Читать книгу Caesar im Senat niedergestochen! - Martin Held - Страница 10
Bauern und Heer
ОглавлениеDas Verbot offener Handels- und Geldtransaktionen schränkte den ökonomischen Spielraum der Senatoren ein. Zwar konnten sie Insidergeschäfte tätigen oder sich über Strohmänner an den ritterlichen Pachtgesellschaften beteiligen, doch ihre Haupteinnahmequelle lag im Besitz von Grund und Boden. So gingen sie daran, ihre Güter zu vergrößern. Sie stellten die landwirtschaftliche Produktion auf Oliven-, Obst- und Weinanbau um, der hohe Renditen versprach. Und sie beschäftigten immer mehr Sklaven, die durch die Feldzüge nach Italien gespült worden waren. Darüber hinaus okkupierten die Gutsherren große Teile des freien Staatslandes (ager publicus), um dort ihr Vieh weiden zu lassen. Die Agrarstruktur Italiens änderte sich dadurch einschneidend. Hatten bis ins 2. Jahrhundert hinein noch winzige Familienbetriebe dominiert, entwickelte sich jetzt ein harter Verdrängungswettbewerb, dem die Kleinbauern nicht gewachsen waren. Was sie mit ihrer Hände Arbeit schufen, konnte mit den Billigangeboten auf dem Markt nicht konkurrieren. Kamen dann noch witterungsbedingte Missernten hinzu, mussten die gebeutelten Landwirte Kredite zu Wucherzinsen aufnehmen, um neues Saatgut kaufen zu können. Die Schuldenfalle schnappte zu. Am Ende stand nicht selten der Verkauf ihres Eigentums an reichere Nachbarn. Bettelarm zogen die gescheiterten Existenzen nach Rom, wo sie als Tagelöhner ihr Leben fristeten. Dort verstärkten sie das städtische Proletariat, das zu einem latenten Unruheherd wurde.
Doch nicht nur die Habgier der Großgrundbesitzer trug zum Elend des Bauernstandes bei. Die ländliche Bevölkerung stellte auch das Gros der Soldaten in den Legionen. Weil die Kriege Roms in immer entfernteren Weltgegenden ausgefochten wurden und die militärischen Kampagnen auch immer länger dauerten, fehlten die Männer auf den Gehöften oft für sechs Jahre. Das Milizsystem, konzipiert für kurze Waffengänge in den Sommermonaten zwischen Aussaat und Ernte, konnte solchen Anforderungen nicht genügen. Allein der Guerillakrieg, der sich im 2. Jahrhundert in Spanien entwickelte, band jedes Jahr vier Legionen. Auch im keltisch-ligurischen Oberitalien mussten in dieser Zeit zwischen vier und sechs Legionen – jede vier- bis fünftausend Mann stark – stationiert werden. Hier wie dort gab es bei den feindlichen Stämmen keine große Beute zu holen. Der Sold fiel außerdem zu schmal aus, um die Daheimgebliebenen über Wasser halten zu können. Das alte Rekrutierungsverfahren brach zusammen. Im Jahr 151 kam es zu ersten Wehrdienst- und Befehlsverweigerungen, die Fahnenflucht nahm zu. Der Senat reagierte darauf, indem er entlassenen Soldaten, die ihre Pflicht erfüllt hatten, kleine Ackerparzellen in Aussicht stellte. Diese Art der Rentenversorgung konnte aber nur so lange funktionieren, wie freies Land im Süden und Norden des italienischen Stiefels zur Verfügung stand. Ohne es zu wollen, hatten die Aristokraten damit ein Konfliktfeld eröffnet, das noch zu Caesars Zeiten für innenpolitischen Zündstoff sorgte.