Читать книгу An einem einsamen Ort - Ein Schweden-Krimi - Mari Jungstedt - Страница 7

MITTWOCH 30. JUNI

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Er fuhr den roten Pick-up über den Kiesweg, dass der Staub nur so aufstob. Es war früh am Morgen, die ersten Sonnenstrahlen tasteten sich über den Horizont. Die ganze Stadt schlief, sogar die Kühe drängten sich in den Gehegen, an denen er vorbei fuhr, mit geschlossenen Augen aneinander. Nur die über die Felder huschenden Kaninchen waren aktiv. Er rauchte und hörte Radio. Er hatte sich schon lange nicht mehr so zufrieden gefühlt.

Der schmale Kiesweg bot nur einem Auto Platz. Hier und dort wurde er etwas breiter und ermöglichte ein Ausweichen, die blauen Straßenschilder mit dem weißen »M« zeigten diese Stellen an. Nicht, dass die jemals benötigt worden wären. Hier begegneten sich niemals zwei Wagen. Ihr Hof lag am Ende des Weges, weiter kam man einfach nicht. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sie je Besuch gehabt hätten. In seiner Kindheit hatte er darüber nicht nachgedacht, er hatte wohl geglaubt, alle lebten so wie sie. Das war die Welt, die er kannte und an der er sich orientierte.

Wenn hinter der letzten Kurve sein Elternhaus auftauchte, stellte sich immer ein Hauch von seiner alten Panik ein; er spürte einen Druck auf der Brust, seine Muskeln spannten sich an, und das Atemholen fiel ihm schwer. Danach verschwanden die Symptome ziemlich rasch wieder. Dass sich das nie legte, verwunderte ihn. Sein Körper schien nach all diesen Jahren noch immer ganz unabhängig zu reagieren. So wie wenn er eine Erektion hatte, ohne zu wissen, warum.

Der Hof bestand aus einem ursprünglich ziemlich protzigen Wohnhaus aus gelb gestrichenem Holz, doch nun blätterte die Farbe ab. Auf der einen Seite lag ein heruntergekommenes Wirtschaftsgebäude, auf der anderen ein kleinerer Heuschober. Die Reste des Misthaufens auf der Rückseite erinnerten an die Zeit, als sie noch Vieh gehalten hatten. Die Gehege aber standen jetzt leer, die letzten Tiere waren nach dem Tod seiner Eltern ein Jahr zuvor verkauft worden.

Er hielt hinter dem Heuschober, eigentlich eine unnötige Vorsichtsmaßnahme, aber es war eben eine alte Gewohnheit. Er öffnete die Heckklappe, nahm den Sack heraus und überquerte mit raschen Schritten den Hofplatz. Die Tür des Schuppens ächzte, und stickige Luft empfing ihn. Dicke Spinngewebe hingen von der Decke, dazwischen Klebebänder, die von längst verschiedenen Fliegen schwarz gepunktet waren.

Die alte Tiefkühltruhe stand an ihrem Platz. Die Kälte schlug ihm entgegen, als er den Deckel öffnete. Seinen Sack konnte er problemlos unterbringen. Er zog die Tür des Schuppens rasch hinter sich zu und wischte die Tiefkühltruhe dann von außen gewissenhaft mit einem feuchten Lappen und Seifenlauge ab. So sauber war sie wohl noch nie gewesen. Danach griff er das Kleiderbündel und den Lappen und stopfte alles in eine Plastiktüte.

Auf der Rückseite des Schobers grub er ein tiefes Loch in den Boden und presste die Tüte hinein. Sorgsam füllte er das Loch dann wieder auf und bedeckte es mit Stroh und Zweigen. Danach war das Versteck einfach nicht mehr zu sehen.

Blieb das Auto. Er holte den Wasserschlauch und beschäftigte sich mehr als eine Stunde mit der Reinigung des Wagens, von innen wie von außen. Am Ende nahm er das falsche Nummernschild ab und ersetzte es durch das ursprüngliche. Niemand hätte ihm mangelnde Gründlichkeit vorwerfen können.

Dann ging er ins Haus und machte Frühstück.

An einem einsamen Ort - Ein Schweden-Krimi

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