und wie lange. Frauen, denen starke Medikamente verabreicht wurden, sind oft ziemlich gedämpft nach der Geburt, sie sind geistig abwesend und haben weniger Kraft für das Kind. Die Energie, die Mütter normalerweise empfinden, wenn ihr Baby endlich da ist, ist weniger spürbar, wenn sie größere Mengen Schmerzmittel bekommen haben. (Ob der Grund dafür nun die Schmerzmittel sind oder andere Faktoren, ist schwer zu sagen. Frauen entscheiden sich oft dann für Schmerzlinderung, wenn die Geburt sehr lange dauert, so daß diese nachteiligen Effekte ebensogut die Nachwirkungen einer sehr langen Geburt sein könnten. Aber es ist auch logisch, daß etwas, das derart stark ist, daß es Geburtsschmerzen sogar nehmen kann, auch andere, positive Empfindungen hemmt.)

 Lachgas hat keine bekannten Nebenwirkungen. Aber wenn es während der Geburt in größerer Menge gegeben wird, kann man sich danach etwas »high« und schwindelig fühlen. Das geht aber schnell vorbei.

 Dolantin ist ein Morphinderivat, also eine Art Cousine des normalen Morphins. Man hat festgestellt, daß es die Atmung des Kindes hemmt, und es wird immer weniger verwendet. Es kann zu Übelkeit führen, einem Gefühl von Depression und fehlender Orientierung. Auch das Baby ist davon beeinflußt. Sein Bewußtsein ist weniger klar, es ist möglicherweise unruhiger und braucht länger, bis es anfängt zu trinken. Es dauert also eine gewisse Zeit, bis Mutter und Kind zueinander finden.

 Beckenbodenanästhesie (Pudendusanästhesie) kann manchmal zu zahlreicheren Rissen führen, weil die Frau nicht mehr spürt, wo ihre Grenzen sind, und daher zu sehr preßt.

 Rückenmarksanästhesie (Periduralanästhesie, PDA) ist eine so starke Betäubung des Unterleibs, daß die normale Endorphin-Antwort auf Schmerzen gemindert wird. Deshalb sind die Nerven besonders empfindlich, wenn die Betäubung nachläßt. Eine falsch gesetzte PDA kann auch zu sehr starken Kopfschmerzen führen. Die Kopfschmerzen verschwinden innerhalb einiger Tage und sind nicht gefährlich.

»Vor der ersten Geburt hatte ich beschlossen, natürlich zu gebären. Dann hat es so lange gedauert, ich hatte nur selten Wehen, und der Muttermund öffnete sich sehr langsam. Als die Wehen schließlich richtig in Gang kamen, mit Hilfe eines Tropfes, hatte ich 36 Stunden nicht geschlafen. Ich konnte einfach nicht mehr. Nach der Geburt hatte ich fast das Gefühl, versagt zu haben. Ich war keine richtige Frau, weil ich Hilfe gebraucht hatte, um zu gebären. So ein Gefühl hatte ich.«

Anne, 30, zwei Kinder, PDA bei beiden Geburten

Im Kielwasser der neuerlichen »Natürlich-gebären-Welle« ist von einigen auch immer wieder einmal behauptet worden, daß Schmerzlinderung unnatürlich sei. Geburten ohne Schmerzmittel, aber mit rosa Gardinen im Kreißsaal nennen die dann wohl »sanft«.

Manche werdende Mütter entscheiden vor der Geburt, absolut keine Schmerzlinderung zu akzeptieren. Die Geburt ist jedoch oftmals ein Schock. Wenige Frauen glauben davor, daß etwas so weh tun kann. Die Geburt dauert lange, die Wehen kommen vielleicht dicht, aber ohne Ergebnis. In dieser Situation wollen viele eine Hilfe in Form von Schmerzlinderung. Nach der Entbindung fühlen sie sich dann »schlecht«. Sie haben nicht den Traum von der harmonisch »sanft« gebärenden Naturfrau erfüllen können.

Es ist traurig, daß im Grunde gute Ideen dazu führen, vielen Müttern Schuldgefühle zu machen. Alle Frauen leisten ihr Äußerstes und mehr, wenn sie gebären. Wenn sie ein Schmerzmittel genommen haben, dann weil sie es gebraucht haben. So einfach ist das.

Es ist ein Mythos, daß Frauen früher ohne jegliche Schmerzlinderung geboren haben. Damals wurden Heilkräuter eingesetzt und Massagen, und es gab erheblich weniger Streß. Sogar Alkohol wurde als Entspannungsmittel gereicht. Die meisten hatten andere Frauen oder Tiere gebären sehen. Sie waren mit einer Geburt vertraut. Außerdem mußten sie sich nicht mit Menschen umgeben, die sie noch nie im Leben zuvor gesehen hatten.

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