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Kapitel 7


Das Ding in Halle 6.

„Hier! Sieh Dir das an!“, sagte Matthias Propfe und hob den nur aufgelegten Deckel der circa 2 Meter langen, 70 Zentimeter breiten und ebenso tiefen Holzkiste an, die vor ihm auf dem Betonboden der Lagerhalle stand.

Reitan sah hinein. Sein Blick fiel auf einen grün-grau lackierten kegelförmigen metallischen Gegenstand mit kyrillischer Aufschrift in Weiß, der in eine Schaumstoffeinlage eingebettet war. Er schätze, dass das Objekt eine Höhe von etwa 175 cm bei einem Durchmesser von 60 Zentimetern an der Basis aufwies. Die kyrillische Aufschrift konnte er in Ermangelung von Kenntnissen der russischen Sprache nicht entziffern.

Matthias hatte zweifelsohne Recht - das Ding sah wirklich wie eine Waffe aus, mutmaßlich ein Artilleriegeschoss oder ähnliches.

Das war gar nicht gut.

Doch warum eigentlich?

Er würde sich doch verdammt noch mal umbringen, also warum sollte er an dieses Objekt - was auch immer es sein mochte - auch nur einen einzigen Gedanken verschwenden?

Warum sollte er an seine Firma oder an allfällige juristische Konsequenzen in der Zukunft noch einen einzigen Gedanken verschwenden?

„Siehst Du nun, was ich meine? Wir sitzen tief in der Scheiße, Claus, um es mal mit aller Deutlichkeit zu formulieren. Was auch immer das ist, es dient sicher nicht der Energieerzeugung. Es scheint weder auf den Ladelisten, noch auf den Rechnungen für die Zollerklärung auf. Vor uns liegt irgendetwas Illegales, so viel ist offenkundig. Das hat sicher mit der Russenmafia zu tun. In Russland steht doch so gut wie alles zum Verkauf. Die Frage ist: Was machen wir jetzt, Claus? Mit diesem Ding?“

Reitan schwieg.

„Wir können wohl kaum die Russen anrufen und ihnen sagen „Entschuldigung, wir haben Ihre Schmuggelware leider zufällig entdeckt und wollten nur anfragen, was wir damit machen sollen.“ Claus, wir sind Mitwisser, die schicken uns jemanden und man findet uns dann irgendwo mit einer Kugel im Kopf. Die Russen fackeln da nicht lange. Und wenn wir die Behörden informieren, glauben die sicher, wir sind darin verwickelt. Die werden uns erst mal in U-Haft nehmen und endlos verhören. Davon wird die Presse Wind bekommen und dann ist die Sache mit den Banken endgültig gelaufen. Dann ist die Firma erledigt.“

Reitan schwieg noch immer.

Claus, was sollen wir jetzt tun?“, fragte Matthias händeringend.

Reitan blickte sich kurz um und sah seinem Freund in die Augen, während er sprach.

„Du wirst jetzt erst mal diese Kiste wieder vernageln. Du wirst das selbst machen und nicht irgendeinen Arbeiter dafür holen, hörst Du? Danach wirst Du die Mitarbeiter darüber in Kenntnis setzten, dass Halle 6 einstweilen nicht zu benutzen ist. Die Halle ist ohnehin so gut wie leer. Sag ihnen irgendwas, keine Ahnung, ein Statiker muss sich die Halle erst ansehen, weil ein Stapler gegen einen der Stützpfeiler gefahren ist. Dir fällt schon was ein. Die Halle wird verschlossen und Du redest mit niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen über Deine Entdeckung. Ich muss erst mal über die Situation nachdenken. Meine Güte, schon als Kind hat Dich Deine verdammte Neugier in Schwierigkeiten gebracht. Musst Du Deine Nase immer in alles reinstecken?“

„Aber was willst Du machen, Claus? Du wirst das Ding doch wohl nicht weitertransportieren? Bestimmungshafen ist Jebel Ali. Du weißt, über Dubai schmuggeln beispielsweise die Iraner und weiß Gott wer noch, alles was das Diktatorenherz so begehrt. Dieses Ding kann ja weiß Gott was sein. Vielleicht sogar eine biologische oder chemische Waffe. Du kannst auf keinen Fall zulassen, dass irgendein durchgeknallter Irrer in Teheran irgendeine hochgefährliche russische Waffe in die Finger bekommt. Vielleicht ist sie auch für Terroristen bestimmt, al Kaida oder was weiß ich. Claus, hier geht’s um Menschenleben.“, Propfes Stimme war schrill, fast hysterisch.

„Hättest Du Dich ausnahmsweise mal aus fremden Angelegenheiten rausgehalten, stünden wir überhaupt nicht vor dieser Fragestellung. Nur fürs Protokoll. Aber um Dich zu beruhigen: Nein, ich habe nicht vor, dieses Frachtstück weiter zu transportieren. Sag Deinen Jungs, Sie sollen den beschädigten Beta One Container in einen unserer Container umladen - ohne unser Fundstück hier…“, er deutete auf die Kiste, „…und gemeinsam mit den anderen sieben auf ihren Weg nach Neapel bringen.“

Sein Blick fiel wieder auf den Kegel, wobei er plötzlich eines zweiten in der Kiste befindlichen Objekts gewahr wurde - einem unscheinbaren stahlgrauen Zylinder von vielleicht zwanzig Zentimetern Länge und einem Durchmesser von etwa fünf.

„Was ist das?“, fragte Reitan mehr laut denkend als an sein Gegenüber gerichtet und griff nach dem Zylinder.

Der Zylinder bestand anscheinend aus zwei ineinandergesteckten Einzelteilen.

Reitan zog. Matthias ließ ihn nicht aus den Augen.

Der äußere Teil bewegte sich mit einem metallischen Kratzgeräusch und gab schließlich den Blick auf das den inneren Teil bildende einseitig verschlossene Rohr frei. Er blickte in die Öffnung des Rohrs.

„Da ist was drin.“, stellte Reitan fest und versuchte den Inhalt mit einem Finger herauszuziehen - es kamen eine Anzahl von mit kyrillischer Schrift bedruckten Papieren zum Vorschein.

Vielleicht gibt uns das hier Aufschluss darüber, womit wir es zu tun haben., bemerkte Reitan, drehte sich um und ließ Matthias allein in der Halle stehen.

„Und Du erledigst das wie besprochen!“, war das letzte, das Propfe noch hörte, bevor der Mann, den er seit fast vierzig Jahren kannte, durch die Hallentür verschwand.

Wusste Claus wirklich von nichts?, fragte sich Matthias bange.

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