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DER DUNNING-KRUGER-EFFEKT

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Schon einmal etwas vom Dunning-Kruger- Effekt gehört? Der erfundene Kollege, den ich vorhin beschrieben habe, könnte ein lebhafter Vertreter dieses Phänomens sein: Viel heiße Luft, wenig dahinter. Die Psychologen der US-amerikanischen Cornell University fanden einen kontraintuitiven Zusammenhang von Kompetenz und Selbstbewusstsein. Inkompetente Menschen neigten auf fabel-haft systematische Weise dazu, das eigene Wissen und Können zu überschätzen. Kompetenz und Selbstbewusstsein zeigten in den Studien der Psychologen einen reziproken Zusammenhang. Personen mit hoher Kompetenz schätzten ihre Fähigkeiten geringer ein als Personen mit geringer Kompetenz. Unwissenheit führte in verschiedenen Bereichen zu mehr Selbstvertrauen als Wissen. Die vermutete Ursache: Erst wenn ich in einem Bereich ausreichend kompetent bin, kann ich meine eigene Inkompetenz erkennen. Wenn ich über einen Bereich nicht viel weiß, kann ich nicht wissen, was ich nicht weiß. Catch 22.

Später wollten Dunning und Kollegen einen ähnlichen Sachverhalt untersuchen, der Frauen und wissenschaftliche Themen betraf. Bist du gut in Mathe? Oder Physik? Falls du eine Frau bist und deine Antwort »Ja« lautet, ist das nicht selbstverständlich. Sicher kennst du viele Mädchen und Frauen, die bei mathematischen oder physikalischen Themen ganz instinktiv zusammenzucken und recht schnell davon ausgehen, dass das nichts für sie ist.

Im 2003 veröffentlichten Artikel »How chronic self-views influence (and potentially mislead) Estimates of performance« beschreiben David Dunning und Joyce Ehrlinger eine umgesetzte Studie: Sie ließen Frauen und Männer einen Test durchführen, bei dem es um wissenschaftliche Fragestellungen ging. Vor dem Test mussten die Teilnehmer ranken, wie gut ihre naturwissenschaftlichen Fähigkeiten sind. Im Anschluss wurden sie gebeten, ihre Leistung im Test einzuschätzen. Sowohl vorab bei der generellen Beurteilung ihres wissenschaftlichen Know-hows als auch nach dem Test bei der Beurteilung des konkreten Abschneidens schätzten sich die weiblichen Teilnehmer schlechter ein als die männlichen. Die tatsächlichen Leistungen waren allerdings in beiden Gruppen identisch. Zum Schluss wurde allen Anwesenden die Teilnahme an einem wissenschaftlichen Wettbewerb angeboten, bei dem es auch Preise zu gewinnen gab. Frauen lehnten dies deutlich häufiger ab und die Zurückhaltung korrelierte mit ihrer Selbsteinschätzung viel mehr als mit der tatsächlichen Leistung. Unsere Glaubenssätze über uns selbst (»ich bin nicht gut in naturwissenschaftlichen Themen«) haben konkreten Einfluss darauf, welche Chancen wir wahrnehmen.

Selbstbewusstsein geht durch den Magen

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