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Vamos a Colombia

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Hugo Wiener verdankt sein Überleben dem Regisseur Eugen Strehn: Dieser übermittelt ihm eine Einladung für eine »Femina«-Tournee nach Kolumbien anlässlich der 400-Jahr-Feierlichkeiten seit der Gründung von Bogotá. Der Grund für diese Einladung liegt im Besuch eines kolumbianischen Ministers in Wien, der die »Femina« besucht und das Ensemble voller Begeisterung dem Bürgermeister von Bogotá ans Herz legt.

Nach einigem Zögern nimmt der 34-jährige Hugo Wiener an und verlässt am 14. Juni 1938 Europa mit großer Sorge um seine Eltern und seine Schwester Gisela – es wird ihm nicht gelingen, seine Familie rechtzeitig außer Landes zu bringen. Der Vater stirbt 1939 unter ungeklärten Umständen in Wien, Mutter und Schwester werden deportiert und ermordet. Auch Kurt Breuers Mutter nimmt dieses schreckliche Ende, ebenso wie Fritz Löhner-Bedas Frau Helene samt ihren beiden kleinen Töchtern Liselotte und Eva.

Hugo Wiener gelingt es, mit dem »Femina«-Ensemble in Kolumbien Fuß zu fassen – die Sorge um die Familie bleibt groß. »Bitte, bitte, vergiß nicht auf uns«, schreibt seine Schwester Gisela verzweifelt. Hugo versucht, Visa zu erhalten – keine Chance. »Und es wird immer aussichtsloser. Der Krieg weitet sich aus. Wann wird er zu uns kommen? Der Tod braucht kein Visum«, schreibt er später in seiner Autobiographie.13

Mit dem Programm Vamos a Columbia erobert die »Femina« tatsächlich Kolumbien. Nach Bogotá folgen Engagements in diversen anderen Städten, die junge Soubrette Cissy Kraner agiert als Conférencière – später wird sie Hugo Wieners Frau. Dieser geht von Kolumbien nach Venezuela, dort hält er sich als Pianist über Wasser – alles andere als einfach. Und die Politik kommt ihm in die Quere: Am 11. Dezember 1941 erklären Deutschland und Italien den USA den Krieg. Dies macht alle Hoffnungen zunichte, Hugo Wieners Familie aus Europa zu retten, der Weg über den Ozean ist plötzlich abgeschnitten. Dies bleibt ein lebenslanges Trauma. »Ich bin jeden Tag traurig. Meine Eltern, meine Schwester wurden vergast. Es vergeht kein Tag, wo ich nicht einen Moment daran denke. Ohne es zu wollen, schießt es mir durch den Kopf.«14

Hugo Wiener muss sich nun beruflich auf eigene Füße stellen. Er mietet eine Bar und setzt auf Cissys Talente: Er begleitet sie am Klavier – sie kommen gut an und legen die Basis für eine erfolgreiche künstlerische Zukunft, die sie nach einigem Hin und Her 1954 wieder nach Wien führt. Gemeinsam mit Karl Farkas zählen sie zu den Größen des Kabaretts der Nachkriegszeit.



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