Читать книгу An einem einsamen Ort - Ein Schweden-Krimi - Mari Jungstedt - Страница 22

SAMSTAG 3. JULI

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Das Morgenlicht drang durch die dünnen Vorhänge. Alles war still. Johan saß vor dem Fenster in seinem Sessel und hielt seine neugeborene Tochter im Arm. Sie lag wie ein Bündel in ihrer weichen Baumwolldecke. Ihr Gesicht war klein und rot gefleckt, ihre Augen geschlossen, der Mund ein wenig offen.

Er fand, sie atmete so schnell – ihr Herz tickte in ihrem Brustkorb wie das eines Vogeljungen. Er bewegte sich nicht und spürte Wärme und Gewicht ihres Körpers, konnte sich an ihr nicht satt sehen.

Johan wusste nicht, wie lange er schon so dasaß und sie anstarrte. Seine Beine waren schon längst eingeschlafen. Es war unbegreiflich, dass das Menschlein in seinen Armen seine Tochter sein sollte. Die ihn einmal Papa nennen würde.

Emma lag auf der Seite im Bett und schlief, ihr Gesicht war glatt und friedlich. Noch vor wenigen Stunden hatte sie so viel Schmerz durchleiden müssen. Er hatte nach besten Kräften versucht, ihr zu helfen. Er hätte sich niemals vorstellen können, wie dramatisch eine Geburt verlaufen konnte. Als er Emmas Hand gehalten hatte, während die Hebamme Anweisungen erteilte und Emma durch die Niederkunft lotste, war ihm aufgegangen, wie groß dieses Ereignis doch war. Emma schenkte mit ihrem Körper Leben, brachte einen anderen Menschen zur Welt, der den Kreislauf fortsetzen würde. So war die Ordnung der Natur. So nah am Leben hatte er sich noch nie gefühlt. Und dennoch war es auch ein Kampf auf Leben und Tod.

Einige entsetzliche Minuten hindurch hatte er um Emmas Leben gefürchtet, sie schien das Bewusstsein verloren zu haben, und die besorgte Miene der Hebamme verhieß nichts Gutes. Das Problem war, dass ein Teil der Scheide geschwollen war und dem Kind den Weg versperrte. Deshalb durfte Emma nicht pressen, obwohl sie weit offen war, denn dann würde die Schwellung noch zunehmen. Das hatte die Geburt erschwert, bis Knutas’ Frau Line aufgetaucht war und die geschwollene Stelle hatte beiseite halten können.

Danach war alles gut gegangen und nach weniger als einer Minute vorüber gewesen. In dem Moment, in dem das Baby anfing zu schreien, hatte Emma sich entspannt. Als Erstes hatte er sie geküsst. So wie er sie in diesem Augenblick bewundert hatte, würde er nie wieder einen anderen Menschen bewundern.

Johan sah wieder seine Tochter an. Ihr Kinn zitterte, und sie öffnete die eine Hand mit den winzigen Fingern wie einen Fächer und ballte dann wieder eine Faust. Er wusste schon jetzt, dass er sie sein Leben lang lieben würde, egal, was auch passieren mochte.

An einem einsamen Ort - Ein Schweden-Krimi

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