Читать книгу An einem einsamen Ort - Ein Schweden-Krimi - Mari Jungstedt - Страница 11
ОглавлениеEr sass in der Küche und überlegte sich, wie deutlich ein Raum sich verändern konnte, je nachdem, wer sich dort aufhielt und was sich dort abspielte. Die Schwermut, die früher von den Wänden ausgestrahlt worden war, und Schuld und Schande, die von der Decke her über ihn hereingebrochen waren, waren verschwunden. Früher rückten die Wände aufeinander zu und bedrohten ihn, wenn er auf seinem Platz saß, der immer derselbe war. Was auf dem Tisch stand, brachte keine Freude und keinen Genuss, sondern blieb ihm einfach im Hals stecken. Ein Teller voller Angst, versteckt unter brauner Soße.
Das war anders, jetzt, wo er machen konnte, was er wollte. Er machte sich ein ordentliches Frühstück, seine morgendlichen Anstrengungen forderten ihren Tribut.
Vor ihm auf dem Teller lagen drei dicke Scheiben Toast mit Wurstscheiben und vor Fett triefenden Spiegeleiern. Er bedeckte alles mit reichlich Ketchup, Salz und Pfeffer. Die Katze miaute hungrig und rieb sich an seinen Beinen. Er warf ihr eine Wurstscheibe zu.
Die Wanduhr zeigte Viertel von zehn. Durch das verstaubte Fenster sah er, wie die Sonne den Hofplatz überflutete. Er aß mit gutem Appetit und trank dazu kalte Milch. Als er damit fertig war, schob er den Teller zurück und rülpste geräuschvoll. Ließ sich auf dem Stuhl zurücksinken und schob sich einen Priem unter die Oberlippe.
Er war müde, seine Arme schmerzten. Es war anstrengender gewesen, als er erwartet hatte. Zwischendurch hatte er fast geglaubt, es nicht zu schaffen. Am Ende war es dann doch gelungen. Die Nachbearbeitung hatte auch ihre Zeit gebraucht, aber jetzt war das alles überstanden.
Er erhob sich, nahm den Teller und spülte unter dem Wasserhahn sorgfältig die Essensreste ab. Plötzlich fühlte er sich sehr müde, er musste sich hinlegen und schlafen. Er ließ die Katze aus dem Haus, sie verschwand lautlos. Dann stieg er die knarrende Treppe in die erste Etage hoch zu seinem Schlafzimmer, das ganz hinten auf der Querseite lag. Nach dem Brand war es nie wieder hergerichtet worden. Die Wände zeigten noch immer Rußflecken, und sogar das ausgebrannte Brett lag noch wie ein Haufen verkohlten Abfalls in der Ecke. Den Brandgeruch konnte er auch jetzt noch ahnen. Auf dem Boden lag eine alte Matratze, auf der er sich ausstreckte. Er fühlte sich wohl in diesem Zimmer, es war eine Ruhe, die er an keinem anderen Ort empfand, und er schlief sofort ein.