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Die Wiege des Imperiums

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Seit Tagen saß Captain Cortez in einer Kabine des riesigen Imperialen Jägerträgers Charon und starrte aus dem Fenster. Nicht, dass sich dort draußen viel tat. Es war auf Dauer eine recht langweilige Aussicht und mehr und mehr fühlte er sich wie ein Gefangener. Er hatte der Admiralität seine Ergebnisse vorgetragen und die hatte gelauscht und geschwiegen und ihn dann „auf sein Zimmer geschickt“. Jedenfalls kam ihm das so vor. Ein paar Stunden später war Admiral Verhoeven erschienen, hatte gelächelt, ihm auf die Schulter geklopft und ihm gesagt, er solle seine Sachen von der Nova holen. Er hatte den Satz nicht mit den Worten „denn Sie bekommen ein neues Kommando“ beendet, sondern gar nicht. Nur, dass er sein Zeug holen sollte. Widerwillig war er dem Befehl nachgekommen und hatte später aus seiner Kabine mitverfolgen können, wie die Nova, das Schiff, das seit Jahren unter seinem Kommando stand, in den Tiefen des Alls verschwand. Ob man sie wieder in die Rhein Provinz geschickt hatte, aus der er gekommen war? Immerhin waren sie fast drei Jahre lang unterwegs gewesen, um in der Todeszone, zu der das Delbianische Reich geworden war, herauszufinden, wie es zu dieser Katastrophe gekommen war. In der Zwischenzeit musste also ein anderes Schiff in „seinem Reich“ die Aufgaben der Nova übernommen haben.

Wie üblich kam ihm das ganze sehr merkwürdig vor. Erst luden sie ihn zu einer hochkarätigen Sitzung ein, dann schickten sie ihn in die Diaspora und als er ihnen die Antworten brachte, nach denen sie verlangt hatten, sperrte man ihn in eine Zelle mit Aussicht und ließ ihn im eigenen Saft schmoren.

Es klopfte an der Tür und er öffnete. Admiral Verhoeven stand davor und lächelte.

„Und, haben Sie sich schon eingelebt?“

Cortez gab einen Grunzlaut von sich.

„Das klingt nicht sehr erfreut.“

„Warum nur.“ Cortez deutete auf die kleine Kabine. „Ich würde Ihnen ja einen Platz anbieten, aber…“

„Ja, ich weiß“, nickte der Admiral. „Genau genommen bin ich auch hier, um Ihnen einen Platz anzubieten.“

Cortez horchte auf.

„Aha.“

„Es tut mir leid, dass wir Ihnen bisher nichts gesagt haben“, fuhr der Admiral fort, „aber, Sie wissen ja wie das ist.“

„Geheimniskrämerei allerorten.“

„Sowas in der Art, ja.“ Verhoeven lächelte. „Die Admiralität war sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit. Sie haben nicht nur eine Frage beantwortet, die sie beschäftigt hat, sondern auch eine Richtung für die Zukunft, nun, sagen wir vereitelt.“

„Eine Reihe von Stützpunkten in der Todeszone?!“

„Ja, das war eine dumme Idee. Nichtsdestotrotz hat die Erfüllung dieser Aufgabe dazu geführt, dass Sie… nunja, eine neue Aufgabe bekommen.“

„Und mein Schiff?“

„Bekommt eine andere Aufgabe. Sie werden schon bald verstehen, warum. Und diese neue Aufgabe erfordert, nun, eine Beförderung.“

„Bitte?“ Cortez sah den Admiral fassungslos an.

„Ja. Wir möchten, dass Sie eine bestimmte Angelegenheit untersuchen. Und um diese Angelegenheit untersuchen zu können, müssen Sie eine bestimmte Zugangsberechtigung haben. Und um diese Zugangsberechtigung zu bekommen, müssen Sie Admiral sein. Das war der Grund, warum es solange gedauert hat. Ich bitte das noch einmal zu entschuldigen. Aber nachdem die Admiralität endlich überzeugt davon war, dass Sie der richtige Mann für den Job sind, musste sie erstmal davon überzeugt werden, dass sich eine Beförderung dabei leider nicht umgehen lassen wird. Das hat zu hitzigen Diskussionen geführt, Sie kennen das ja, aber am Ende hat dann doch alles gut geendet, wie man so schön sagt.“ Verhoeven reichte ihm die Hand. „Herzlichen Glückwunsch, Admiral Cortez!“

