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Caesar und die Republik

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Caesars Gestalt steht an einem Scheideweg der römischen Geschichte – am Übergang von der Republik zur Monarchie. Die Handlungsoptionen, die ihm der dahinsiechende Staat bot, nutzte er skrupellos. Nicht immer handelte er dabei aus freien Stücken, äußere Umstände und Sachzwänge bestimmten auch seinen Weg. Doch er verkörperte das Leistungsideal der Aristokratie, die in Krieg und Eroberung ihre Erfüllung fand, wie kein anderer vor und nach ihm. Immer der Erste zu sein und nie anderen unterlegen, das war die Krieger-Maxime, der er folgte. So richtete sich sein ganzes Streben darauf, den Feldherren Pompeius Magnus – Vorbild und Rivale gleichermaßen – an Ansehen, Ruhm, Würde und Reichtum zu überflügeln. Die Republik war ihm dabei nicht mehr als eine Kulisse, die man nach Bedarf den einzelnen Akten des Dramas anpassen konnte. Der Faden der Tradition, der seine Ära mit der Vergangenheit verband, war längst gerissen. Caesar blieb bei allen seinen Aktionen stets er selbst, ein kühl kalkulierender Spieler, der auf sein Glück, seine Übersicht, sein taktisches Geschick und sein psychologisches Gespür setzte, wohl wissend, dass Zufälle auch die schönsten Pläne vereiteln können. Nicht umsonst zögerte er einen kurzen Moment, als er den Rubikon überschritt. Das Wagnis erschien ihm ein paar Lidschläge lang als zu groß, um es auf sich zu nehmen. Im nächsten Augenblick aber warf er sämtliche Bedenken über Bord: Seine Ehre war ihm wichtiger als sein Leben und das Leid, das ein Bürgerkrieg verursachen würde.

Um die Jahreswende 45/44 regierte Caesar für fünf Monate in Rom. Mit Milde, Großzügigkeit und Liebenswürdigkeit versuchte er die alten Eliten zu gewinnen, ohne seine Anhänger zu verprellen. Allein, der Spagat misslang. Die Optimaten, die – sofern sie den Bürgerkrieg überlebt hatten – von ihm die Wiederaufrichtung der freien Adelsrepublik erwarteten, sahen sich ebenso getäuscht wie seine Parteigänger, die vom großen Kuchen ein entsprechendes Stück abhaben wollten. So bildete sich in kürzester Zeit eine Opposition, die aus Mitgliedern beider Gruppierungen bestand. Als die Verschwörer an den Iden des März 44 zur Tat schritten, waren sie tatsächlich von der Überzeugung getragen, mit dem Tyrannen auch die Tyrannei zu beseitigen. Schon wenige Stunden nach dem Mord wurde offenbar, dass ihre Hoffnung getrogen hatte. Der Staat in seiner alten Form ließ sich nicht einfach mit 23 Messerstichen reanimieren. Jene Politiker, die einst das Gemeinwesen regiert und repräsentiert hatten, waren auf den Schlachtfeldern verblutet, hatten entweder wie Cato den Freitod gewählt oder fristeten ihr Dasein im Exil. Zwar strengte sich der Senat unter dem Einfluss Ciceros an, nach Caesars Tod das Heft des Handelns wieder in die Hand zu bekommen, doch seine Bemühungen mündeten nur in einen neuen Bürgerkrieg. Knapp fünfzehn Jahre später war der Kampf entschieden. Die Überlebenden beugten sich ihrem Schicksal. Es wurde ihnen leicht gemacht. Der Sieger Octavian streifte ein republikanisches Gewand über, um sein monarchisches Selbstverständnis zu verschleiern. Die Republik aber, die er nach eigenem Bekunden wiederherstellte (res publica restituta), war eine andere als die, deren Verlust Cicero beklagt hatte (res publica amissa). Caesars unrühmliches Ende dokumentiert sein Scheitern und birgt zugleich den Keim eines Neuanfangs. Selbst wenn die Zeitgenossen die Tiefe dieses Einschnitts nicht sofort zu erkennen vermochten, markiert das Attentat aus der Rückschau doch einen Wendepunkt der römischen Geschichte.

Caesar im Senat niedergestochen!

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