Читать книгу An einem einsamen Ort - Ein Schweden-Krimi - Mari Jungstedt - Страница 13

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Martina Flochten lief durch das schmale Zimmer und griff nach Toilettentasche und Handtuch. Sie wollte rasch duschen und sich umziehen. Die Kursteilnehmer hatten an diesem Nachmittag frei, da ein Archäologieprofessor aus den USA an der Hochschule einen Gastvortrag hielt. Martinas Eile hatte ganz andere Ursachen, aber davon wussten die anderen Kursteilnehmer nichts. Sie wollten die Gelegenheit nutzen. Ihre Sehnsucht nach ihm brannte und pochte.

Ihren Freund in den Niederlanden hatte sie verdrängt. Er rief immer häufiger an. Je seltener sie sich meldete, umso bemühter wurde er. Als sie eines Abends ihr Telefon auf dem Zimmer vergessen hatte, hatte er achtundzwanzigmal angerufen. Das war krankhaft, und es war ihr ihrer Zimmergenossin Eva gegenüber peinlich, die an diesem Abend zu Hause gewesen war und zu lernen versucht hatte. Martina hatte vor, die Beziehung zu beenden, sowie sie nach Hause kam, sie brachte es jedoch nicht über sich, die Sache per Telefon aufzulösen. Das wäre zu feige.

Ihr Vater hatte ebenfalls angerufen. Er würde in der folgenden Woche nach Gotland kommen, er hatte in Visby Geschäftliches zu erledigen und wollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Vielleicht machte er sich Sorgen um sie. Martina stand ihrem Vater nah, auch wenn sie fand, dass er sie manchmal zu sehr zu beschützen versuchte. Und natürlich hatte sie ihm oft genug Grund zur Sorge geliefert. Martina war ehrgeizig und eine gute Schülerin, ihr Studium lief hervorragend, in ihrer Freizeit aber wollte sie sich amüsieren, und im Umfeld der Universität von Rotterdam wurde viel gefeiert. Drogen hatte sie auch ausprobiert, aber nur die von der harmloseren Sorte.

Martinas Interesse an Archäologie war geweckt worden, als sie eine Fernsehsendung über Ausgrabungen in Peru gesehen hatte. Sie war beeindruckt von der geduldigen, systematischen Arbeit der Archäologen und dem, was die Erde berichten konnte.

Als sie ihr Studium aufgenommen hatte, hatte sie sich bald auf die Wikingerzeit spezialisiert. Sie las alles, was sie über das Leben der Wikinger auftreiben konnte. Ihre Religion und der Glaube an die verschiedenen Asengötter sprachen sie an, und sie fand nicht nur die Wikingerschiffe und die Beutezüge um die ganze Welt faszinierend, sondern auch die umfassende Handelstätigkeit, die die Wikinger nicht zuletzt auf Gotland betrieben hatten.

Der Kurs hatte Martinas Interesse noch verstärkt, und sie hatte schon beschlossen, sich nach dem Grundstudium weiter damit zu beschäftigen und sich für einen Studienplatz auf Gotland zu bewerben.

Als sie geduscht hatte, waren die anderen schon zum Bus gegangen, um zur Vorlesung zu fahren. Sie folgte ihnen und erklärte, sie fühle sich nicht wohl und wolle zu Hause bleiben. Eva machte einen enttäuschten Eindruck, sie hatten danach doch noch ein gemeinsames Bier trinken wollen, wo sie schon einmal in der Stadt waren.

Als der Bus losgefahren war, stürzte Martina wieder ins Haus, holte ihre Tasche und warf einen Blick in den Spiegel. Sie sah gut aus, die gotländische Sonne hatte ihrer Haut eine schöne Tönung gegeben, und ihre langen Haare waren blonder als sonst.

Er wollte sich am Hafen mit ihr treffen. Mit raschen, erwartungsvollen Schritten lief sie über die Holzbrücke hinter der Jugendherberge, die zum Hafengelände führte.

An einem einsamen Ort - Ein Schweden-Krimi

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