Mit mulmigem Gefühl schritt er durch den Jägerträger. Er hoffte inständig, dass sich seine Befürchtung nicht bewahrheiten würde. Eine Beförderung zum Admiral konnte nur eins bedeuten: Er musste eins von diesen riesigen Schiffen übernehmen und dann langweiligen Patrouillendienst am Inneren oder Äußeren Ring schieben. Auch wenn das für viele die Erfüllung ihrer Karriere gewesen wäre, er hatte sich immer davor drücken wollen.

Aber… für so was brauchte man ihn nicht. Und man hätte ihn nicht befördern müssen. Es sei denn, dies war der Weg der Admiralität, ihn unter Kontrolle und immer ein Auge auf ihm zu haben. Man klopfte ihm auf die Schulter, gab ihm eine nichtige Beförderung und platzierte ihn dort, wo man immer schön sehen konnte, was er gerade tat. Vielleicht hätte er bei der Sicherheitskonferenz einfach seine Klappe halten sollen. Er hatte ein so angenehmes Leben gehabt in der Provinz. Die saubere Luft des Naturplaneten, die weiten Felder der Agrarwelten, die herrlichen Strände des Erholungsplaneten… Selbst die Gasriesen in den Systemen hatten ihren Reiz gehabt. Einer hatte ein System von Ringen, aus dem sie einmal den Sohn eines Senators retten mussten, der mit seinem Schiff da hinein geflogen war und dann seine Triebwerke beschädigt hatte. All das vermisste er und all das würde er noch mehr vermissen, je länger er auf der sterilen Brücke eines sterilen Kreuzers stehen und die Start- und Landevorgänge seiner Jäger kontrollieren musste.

Auf dem Landedeck traf er Admiral Verhoeven wieder.

„Wir werden zusammen reisen“, meinte der.

„Wissen Sie auch, wo die Reise hingeht?“

„Natürlich.“

„Sagen Sie es mir?“

„Natürlich nicht.“ Der Admiral deutete auf die Markierungen des Schiffes, zu dem sie flogen. „Aber vielleicht finden Sie es selbst heraus.“

Cortez sah aus dem Fenster. Während hinter ihnen der gigantische Jägerträger kaum kleiner wurde, näherten sie sich einem anderen, kleineren Schiff. Es war ein Imperialer Kreuzer, die IK Goethe. Es war ein Schiff der Kaiserlichen Garde, eins der Schiffe, das bis zu den drei Zentralplaneten vordringen konnte, ohne jemals angehalten zu werden.

„Oh“, sagte Cortez mit offenem Mund. Sie würden also zu der Welt reisen, von der er angenommen hatte, dass er sie niemals aus der Nähe sehen würde: Rom!

„Wir fliegen nicht nach Rom“, sagte Admiral Verhoeven nach einiger Zeit, in der sie einander schweigend gegenüber gesessen und in den Weltraum hinausgesehen hatten. Der Flug würde mehrere Tage in Anspruch nehmen und sie beide hatten luxuriöse Kabinen auf diesem Schiff – Verhoevens luxuriöser als die von Cortez, war er doch der dienstältere Admiral und dies sein Schiff. Sie trafen sich zum Essen in der ebenfalls luxuriösen Offiziersmesse und so langsam hatte Cortez das Gefühl, dass die Beförderung vielleicht nicht nur Nachteile mit sich brachte.

„Nicht?“

„Nein.“ Verhoeven schüttelte den Kopf.

„Wohin geht es dann?“

„Nach Köln.“

Cortez sah überrascht aus.

„Warum nach Köln?“

„Weil sich dort die großen Archive befinden.“

Die Imperialen Archive, die Orte, an denen das gesamte Wissen der Menschheit gesammelt war.

