Читать книгу Ein Krokodil für Zagreb - Marina Achenbach - Страница 23

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Die Wehrmacht marschiert in Kolonnen ohne Widerstand in Zagreb ein und nimmt Quartier in den Kasernen vor der Stadt. Über Nacht sind die kroatischen Ustaschas da. Straßennachbarn legen Uniformen und Abzeichen an und geben zu erkennen, dass sie längst zu ihnen gehören. Eine Woche lang halten alle anderen ihre Türen verschlossen. Nachts herrscht Ausgangssperre, Seka und Ado hören Schüsse, morgens liegen Tote in der Straße. Dann wieder Stille bis zum Abend. Der Freund, der den Hitler gespielt hatte, wird in den ersten Kriegstagen im Gefängnis erschossen. Die Betlheims als Juden müssen ihre Wohnung im Verlauf weniger Stunden verlassen. Sie suchen mit der dreijährigen Tochter Ruth Zuflucht in Bosnien und ziehen vier Jahre lang mit den Partisanen umher, oft bei Nacht und zu Tode erschöpft.

Nach einer Woche schlagen deutsche Soldaten an die Türen und teilen Zettel aus: Jeder habe um vier Uhr morgens zur Militärparade zu kommen, Männer und Frauen getrennt. Die Freunde wägen einen Tag lang ab, wie sie sich verhalten sollen. Ado, Klapper und Guillemin entschließen sich zu gehen. Sie werden aus der Menge heraus verhaftet, Spitzel müssen sie längst beobachtet haben. Wenige Tage später wird Seka auf der Straße angehalten, Ausweiskontrolle, ihre Papiere sind in Ordnung, die Soldaten unschlüssig, ein Offizier ruft über die Straße: »Alle mit, alle mit.« Zusammen mit vielen Frauen wird sie, mich tragend, auf den kleinen Sportplatz eines Vereins getrieben. Nach drei Tagen werden die Mütter mit Kindern herausgeholt und nach Hause geschickt. Die anderen Frauen bleiben erstarrt zurück.

Ado wird im Zentrum der Stadt, in der Petrinjska ulica, festgehalten, in einem Raum mit vierzig Männern. Eines Morgens hört Seka den Schlüssel, und er ist da. Nach vier Wochen. Sie kann ihm kaum ihre Freude zeigen, als verschwände er gleich wieder.

Nachrichten, Gerüchte, geheime Botschaften durchziehen die Stadt. Sie hören von dem Konzentrationslager Jasenovac und sträuben sich, die Mordlust zu glauben. Die Verbrechen der Wehrmacht beim Einmarsch in Polen sind ihnen bekannt, das waren die von Hitler fanatisierten Deutschen, die Ustaschas sind zwar ebenfalls Faschisten, aber schließlich Jugoslawen. Bis Seka und Ado einen Mann aufnehmen, der durch Bestechung aus Jasenovac wieder freigekommen ist. Nachts schreit er, kann vor Angst nicht schlafen. Beim Essen fällt er vor Müdigkeit mit der Stirn auf die Tischplatte.

Dass sich nach der Lähmung der ersten Wochen Partisanen formieren, hören und verfolgen die Zagreber Freunde erregt, sie fühlen sich gerufen und beraten sich. Eine schweigsame Frau bringt Nachrichten auf kleinen Zetteln, von einem Band umwickelt, Kassiber, die Seka ohne Verzug in der Stadt austrägt. Im Herbst machen sich Ados Freunde Klapper und Guillemin in die Berge zu den Partisanen auf, sie versuchen Ado zu überzeugen, mit ihnen zu gehen. Selbst Seka redet ihm zu. Er kann sich nicht durchringen, die schwangere Seka zu verlassen, er kann nicht mit einer Waffe in der Hand kämpfen.

Ein Krokodil für Zagreb

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