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Wie alles begann … Der Weg der Volksoper 1898 bis 1938

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Anlässlich des 50. Thronjubiläums Kaiser Franz Josephs im Jahr 1898 wird das Kaiserjubiläums-Stadttheater von einer Gruppierung engagierter Bürger an der Schnittstelle zwischen der Vorstadt Alsergrund und dem Vorort Währing gegründet – hier befindet sich auch das Zielpublikum: Gewerbetreibende und kleine Angestellte, die endlich an der Kultur partizipieren wollen.2 An einer Kultur, die nicht von »den Juden« bestimmt ist – also mit deutlicher antisemitischer Ausrichtung, wie auch die Reichspost am 16. Dezember 1898 fast schon euphorisch deutlich macht:

»Und nun ein Blick auf das Publicum! Das christliche Wien hat gezeigt und zeigen wollen, daß es auch noch da ist und bereit, sein Theater zu füllen. Auch die Berichterstatter der meisten nicht-christlichen Blätter fehlten nicht, trotz der Aufforderung des Herrn Scharf, das Jubiläumstheater ›zu meiden wie die Pest‹. Alles in Allem eröffnete die Eröffnungsvorstellung des Jubiläumstheaters dem Wiener christlichen Volke eine freudige Perspective. Möge dem glückverheißenden Anfang ein gleich glücklicher Fortgang sich anschließen und möge das Jubiläumstheater sich wirklich vollendet gestalten zu einer echt christlichen und echt deutschen Volksbühne!«

Dies bleibt auch vorerst das Motto, Lustspiele und Schwänke stehen auf dem Programm der ersten Direktion von Adolf Müller-Guttenbrunn, der 1903, nach fünf Jahren, von Rainer Simons abgelöst wird. Dessen Einstellung entspricht der ursprünglichen Ausrichtung des Hauses, doch ändert er nach einer Saison die Programmierung: Musik hält Einzug in das Haus, das nun Volksoper heißt – dies bringt den erwünschten Erfolg. Der erste Musikdirektor der antisemitisch ausgerichteten Volksoper heißt Alexander von Zemlinsky – und ist Jude. Simons erlebt den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und bleibt bis 1917 Direktor. 1919 übernimmt Felix Weingartner, fünf Jahre lang gelingt es auch ihm, das Haus erfolgreich zu führen. Nun beginnt eine lange Phase rasch wechselnder Direktionen, die die politischen Veränderungen und wirtschaftlichen Krisen widerspiegeln. Statt der christlich-sozialen ist nun in Wien eine sozialdemokratische Regierung an der Macht, die auf die Bestellung der Direktoren Einfluss nimmt. Diese müssen Geldgeber im Hintergrund haben, da die Volksoper als privater Verein keine finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde Wien erhält. Oft entscheidet die Politik zugunsten der Ideologie und nicht der finanziellen Sicherheit, eine Richtung, die die Volksoper nicht selten an den Rand des Ruins bringt. Immer wieder muss das Haus für einige Monate geschlossen werden, die Verträge der Direktoren laufen meist nur für ein Jahr, jeder versucht, irgendwie durchzukommen. Den größten Erfolg der Zwischenkriegszeit kann das 1927 uraufgeführte Singspiel Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren für sich beanspruchen.

Erst ab 1935 setzt Direktor Jean Ernest auf die richtige Karte: Er arbeitet mit der Gastspieldirektion von Alexander Kowalewski zusammen, der mit en suite gespielten neuen Erfolgsoperetten das Publikum wieder ins Haus holt. Am Ende dieser Phase steht Gruß und Kuß aus der Wachau.



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