„Ich dachte, die sind auf Washington.“

„Ja“, stimmte Verhoeven zu. „Das ist der generelle Gedanke.“

Womit der Admiral meinte: Das soll jeder denken! Schon wieder diese Geheimhaltung. Cortez fragte sich einmal mehr, wofür? Oder wogegen? Wegen wem machte man so ein Getue um alles? Hätte die Menschheit, als sie ihre Heimat, die Erde, verließ und in den Weltraum auswanderte, nicht offener und freier werden müssen? Doch stattdessen, hatte der ehemalige Captain das Gefühl, war alles nur noch viel schlimmer geworden. Jedenfalls nach dem, was er sich über die Vergangenheit der Erde zusammenreimte. Die Geschichtsbücher waren auch hier sehr vage und das, woraus er seine Informationen bezog, waren die literarischen Erzeugnisse der Vergangenheit. Bücher. Und Filme. Es waren viele erhalten geblieben. Vieles davon war krude, aber es war alles mit soviel mehr Phantasie gemacht, als die Dinge, die die Künstler des Imperiums zustande brachten. Vielleicht, dachte er manchmal, weil man noch seine Phantasie benutzen musste. Wenn man nicht selbst erleben konnte, wie es war, durch den Weltraum zu reisen, dann musste man es sich eben ausdenken. Man hatte fremde Welten und fremde Wesen geschaffen, Kriege der Sterne, aber auch friedliche Missionen hinaus ins All, um andere Welten und andere Wesen kennenzulernen, in Freundschaft, nicht um sie zu bekämpfen. Die Künstler des Imperiums waren irgendwie einfältiger, weniger phantasiereich.

„Wir besuchen also die Imperialen Archive?“ murmelte Cortez, der nicht mit einer Antwort rechnete, jedenfalls mit keiner umfangreichen.

„Ja“, nickte Verhoeven. „Sie bekommen eine neue Aufgabe von uns, ich glaube, das sagte ich schon.“

„Ja, das sagten Sie schon.“ Cortez seufzte. „Und was soll ich für Sie tun? Das Imperiale Archiv aufräumen?“ Hatte man ihn als so eine Art Imperialen Hausmeister engagiert?

„Etwas in der Art.“

Na super. Cortez seufzte wieder, aber diesmal lauter.

„Sie sollen für uns etwas finden. Etwas, das wir vor langer Zeit, nunja, verlegt haben und das wir gerne wieder finden würden.“

„Und was soll das sein?“ zischte Cortez genervt.

Verhoeven lächelte. „Die Erde.“

Staunend schritt Cortez durch die riesige Halle. Er hatte diese Architektur nur auf Bildern und in Filmen gesehen. Es gab Säulen und geschwungene Wände und alles war riesig.

„Es ist einem Bauwerk nachempfunden, das ‚der Petersdom’ hieß“, klärte Verhoeven ihn auf. „Diese Art Architektur findet man nur auf den Zentralplaneten.“

Das glaubte ihm Cortez sofort. Alles war so ausladend, so verschwenderisch, und doch imposant und beeindruckend. Sie liefen durch die großen Hallen und langen Flure, ohne dass ihnen viele Menschen begegneten. Dieses Gebäude, riesig wie es war, war nur einer kleinen Anzahl von Menschen vorbehalten. Und Cortez war nun einer dieser Menschen.

„Das Archiv selbst befindet sich in geschützten Räumen unter diesen Sälen“, erklärte Verhoeven. „Andererseits“, meinte er dann nachdenklich, „kann es sein, dass man auch mir nicht immer die Wahrheit erzählt.“ Er seufzte. „Ich nehme an, es gibt mehrere Archive, die alle geschickt über das Imperium verteilt sind. Jedenfalls würde ich es so handhaben. Aber wer fragt mich schon?“

Sie betraten eine weitere große Halle. In ihrer Mitte gab es einen großen, runden Tisch mit einem Loch in der Mitte. Sämtliche Flottenadmiräle hätten hier Platz gefunden, und ein paar schneidige Kapitäne dazu.

„Und da sind wir auch schon“, meinte Verhoeven ironisch. „Zu traurig, dass es hier keinen Fahrdienst gibt. Diese Gebäude neigen wirklich dazu, sich unendlich hinzuziehen.“

„Was ist das?“ Cortez deutete auf den Tisch.

