Читать книгу Machu Picchu - Die Stadt des Friedens - Martin Fieber - Страница 17
Auf dem Weg nach Machu Picchu
ОглавлениеIm Schnittpunkt der Unendlichkeit
Gehst du, dem Licht dich schenkend,
in eine neue Wesenheit ...
Die Zukunft ist Vergangenheit,
in Raum und Zeit sich senkend.
Der zweite ganze Tag in Peru endete damit, dass wir nach unserer Busreise durch das Heilige Tal der Inka in unser Bett fielen, denn am nächsten Morgen früh um sechs Uhr fuhr der Zug nach Machu Picchu.
Heute, an unserem dritten Hochzeitstag, würden wir auf Machu Picchu ankommen. Ich konnte es kaum erwarten und war froh, als der Zug endlich losfuhr. Es wurde langsam hell und wir fuhren am Anfang ungefähr eine halbe Stunde durch die ganzen Armenviertel von Cusco. Auch hier sah man viele herrenlose Hunde in einer Dumpfheit versunken durch die Schlammgassen marschieren. An jeder Ecke standen zusammengeflickte Fußballtore. Kinder, vielleicht vier Jahre alt, schleppten Körbe, die größer waren als sie selbst.
Wir fuhren aus Cusco in das Heilige Tal hinein. Die Landschaft wurde wieder abwechslungsreicher, dafür aber karger. Überall lagen Lehmbacksteine gestapelt auf den Feldern neben den armseligen Hütten. Auch hier gingen, wo man weit und breit keine Hütte sah, Kinder mit ihren Körben durch die weiten Felder. In regelmäßigen Abständen standen wieder die gewohnten Fußballtore und wenn man die Jugendlichen betrachtete, sah man, dass zwei von dreien Fußballtrikots von irgendwelchen Mannschaften trugen. Auch hier sind mitten auf dem Land auf ganz vielen Häusern kleine Kreuze auf den Dächern angebracht und Marienstatuen säumen den Wegesrand. Alle sehr einfach aus Holz gehalten, im Gegensatz zu den blinkenden und verkitschten Kreuzen in Lima und Cusco. Hier auf dem Land fühlt man die totale Entfremdung der Einwohner noch mehr. Die Wurzel ist herausgerissen, ihr eigentlicher Glaube existiert nicht mehr. Und die seelischen Wunden werden täglich mit Alkohol und Koka-Blättern betäubt. Die grandiose Natur, die alles mit Leben durchdringt, ist das einzige, so glaube ich, das diese Menschen am Leben erhält.
Fährt man mit dem Zug an Dörfern mit ihren türkisfarbenen, violetten und blauen Hütten vorbei und winkt den Menschen zu, wird teilweise überschwänglich und teilweise verängstigt, zurückgewinkt. Aber ein Funke der göttlichen Freude, die in jedem Menschen verankert ist, kommt zum Vorschein. 10 Sekunden später sind die Menschen wieder in ihrem Trott des Alltages versunken.
Aber ein Funke der göttlichen Freude, die in jedem Menschen verankert ist, kommt zum Vorschein
Der Zug überquerte den Urubamba und schlängelte sich neben ihm bis nach Ollantaytambo, dem Ort, den wir schon am gestrigen Tag besucht hatten. Ab Ollantaytambo gibt es keine Straße mehr und die einzige Möglichkeit nach Machu Picchu zu kommen ist der Zug. Wer es eilig hat, und dies sind im prachtvollen Peru mit Sicherheit nur einige unverbesserliche Touristen, kann mit dem Bus nach Ollantaytambo fahren und von dort mit dem Zug weiter. Man spart, glaube ich, eine Stunde.
Die Zugstrecke wurde immer abenteuerlicher, der Zug schlängelte sich durch immer schmalere Schluchten, bis er auch am berühmten Kilometer 88 vorbeikam, dem Beginn des ca. viertägigen Inka-Trails nach Machu Picchu. Die Natur wird immer grandioser, immer fülliger, immer subtropischer, denn Machu Picchu liegt am äußersten Rand des Amazonas. Insgesamt nach ca. 115 Kilometern und dreieinhalb Stunden Fahrt endet die Zugfahrt in Aguas Calientes, ein Ort mit heißen Quellen. Es gibt kleine preiswerte Hotels, viele süße Restaurants direkt an den Bahnschienen, der Rest ist Schmutz, Staub und Dreck.
Von hier folgt man den Massen der Tagestouristen und kommt, nachdem man einen kleinen Markt durchwandert und eine Brücke überquert hat, zur kleinen Busstation. Alle Busse fahren hier zur 8,5 Kilometer entfernten Ruinenstadt Machu Picchu, die ungefähr eine halbe Stunde später und nach endlos erscheinenden Serpentinen 500 Meter höher erreicht wird. Außer in Lima ist in Peru Hektik ein Fremdwort, allerdings muss man sich auch in Aguas Calientes auf ein bisschen Drängeln und Hetzen einlassen, bis man in seinem Bus zu den Ruinen sitzt. Kein Wunder, denn die Touristen, die viereinhalb Stunden später schon wieder im gleichen Zug zurück sitzen müssen, haben nicht viel Zeit zu verlieren.