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»Hat Ado Ihnen erklärt, dass im Namen Achenbach zwei Mal Wasser fließt? Eine Ache ist auch ein Bach. Darin haben wir früher ein Glücksversprechen gesehen. Eine Ache ist ein Flüsschen, auf dem auch Holz geflößt werden kann. Sie sind verwundert über meine Kenntnisse? Ich kenne Flöße gut. Unser Garten in Höchst lag am Main. Manchmal war der halbe Fluss voller Flöße, sie trieben dahin, sie rieben und schlugen gegeneinander. Die Töne höre ich noch. Da bangte ich um Atto, so nannten wir ihn, er lief oft weg.«

Ado war ihr drittes Kind, rund und versponnen. Er war ihr nah, die beiden anderen waren Vater-Kinder, groß, hell und ehrgeizig. Wenn der Vater auch ihm Disziplin und Abhärtung beibringen wollte, flüchtete Ado sich zur Mutter, die ihn in Schutz nahm. In seiner Liebe und Nachsicht gegenüber Paula sah Heino seine einzige Schwäche. Andere Schwächen erlaubte er sich als preußischer Pflichtmensch nicht. Sie war jung, als sie heirateten, eine verwöhnte Tochter aus der großen jüdischen Familie Pringsheim, und er erlag ein Leben lang ihrem Charme und ihrer Komik. Für Seka das Bild eines innigen Liebespaares.

Dem Haus in Höchst, wo Heino Landrat gewesen war, trauert Paula nach, dem Haus von mediterraner Anmutung, dem großen Garten am Fluss. Der kleine Ado beobachtet den Vater morgens auf seinen immer gleich bemessenen Runden, steif mit dem Stock, den er quer über seinen Rücken in die Armbeugen spannt. Tut es nicht weh? Ist es nicht trostlos, auf dem immer gleichen Weg zu gehen, ohne Abweichung, ohne Verlockungen, den Blick nie ins Unbekannte gerichtet, sondern nur geradeaus? Der vier Jahre ältere Bruder Gyso ist der standesbewusste Nachfolger des Vaters, der den Sohn früh in die Potsdamer Garnison des GardeUlanen-Regiments einführt.

Während Paula und Seka in zierlichen Sesseln des Salons beim Tee sitzen und ihr Leben erzählen, liegt Freda, die erstgeborene Tochter, nicht weit von ihnen in ihrem Zimmer unter einem Baldachin, erschöpft von Schmerzen und Depressionen. Als Kind blitzte früh ihre Begabung für das Klavier auf, und dem kleinen Bruder brachte sie Lieder von Schubert bei, die sie begleitete. Mit diesen Liedern traten sie einmal bei einer Teestunde am Hofe auf, dem vierjährigen Ado lief an den nackten Beinen ein Rinnsal hinab und bildete um seine Füße einen kleinen See. Vom Flügel aus sah Freda, zehn Jahre alt, es mit Bangen, aber Kaiser und Kaiserin lächelten.

In den 20er Jahren führte Freda einen Salon. Manche Künstler unterstützte sie, vor allem Else Lasker-Schüler. Diesen Namen lernt Seka im Achenbach’schen Haus kennen, sie findet ihr Bändchen Meine Wunderund liest die ungebärdigen Gedichte. Hier versteht sie alles, manche Zeilen scheinen für ihr Jetzt geschrieben.

Es ist ein Weinen in der Welt,

als ob der liebe Gott gestorben wär,

Und der bleierne Schatten, der niederfällt,

Lastet grabesschwer.

Komm, wir wollen uns näher verbergen ...

Das Leben liegt in aller Herzen

Wie in Särgen.

Du! Wir wollen uns tief küssen –

Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,

An der wir sterben müssen.

Ein Krokodil für Zagreb

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