„Das ist Ihr Arbeitsplatz.“

„Und von hier soll ich die Erde suchen.“

„Ja.“ Verhoeven hob die Schultern. „Irgendein Problem?“

„Nun…“

„War nur ein Scherz“, meinte der Admiral und klopfte ihm auf den Arm. „Das hier ist der große Kartensaal. Hier sind Sie mit allen Sternkarten des Archivs verbunden und können sie“, Verhoeven gab etwas in eine kleine Fernbedienung ein, „auch direkt abrufen.“ Über dem Tisch erschien ein vollständiges holographisches Abbild der Galaxie. Jedenfalls nahm Cortez an, dass es vollständig war. „Vollständigeres Kartenmaterial finden Sie nicht.“ Verhoeven deutete auf eine kleine Region in einem der Spiralarme. „Da sind sogar die Informationen, die Sie auf Ihrer Reise durch die Todeszone gesammelt haben, schon eingetragen.“

Cortez staunte. Dann sah er den Älteren an.

„Wo ist dann das Problem?“

„Bitte?“

„Na, wenn Sie alle Informationen haben, warum können Sie die Erde dann nicht finden?“

„Das ist eine interessante Frage“, stimmte der Admiral zu. „Versuchen Sie es.“ Er reichte Marco die Fernbedienung. „Da können Sie alles eingeben, was Sie brauchen.“

Cortez nahm sie und gab das Wort „ERDE“ ein. Die klare, in roten Buchstaben leuchtende Antwort war: *KEINE INFORMATIONEN*.

„So einfach ist das offenbar nicht“, murmelte der Admiral.

„Weiß man, warum?“

„Nun, die Position der Erde wurde offensichtlich… gelöscht?“

„Die Position?“

„Möglich.“

„Aber dann…“ Cortez gab ein paar Dinge in die Fernbedienung ein. „Wenn man die Erde selbst, also das ganze Sonnensystem, einfach gelöscht hat, dann…“

*KEINE INFORMATIONEN*

„…hätte der Computer das Sonnensystem anhand der Gravitation, die es hat, finden oder zumindest als Anomalie angeben müssen.“

„Man hat die Erde also nicht einfach gelöscht.“

„Offenbar nicht“, murmelte Cortez.

„Also ist sie noch irgendwo da drin verzeichnet.“

„Das… weiß ich nicht. Wissen Sie es nicht?“ Cortez sah den Admiral misstrauisch an.

„Würden wir sonst einen solchen Aufstand darum machen?“

„Ja“, nickte der ehemalige Captain.

„Gut, da haben Sie wohl recht.“

„Warum wurde die Erde aus den Archiven entfernt? Warum wird ein so großes Geheimnis um ihren Standort gemacht?“

„Das müssen Sie den Großadmiral fragen.“

„Holen Sie ihn her!“

Verhoeven konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Ich habe ihm gesagt, dass Sie das sagen würden.“

„Und?“

„Er kommt morgen, zusammen mit ein paar anderen hohen Admirälen. Dann können Sie ihm all Ihre Fragen stellen.“

„Wird er sie beantworten.“

„Sicher.“

„Ehrlich?“

„Was denken Sie denn?“

Den Rest des Tages arbeitete sich der frischgebackene Admiral Cortez in die Bedienung des Archivs ein. Als am nächsten Morgen die hohen Admiräle kamen, war er bestens vorbereitet.

„Treten Sie doch bitte ein“, empfing er sie und bot den vier älteren Herren die Stühle an, von denen es mehr als genug um den runden Tisch gab.

Großadmiral Berlitz rümpfte die Nase und nahm Platz. Die anderen taten es ihm nach, lediglich Verhoeven mit einem leisen Lächeln.

„Sie haben die Erde gefunden?“ fragte der Großadmiral ein wenig ruppig.

„Nein“, schüttelte Cortez den Kopf.

Der Großadmiral schickte sich an, aufzustehen.

„Dann können wir ja…“

„Moment, bitte“, unterbrach ihn Cortez. „Es gibt mehrere Gründe, warum ich die Erde noch nicht gefunden habe.“

„Aha.“ Berlitz wirkte interessiert. „Und die wären?“

„Nun, der Hauptgrund ist, weil ich nicht ganz sicher bin, was genau meine Aufgabe ist.“

Die Admiräle sahen ihn verwirrt an.

