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Von Kopfgeldjägern gehetzt

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Wir schreiben das Jahr 81 v. Chr. – Caesar widersetzt sich Sulla und muss aus Rom fliehen.

Der viermalige Konsul Cinna war Ende des Jahres 84 von meuternden Soldaten erschlagen worden. In Rom hatte daraufhin Caesars Vetter, der Sohn seines Onkels Marius, verfassungswidrig die Macht übernommen. Der Optimaten-Führer Sulla, der von 87 bis 85 im Osten Krieg gegen König Mithridates von Pontus geführt hatte und in seiner Abwesenheit zum Staatsfeind (hostis) erklärt worden war, nahm sich vor, das populare Regime in der Stadt am Tiber von der Bildfläche zu tilgen. Er landete 83 mit 40 000 ihm treu ergebenen Soldaten auf italischem Boden, ließ sich von dem knapp 24 Jahre alten Gnaeus Pompeius (106 bis 48) drei weitere Legionen zuführen und marschierte auf Rom. Am 1. November 82 besiegte er die Marianer in einer verlustreichen Schlacht. Der Senat übertrug ihm das Amt eines Diktators zur Neuordnung des Staates. Mit kühl kalkulierter Grausamkeit machte er sich ans Werk. Systematisch beseitigte er die Gegner der Senatsoligarchie. Auf dem Forum wurden Listen mit den Namen all jener angeschlagen, die mit Marius und Cinna gemeinsame Sache gemacht hatten. Pro Kopf sollten Denunzianten und Mörder eine Belohnung von 12 000 Denaren erhalten. Das Vermögen der Proskribierten, also der öffentlich Ausgeschriebenen, wurde eingezogen, die Söhne und Enkel der für vogelfrei erklärten Senatoren wurden von allen Staatsämtern ausgeschlossen. Insgesamt 4700 Personen, darunter vierzig Senatsmitglieder, 1600 Angehörige des Ritterstandes und unzählige Unbeteiligte fielen dieser bis dahin beispiellosen Säuberung zum Opfer. Durch die Versteigerung konfiszierter Landgüter wurden einige sullanische Mitläufer steinreich. Marcus Licinius Crassus (ca. 115 bis 53), der später für Caesars Schulden bürgte, gehörte ebenso dazu wie jener Gnaeus Pompeius Magnus, gegen den Caesar später im Bürgerkrieg kämpfte.

»Über der blutigen Jagd nach den Proskribierten und seiner sonstigen Tätigkeit hatte Sulla anfänglich Caesar ganz übersehen«, berichtet der kaiserzeitliche Biograf Plutarch in seinen Lebensbeschreibungen großer Griechen und Römer (»Vitae parallelae«). Der Julier war zu jung, um sich politisch schon diskreditiert zu haben. Doch verlangte der Diktator als Zeichen guten Willens, er möge sich wenigstens von Cinnas Tochter Cornelia trennen. Obwohl Caesar gewusst haben muss, dass man sich Sullas Anweisungen nicht straflos widersetzen konnte, weigerte er sich standhaft. »Weder mit Versprechungen noch mit Drohungen« sei der Herr Roms ans Ziel gekommen, so Plutarch weiter. Und der Historiker Sueton (ca. 70 bis 150 n. Chr.) ergänzt: »Deshalb wurde er [Caesar] seiner Priesterstelle enthoben, der Mitgift seiner Frau und seiner Erbschaften beraubt und als zur Gegenpartei gehörig betrachtet.« Nun wurde dem Neunzehnjährigen das Pflaster in der Stadt zu heiß. Er verschwand aufs Land und wechselte Nacht für Nacht vorsichtig das Versteck. Dennoch spürte eine sullanische Patrouille den inzwischen an Malaria erkrankten und völlig entkräfteten Flüchtling auf. In dieser kritischen Lage sprang ihm erstmals die Glücksgöttin Fortuna bei. Cornelius Phagita, der Anführer der »Kopfgeldjäger«, war offenbar im Rahmen seiner bescheidenen Möglichkeiten ein richtiger Ehrenmann. Er nahm die Bestechungssumme von 12 000 Denaren, mit der sich Caesar freikaufte, an und schenkte ihm das Leben. Er hätte auch zweimal kassieren können.

Sulla legte seine diktatorischen Vollmachten im Jahr 79 nieder und zog sich ins Privatleben zurück. Er hatte den Senat mit Personen aus der Ritterschaft auf sechshundert Personen aufgestockt, die Geschworenengerichte in die Hand der Senatoren gebracht, die Macht der Volkstribunen beschnitten und die Ämterlaufbahn verbindlich geregelt. Rund 120 000 Veteranen siedelte er auf jenen Grundstücken an, die er seinen Gegnern zuvor abgenommen hatte. Schon im Jahre 78 starb der Ex-Diktator, dessen Reformen zur Stärkung des Senatsregimes ihn nicht lange überlebten. Jetzt erst wagte sich Caesar nach Rom zurück. Dort begann er sich allmählich einen Namen zu machen. Mit Prozessen gegen zwei führende Sullaner versuchte er sich als Redner und Anwalt zu profilieren. Er klagte die beiden wegen Ausbeutung ihrer Provinzen an. So paradox es klingt: Gerade dadurch, dass er die Verfahren verlor, siegte er in zweifacher Hinsicht – er empfahl sich dem Volk als popularer Politiker, ohne sich durch eine Verurteilung beim Adel verhasst zu machen.

Caesar im Senat niedergestochen!

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