Читать книгу Selbstbewusstsein geht durch den Magen - Marina Lommel - Страница 15
ÄUSSERES IST NICHT GLEICH INNERES
ОглавлениеMein Leben sah vielleicht von außen ganz interessant und erfolgreich aus. Ich schrieb gute Noten und hatte einen gut bezahlten Job. Aber mir ging es nicht gut. Meine Unsicherheit verfolgte mich an jedem einzelnen Tag. Es war mir ein Rätsel, wie andere Menschen Small Talk führten. Mir fiel einfach nichts ein und alles, was mir durch den Kopf ging, stempelte ich als nicht relevant genug ab. Ich liebte meine Arbeit und war trotzdem an jedem einzelnen Tag extrem unsicher. Es war nie das Geld, das mich arbeiten ließ. Bei keiner einzigen Schicht hatte ich die Gage vor Augen, dass ich jetzt wieder verdiente und was ich damit kaufen würde. An jedem einzelnen Tag wollte ich nur etwas besser sein als zuvor.
Recht schnell verstand ich das Prinzip von »Fake it till you make it«. Jede Schicht als Aufnahmeleiterin war in den ersten Jahren nichts anderes als eine Theaterrolle. Schon am Vortag ging ich jeden Schritt in meiner Vorstellung durch. In der Arbeit angekommen, musste ich alle Tätigkeiten Stück für Stück im Geiste abhaken, aus Angst, etwas zu vergessen und als Hochstaplerin aufzufliegen. Bevor ich mit ModeratorInnen, Regisseuren oder Kameraleuten sprach, versteckte ich mich auf der Toilette und versuchte, mich in die selbstbewusste Rolle zu pushen. 10 Liegestützen am Waschbeckenrand, 10-mal tief durchatmen, auf die Brust trommeln, los geht’s!
Ich stülpte mir eine souveräne Rolle über, aber es gelang mir trotzdem nicht, meine Unsicherheit zu verbergen. Alle vorab geplanten Gespräche konnte ich führen, aber es klappte nie, mich in spontanen Momenten zu artikulieren. Oft raste mein Herz, wenn ich unvorbereitet angesprochen wurde.