„Sie sollen die Erde finden.“

„Ja?“ Cortez wippte mit dem Kopf. „Ist es das? Oder wollen Sie herausfinden, ob ich die Erde finden kann?“

„Wo ist denn da der Unterschied?“

„Ganz einfach“, lächelte Cortez. „Das Imperium hat die Erde aus den Archiven verschwinden lassen und ich nehme an, das hat einen bestimmten Grund. Möglicherweise kennen Sie, meine Herren, diesen Grund. Und möglicherweise möchten Sie lediglich die Wiege der Menschheit wieder finden. Möglicherweise aber ist der Grund so schwerwiegend, dass die Erde verschwunden bleiben sollte. Sie wollen vielleicht sichergehen, dass niemand die Erde finden kann, selbst wenn er das umfangreichste Archiv des Imperiums benutzt.“

„Warum macht das einen Unterschied?“ fragte der Großadmiral, der sich nicht schlüssig zu sein schien, ob er überrascht oder verärgert sein sollte.

„Weil Sie mich möglicherweise verschwinden lassen, falls ich die Erde wirklich finden sollte.“

„Interessante Idee.“ Der Großadmiral zeigte ein humorloses Lächeln. „Vielleicht geben Sie uns aber auch so genug Grund dafür.“

„Gut möglich“, stimmte Cortez zu. „Jedenfalls ist diese Ungewissheit der Grund dafür, warum ich mit meiner Arbeit gewartet habe, bis Sie alle hier waren.“

„Wieso das?“ wollte einer der anderen Admiräle wissen.

„Nun, weil Sie im Zweifel dann auch Sie alle verschwinden lassen müssen.“

„Ich fürchte, da irren Sie sich“, warf Verhoeven amüsiert ein. „Aber der Grundgedanke war nicht verkehrt.“

„Können wir dann anfangen?“ unterbrach der Großadmiral.

„Natürlich.“ Cortez griff sich die Fernbedienung. „Ich habe das Archiv so weit programmiert, dass wir mit der Suche beginnen können.“

„Wie ich hörte, wurde der Begriff Erde offensichtlich gelöscht.“

„Ja, da hörten Sie richtig, aber ich wollte auch nicht nach dem Wort Erde suchen.“

„Wonach denn dann?“

„Nach… gewissermaßen ihrer Zusammensetzung.“

„Ich verstehe kein Wort“, schnaubte Berlitz.

„Nun, was wissen Sie über die Erde und ihr Sonnensystem?“

„Sie… hatte eine Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre. Aber ich glaube nicht, dass uns das weiterbringt.“

„Nein, ich setze das in die Kann-Kategorie. Wer weiß, wie die anderen Planeten des Sonnensystems heißen?“

„Ist das hier eine Schulstunde?“

„Sowas in der Art. Also, Großadmiral?“

„Mars. Venus. Merkur.“

„Sehr gut. Das sind drei. Sonst jemand?“

„Saturn. Kurno.“

„Kurno?“

„So steht es in den Geschichtsbüchern.“

„Ich glaube, ehrlich gesagt, das ist eine Fehlinformation. Möglicherweise eine, damit man die Erde nicht finden kann. Admiral Verhoeven?“

„Pluto. Und Jupiter?“

„Sehr gut.“

„Woher wissen Sie eigentlich soviel darüber?“ wollte der Großadmiral misstrauisch wissen.

„Alte Bücher. Und alte Filme. Da werden die Namen genannt. Also, was haben wir: Mars, Venus, Merkur, Saturn, Pluto, Jupiter und Erde. Das sind… sieben.“

„Aha.“

„Ich habe nachgeschlagen, da gab es auch noch einen Uranus und Neptun, also insgesamt neun Planeten. Suchen wir also nach einem Sonnensystem mit mindestens sieben Planeten.“

