Читать книгу An einem einsamen Ort - Ein Schweden-Krimi - Mari Jungstedt - Страница 5

PROLOG

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Tagundnachtgleiche, Samstag, 20. märz

Aus der Ferne war nur ein schwaches Leuchten zu sehen. Igors Bleidelis entdeckte es durch sein Fernglas, als der estnische Frachter beim Verlassen des Hafens von Visby die Pier passierte. Er stand backbords an Deck, die Dämmerung hüllte den menschenleeren Hafen ein, und die kalten Laternen des Fährterminals wurden nach und nach eingeschaltet.

Das Frachtschiff ließ die mittelalterliche Stadt mit ihren Kaufmannshäusern, der sechs Meter hohen Stadtmauer und dem in den Himmel ragenden schwarzen Turm des Doms hinter sich zurück. Die Hafengebäude schienen leer zu sein, ihre Fenster klafften wie blinde schwarze Augen in den Fassaden. Nur wenige Fischkutter dümpelten unruhig am Kai auf und ab.

Um diese Jahreszeit waren fast alle Restaurants geschlossen. Kein Mensch war auf der Straße zu sehen, nur einige einsame Wagen standen vor dem Fährterminal. So lebendig die Stadt im Sommer war, so tot war sie im Winter.

Igors Bleidelis fröstelte in seinem Ölzeug. Seine Nase lief Die Luft war feucht und kalt, und wie immer wehte ein scharfer Wind. Der Drang nach Nikotin hatte ihn an Deck getrieben. Hinter dem Schornstein fand er eine einigermaßen windgeschützte Stelle und fischte ein zerknülltes Päckchen aus der Brusttasche. Nach mehreren Versuchen konnte er sich eine Zigarette anzünden. Der Wind war eiskalt auf seinem Gesicht, und die Kälte fraß sich erbarmungslos unter seinen Kragen.

Er sehnte sich nach einem warmen Bett und nach der weichen Umarmung seiner Frau. Er war schon seit zehn Tagen unterwegs, doch es kam ihm länger vor.

Er hob das Fernglas und schaute zur Küste hinüber. Die Klippen fielen steil ins Meer ab. Hinter dem Hafen gab es nur noch wenige Häuser. Er ließ das Fernglas an den Felswänden entlang wandern. Von hier aus wirkte die Insel karg und ungastlich.

Es wurde schnell dunkel. Er warf die Kippe über Bord und wollte gerade wieder unter Deck gehen, als das ferne Leuchten plötzlich stärker wurde. Hohe Flammen waren hinter einem aufs Meer hinausragenden Felsen zu sehen. Eilig hob er das Fernglas ein weiteres Mal. Stellte die Schärfe ein, so gut er konnte. Ganz hoch oben auf dem Felsen loderte ein Feuer in den finsteren Himmel. Wie ein Walpurgisfeuer im März. Er glaubte Menschen zu erkennen, wie Schattenrisse um dieses Feuer, sie hielten offenbar Fackeln in den Händen. Jemand hob etwas in die Luft und ließ es in die Flammen fallen. Genaueres konnte er aus dieser Entfernung nicht erkennen. Dann war das Schiff schon weiter gefahren und der Lichtschein verschwand aus seinem Blickfeld.

Igors Bleidelis ließ das Fernglas sinken und warf einen letzten Blick zu den Felsen hinüber, dann öffnete er die Tür zu seiner Kajüte und ging hinein ins Warme.

An einem einsamen Ort - Ein Schweden-Krimi

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