„Warum nur sieben?“

„Damit wir ein wenig Spiel haben. Gut, was wissen Sie noch über die Planeten?“

„Einer war kalt.“

„Geben wir das ein. Wird wohl einer der äußeren sein. Sonst was?“

„Gasplaneten?“

„Das ist ein bisschen zu ungenau. Aber einer davon hatte Ringe.“

„Hilft uns das?“

„Vielleicht. Was ist mit der Erde? Irgendetwas Spezifisches?“

„Nein.“

„Wieviel Monde hatte sie?“

„Keine Ahnung. Drei?“

„Einen.“ Cortez gab es ein. „Das sind vage Informationen, aber da wir davon ausgehen müssen, dass die Informationen in den Archiven möglicherweise verändert wurden, müssen wir mit dem arbeiten, was wir mit relativer Sicherheit sagen können.“ Der ehemalige Kapitän deutete auf die Karte der Galaxis und auf die Suchparameter, die er eingab. „Wir suchen nach einem Sonnensystem mit mindestens sieben Planeten. Einer davon hat Ringe. Der dritte Planet, welcher die Erde wäre, hat nur einen Mond. Und hatte vor Jahrtausenden eine Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre, falls das verzeichnet ist.“

„Ist das alles?“

„Nein, da ist noch etwas. Das System lag nicht im Kern der Galaxis, sondern in einem der äußeren Spiralarme.“

Großadmiral Berlitz sah Cortez an. „Damit wollen Sie die Erde finden?“

Cortez sah ihm in die Augen. „Probieren wir es aus.“

Der Großadmiral dachte einen Moment nach. Noch immer suchte der Computer das Archiv nach möglichen Sonnensystemen durch, auf die diese Beschreibung passen könnte.

„Was, wenn Sie eins finden?“ fragte er dann. „Wollen Sie dann dahin fliegen?“

„Nein.“ Cortez schüttelte den Kopf.

„Warum nicht?“

„Weil ich nicht annehme, dass ich dort etwas finden werde.“

„Dann war diese ganze Suche also umsonst?!“

„Nein“, wiederholte Cortez. Der Computer begann zu piepen und ein System in einem Arm der Galaxis wurde angezeigt. „Wie lang ist es her, dass die Erde ihre große Zeit hatte? Vor dem Imperium, meine ich?“

„Sagen wir 10.000 Jahre.“

„Genau.“ Cortez deutete auf eine Stelle auf der Karte. „Ich würde also nicht zu diesem System fliegen, sondern zu einem Punkt hier, etwa 10.000 Lichtjahre davon entfernt.“

„Und was würde Ihnen das bringen?“ rief einer der anderen Admiräle aufgebracht.

„Einen Beweis, den niemand fälschen – und den niemand beseitigen kann. Wie Sie wissen hat die Erde in ihrer Hochzeit viele Botschaften ausgestrahlt. Die Medien nannten sich Radio und Fernsehen – und all diese Botschaften bewegen sich seit ihrer Ausstrahlung mit Lichtgeschwindigkeit durch das Weltall. Ich muss also nur mit einem Schiff, das ein starkes Radioteleskop hat, zu einem Ort fliegen, an dem diese Signale gerade erst ankommen und kann dort die komplette Geschichte der Erde aufzeichnen, wenn ich das will.“ Er sah den Großadmiral an. „Auf diese Weise lässt sich die Erde also finden – wenn man weiß, wonach man suchen muss.“

Berlitz seufzte. „Das ist eine Möglichkeit, die wir nicht in Betracht gezogen hatten.“

„Man könnte das Archiv anders programmieren“, schlug Cortez vor. „Wir haben gesehen, welche Parameter zum Erfolg führen. Das Archiv ließe sich bestimmt so verändern, dass auch in diesem Fall kein System angezeigt wird… oder ein völlig anderes System.“ Er sah den Admiral ernst an. „Die Frage ist: Vor wem verstecken wir die Erde?“

„Vor einem brutalen Feind“, sagte der Großadmiral leise, „dessen Ziel es ist, alles Leben in der Galaxis zu vernichten und der deshalb auch zum Heimatplanet jeder einzelnen Rasse reisen würde, nur um dort auf den Gräbern der Toten zu tanzen und der erst dann glücklich in seine Heimat zurückkehren wird, wenn er dieses Ziel erreicht hat.“

Cortez dachte einen Moment nach. Dann nickte er. „Ich glaube, dann habe ich eine Idee, welches System er finden sollte, wenn er nach der Erde sucht!“

Legenden des Imperiums

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